von Mirjam Lübke...
Die ersten Bürger bekommen derzeit schon die Auswirkungen der Energiewende zu spüren: Da noch niemand recht weiß, wie sich die Preise auf dem europäischen Energiemarkt entwickeln werden - wahrscheinlich steil nach oben - haben viele Billiganbieter ihren Kunden einfach mal gekündigt. Wer jetzt den Anbieter wechseln muss, hat ein Problem - aber auch den Bestandskunden graust es wohl schon vor der nächsten Jahresabrechnung und der damit verbundenen Neueinstufung. Kurzum: Jetzt wird vielen bewusst, dass die Energiewende wohl doch keine so gute Idee war. Ich verkneife mir an dieser Stelle die Formulierung "Ihnen geht ein Licht auf" - schön wär's.
Der Unmut wächst - das ist inzwischen auch bei unserem "Biest von Bordesholm" angekommen. Nun ist es nicht wirklich eine Meldung wert, wenn sich Ralf Stegner einmal wieder im Ton vergreift - meinen Vorschlag, es mal mit Yoga zur Entspannung zu versuchen, muss er überlesen haben - allerdings hat er diesmal noch weiter zum Rundumschlag ausgeholt als bisher. Seinen neuen Feind, die "Atomfans", verglich er mit "Rechtsradikalen" und "Corona-Leugnern". Der "Focus" griff den Tweet auf und verbreitete ihn flächendeckend. Schließlich würde damit auch der französische Präsident Macron beleidigt, der bekanntlich ebenfalls ein "Atomfan" ist. Derzeit befindet sich Herr Stegner arg in der Defensive, er weiß nicht, ob er jähen und zornen soll, sich entschuldigen oder trotzig weiterschimpfen. Bisweilen hat er sich für die Variante "ich bin missverstanden worden" entschieden. Macron habe er natürlich nicht gemeint, sondern nur die anderen. Also diejenigen, mit denen man sich unter Applaus der Öffentlichkeit ruhig anlegen darf.
Interessant ist an diesem Fall aber die Diskussion an sich. Natürlich haben die "Atomfans" den Vergleich mit den "Corona-Leugnern" sofort empört zurückgewiesen - und auch Stegner selbst ruderte zurück - er habe nur diejenigen gemeint, bei denen es eine Schnittmenge gäbe. Ebenso natürlich ist es, sich von einer Gruppe abzugrenzen, mit der man tatsächlich und aus eigener Überzeugung nichts zu tun haben möchte. Nicht, weil sie zu den gesellschaftlichen Parias zählt, sondern man sich vergewissert hat, dass man ihre Werte und Ansichten ablehnt.
Allerdings geschah die Distanzierung in diesem Falle eher reflexhaft und aus dem Wunsch heraus, dann doch nicht ganz unten auf der Leiter der Verhassten zu stehen. Auch als Befürworter der Kernkraft hat man es nicht leicht, weil das Thema stark emotional besetzt ist. Die Vorwürfe lauten ganz ähnlich wie jene gegen die angeblichen "Corona-Leugner": Man sei verantwortungslos, denke nicht an das Wohl der Bürger, ignoriere den Rat von Experten und so fort. Die Panik, die wir in den Achtzigern fühlten, muss ebenso intensiv gewesen sein wie die heutige vor dem Virus - nur war eben niemand direkt greifbar, den man dafür verantwortlich machen konnte - es wäre wohl kein Mensch zum Ordnungsamt gelaufen, weil der Nachbar seine Wohnzimmerlampe zu lange anließ. Die Einigkeit in der Angst war größer - mir wird heute noch leicht mulmig, wenn hier samstags die Sirenen getestet werden, auch wenn ich meine Einstellung inzwischen geändert habe. Panik, ist sie einmal geschürt, entzieht sich bisweilen der Kontrolle durch den Verstand und der Fluchtreflex greift.
Man sollte meinen, wenn man selbst einmal in der Lage war, dass durch die Medien verängstigte Bürger keinem sachlichen Argument mehr zuhörten, würde das auch eine gewisse Selbstreflexion fördern. Es könnte schließlich sein, dass man gerade die Seiten getauscht hat und nun selbst zu den Verängstigten gehört, die sich jedem Gedanken, welcher der einmal verinnerlichten Botschaft widerspricht, verschließt. Könnte man deshalb nicht etwas mehr Zusammenhalt der Diffamierten erwarten? Oder zumindest den aufblitzenden Gedanken "Eventuell wird denen gerade ebenso unrecht getan wie uns selbst". Aber nein: Dem steht die Sehnsucht nach gesellschaftlicher Anerkennung entgegen. Angesichts der nun schon deutlich sichtbaren Folgen der Energiewende stehen viele Bürger plötzlich der Kernkraft nicht mehr ganz ablehnend gegenüber, das hilft, um dem Anliegen mehr Gewicht zu verleihen.
Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Gegner der Corona-Maßnahmen Präsenz auf der Straße zeigen. Friedliche Präsenz, den es besteht schon jetzt die Gefahr, dass sich Provokateure unter die Spaziergänger mischen - was von den Medien gierig aufgesogen wird, um die harmlose Mehrheit zu diffamieren. Offensichtlich ist für die meisten Menschen nichts mit mehr psychischen Druck verbunden, als zu einer gesellschaftlich ausgegrenzten Gruppe zu gehören. Man hört immer wieder, dass jemand sich im Kollegenkreis nicht offen über seine Bedenken zur Impfung zu äußern traut - schließlich könnte das bei der derzeitigen Panikmache rasch in Mobbing oder gar Kündigung enden.
Deshalb haben Medien und Politik auch solche Angst vor den Spaziergängern: Sie zeigen auf, dass sich die Kritiker nicht mehr länger voneinander isolieren lassen und so an Selbstvertrauen gewinnen. Man spürt erste Auswirkungen, auch manche Ärzte äußern sich bereits mutiger und teilen ihre Erfahrungen. Vielleicht wird noch eine Zeit kommen, in der kein Medienvertreter oder Politiker jemals für Impfpflicht oder Beschreibungen gewesen sein will.
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