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Schon die alten Ägypter haben sich, um den Schweiß aufzufangen, bei der Arbeit einfach ein Tuch um den Kopf gewickelt. | |
Im Zweistromland, dem heute als Ursprung der Zivilisation markierten „echten Garten Eden“ im heutigen Irak, war es über Jahrhunderte, eher Jahrtausende, Gang und Gäbe. Zumindest für Männer, eher Landarbeiter und Fischer. | |
Woher der Name wirklich stammt, weiß man nicht so genau. Die am weitesten verbreitete Annahme ist aber, dass es aus der irakischen Stadt Kufa stammt, die genau an diesem Zweistromland liegt. | |
So etablierte sich im heutigen Irak eine bestimmte Bildsprache, eine Symbolik, für ein ganz bestimmtes Muster. | |
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Foto: Eine klassische Kufiya mit altem Muster. | |
Wir setzen diese Gegend heute eher mit Wüste gleich. Doch auch die biblische Sintflut hat eindeutig ihren Ursprung im babylonischen Gilgameš-Epos etwa 1800 v. Chr. und wurde auch im sumerischen Atraḫasis-Epos erzählt. Die Gegend ist also weit länger mit Wasser und Fischerei assoziiert, als Noah und seine Arche. Sie war in alten Zeiten auch nachgewiesenermaßen grüner. | |
Die Araber | |
Der gesamte Raum wurde in der arabischen Expansion mit aufkommen des Islam ab 622 gewaltsam kolonialisiert. Und diese Kolonialherren bekämpften sich immer wieder untereinander, was zu verschiedenen Dynastien und Hauptstädten führte. Umayyaden (Damaskus), Abbasiden (Bagdad, später Kairo), Großreiche zerfielen und zum Schluss wurde die gesamte Region durch die nicht-arabischen Osmanen (Istanbul) eingenommen. Diese beherrschten ein Reich, das zeitweise größer war als das römische Imperium, für 400 Jahre. | |
Dieses erklärte, spezifische Muster wurde im gesamten arabischen Raum populär. Allerdings mit Abwandlungen. | |
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Foto: Ursprünglich britische Hilfstruppen bei einer Parade zur Einführung des jordanischen Königs 1946. | |
Das Osmanische Reich wurde im Ersten Weltkrieg besiegt und zerschlagen. | |
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Später lebte al-Husseini auch in Nazi-Berlin, traf Hitler, besichtigte Konzentrationslager, wurde zum SS-Gruppenführer (General) ernannt und stellte auf dem Balkan muslimische SS-Einheiten auf. | |
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In dieser Zeit wurde Israel gegründet (1948), was sein Anliegen der Vernichtung der Juden und Erschaffung eines arabischen Staates in der Region Palästina umso dringlicher machte. | |
In Kairo traf er auch den dort studierenden Ägypter Jassir Arafat, mit dem er über drei Ecken verwandt war. Arafat wurde zu seinem Protegé. | |
Und Arafat war es, der die schwarz-weiße Kufiya aus dem irakischen Zweistromland endgültig als Identitätsmerkmal für Palästinenser etablierte. Auf Bildmaterial vor 1964 sieht man kaum einmal jemanden so etwas wie eine Kufiya tragen. | |
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Und so hat auch die Deutung der Symbole eine Wandlung erfahren. Wann, ist nicht genau klar. | |
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Mit aufkommen der PLO und dem Narrativ des „Widerstandes“ - wohlgemerkt bevor das Westjordanland und der Gazastreifen von Israel nach einem weiteren Krieg besetzt wurden - wurde das „Pali-Tuch“ in der Folge auch Mode in Europa. Das ebbte wieder ab und nun werden diese Accessoires von der gleichen Klientel, eher Linksaußen bis linksextremistischen Menschen aus dem Studentischen Umfeld, wieder aus der Schublade geholt. | |
Für sie symbolisiert es den Widerstand und vereinzelt Sozialismus. Ein Symbol gegen „den Westen“, Kapitalismus und Kolonialismus. Obwohl es eigentlich ein Zeichen von Terrorismus, Faschismus. arabische Kolonialisierung und nicht nur kultureller Aneignung, sondern sogar von ganz gezielter Instrumentalisierung ist. | |
Weshalb ich mir die Freiheit nehme, diese Menschen auch als Windelköppe zu bezeichnen. |
„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Sie verbieten nicht die Hassrede, sondern die Rede, die sie hassen. Den Sozialismus erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert...
Freitag, 4. Juli 2025
Pali-Tuch erklärt – Windelköppe für Anfänger
Dienstag, 1. Juli 2025
Wild West im alten West-Berlin

Montag, 30. Juni 2025
Hintergrund: Erschießen die Israelis Hilfesuchende?
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Derzeit gehen immer wieder Meldungen zu erschossenen Hilfesuchenden im Gazastreifen durch die Medien und Social Media. Und ich bekomme trotz vieler Erklärungen immer wieder erneute Nachfragen. | |
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Also was stimmt nun? | |
Tatsache ist, dass alle diese Akteure ausschließlich aus Eigeninteresse berichten. | |
Ich erkläre zunächst die derzeitige Situation in Gaza. Dann schauen wir uns einmal an, wie bisher dort Hilfe geleistet wurde. Dann betrachten wir, was die GHF und Israel dort tun. Am Schluss schauen wir uns dann die aktuellen Meldungen an. | |
Die Zerstörung | |
Die Bilder und Karten in den Medien zum Zerstörungsgrad im Gazastreifen geben nicht die Lebensrealität wieder. Das liegt an verschiedenen Faktoren. | |
Beispielsweise zeigen diese Karten auch zerstörte Straßen. Und da, wo mehr Straßen sind, ist auch mehr Zerstörung. Zudem sagen sie nichts darüber aus, in wie weit Gebäude noch bewohnbar sind. Im Grunde sitzen dort Auswerter, suchen nach Zeichen von Beschädigung und tragen es auf einer Karte ein. | |
Der Gesamteindruck wird auch dadurch verzerrt, dass die Hamas die Herrschaft über die Bilder hat. Und die lässt natürlich vor allem solche Bilder raus, die Zerstörung zeigt. | |
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Screenshot: Werbung auf Instagram, Gaza-Stadt, 29.06.25 | |
Und ein weiterer Punkt ist entscheidend: Es gibt im Gazastreifen ein großes Gefälle zwischen Arm und Reich. Die Gesellschaft funktioniert nicht wie in Deutschland. | |
Nach dem Rückzug Israels aus dem Gazastreifen ist es zu einem Bürgerkrieg zwischen der Fatah, die zur PLO gehört, und der Hamas gekommen. Alles, was man später auch an Grausamkeiten sehen konnte, war auch dort schon präsent. Tote Menschen wurden hinter Pick Ups durch die Straßen geschleift. | |
Zudem ist die Gesellschaft in Großfamilien, in Clans, organisiert. Und diejenigen, die damals eher zur Fatah gehalten haben, sind heute die auf der untersten Sprosse der sozialen Leiter. Denn im Gazastreifen der Hamas haben sie natürlich eher Probleme einen Job zu bekommen, die zumeist von der Hamas per Handauflegen verteilt werden. | |
Das macht es eher erklärlich, warum es beispielsweise in Gaza-Stadt Märkte und Lebensmittel gibt, Cafés, Schawarma-Läden und Pizzerien, und andererseits tausende Menschen ausgebombt in Zelten leben. | |
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Foto: Chan Yunis vor wenigen Tagen. Im Vordergrund die Zelte der Ausgebombten, rechts oben am Horizont intakte Hochhäuser. | |
Zudem wird auch ständig unterschlagen, dass sehr viele Häuser Tunneleingänge oder Sprengfallen haben. | |
Auch diejenigen, die in den UNRWA-Schulen Unterschlupf finden, die schon seit über 10 Jahren zu Flüchtlingsunterkünften geworden sind, sind sicher keine glühenden Anhänger der Hamas. Während an anderer Stelle Shopping Malls und Autohäuser eröffnet wurden. | |
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Foto: Gaza-Stadt, im Vordergrund eine zerbombte Moschee, in der sich Hamasi versteckt hatten, und Zelte von Ausgebombten, im Hintergrund eine merkwürdig intakt erscheinende Großstadt. Doch davon gibt es kaum Bilder. 26.05.2025 | |
Das Verteilersystem der UN | |
Bisher war es so, dass die UN die Hilfslieferungen koordiniert hat. So, wie sie es auch vorher schon getan hat. Denn der Gazastreifen ist nicht alleine überlebensfähig. Ohne Hilfe von außen würden weder der Gazastreifen noch das Westjordanland überleben. | |
Ein großer Faktor dafür ist das UNRWA, das Hilfswerk für Palästinenser. Das wird alle drei Jahre verlängert, denn es sollte bei seiner Gründung 1949 ursprünglich nur eine Zwischenlösung sein. Das eigentliche Hilfswerk der UN (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, UNHCR) wurde erst ein Jahr später gegründet. Und das UNRWA dem nie angeschlossen. Die Palästinenser sind weltweit das einzige Volk, das ein eigenes Hilfswerk der UN hat. | |
Das UNRWA vergibt Kredite, ist für die Fortbildung zuständig und unterhält Schulen. Und es ist eine palästinensische Organisation, nur weniger als 300 Stellen der 30.000 Mitarbeiter sind international besetzt. Die sitzen zumeist weit weg in der Verwaltung. In Amman in Jordanien, im Westjordanland und in Brüssel. | |
Und über dieses Netzwerk wurden bisher alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen abgewickelt. | |
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Foto: Lebensmittelverteilung der UN, Gaza-Stadt, 26.06.2025. Junge maskierte Männer regeln den Einlass, andere tragen Warnwesten des World Food Programms. | |
Die Macht des Mehls | |
Es ist im Grunde unstrittig, dass die Hamas solche Hilfslieferungen der UN gekapert hat. Ob mit Hilfe von UNRWA Mitarbeitern, die strukturell tief miteinander verflochten sind, oder ohne. Es gibt nicht nur hunderte von Videos. Die UN hatte auf ihrer Seite eine Liste der Hilfslieferungen. Diese hat sie einfach offline genommen, nachdem bei immer mehr Lieferungen beim Ziel eingetragen wurde, dass die LKW nicht am Ziel angekommen sind. | |
An dieser Stelle ist es wichtig, einen weiteren Punkt klar zu machen. Den Viele offenbar vergessen oder bewusst ignorieren: | |
Trotzdem gibt es Märkte und sogar Pizzerien, die Lebensmittel für teuer Geld verkaufen. | |
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Fotos: Verteilung des World Food Programms der UN in Gaza-Stadt, junge Männer tragen unbehelligt 50kg-Säcke Lebensmittel weg. 26.06.2025 | |
Es muss also zwischen dem LKW der UN oder anderer Organisationen bis zum Schawarma-Stand in Gaza irgendetwas passiert sein. | |
Hilfe um jeden Preis | |
Deshalb ist es ein offenes Geheimnis, dass die Hamas die Lebensmittel bunkert und nach ihrem Gusto verteilt. Nicht erst, nachdem im Mai das Lagerhaus gestürmt wurde. Das hunderte, eher tausende Tonnen von Mehl enthielt. Was die UN damit kommentierte, die sollten verteilt werden. | |
Um es abzukürzen: Die UN und die Hilfsorganisationen sind korrumpiert. | |
Die UN hat beispielsweise selber mehrfach geäußert, dass es ihr egal ist, wer die Hilfslieferungen kapert. Sie spricht nur von „Bewaffneten“. Sie verurteilt das, und damit ist ihr Job erfüllt. | |
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Offizielle Bildbeschreibung des Fotografen: „Freiwillige sichern Lebensmittel-Lieferung für das World Food Lagerhaus.“ Gaza-Stadt, 26.06.2025 | |
Die Rolle der UN und des UNRWA wird schlicht von den Meisten – auch den Medien – falsch eingeordnet. | |
„Oh, ich bin sicher, dass es Hamas Mitglieder auf den Gehaltslisten des UNRWA gibt und ich sehe darin kein Verbrechen. Die Hamas als eine politische Organisation bedeutet nicht, dass jedes Mitglied ein Milizionär ist und wir führen keine politischen Sicherheitsprüfungen durch und schließen Menschen aufgrund ihrer Überzeugungen aus.“ | |
Die Blockade | |
In der ersten Phase des Krieges, nach dem unbeschreiblichen Angriff der Gaza-Palästinenser am 07.10.2023, hat Israel eine komplette Blockade ausgerufen. Strom, Internet, Wasser, es kommt ja alles fast ausschließlich aus Israel. Das endete aber, schrittweise, bis Februar 2024. | |
Im Januar 2025 gab es dann einen Waffenstillstand. Geiseln sollten ausgetauscht werden, bevor Verhandlungen über eine zweite Phase beginnen. In dieser Phase wurden mehr Lebensmittel in den Gazastreifen gelassen, als im ganzen Krieg zuvor zusammengezählt. | |
Als die Hamas die Verhandlungen nicht fortgesetzt hat, hat Israel den Kampf wieder aufgenommen. Und es hat die Grenzen dicht gemacht. Weil es offensichtlich war, dass die Hamas die Lebensmittel gehortet hat, um damit die Macht über die Bevölkerung zu behalten. | |
„Eine Vertragspartei ist nur dann verpflichtet, die im vorhergehenden Absatz erwähnten Sendungen ungehindert durchzulassen, wenn sie die Gewissheit besitzt, keinen triftigen Grund zur Befürchtung haben zu müssen: | |
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Art. 23, Genfer Abkommen über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten, 1949 | |
Gideons Streitwagen | |
Israel hat daraufhin zwei Maßnahmen ergriffen. | |
Zum ersten hatte Israel sich zuvor immer wieder zurückgezogen. Hatte es beispielsweise einen Stadtteil geklärt, ist es wieder weggegangen. | |
Üblicherweise spart das Kräfte. Denn ansonsten muss erobertes Gebiet besetzt und kontrolliert werden. Die IDF sind aber gerade so groß wie die Bundeswehr. Zudem ist es eine Wehrpflichtigen-Armee. | |
Dennoch hat die IDF die Operation „Gideon's Chariots“ gestartet. Die IDF werden den Gazastreifen vom Süden aus aufrollen, und dann auch wirklich in dem Gebiet bleiben, das sie kontrollieren. | |
Anmerkung: „Gideon's Chariots“ bedeutet „Gideons Streitwagen“. Gideon ist einer der biblischen Richter, berufen um gegen den Baal-Kult zu kämpfen. | |
Die zweite Maßnahme war die Gaza Humanitarian Foundation (GHF, „Humanitäre Stiftung Gaza“). | |
Die Hilfen ohne die UN | |
Es wäre spannend, das zu beleuchten. Es spielt aber gar keine größere Rolle, da Israel und die USA die GHF völlig offen unterstützen. Da ist also nicht viel zu verstecken. Da ist wenig zu orakeln. | |
Die GHF ist hingegangen und hat Plätze im Gazastreifen „reserviert“. Einen, nördlich von ´Chan Yunis, hatte ich mal per Luftbild geprüft. | |
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Foto: Luftbild des Verteilerzentrums am Wadi Gaza an der Hauptstraße des Gazastreifens. | |
Das Ziel der GHF ist also, Lebensmittel an der Hamas vorbei zu verteilen. Außerhalb der üblichen Verteilung durch die Machthaber im Gazastreifen. Und damit außerhalb der UN. | |
Spätestens das muss die Frage aufwerfen, ob die UN eher ein Interesse daran hat, Menschen zu helfen, oder ihren Status Quo zu bewahren. | |
Es könnte auch für die Zukunft zeigen, dass solche Hilfsorganisationen vielleicht gar nicht so nötig sind. Denn für den Gegenwert eines Bunkerbrechers kann man hunderttausende Hilfslieferungen verschenken. Man übersättigt die Nachfrage. Bis Ende letzter Woche hat die GHF nach eigenen Angaben 46 Millionen Mahlzeiten verteilt. Bei einer Bevölkerung von etwa zwei Millionen. Und damit erreicht sie ja nur diejenigen, die in den Bereich kommen können, in dem sie ihre Verteilerzentren hat. | |
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Karte: Die Zerstörung des Gazastreifens und die Verteilerzentren, welche mit der Militäroperation von Süden nach Norden ausgeweitet werden. | |
Da die UN nicht mit der GHF kooperiert, finden für sie diese Verteilungen gar nicht statt. Sie zählt also weiterhin nur, was über ihre Kanäle an Hilfe in den Gazastreifen gelangt. Im Grunde kann sie gar nicht mehr empirisch beurteilen, ob Hunger im Gazastreifen herrscht. Es scheint, als sei sie fast nur noch in Gaza-Stadt wirklich aktiv. | |
Wie ich schon im Newsletter für Mitglieder berichtet hatte, wurde Anfang Juni ein Bus dieser palästinensischen Helfer bei Chan Yunis angegriffen. Mehrere Menschen wurden getötet, sie wurden aus dem Bus gezwungen und hingerichtet. Unbewaffnete Helfer. Es muss zwangsläufig ein gezielter Angriff gewesen sein. | |
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Eigentlich schon unnötig zu fragen, wer in dieser Gemengelage ein Interesse daran haben könnte, die palästinensischen Helfer der Ausgabe von Lebensmitteln zu töten. Da beginnt die Berichterstattung der Medien aufgrund der üblichen Mechanismen schlicht absurd zu werden. | |
Ockhams Hilfslieferungen | |
Zu glauben, die Israelis erschießen gezielt Hilfesuchende, hungernde Palästinenser vor den Ausgabezentren, ist völlig absurd. | |
Es ist mir unmöglich auch nur halbwegs sachlich auszudrücken, wie verschwörungsmythologisch dieser Erklärungsansatz ist. So etwas kann nur von Menschen kommen, die es entweder bewusst als Propaganda formulieren, oder die absolut keine Ahnung haben, was tatsächlich gerade passiert. | |
Denn wenn Israel einfach nur Terror verbreiten wollte, könnte es das. | |
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Foto: Menschen auf dem langen Marsch von einem Verteilerzentrum. Selbst die Paletten werden als Brennholz verschenkt. Netzarim-Korridor, 26.06.2025 | |
Der Mönch und Gelehrte Wilhelm von Ockham schrieb im 14. Jahrhundert „Von mehreren möglichen Erklärungen für einen Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.“ Das Prinzip ist als „Ockhams Rasiermesser“ Basis für jede wissenschaftliche Überlegung. | |
Ich bin der festen Überzeugung, eher der Hoffnung, dass die Menschen schlicht nicht ausreichend Informationen haben, um Ockhams Rasiermesser anzuwenden. Und deshalb dieser Propaganda auf den Leim gehen. | |
Denn alles andere würde bedeuten, man unterstellt Israel das moralisch Verwerflichste, was man sich überhaupt vorstellen kann. Man kann gar nicht anders, als sich an antisemitische Schauermärchen aus dem Mittelalter erinnert zu fühlen. | |
Nidal von Reuters | |
Ich glaube nicht einmal, dass Nidal Mitglied der Hamas ist. | |
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An seinen Beiträgen kann man aber erahnen, dass Nidal nicht in einem Zelt leben muss. | |
Nidal hat in den 90ern an der Gaza-Uni studiert. Und Nidal hat schon von großen Ereignissen berichtet. Seine Berichte wurden schon gekauft von der New York Times, BBC, CBS und CBC. | |
Der Leser, der Zuschauer, kann also gar nicht wissen, woher die Nachrichten tatsächlich kommen, die er sieht. Denn eine Quellenangabe ist in dem Fall unüblich. | |
Nidal hat vom 03. Juni bis zum 18. Juni alleine zehn Artikel rausgehauen, in denen die Nachricht ist, dass Israel Menschen bei oder an einem Verteilungszentrum der GHF erschossen hat. In zwei Wochen. Das sind nur die, die öffentlich sichtbar sind. | |
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Screenshot: Ich habe inhaltlich nichts verändert, es lediglich zur besseren Sichtbarkeit aufbereitet. Die öffentlichen Beiträge von Nidal Al-Mughrabi bei Reuters. | |
Ich wäre bereit ziemlich viel darauf zu wetten, dass Nidal nie am Ort des Geschehens war, nicht recherchiert hat und vor allem seine Berichte so veröffentlicht, dass er deshalb keine Probleme mit der Hamas bekommt. | |
Crowd Control | |
Der gesamte Gazastreifen ist eine aktive Kampfzone. Vergleichbar mit dem Frontverlauf in der Ukraine. | |
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Foto einer Ausgabe einer Garküche. Gaza-Stadt, 27.06.2025 | |
Hin und wieder veröffentlicht die IDF mal Bilder von Soldaten. Auf denen diese dann unkenntlich gemacht sind. Was die Medien wiederum dann wohl eher ungerne als Bilder für die Schlagzeilen verwenden. Da bedient man sich lieber an dem reichhaltigen Angebot der Palästinenser. | |
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Foto: Israelische Soldaten bei einem Infanterie-Einsatz im Gazastreifen, 19.05.2025 | |
Hinzu kommt, dass wer mit einer Kamera auf Soldaten zielt, damit rechnen muss, dass diese das falsch beurteilen und ihn erschießen. Bei jedem Militär, weltweit, immer. | |
Diese Soldaten gehen dann auch in Stellung und machen das, was man im Deutschen als „technischen Halt“ bezeichnet. | |
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Foto: Mehrere israelische Panzer im Gazastreifen, 19.05.2025 | |
Wenn sich nun aber tausende Menschen auf den Weg zu einem Verteilerzentrum machen und an einem solchen Posten oder Trupp vorbeikommen, läuft das, was man als „Crowd Control“ bezeichnet. | |
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Foto: Eine der Hauptstraßen zu einem der GHF-Zentren durch Chan Yunis, von den Menschen inzwischen als „Straße des Todes“ bezeichnet. 28.06.2025 | |
Die aktuelle Meldung | |
Die Haaretz beschreibt sich selber als liberal, unreligiös und pro Palästinenserstaat. | |
Und diese Haaretz hat am 27.06.25, am vergangenen Freitag, berichtet, israelische Soldaten hätten der Haaretz gesagt, ihnen sei befohlen worden, auf eine Menschenmenge zu feuern. | |
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Screenshot der Haaretz-Meldung | |
Man kann die Ungenauigkeit daher schwer belegen. Denn so bleibt es ein Geheimnis der Redakteure Nir Hasson, Yaniv Kubovich und Bar Peleg, wer was genau zu wem gesagt hat. | |
Man kann also auch gar nicht beurteilen, ob es sich um einen schlichten Übersetzungsfehler gehandelt hat (und von wem), oder ob die englischsprachige Ausgabe bewusst reißerischer und verzerrender berichtet. | |
Es ist mir allerdings gelungen einen Screenshot der hebräischen Schlagzeile auszulesen und zu übersetzen. Und dass lässt zumindest einiges erahnen. | |
Englische Schlagzeile | |
Hebräische Schlagzeile | |
Hier wurde bereits aus „in der Nähe von Hilfszentren“ ein „unbewaffnete Gaza-Bewohner … die auf humanitäre Hilfe warten“. Von ein und derselben Zeitung. | |
Der Pfeil | |
Die IDF hat selber schon Videos veröffentlicht, in denen zu sehen ist, wie Bewaffnete mit Kalaschnikows auf Menschen geschossen haben, die auf dem Weg zu einem Verteilerzentrum waren. Übrigens einem Zentrum der UN, nicht der GHF. | |
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Screenshot eines Videos, in dem Menschen vor einem Verteilungszentrum beschossen und verjagd werden. Durch Palästinenser, nicht durch Israelis. | |
Doch man muss der IDF ja nicht glauben. | |
„Neben den Berichten, die Massaker und Schüsse der israelischen Besatzungstruppen an Vertriebenen auf der Suche nach Nahrungsmitteln ans Licht bringen, besagen zahlreiche Berichte aus dem Gazastreifen, dass die Hamas unter dem Vorwand einer Kollaboration mit den amerikanischen Nahrungsmittelverteilungszentren zahlreiche Zivilisten auf der Suche nach einem Sack Mehl tötet. Dies geht nicht nur aus Berichten hervor, sondern auch aus Nachrichten und Posts in den sozialen Medien von Familien, deren Angehörige ins Visier der verräterischen Hamas geraten sind.“ | |
So wird berichtet, dass Osama Al-Mishal bei dem bereits erwähnten Angriff auf den Bus der GHF aus dem Bus gezerrt wurde. Draußen wurde dann auf ihn geschossen. Vermutlich in die Beine, es grassieren vieler solcher Videos von derartigen Bestrafungen. | |
„Dies ist die bittere Realität: Die Hamas und ihre Al-Sahm-Einheit, die Jagd auf diejenigen macht, die nichts weiter wollen als ein Stück Brot.“ | |
Veröffentlicht wurde der Bericht weder von den IDF, noch von einer israelischen Zeitung oder einem anderen, ausländischen Medium. Sondern von der Printausgabe der Al-Hayat al-Jadida. Und das ist die Zeitung der palästinischen Regierung im Westjordanland. | |
Ein naheliegendes Szenario. | |
Die Hamas macht Jagd auf Menschen, die Hilfe in einem Verteilerzentrum suchen und sich auf den langen Marsch begeben. Die Öffnungszeiten werden täglich bekannt gegeben, u.a. auf Facebook. | |
Palästinensische „Journalisten“ wie Nidal Al-Mughrab bekommen die Meldung von ihren Kontakten in den Krankenhäusern und berichten. Nicht, was sich zugetragen hat. Sondern das, was diese Kontakte ihnen erzählen. Mitarbeiter, die gut mit der Hamas vernetzt sind oder offizielle Stellen der Hamas selber. Bei den Quellen bleibt man wage. | |
Das wird zu einem Bericht bei der Agentur Reuters oder anderen. Medien wie die Tagesschau, das heute Journal oder ntv kaufen diesen Bericht. Und so erscheint er bei uns auf den Monitoren, Handys, im Fernsehen und den Live-Tickern. Ohne dass die Quellen benannt werden oder irgendeiner dieser Journalisten in der Kette selber vor Ort gewesen wäre, geschweige denn nachgefragt hätte. | |
Es ist nur ein mögliches Szenario. |