Samstag, 24. November 2018

Mit dem Islam kamen Zwangsehen mit Kindern nach Deutschland...

von Thomas Heck...

In der großen Flüchtlingsdebatte der letzten Jahre ist ein Thema völlig untergegangen, nämlich das der Zwangsverheiratungen. Allein in Berlin sind im vergangenen Jahr mehr als 500 Fälle von Zwangsverheiratungen registriert worden - teils geplant, teils schon vollzogen. Das hat eine Umfrage ergeben. Bezeichnend, dass der deutsche Staat dieses Wissen aus Umfragen generieren muss.

Meist werden die Ehen im Ausland geschlossen, Betroffene wurden sogar unter Gewalt dorthin gebracht. Und das in einer Zeit, wo in manchen Gesellschaftsschichten das islamische Kopftuch schon fast als Zeichen einer Emanzipation angesehen wird. So berichtet der RBB, traut sich aber nicht, alles zu sagen. Da war die Welt schon im Jahre 2016 weiter, als sie titelte: Mit den Flüchtlingen kommt die Kinderehe nach Deutschland. Und damit auch die Zwangsheirat. Auch auf dem Heck Ticker haben wir das Thema immer wieder angeprangert, z.B. die Rolle vom damaligen Bundesjustizminister Heiko Maas bei der Kinderehe. Zur Belohnung wurde er sogar Außenminister. Geändert hat sich seitdem nichts.




Einer Umfrage zufolge sind in Berlin im vergangenen Jahr mehrere Hundert Zwangsheiraten oder Versuche dazu registriert worden. Insgesamt seien 570 versuchte oder erfolgte Fälle bekannt geworden, heißt es in einer Erhebung des "Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung", die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Das seien 19 Prozent mehr als bei der letzten Befragung im Jahr 2013; damals waren 460 Fälle gezählt worden.

An der nicht repräsentativen Befragung nahmen 420 Einrichtungen in Berlin teil, darunter Jugendämter, Migrations- und Frauenprojekte sowie Schulen und Flüchtlingsunterkünfte. Die Federführung bei der Umfrage hatte die Gleichstellungsbeauftragte von Friedrichshain-Kreuzberg, Petra Koch-Knöbel.


Überwiegend Mädchen betroffen


Der Umfrage zufolge waren überwiegend Mädchen und junge Frauen betroffen (93 Prozent). Die meisten der Betroffenen waren zwischen 16 und 21 Jahren alt. Jünger als 16 Jahre waren zwölf Prozent der weiblichen sowie drei Prozent der männlichen Betroffenen.


Erfasst wurden Fälle von Personen, die in Berlin leben, aber auch solche, die aus den Herkunftsländern der Familien nach Berlin verheiratet wurden oder werden sollten. Ungefähr vier Fünftel hatten überwiegend Migrationshintergrund (444 Fälle). Rund 48 Prozent hatten arabische, 20 Prozent türkische Wurzeln. 15 Prozent stammten aus Balkanländern und sechs Prozent aus kurdischen Gebieten. 83 Prozent der Betroffenen hatten einen muslimischen Hintergrund, die anderen waren christlichen, jüdischen oder jesidischen Glaubens.


Viele Verheiratungen außerhalb Deutschlands


In rund jedem zweiten Fall, der erfasst worden war, war die Zwangsheirat noch nicht erfolgt (283 Fälle), sondern die Betroffenen berichteten von konkreten Planungen. Grund dafür könnte auch sein, dass die Fälle zu großen Teilen von Hilfsstellen erfasst wurden.


87 Prozent der vollzogenen Fälle fanden außerhalb Deutschlands statt. In 71 Fällen berichteten die Beratungseinrichtungen von einer Verschleppung ins Ausland. Die Verheiratungen im Ausland finden größtenteils während der Ferien statt, heißt es auf der Webseite der Gleichstellungsbeauftragten von Friedrichshain-Kreuzberg.


"Gewalt auch in Berlin in signifikantem Ausmaß gegeben"


Die Frauenbeauftragte des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Petra Koch-Knöbel, betonte, Zwangsverheiratung sei kein "typisches Merkmal" der Berliner Bevölkerung mit Migrationshintergrund. In Berlin hat nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes jeder Dritte einen Migrationshintergrund. "Vorschnelle und unreflektierte Zuschreibungen" entbehrten "jeder Grundlage", so Koch-Knöbel. Jedoch mache die Umfrage deutlich, dass diese "in keiner Weise zu rechtfertigende Form der Gewalt auch in Berlin in einem signifikanten Ausmaß gegeben ist".


Der Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsverheiratung wurde 2001 initiiert. Er wird von der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg koordiniert. Mitglieder sind etwa Mitarbeiter von Anti-Gewalt-, Mädchen- und Migrantinnenprojekten sowie Frauenrechtsorganisationen, Vertreter von Schulen, dem Landeskriminalamt und der Senatsverwaltung für Gesundheit.


Erschienen beim RBB

Eine aktuelle Umfrage spricht von 570 versuchten oder geplanten Zwangsehen. Eine Expertin spricht von wesentlich dramatischeren Zahlen, die mehr als zehnmal so hoch sind.

Demnach sind im Jahr 2017 insgesamt 570 Fälle von versuchter oder erfolgter Zwangsverheiratung in der Hauptstadt bekannt geworden, heißt es in der am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Erhebung des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung. In rund jedem zweiten Fall (283) war demnach die Zwangsheirat noch nicht erfolgt, sondern die Betroffenen berichteten von konkreten Planungen. 87 Prozent der vollzogenen Fälle fanden außerhalb Deutschlands statt

Umfrage nicht repräsentativ?
420 Einrichtungen, darunter Jugendämter, Migrations- und Frauenprojekte sowie Schulen und Flüchtlingsunterkünfte nahmen den Angaben zufolge an der Befragung teil. Diese sei quantitativ nicht repräsentativ, da etwa wegen der „relativ einfachen und anonymisierten Form der Erhebung Mehrfachzählungen nicht auszuschließen“ seien, betonen die Autoren.

Demnach waren 93 Prozent der von Zwangsheirat Betroffenen weiblich, 7 Prozent männlich. 83 Prozent der Betroffenen hatten einen muslimischen Hintergrund, die anderen war christlichen, jüdischen oder jesidischen Glaubens. In 444 Fällen lagen den Angaben zufolge Hinweise zum Migrationshintergrund vor.

Die jetzt veröffentlichten Zahlen bedeuten einen Anstieg von 19 Prozent gegenüber 2013. Bereits damals hatte der Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsverheiratung bei über 700 Einrichtungen Zahlen abgefragt – vor fünf Jahren kam man auf die Zahl von 460.

„Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs“

„Wir müssen davon ausgehen, dass diese Zahlen nur die Spitze des Eisbergs sind“, erklärte Neuköllns stellvertretender Bezirksbürgermeister und Jugendstadtrat, Falko Liecke (CDU), gegenüber der „Morgenpost“. Der CDU-Politiker verweist darauf, dass über 43 Prozent der Neuköllner einen Migrationshintergrund hätten. Den Schritt, Hilfe zu suchen, wagten viele junge Frauen und Männer nicht oder sie wüssten schlicht nicht, wohin sie sich wenden können.

Darum müsse Berlin mehr unternehmen, um den Betroffenen zu helfen und die Dunkelziffer aufzuklären. Man wisse noch immer viel zu wenig über das Ausmaß von Zwangsverheiratungen und anderen Formen kultureller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.

6000 Mädchen und Frauen zwangsverheiratet

Die Leiterin von Papatya, einer anonymen Kriseneinrichtung für Mädchen und junge Frauen in Berlin, Eva Kaiser, scheint ihm Recht zu geben. Kaiser sagte gegenüber dem „Tagesspiegel“, tatsächlich sei die Situation deutlich dramatischer:

„Die Dunkelziffer liegt mindestens beim Zehnfachen der Zahl, der Graubereich ist also maximal etwas aufgehellt“, so die Papatya-Leiterin. Demnach wurden im Vorjahr sogar 6000 Mädchen und junge Frauen gegen ihren Willen verheiratet oder dazu genötigt – mehr als 15 am Tag.

„Keine vorschnellen und unreflektierten Zuschreibungen“

Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Petra Koch-Knöbel, betonte, dass Zwangsverheiratung kein „typisches Merkmal“ der Berliner Bevölkerung mit Migrationshintergrund sei. In Berlin hat nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes jeder Dritte einen Migrationshintergrund. „Vorschnelle und unreflektierte Zuschreibungen“ entbehrten „jeder Grundlage“, so Koch-Knöbel.

Gleichstellungsbeauftragte sieht politischen Handlungsbedarf

Jedoch mache die Umfrage des Arbeitskreises deutlich, dass diese „in keiner Weise zu rechtfertigende Form der Gewalt auch in Berlin in einem signifikanten Ausmaß gegeben ist“. Hier bestehe politischer Handlungsbedarf, forderte die Gleichstellungsbeauftragte, die die Umfrage federführend begleitet hatte.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg warnte im vergangenen Jahr vor Kinder-Hochzeiten in den Ferien. Hier erzählen Betroffene, was sie erlebt haben. 

Der Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsverheiratung wurde 2001 initiiert und wird von der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg koordiniert. Mitglieder sind etwa Mitarbeiter von Anti-Gewalt-, Mädchen- und Migrantinnenprojekten sowie Frauenrechtsorganisationen, Vertreter von Schulen, dem Landeskriminalamt und der Senatsverwaltung für Gesundheit.

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