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Dienstag, 28. Februar 2023

Wenn der pflegebedürftige Rentner dem Flüchtling weichen muss...

von Thomas Heck...

Die Schlagzeile liest sich wie eine Verschwörungstheorie einer ausländerfeindlichen Gruppierung: Deutsche verlieren Wohnung wegen Flüchtlinge. Was bislang tatsächlich in den Bereich der Hirngespinste zu verorten gewesen wäre, ist plötzlich Realität geworden und hängt ab sofort wie ein Damoklesschwert über jede Mieter in Deutschland: Die Gefahr, wegen Flüchtlingen seine Wohnung zu verlieren. Doch jetzt ist diese Realität in Deutschland angekommen. Eine weitere Verschwörungstheorie, die sich mittlerweile als wahr erwiesen hat. 

Erst der Wohnungsverlust 40 langjähriger Mieter in Lörrach, von der taz noch zum Nicht-Skandal deklariert, weil die Wohnungen sowieso abgerissen worden wären, nun die Kündigung für 110 Bewohner eines Altenpflegeheims, lassen auch den stärksten Befürworter eines Migrationspolitik zweifeln.

Leider muss man konstatieren, dass niemand mehr sicher ist, seine Wohnung aufgeben zu müssen, weil Vater Staat oder Mutter Kommune den Wohnraum für Flüchtlinge benötigt. Ein Fall aus Berlin, wo mehrfach traumatisierte Flüchlinge mehr wert sind, als Senioren im Altenheim, die immerhin dieses Land nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebaut haben. So geht man in diesem Land mittlerweile mit den Bürger um. Seien Sie also nicht allzu überrascht, wenn auch Ihnen eines Tages die Kündigung des Vermieters ins Haus flattert. Wenn es schon pflegebedürftige Heimbewohner trifft, sollte sich niemand mehr sicher fühlen. Beim Rauswurf aus dem Stift weinten die alten Menschen.

Umso perfider, als die letzten Jahre unsere Politiker die Senioren dieses Landes um jeden Preis vor einem imaginären Virus retten wollten. Heute schmeisst man Sie aus den Heimen oder sie können die Heimkosten nicht mehr tragen...

„Plätze für mehrfach traumatisierte Schutzbedürftige“ -Berliner Kirchenstift wirft 110 Senioren raus - und bringt dafür Geflüchtete unter, so titelt der FOCUS.

Das Altenpflegeheim „Wohnen & Pflege Schillerpark“ im Berliner Bezirk Wedding: Bereits die Hälfte der Bewohner hat die Einrichtung verlassen.


In Berlin ist 110 Bewohnern eines Altenpflegeheims überraschend gekündigt worden. Betreiber und Vermieter gehören als kirchliche Einrichtungen zur Berliner Diakonie. Pikant: In dem Gebäude werden nun Flüchtlinge untergebracht, was wegen öffentlicher Zuschüsse viel lukrativer als Altenpflege ist.

Jeder, der sich schon mal mit dem Thema Altenpflege beschäftigt hat, weiß: Nichts zählt so sehr wie ein sicherer Heimplatz, um dem pflegebedürftigen Familienmitglied den Lebensabend so angenehm und stressfrei wie möglich zu organisieren. Wichtig ist dabei nicht zuletzt auch die Nähe des Heims zu Angehörigen.

Verwunderung und Verzweiflung in der Berliner Johannesstift-Diakonie waren daher auch groß, als klar wurde, dass das Altenpflegeheim „Wohnen & Pflege Schillerpark“ im Berliner Bezirk Wedding keine Zukunft mehr haben würde. Ausgelegt für 141 Heimbewohner, war das perfekt passende Gebäude in der Müllerstraße 2006 auf einem großen Gelände vom Paul Gerhard Stift angemietet worden. Als Mindestpachtzeit wurden nach Angaben des Johannisstifts 25 Jahre vereinbart, inklusive der Option zur Verlängerung.

Berliner Pflegeheim soll raus: Kirchenstift meldet Eigenbedarf an

Die Zukunft des Pflegeheims für Bewohner und Betreiber begann sich jedoch schon zehn Jahre vor Ablauf des Pachtvertrages in Luft aufzulösen, als das Paul Gerhardt Stift 2021 Eigenbedarf anmeldete, erklärt Lilian Rimkus, Sprecherin des Johannisstifts, FOCUS online. Das Pflegeheim sei damals gemeinsam mit einer ambulanten Pflegestation und einem Seniorenwohnheim, das vom Paul Gerhard Stift selbst betrieben wird, als zusammenhängender Pflegekomplex konzipiert worden.

Da inzwischen auch der ambulante Pflegebetrieb seine Sachen packen muss, machte sich selbst unter den Bewohnern des Seniorenwohnheims vom Paul Gerhard Stift Sorge um die Zukunft breit. Ein Angehöriger eines Mieters wurde jedoch stutzig, als ihm Mitte November eine Stellungnahme in die Hand fiel, die dort zirkulierte und von Pfarrer Martin von Essen, dem Vorsteher des Paul Gerhard Stifts, unterzeichnet worden war.

Erklärung von Vorsteher liest sich, als hätte der andere Kirchenstift auf Kündigung gedrängt

Kurios: Die Erklärung liest sich, als ob die Johannisstift Diakonie den Mietvertrag gekündigt hätte. Zudem ist von dem begehrten Eigenbedarf des Paul Gerhardt Stifts keine Rede, sondern lediglich von einer „Schließung“ des Pflegeheims. Ebenso wenig informiert von Essen auch darüber, dass der Mietvertrag eigentlich bis 2031 laufen sollte. Stattdessen schreibt er von einer „Vereinbarung“, in der sich Pflegeheimbetreiber und Vermieter Ende 2021 auf eine „Gebäudenutzung“ bis Ende 2024 geeinigt hätten.

Kurz vor Ende der Stellungnahme hebt der Pfarrer und Stiftsvorsteher eine „jahrzehntelange Erfahrung“ in der Geflüchteten-Arbeit hervor. Und kündigt abschließend an, dass das Refugium des Stifts die „Plätze für mehrfach traumatisierte Schutzbedürftige“ ab Ende 2022/2023 „erweitern“ werde.
 
In Kirchenkreisen gilt es allerdings als offenes Geheimnis, dass der Betrieb eines Flüchtlingsheims finanziell ungleich attraktiver ist als der eines Altenpflegeheims.


Flüchtlinge statt Senioren: Zähneknirschend Einvernehmen über vorzeitiges Mietende erzielt

Der Fall um den Rauswurf von 40 Mietern städtischer Wohnungen in Lörrach zeigte bereits in der vergangenen Woche, wie hoch der Druck der Kommunen inzwischen bei der Unterbringung von Flüchtlingen ist. Eine Frage ganz anderer Dimension aber ist, wenn ein Kirchenstift Eigenbedarf für ein Gebäude anmeldet, das noch für mehr als ein Jahrzehnt als Pflegeheim genutzt werden sollte, um stattdessen Flüchtlinge darin einzuquartieren.

Eine Kündigung ist offenbar vom Paul Gerhard Stift nicht ausgesprochen worden. Dies wäre juristisch bei einer geplanten Einrichtung eines Flüchtlingsheimes ohnehin problematisch gewesen, da dies im Gegensatz zu einer Sanierung nicht als Eigenbedarf deklariert werden kann. Trotz „intensiver Gespräche“ mit dem Paul Gerhard Stift sei es jedoch über Monate nicht gelungen, eine gemeinsame Lösung zu finden, bekräftigt Lilian Rimkus, da das Johannisstift nach wie vor an einer „langfristigen Lösung in dem Gebäude des Paul Gerhardt Stifts“ interessiert gewesen sei.

Am Ende habe man zähneknirschend, aber „im Einvernehmen“ der Vereinbarung über das um zehn Jahre vorgezogene Ende des Mietvertrages zugestimmt. Und anschließend noch um ein weiteres Jahr antizipiert, da sowohl Bewohner als auch Mitarbeiter begannen, sich um längerfristige Wohn- und Arbeitslösungen zu kümmern.
 
Stiftsleiter schweigt zum Grund für den beanspruchten Eigenbedarf

Die schriftliche Frage von FOCUS online an Stiftsleiter Martin von Essen, aus welchem Grund denn sein Stift Eigenbedarf an dem Gebäude des Pflegeheims angemeldet hatte, ließ der Geistliche einfach unbeantwortet. Stattdessen schickte er jene Stellungnahme, der er am 13. November in dem Seniorenwohnheim schon verteilt hatte. Sie endet mit der Bemerkung: „Die Entscheidung zur Umnutzung wurde nach dem vorzeitig geänderten Vertrag getroffen“. Aber selbst der „vorzeitig geänderte Vertrag“ kam nur zustande, weil von Essen Eigenbedarf an dem Gebäude des Pflegeheims für seinen Stift angekündigt hat. Von einer plausiblen Erklärung zum „warum“ auch hier: keine Spur.

In Kirchenkreisen gilt es allerdings als offenes Geheimnis, dass der Betrieb eines Flüchtlingsheims finanziell ungleich attraktiver ist als der eines Altenpflegeheims. Der Grund: Für Flüchtlingsheime zahlt das Land so viele Zuschüsse, dass sie im Gegensatz zu kostenintensiveren Pflegeheimen schnell schwarze Zahlen schreiben.
 
Hälfte der Bewohner musste das Pflegeheim in Berlin schon verlassen

Knapp die Hälfte der 110 Bewohner, die zur Zeit der Bekanntgabe der Schließung Mitte September im Heim lebten, haben laut Lilian Rimkus bis zum Jahresende das Heim verlassen müssen. Der anderen Hälfte sei bis Ende 2023 gekündigt worden. Allen Bewohnern sei angeboten worden, sofort in andere Pflegeeinrichtungen der Johannesstift Diakonie umzuziehen. „Dies wurde zu unserem großen Bedauern nur begrenzt wahrgenommen, hauptsächlich wegen der dadurch entstehenden fehlenden räumlichen Nähe zu Angehörigen.“ Zudem unterstütze der Sozialdienst alle Bewohner auch bei der Suche nach Einrichtungen andere Anbieter.
 
Knapp die Hälfte der 110 Bewohner, die zur Zeit der Bekanntgabe der Schließung Mitte September im Heim lebten, haben laut Lilian Rimkus bis zum Jahresende das Heim verlassen müssen.


Angehöriger entsetzt: Pflegebedürftige Senioren vor vollendete Tatsachen gestellt

Der Angehörige des Mieters aus dem Seniorenwohnheim des Paul Gerhardt Stifts, der FOCUS online auf den Fall aufmerksam gemacht hatte, zeigt sich irritiert über das Gebaren der evangelischen Einrichtungen, auch wenn sein Familienangehöriger von den Schließungen nicht betroffen ist.

Sicher könne man verschiedener Meinung sein, was ein „höheres ethisch-moralisches Gut“ sei: „hochbetagten, pflegebedürftigen Mitbürgern im wohlverdienten Lebensabend medizinisch und pflegerisch zur Seite zu stehen oder wegen Hunger und Bürgerkrieg aus ihrer Heimat Geflohenen zu helfen“.

Dass aber ausgerechnet religiöse Stifte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz keine gemeinsame Lösung gefunden hätten und „pflegebedürftige Senioren vor die Tür setzen, die ihr ganzes Leben lang immer brav Kirchensteuer gezahlt und Kollekten gegeben haben, ist keine schöne Angelegenheit“, sagt der Angehörige.


Im Drama um die Umwandlung des Pflegeheims der Johannesstift Diakonie (JSD) in ein Flüchtlingsheim meldet sich jetzt das Landesamt für Flüchtlinge (LAF) zu Wort!

Am Montag wurde bekannt, dass das Paul Gerhardt Stift (PGS) auf seinem Gelände an der Müllerstraße in Wedding seit Mitte Februar ein Pflegeheim der JSD zur Unterbringung von Flüchtlingen nutzt.

Gegenüber B.Z. hieß es vom Paul Gerhard Stift: „Die Umnutzung des Pflegeheimes war keine wirtschaftliche Entscheidung, (…) sondern rührt aus den Bedarfen des Landesamts für Flüchtlinge.“

Klingt, als habe die Flüchtlingsbehörde beim PGS um Plätze gefragt.

Das dementiert das Flüchtlingsamt. LAF-Sprecher Sascha Langenbach zur B.Z.: „Wir sind nicht mit einer Bitte an das PGS herangetreten. Sie sind auf uns zugekommen.“ Vor vier Wochen habe die kirchliche Einrichtung das LAF kontaktiert und Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten.

„Da wir das Containerdorf für Flüchtlinge in Reinickendorf schließen müssen, haben wir das Angebot natürlich gerne angenommen“, sagt Langenbach. In dem Gebäude an der Müllerstraße seien seit dem 15. Februar ukrainische Flüchtlinge untergebracht, für bis zu 125 sei Platz.

Das Paul Gerhard Stift äußerte sich auf B.Z.-Anfrage nicht. Das Pflegeheim war seit 2006 von der Johannesstift Diakonie betrieben worden, die das Gebäude vom PGS angemietet hatte. Doch 2021 kam es zur Beendigung des Vertrages zwischen PGS und Diakonie bis Ende 2023 wegen Unstimmigkeit bezüglich der Mieterhöhungen.

„Darauf wurde vom PGS der Wunsch geäußert, das Gelände an der Müllerstraße künftig für eigene Aktivitäten zu nutzen“, sagt Johannesstift-Sprecherin Lilian Rimkus.





Donnerstag, 18. März 2021

Mißbrauchsvorwürfe - Da fällst Du aus allen Woelki...

von Thomas Heck...

Kardinal Woelki hat heute das zweite Gutachten veröffentlicht, nachdem ihm das erste Gutachten nicht so gefallen hatte und bereits seit einem Jahr unter Verschluss gehalten wird. Vielleicht wurde Woelki da selbst als Täter benannt. Wir werden es nie erfahren. Nun bieten reihenweise katholische Kinderficker ihren "sofortigen Rücktritt" an, um einer Strafverfolgung zu entgehen... man hat Angst, noch tiefer zu graben. Es bleibt ein fader Beigeschmack. Wo ist eigentlich der Staatsanwalt, wo die Polizei, wieso klicken keine Handschellen? Wir reden hier nicht vom Diebstahl von Messwein, Bibeln oder Kerzen, wir reden hier immerhin von sexuellen Vergehen an Kindern.


Gutachten belastet verstorbenen Kardinal Meisner schwer

Das Erzbistum Köln hat das Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen veröffentlicht: Es nennt als Verantwortliche den Hamburger Erzbischof Heße und Kardinal Meisner. Kardinal Woelki entlastet es.


Das mit Spannung erwartete Gutachten zu Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln in den Jahren 1975 bis 2018 belastet den Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Er hat demnach Fehler im Umgang mit Tätern und Opfern zu verantworten. In insgesamt elf Fällen soll er nicht vorschriftsmäßig gehandelt und kirchenrechtlich vorgeschriebene Verfahren unterlassen haben. Ebenso Kardinal Joachim Meisner. Der 2017 verstorbene Theologe soll in 24 Fällen gegen seine Pflicht verstoßen haben. Zusätzlich führte er einen Ordner »Brüder im Nebel«, in welchem er geheime Unterlagen zu Vorwürfen sexuellen Missbrauchs aufbewahrte.

Das stellten die Anwälte Björn Gercke und Kerstin Stirner der Kölner Kanzlei Gercke Wollschläger nun in ihrem Gutachten vor. Das Erzbistum Köln hatte sie beauftragt, herauszufinden, wer Verantwortung für mögliche Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen trägt.

Kardinal Woelki zog nach der Veröffentlichung erste personelle Konsequenzen aus dem Gutachten. Woelki entband unmittelbar nach der Vorstellung seinen Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und den Leiter des Erzbischöflichen Gerichts, Offizial Günter Assenmacher, wegen Pflichtverletzungen mit sofortiger Wirkung vorläufig von ihren Ämtern. Woelki sprach von »Vertuschung« in seinem Bistum.

Schwaderlapp bot daraufhin dem Papst seinen Rücktritt an. »Ich bitte Papst Franziskus um sein Urteil«, schrieb er in einer Stellungnahme. »Ich kann nicht Richter in eigener Sache sein.« Schwaderlapp zeigte sich schuldbewusst. Es beschäme ihn, »zu wenig beachtet zu haben, wie verletzte Menschen empfinden, was sie brauchen und wie ihnen die Kirche begegnen muss«. Als Bischof, Priester und Mensch erkenne er seine Fehler an. »Die Menschen, denen ich nicht gerecht wurde, bitte ich an dieser Stelle aufrichtig um Verzeihung, auch wenn ich weiß, dass Geschehenes nicht ungeschehen gemacht werden kann.«

In dem Gutachten werden unter anderem auch den früheren Generalvikaren Norbert Feldhoff in 13 Fällen und Dominikus Schwaderlapp in 8 Fällen Pflichtverletzungen vorgeworfen. Weitere Pflichtverletzungen betreffen eine Justiziarin in 9 Fällen und den verstorbenen Erzbischof Joseph Höffner in 8 Fällen. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und Generalvikar Markus Hofmann haben der Untersuchung zufolge keine Pflichten verletzt.

Für Woelki dürfte dies ein Befreiungsschlag sein, für Heße hingegen ein Desaster. Heße war von 2006 bis 2012 Personalchef und von 2012 bis 2015 Generalvikar in Köln. Heße wies die Anschuldigungen in der Vergangenheit entschieden zurück. Zu den Vorwürfen Gerckes wird er nach Auskunft des Hamburger Erzbistums wohl noch Stellung beziehen. Feldhoff äußerte sich bislang nicht.

Wurde absichtlich vertuscht?

Woelki hatte im Herbst ein erstes Gutachten wegen »methodischer Mängel« zurückgezogen und die Kanzlei Gercke Wollschläger mit einer zweiten Prüfung beauftragt. Diese kommen nun zu dem Ergebnis, dass weitere Pflichtverletzungen möglich sein können, feststellbar seien sie nicht. Zu Pflichtverstößen von Verantwortungsträgern, die nach weltlichem Recht strafbar sind, sei es nicht gekommen. Die Einordnung der Handlungen von Missbrauchstätern war nicht Teil des Gutachtenauftrags.

Gercke und Stirner haben im Rahmen ihres Gutachtens 236 Aktenvorgänge ausgewertet und Personen zu konkreten Vorwürfen befragt: In welchem Umfang gab es Fälle sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln in den Jahren 1975 bis 2018? Wurden diese von den Verantwortlichen – gemessen an den damals geltenden Rechtsnormen, aber auch gemessen am kirchlichen Selbstverständnis – adäquat behandelt? Wurde absichtlich vertuscht? Steckte hinter den fehlerhaften Abläufen ein System?

Dem Gutachten zufolge gab es Hinweise auf insgesamt 202 Beschuldigte aus dem Erzbistum Köln und mindestens 314 Betroffene. Gercke und Stirner halten 236 Verdachtsfälle für möglich, eine Dunkelziffer konnten sie nicht ermitteln. Demnach fanden die meisten Taten vor dem Jahr 1975 statt. Die meisten Beschuldigten sind Kleriker, ihre Opfer überwiegend Jungen unter 14 Jahren.

In einigen Fällen soll es keine Anhörung von Beschuldigten gegeben haben, obwohl diese noch lebten; etwa die Hälfte der Betroffenen wurde angehört.

Gercke und Stirner sehen die Ursachen für die Pflichtverletzungen in einem unklaren Normgefüge: Die Zuständigkeiten im Erzbistum seien bis heute unklar, die Aktenführung und Dokumentation desolat; es fehle an Kontrolle, an Austausch mit anderen Disziplinen und an Bewusstsein der Notwendigkeit der Rechtsbefolgung. Im Erzbistum habe im untersuchten Zeitraum Überforderung geherrscht.

Am 23. März will Woelki auf einer Pressekonferenz erste Ergebnisse und Konsequenzen aus dem jetzt vorgestellten Gutachten bekannt geben.


Erschienen im SPIEGEL...



Montag, 22. Februar 2021

Ablasshandel, CO2-Steuer... Vollkaskoversicherungen fürs Jenseits...

von Thomas Heck...

Früher gab es in der katholischen Kirche den Ablasshandel. Damit konnten sich Gläubige von ihren Sünden freikaufen. Hierzu wurde ein Ablassbrief erstellt, der dem Erwerber einen Ablass bescheinigte, das heißt den „Nachlass von auferlegten Strafen, die von dem Sünder nach seiner Umkehr noch zu verbüßen sind“. Im Diesseits Geld erpressen, um Strafen im Jenseits zu erlassen, sofern es dieses Jenseits überhaupt gibt. Was für eine geniale Geschäftsidee. 

Muss sich auch die Bundesregierung gedacht haben, als sie sich überlegten, wie man den Klimawandel, sofern es diesen menschengemacht überhaupt gibt, bereits heute zu Geld machen kann, obwohl dessen Auswirkungen erst in vielen Jahrhunderten bemerkbar machen werden. Wenn überhaupt.


Mein Stromanbieter hat wie erwartet kräftig an der Preisschraube gedreht, vergisst aber nicht, mir zu sagen, wie sich alles zusammensetzt. Und siehe da, nur gut ein Viertel des zu zahlendes Tarifs geht für Strom drauf, nahezu drei Viertel sind Steuern und Abgaben. Man fragt sich, wie die Ärmsten der Armen das noch bezahlen sollen. In meinem Fall gut 250 Euro Nachzahlung, sicher auch. Erhöhung der Abschlagszahlung von 74 auf 96 Euro. 


Aber man tut ja was fürs Klima. Die 22 Euro Mehrkosten werden die globale Erderwärmung aufhalten. Ganz sicher. Amen.



Sonntag, 20. September 2020

Mit fadenscheinigen Gründen als Seenotretter aufspielen...

von Thomas Heck...

Wenn Medien nur noch die Narrative von NGO's übernehmen, ohne diese zu hinterfragen, verdienen sie die Bezeichnung Journalisten nicht mehr.

Die italienischen Behörden haben nach Angaben der beteiligten Hilfsorganisationen das Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ im Hafen von Palermo festgesetzt.


„Die fadenscheinigen Begründungen zeigen erneut, dass es sich nicht um die Überprüfung der Schiffssicherheit handelt, sondern um eine gezielte Verhinderung ziviler Seenotrettung im zentralen Mittelmeer“, erklärte Einsatzleiter Philipp Hahn am Sonntag. (Mit fadenscheinigen Argumenten werde höchstens die SeaWatch zur vermeintlichen Seenotrettung letztlich als Schlepperschiff mißbraucht. Anm. der Heck Ticker-Redaktion...)

Im Rahmen einer sogenannten Hafenstaatskontrolle hätten italienische Inspekteure elf Stunden lang nach Beanstandungen gesucht, aufgrund derer sie die „Sea-Watch 4“ dann festsetzten, erklärten die Hilfsorganisationen Sea-Watch, United4Rescue und Ärzte ohne Grenzen.

Der Hauptvorwurf habe gelautet, die Rettung von Menschenleben entspreche nicht der Registrierung des Schiffes. Die „Sea-Watch 4“ habe zu viele Rettungswesten an Bord, das Abwassersystem sei nicht für die Anzahl der Geretteten ausgelegt.

Die evangelische Kirche kritisierte die Festsetzung der „Sea Watch 4“. Die Maßnahme diene offenkundig der konsequenten Verhinderung von Rettungsoperationen im Mittelmeer, sagte der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Rekowksi, am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf.

„Das Seenotrettungsschiff, das alle Sicherheitsvorgaben erfüllt, soll an der Durchführung der nach wie vor notwendigen Rettungsaktionen im Mittelmeer gehindert werden“, rügte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Das ist ein humanitäres Armutszeugnis und widerspricht den Werten, für die die EU einst den Friedensnobelpreis bekam.“ Das ehemalige Forschungsschiff „Sea-Watch 4“ wurde vom Bündnis United4Rescue finanziert, das von der EKD initiiert wurde.

Schiff erfülle alle Sicherheitsvorgaben

Tatsächlich erfülle das Schiff alle Sicherheitsvorgaben des deutschen Flaggenstaates, wie die deutschen Behörden Sea-Watch erst im Juli bestätigt hätten, hieß es auch in der Erklärung. Mit der „Sea-Watch 4“ werde zum fünften Mal ein ziviles Rettungsschiff an der Rückkehr in den Einsatz gehindert. „Diese Inspektionen sind politisch motiviert und dienen allein dem Zweck, Rettungsoperationen zu verhindern.“ Auf Twitter hatte die Organisation geschrieben: „Mit dieser willkürlichen Blockade setzt die @guardiacostiera bewusst Menschenleben aufs Spiel!“

Die Betreiber der „Sea-Watch 4“ hatten bereits zuvor die Festsetzung befürchtet, wie dies auch bei anderen Seenotrettungsschiffen erfolgte. Den italienischen Behörden gehe es nicht um Schiffssicherheit, „sondern um systematische Verhinderung von Rettungsoperationen“, erklärte Sea-Watch noch vor der Entscheidung. Auch in der Vergangenheit seien angebliche technische Mängel vorgeschoben worden, um Rettungsschiffe stillzulegen.

Die „Sea-Watch 4“ lag im Hafen von Palermo, nachdem sie am 2. September 353 Migranten an eine Quarantänefähre übergeben hatte. Die Crew des Rettungsschiffes war wegen der Coronavirus-Pandemie im Hafen der sizilianischen Stadt in Quarantäne.





Freitag, 4. September 2020

Kopftuch: "Ich stehe zum Grundgesetz. Ganz ehrlich..."

von Mirjam Lübke...

Warum klagen sich junge Frauen mit Kopftuch in Berlin in den deutschen Staatsdienst ein? Nicht nur als Lehrerin, sondern jetzt auch als angehende Staatsanwältinnen? Mir drängt sich dabei die Frage auf, warum man unbedingt eine Karriere damit beginnen will, erst einmal die Regeln seines Arbeitgebers auszuhebeln. Denn Respekt vor dem Neutralitätsgebot im Staatsdienst ist schließlich gleichzeitig eine Loyalitätsbekundung: Im Zweifelsfall müssen religiöse Regeln hinter den Gesetzen des Staates zurückstehen. Das Kopftuch signalisiert hier ein deutliches "Ja, aber!"


Es kommt mir so vor, als würde ein Veganer darauf bestehen, als Fleischfachverkäufer zu arbeiten. Zwar sagt er dem Filialleiter zu, die Kunden mit seiner Lebenseinstellung in Ruhe zu lassen, will dann aber hinter der Theke unbedingt ein T-Shirt mit einem flauschigen Kälbchen darauf tragen, worunter die Aufschrift "meat is murder!" prangt. Auch wenn er noch so freundlich zu den Kunden wäre und ihnen lächelnd Rouladen verkaufte - die Kunden würden auf das Shirt starren und sich ein wenig mulmig fühlen. 

Eine Debatte über das Neutralitätsgebot muss natürlich möglich sein, es kann nie schaden, über als selbstverständlich Erachtetes noch einmal zu diskutieren, um sich ins Gedächtnis zu rufen, warum man das alles gesetzlich festgelegt hat. Zunächst einmal, um religiöse Konflikte zu vermeiden und die "negative" Religionsfreiheit zu gewährleisten. Wenn jemand sein Kind auf einer staatlichen Schule anmeldet, sollte es dort keiner ideologischen Beeinflussung ausgesetzt sein - ob das auch bei politischen Ideologien immer eingehalten wird, steht auf einem anderen Blatt - sonst gibt es schließlich die Möglichkeit, eine konfessionell gebundene Schule auszuwählen. 

In dieser Beziehung bin ich keine Dogmatikerin, ich habe keinerlei Probleme mit dezent am Kettchen getragenen religiösen Symbolen, ob Davidstern oder Halbmond, Kreuz oder Thors Hammer, viele Menschen fühlen sich einfach besser, wenn sie ein Zeichen ihrer Religion bei sich tragen. Das werte ich auch nicht als Signal an mich. Und auch wenn ich in einen türkischen Laden gehe, renne ich nicht beim Anblick eines Kopftuchs panisch wieder hinaus. Denn dort hat es keinen Einfluss auf das Leben anderer Menschen. 

Aber selbst wenn diese Frauen bezeugen, das Kopftuch freiwillig zu tragen, man hat einfach die Berichte aus muslimischen Ländern im Kopf. Wo Frauen dazu gezwungen werden, ihre Haare zu bedecken. Extrembeispiel Iran: Dort kann ein Foto ohne Kopftuch eine langjährige Gefängnisstrafe kosten, plus körperlicher Bestrafung. Auch im bis vor einigen Jahren tolerant geltenden Indonesien werden die "Sittlichkeitsregeln" für Frauen inzwischen mit Stockhieben durchgesetzt. 
Nun unterstelle ich einer angehenden Staatsanwältin mit Kopftuch nicht gleich, ähnliches auch in Deutschland einzuführen. Aber im Grundsatz kann man doch annehmen, dass sie zumindest Sympathien für diese rigide Moral hegt, die Frauen ihrer Selbstbestimmung beraubt. Dafür sprechen auch immer wieder Posts in den sozialen Medien, die eine deutliche Botschaft an alle Frauen ohne Kopfbedeckung beinhalten: "Ihr seid unanständig! Minderwertig! Selbst schuld an sexuellen Übergriffen!"

Oft bin ich geschockt über die Boshaftigkeit dahinter. Es geht hier schließlich nicht nur darum, Frauen einen zurückhaltenden Lebensstil aufzunötigen, vielmehr wird ihnen die volle Verantwortung für sexuelle Übergriffe angelastet, wenn sie auch nur den geringsten Verstoß gegen die Regeln begehen. Als seien Männer grundsätzlich unfähig, sich zu beherrschen, wenn sie eine Haarlocke sehen. Es kommt mir fast so vor, als wüssten die Damen tief im Inneren genau, was für ein Unfug das ist. Aber da sie sich nun einmal diese Regeln selbst auferlegt haben, sollen andere Frauen gefälligst ebenso eingeschränkt leben. Noch einmal das Beispiel Iran: Dort gelten weibliche Revolutionswächter als rigider als ihre männlichen Kollegen. 

Könnte eine Staatsanwältin, die einen Vergewaltigungsfall zu verhandeln hat, diese Moral tatsächlich außen vor lassen? Etwas, das sie selbst so tief verinnerlicht hat? Und was vermittelt eine Lehrerin ihren Schülerinnen damit? Spätestens, wenn sie gefragt wird, warum sie das Kopftuch trägt, wird auch dieses Thema zur Sprache kommen. 

Um so verwunderlicher ist es, wie sehr sich viele deutsche Feministinnen - mit Ausnahme von Alice Schwarzer und ihren Mitstreiterinnen - mit der angeblichen Selbstbestimmung der Muslimas solidarisch zeigen. Ist es wirklich selbstbestimmt, wenn ich mich in ein Zimmer einschließe, um vor den Gefahren draußen in Sicherheit zu sein? Normalerweise würde man das eher als Zeichen einer Phobie betrachten. 
Denn es ist schließlich nicht so, dass der Gedanke "selbst schuld, wenn sie einen Minirock trug" vollkommen aus westlichen Gesellschaften verschwunden ist. Unter einem Bericht über eine 19-Jährige, die Opfer einer Vergewaltigung durch drei "Männer" wurde, standen jüngst unglaublich hämische Kommentare über die junge Frau. Sie hatte sich zwar tatsächlich extrem unvorsichtig verhalten, aber das rechtfertigte bei weitem nicht den Hass, der dort über sie ausgegossen wurde. Die "Ressource" Frau hatte sich dem deutschen Mann entzogen. Es erinnerte mich stark an die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als umgekehrt holländischen und französischen Frauen die Köpfe kahl geschoren wurden, weil sie sich in deutsche Männer verliebt hatten. 

Bei Hardcore-Feministinnen könnte ich mir wiederum vorstellen, dass sie mit dem im Grunde negativen Bild des Mannes als hormongetriebene Bestie im Islam liebäugeln. Denn auf einen partnerschaftlichen, freundschaftlichen Umgang der Geschlechter wollen sie schließlich auch nicht hinaus und fühlen sich oft schon durch einen harmlosen Flirtversuch tödlich beleidigt. Dabei geht es dabei doch oft ganz harmlos darum, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen, bei Briten gehört es - ohne weitergehende Absichten - schon fast zum guten Ton. Mir ist es immer höchst suspekt, wenn Ideologen einem bereits die kleinsten Freuden des Lebens vermiesen wollen. 
I
st unsere Gesellschaft, in der selbst noch so viele Fragen zum Umgang der Geschlechter miteinander offen sind, wirklich stabil genug, um sich schon mit der rigiden Moral einer anderen Kultur zu konfrontieren? Ja, diese sogar Einfluss nehmen zu lassen, wo Kinder erzogen werden und Recht gesprochen? Es geht hier schließlich nicht um die ethnische Herkunft der Frauen - gerade deutsche Konvertitinnen können besonders fanatisch sein - sondern um hart erkämpfte Rechte. 
Als Frau wäre ich jedenfalls doch besorgt, wenn mein Schicksal vor einem deutschen Gericht von der Scharia mitbestimmt würde. Denn die Staatsanwältin ist offenbar nicht in der Lage, ihre Religion zugunsten des deutschen Rechts vor der Tür zu lassen.

Freitag, 17. April 2020

Keiner steckt soviel in seine Jugend rein wie die katholische Kirche...

von Thomas Heck...

Wenn es am Shutdown in Deutschland aufgrund der Convid-19 Epidemie eine gute Seite gibt, dann ist es die Schließung der Kirchen, schafft es doch den Opfern der Päderasten in Kirchengewändern eine Pause vom sexuellen Mißbrauch... und, es ist auch kein rein deutsches Problem, wie ein Blick über den Atlantik nach Amerika zeigt. Auch dort steckt keiner soviel in die Jugend wie die katholische Kirche...






Im US-Bundesstaat Pennsylvania haben einer umfassenden Untersuchung zufolge mehr als 300 katholische Priester sexuelle Übergriffe auf Minderjährige begangen. Mindestens tausend Kinder seien missbraucht worden, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Abschlussbericht eines Geschworenengremiums (Grand Jury) des Bundesstaates. Die Dunkelziffer könnte jedoch deutlich höher liegen, da Berichte von vielen Kindern verloren gegangen seien oder die Betroffenen aus Angst geschwiegen hätten.

Der Untersuchungsbericht stützt sich auf dutzende Zeugenaussagen und eine halbe Million Seiten kircheninterner Dokumente. Fast alle der aufgezählten Fälle seien mittlerweile verjährt, heißt es in dem Bericht. Zwei Priester hätten jedoch innerhalb der vergangenen zehn Jahre Kinder missbraucht.

Die Kinder seien begrapscht oder vergewaltigt worden

Die meisten Opfer waren der Untersuchung zufolge Jungen, viele von ihnen hatten noch nicht das Alter der Pubertät erreicht. Die Täter hätten Alkohol und Pornografie eingesetzt. Kinder seien begrapscht oder vergewaltigt worden. Die Kirche in Pennsylvania habe die Täter meist jahrelang gedeckt, heißt es in dem Bericht. Auch deshalb könnten viele Vergehen nun nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden. (AFP)




Dienstag, 25. Juni 2019

Nach dem Kirchentag zum Vaginal-Joghurt?

von Thomas Heck...

Die Vagina ist aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Sogar auf dem Kirchentag spielte sie eine gewichtige Rolle. Bei Workshop "Vulven malen" konnte auch Frau sich so mal richtig mit dem Pinsel austoben. Wir hatten berichtet. Und mit dem Bannen des weiblichen Sexualorgans auf die Leinwand ist es noch lange nicht getan. Jetzt ist der menschlichen Gaumen dran. Ein Bericht von Cecilia und ihre Erfahrungen aus der Experimentierküche, wo nicht mit Joghurt die Scheidenflora aufgepeppt wird, sondern umgekehrt. Und dabei geht es um links- und rechtsdrehende Kulturen...



Die Idee kam uns, als meine Freundin Cecilia und ich die probiotischen Eigenschaften der Vagina diskutierten. „Wieso gibt es ganze Kochbücher voller Rezepte, die auf Sperma basieren und nicht einen einzigen Google-Eintrag über die Kultivierung von Scheidenschleim?", schrieb Cecilia gleich kollektiv an einige unserer Freunde. 

Unter den missbilligenden Ermahnungen Sarah Wieners in ihrem Kopf, schnappte sie sich kurzerhand einen Löffel, ein Thermometer und eine Pfanne und machte sich an die Joghurtproduktion mit Hilfe ihrer Vagina—lokalere Zutaten kannst du wohl kaum bekommen.

Cecilia Westbrook macht gerade ihren Doktor der Medizin an der University of Wisconsin-Madison. Wir haben schon früher mal über Joghurtprodukte aus Vaginalsekret gewitzelt—sehr vorhersehbare Kalauer über die ernährungswissenschaftlichen Vorzüge des Muschileckens und wie wir das Produkt nennen wollten—aber dann suchten wir danach auf Google und fanden tatsächlich NICHTS. Nicht einmal in der medizinischen Literatur. Unsere Neugier war geweckt. Cecilia begann, ernsthaft zu recherchieren. Was blieb ihr schon außer dem Selbstversuch?

Jede Vagina ist das Zuhause hunderter verschiedener Bakterienarten, die in ihrer Gesamtheit Scheidenflora genannt werden. Diese Organismen produzieren Milchsäure, Wasserstoffperoxid und andere Substanzen, die die Scheide gesund halten. Das dominante Bakterium heißt Lactobactillus, und ist nunmal zufällig genau das, was Menschen gern benutzen, wenn sie Käse, Milchprodukte und Joghurt kultivieren. 

Aber Cecilia hat ihren Joghurt nicht nur zum Zwecke großartiger Kalauer hergestellt. Und ganz sicher nicht, weil sie hungrig war. Sie hatte beruhigenderweise genügend Chemiekenntnisse, um zu wissen, wie gut der Verzehr einer Portion ihrer eigenen Säfte ihrem Körper tun würde.

Es erinnerte sie an indischen Joghurt, sie aß ihn mit Heidelbeeren. 

Ihr Motiv war die Erforschung der Probiotik—freundliche Bakterien, von denen man glaubt, dass sie bei Verzehr unseren Darm gesund halten sollen. Werbung für probiotischen Joghurt habt ihr bestimmt schon mal im Fernsehen gesehen. Aber es gibt eben auch vagina-spezifische Probiotik im Handel, die angeblich dafür sorgt, dass sich dort mehr von den guten Bakterien ansiedeln als von den schädlichen. 

„Man kann die Probiotika oral einehmen —die Bakterien landen letztlich aber tatsächlich in der Scheide," sagt Larry Forney, ein Mikrobiologe an der University Idaho. „Was könnte also gesünder sein, als gesunde Bakterien aus der Vagina zu kultivieren, um später noch mehr davon in den Körper aufzunehmen?", dachte sich Cecilia. 

Mit Hilfe eines hölzernen Löffels sammelte sie also Scheidenflüssigkeit. Cecilia setzte eine positive Kontrollgruppe auf (mit echtem Joghurt als Startkultur) und eine negative Kontrollgruppe (pure Milch ohne irgendwelche Zusätze) und fügte ihre eigene Zutat zu einer dritten Joghurtgruppe hinzu. Über Nacht stehengelassen, zauberte die Magie der Biologie daraus eine Schüssel von beachtlichen Ausmaßen. 

Ihre erste Ladung Joghurt schmeckte sauer, frisch und prickelte ein bisschen auf der Zunge. Er erinnerte sie an indischen Joghurt und sie aß ihn mit Heidelbeeren.

Das, so stellte sich nach einem kurzen Gespräch mit Larry Forney heraus, war überhaupt keine gute Idee: „Wenn du Vaginalsekret isst, isst du ja nicht nur das Lactobacillus. Sondern alles." Und je nach Frau und je nach Zeitraum, in der das Sekret stehengelasen wird, wird diese Mischung möglicherweise nicht mehr von Lactobactilli dominiert, „sondern von anderen Bakterien—von denen manche giftig sind. Und sowas willst du nun wirklich nicht in deinem Joghurt haben", erklärte er.

Schlimmstenfalls kann dieses Ungleichgewicht zu Pilzinfektionen und andren ekligen Sachen führen. Solche Organismen sollten also nicht in deinem Frühstück landen. Selbst eine gesunde Vagina enthält Organismen, die richtig schlecht sein können, würde man sie züchten.

„Generell also keine gute Idee," bilanziert Forney. „Aber ein Element daran gefällt mir trotzdem: Sie benutzt für dieses Experiment Bakterien aus ihrer eigenen Scheide."

Da jede Frau eine andere Balance aus guten und schlechten Bakterien ihr eigen nennt, sind die Vorzüge der vaginalen Probiotik fraglich. Würde dagegen eine Firma oder Uni Probiotika entwickeln können, die speziell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Scheidenflora der Frau abgestimmt wären, „wären die um einiges effektiver als das, was wir jetzt in der Drogerie kaufen könnten," so der Mikrobiologe.

Die Vorteile für die eigene Gesundheit waren nicht ganz so geradlinig, wie sich Cecilia das gewünscht hatte, aber zumindest der Ansatz ergibt Sinn. „Mir gefällt das Prinzip, aber es ist trotzdem riskant. Sie weiß ja nicht, was drin ist und könnte einen schlechten Joghurt erwischen", sagt Forney. 

Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA stimmt dem zu. Theresa Eisenman von der zuständigen Pressestelle teilte uns mit: „Vaginalsekret ist kein Lebensmittel und kann menschliche Krankheiten übertragen—ein Produkt, das Scheidensekret oder andere Körperflüssigkeiten enthält, wird als gepanscht eingestuft."

Cecilia hatte unterdessen eine zweite Ladung produziert, als ich schon wusste, dass Joghurt aus Vaginalflüssigkeit keine so tolle Idee war. Trotz Abratens aller Befragten von Forney bis zur FDA fühlt sie sich gut. Aber mehr wird sie dann doch nicht züchten. 

„Eigentlich ist das doch alles total offensichtlich. Natürlich kann man Joghurt aus seiner eigenen Bakterienflora machen. Aber wer würde schon auf die Idee kommen?", sagte sie. „Und natürlich möchte die Feministin in mir irgendwas über die Schönheit in der Verbindung zwischen dem eigenen Körper und der Nahrung sagen, und dass du damit die Macht erforschen kannst, die die eigene Vagina haben kann. Klar, zum Teil ist das alles eine mystisches Hippie-Ding, aber teilweise geht es auch einfach darum, sich selbst mit seinem Körper anzufreunden—besonders in einer Kultur, die so einen verklemmten Umgang mit Frauenkörpern hat."

Wie auch immer, Cecilia berichtete mir schließlich fröhlich, dass ihre zweite Ladung sogar noch saurer schmeckte, wie leicht vergorene Milch—der abschließende Beweis, dass Joghurt aus Vaginalsekreten leider nicht dasselbe ist wie Muschilecken. Und nicht jeder Seemann schifft im Roten Meer...




Freitag, 21. Juni 2019

Kirchentag. Jetzt ist Schluß mit lustig...

von Thomas Heck...

Auf dem Dortmunder Kirchentag ziegt die Kirche stellvertretend für die Gesellschaft ihre hässliche und undemokratische Fratze. Denn hier ist zwar jeder IS-Terrorist, jeder vergewaltigende oder messermordende Flüchtling ausdrücklich willkommen, nur der Nachbar mit der falschen politischen Ausrichtung nicht. Der islamistische DITIB-Verband ist Gast, die demokratisch vom Volk gewählte AfD nicht. Jesus würde am Kreuz rotieren.

Beim Workshop "Vulven malen" wird man daher Alexander Gauland oder Alice Weidel sicher nicht nicht antreffen, da müssen sich die Kirchentagsbesucher schon selber lächerlich machen

Leyendecker: Der undemokratische Hetzer...


Hans Leyendecker, Präsident des Evangelischen Kirchentages macht deutlich: Die AfD kommt ihm nicht auf die Bühne. Vertreter vieler Parteien sind zu Gast beim evangelischen Kirchentag in Dortmund. Nicht geladen: die AfD. Kirchentagspräsident Leyendecker verteidigt die Entscheidung im ZDF.

"Solchen Leuten darf man keinen Resonanzboden bieten", so Hans Leyendecker, Präsident des evangelischen Kirchentags über den Ausschluss der AfD von der Veranstaltung. Was für Leute meint er eigentlich? Die einzige Fraktion im Bundestag, die sich für ein Verbot der Hizbollah aussprach? Die einzige Partei, die forderte, Israel vor der UNO fairer zu behandeln? Leyendecker zeigt eher, wessen Geistes Kind er ist. Und präsentiert eine Bild einer Gesellschaft, wo es für abweichende Meinung verdammt eng wird. Eine dümmliche Melange aus gleichgeschalteten Zombies, eigene Meinung unerwünscht.

Mehr als 100.000 Gäste und Tausende Veranstaltungen - in Dortmund beginnt der evangelische Kirchentag, und die Veranstalter gehen davon aus, dass er sehr politisch wird. Zahlreiche Podiumsdiskussionen sind geplant.

Zu den prominenten Gästen auf den Podien gehören viele Politiker aus der ersten Reihe fast aller Parteien - darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Markus Söder (CSU), Annalena Baerbock (Grüne) und Kevin Kühnert (SPD). Außerdem werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine drei Amtsvorgänger teilnehmen. Die Teilnehmer des Workshops "Vulven malen" hätten besser Arschlöcher gemalt.

Vertreter der AfD sind zu den Kirchentagspodien diesmal nicht eingeladen, was in den vergangenen Monaten immer wieder für Diskussionen sorgte. Kirchentagspräsident Hans Leyendecker verteidigt die Entscheidung im ZDF-Morgenmagazin. Er spricht von "Radikalinskis, Leute, die mit Hassern zusammenarbeiten, die Parolen verbreiten, wie beispielsweise Erinnerungskultur 180-Grad-Wende."

"Wie kann ein Kirchentag, der gegründet wurde, weil die Kirchen im Kampf gegen die Faschisten versagt hatten, solchen Leuten ein Podium bieten?", fragt Leyendecker. Als Beispiel nennt er das Thema Klimawandel. Neulich sei ein Papier der AfD erschienen, in dem es um "angebliche Klimahysterie" gegangen sei. Es gebe auf dem Kirchentag eine Halle nur für Klimafragen. "Soll bei so einem Ereignis ein Vertreter der AfD eingeladen werden, um zu erklären, dass das, was wir an Zerstörung gerade erleben, nicht menschengemacht sei? Das ist doch Unfug", sagt der Kirchentagspräsident. Ja, Diskurs ist Unfug. Leyendeckers Demokratieverständnis. Klimaleugner gehören ans Kreuz genagelt. Nagelt die Vernunft in das Volk.

Solchen Leuten dürfe man keinen Resonanzboden bieten. Es seien ja auch keine Argumente vorhanden. "Wer nichts zu sagen hat und nicht zu einem Diskurs wirklich beitragen kann, bekommt keinen Platz auf einem Podium", erklärt Leyendecker.

Dass es heißen könne, mit dem Ausschluss der AfD stärke man eine Opferrolle, sieht Leyendecker anders. "Ich finde es ein bisschen schwierig, aus Tätern Opfer zu machen", sagt er. "Die AfD-Leute sind Täter. Die Rechtsradikalen, die stützen ein Stück auch diese Parteispitze." Es seien auch konservative Leute in der AfD. Und man könnte fragen, warum die nicht präsentiert würden. "Da habe ich eine ganz einfache Antwort", sagt Leyendecker: "Weil die Stockkonservativen auch das Alibi für die anderen sind. Das Alibi für die, die ausgrenzen wollen, die Fremdenhass verbreiten." Daher finde er, so wie die AfD heute sei, sei sie niemand, "den wir auf dem Podium sehen wollen." Das sei ein Präsidiumsbeschluss des Kirchentages.

Begeistert zeigte sich Leyendecker besonders von einer Veranstaltung: dem Auftritt von Leoluca Orlando. "Ich kann nur sagen, ein großartiger Mann, gegen die Mafia gekämpft, gegen die Nazis gekämpft." Orlando, Oberbürgermeister von Palermo, setze sich für Flüchtlinge ein und sage: "Wir sind alle Menschen, egal woher wir kommen." Diese Botschaft, betont Leyendecker, sei politisch. "Unsere Botschaft, dass Menschen einzigartig sind, und dass der Fremdenhass nicht in diese Gesellschaft gehört - die tragen wir rein", erklärt der Kirchentagspräsident.

Doch wer ist dieser Hans Leyendecker überhaußt? Mit der freien Rede hat er nicht so, auch die Meinungsfreiheit scheint nicht sein Ding zu sein. Im Jahr 2007 löste Leyendecker Diskussionen über Weblogs aus, als er seine Wahrnehmung beschrieb, dass Blogger „Leute [seien], die zum Teil antidemokratisch sind, […] unqualifiziert zum Teil“. Weiter kritisierte er: „Ein Großteil der Sachen, die ich lese, ist böse, ist zynisch, ist verachtend, ist gegen jedermann“, und er forderte zur weiteren Beobachtung von Weblogs auf: „Nun wird man abwarten müssen, […] dass man das, was die Zeitung nicht leisten kann, was der Rundfunk nicht leisten kann, ob man das da hinbekommt“. Als positives Beispiel für ein Blog nannte er das Bildblog, das „so verdienstvoll wie kaum etwas“ sei, und wünschte für seine Zeitung: „Ein Süddeutsche-Blog wäre wunderbar.“ Ein Kirchentag ohne diesen senilen Antisemiten wäre schön. Nagelt ihn am besten ans Kreuz.

Bis es soweit ist, muss man auch das Geseiere unseres Bundespräsidenten hören, der seine Sicht der Dinge und seichten Worten präsentiert. In seiner Wunschgesellschaft ist für abweichendes Verhalten kein Platz mehr. Deutschland betet sich auf dem Kirchentag in die Diktatur. Denn beim Kirchentag geht es so wenig um Jesus und Glauben, wie es bei Friedensdemos um Frieden geht. Es geht um die Transformation der freiheitlichen Gesellschaft in eine aalglatte, konforme und gleichgeschaltete Gesellschaft. Gegen Meinungsfreiheit und Diversifität. Leyendecker, Bedford-Strohm und wie sie alle heißen, eher ein Fall für den Verfassungsschutz. 







Sonntag, 28. Oktober 2018

Sinnead O'Connor ist konvertiert... schon wieder...

von Thomas Heck...

Sinnead O'Connor ist nach einigen Tagen vom Islam jetzt zum Hinduismus konvertiert, weil ihr gesagt wurde, dass Muslime keinen Alkohol trinken dürfen.





Mittwoch, 10. Oktober 2018

Nichts für die Opfer der Kinderschänder, aber für die Schlepper spenden...

von Thomas Heck...

Während die Opfer der Kinderschänder der katholischen Kirche leer ausgehen und nicht entschädigt werden und Millionen für einen neuen Bischofssitz in Berlin ausgegeben werden, spendet Kardinal Marx 50.000 Euro für die private Seenotrettung. Doch bevor Sie Anerkennung in schärfster Form aussprechen. Es sind nur 3 Monatsgehälter des Kardinals. Er kann es verschmerzen... und, er finanziert Schlepper, die weiter das Land mit Migranten fluten.



Kardinal Marx spendet 50.000 Euro für private Seenotrettung

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx stellt für die private Seenotrettung des deutschen Schiffs "Lifeline" im Mittelmeer 50.000 Euro zur Verfügung. Das bestätigte eine Sprecherin des Erzbistums. Kapitän Claus-Peter Reisch bedankte sich für die Hilfe.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx stellt für die private Seenotrettung des deutschen Schiffs "Lifeline" im Mittelmeer 50.000 Euro zur Verfügung. Das bestätigte eine Sprecherin des Erzbistums. Kapitän Claus-Peter Reisch bedankte sich für die Hilfe.

Münchens Kardinal Reinhard Marx stellt der privaten Seenotrettung 50.000 Euro zur Verfügung. Das Bistum bestätigte einen entsprechenden Tweet des aus Landsberg am Lech stammenden "Lifeline"-Kapitäns Claus-Peter Reisch.

"Lifeline"-Kapitän bedankt sich für Hilfe

Reisch schrieb am Montag: "Ich bedanke mich für die überaus großzügige Unterstützung durch das Erzbistum München-Freising für die nächste Mission. Vielen Dank Herr Kardinal Marx!"

Das Geld stammt der Sprecherin zufolge aus Mitteln, die Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, zur Verfügung stehen. Zuletzt hatte die "Lifeline" versucht, unter vatikanischer Flagge zu fahren. Dies lehnte der Vatikan aber ab.

Nicht unter vatikanischer Flagge

Man könne einer entsprechenden Bitte von Anfang Juli nicht nachkommen, weil das "Schiff keine tatsächliche Beziehung zum Vatikanstaat" habe, hieß es in dem Schreiben an Reisch. Der Vatikan könne "die eigene Zuständigkeit über das Schiff nicht ausüben" sowie "die Immunität von Besatzung und Passagieren nicht gewährleisten".

Laut dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen muss jeder Staat "seine Hoheitsgewalt und Kontrolle in verwaltungsmäßigen, technischen und sozialen Angelegenheiten über die seine Flagge führenden Schiffe wirksam ausüben" (Artikel 94 SRÜ).

Vatikanstaat hat eigenes Schiffsregister

Der Vatikanstaat verfügt seit 1951 über ein eigenes Schiffsregister. Allerdings wurde dieses noch nie genutzt. Entstanden war die Idee dazu 1942 in Frankreich, um von Nordamerika aus unter der neutralen Flagge des Vatikan Hilfsgüter für notleidende Zivilisten nach Europa zu bringen. Der Plan scheiterte, weil der Vatikanstaat damals kein Schiffsregister besaß.

Reisch in Malta vor Gericht

Reisch steht seit Anfang Juli in Malta vor Gericht. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, das Rettungsschiff nicht ordnungsgemäß registriert zu haben. Inzwischen ist er gegen Kaution auf freiem Fuß, der Prozess aber noch nicht abgeschlossen.

Sonntag, 30. September 2018

Millionen für den neuen Bischofssitz... für die Opfer bleibt nichts...

von Thomas Heck...

Nach dem enttäuschenden Ergebnis der Vollversammlung der Katholischen Kirche in Fulda, wo angesichts tausendfachen sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Pfarrer, wo es keinerlei personelle Konsequenzen gab, sich die Übernahme von Verantwortung auf allzu warme Worte beschränkte und auch keinerlei finanzielle Entschädigung im Raum in Aussicht gestellt wurde, ist es umso erbärmlicher, was sich die Katholische Kirche nunmehr in Berlin erlauben will. So sollen 60 Millionen Euro für den neuen Bischofssitz ausgegeben werden, wie die Berliner Morgenpost zu berichten weiß. Für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch notgeile Pfaffen bleibt da natürlich nichts mehr übrig.



Der Oberhirte von mehr als 400.000 Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern lebt recht bescheiden. Erzbischof Heiner Koch bewohnt eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Wintergarten in einem Lichterfelder Pfarrhaus. Das soll aber nach den Vorstellungen des Erzbistums nicht so bleiben.
Im Zuge des Umbaus der Sankt Hedwigs-Kathedrale am Bebelplatz in Mitte soll das aus den 70er-Jahren stammende Quergebäude zum historischen Bernhard-Lichtenberg-Haus an der Französischen Straße abgerissen werden. Ein Neubau mit vier Etagen soll dort entstehen. Auf dem Dach ist ein Staffelgeschoss geplant – als Penthouse-Wohnung für den Erzbischof.
Bistumssprecher Stefan Förner wollte auf Nachfrage die Absichten für die großflächige Dachwohnung nicht direkt bestätigen. Die Pläne für das Lichtenberg-Haus und den Neubau seien noch nicht abgestimmt und unterlägen noch Änderungen. Der Erzbischof wolle aber dort wohnen, so der Sprecher.


Bistum hat im Denkmalamt Mitte seine Pläne eingereicht

Gegenüber dem Denkmalamt des Bezirks Mitte, das bauliche Eingriffe in der historischen Umgebung genehmigen muss, hat sich das Bistum aber detailliert festgelegt. „WHG Erzbischof“ steht auf dem Plan für das Staffelgeschoss. Die Bruttogeschossfläche wird mit 163,37 Quadratmetern angegeben. Darin enthalten ist eine „WHG Haushälterin“. Die Terrasse umfasst 167,10 Quadratmeter, läuft einmal um den Aufbau herum und weitet sich mit Blick zum Bebelplatz.
Der FDP-Abgeordnete Stefan Förster hat die Akten eingesehen und dabei die Informationen der Berliner Morgenpost aus einer anderen Quelle bestätigt gefunden. „Das ist ganz eindeutig aus den Plänen ersichtlich“, sagte Förster.
Berlins Erzbischöfe verfügen schon lange nicht mehr über eine Residenz in der Nähe ihrer Bischofskirche. Kochs Vorgänger Rainer Maria Kardinal Woelki wohnte zur Miete in einer Fünf-Zimmer-Wohnung in Wedding. Diese wird jetzt aber von der Caritas anderweitig genutzt. Vor Woelki nutzte Kardinal Georg Sterzinsky eine Sieben-Zimmer-Residenz im Lichtenberg-Haus. Dieses Domizil schien dem jetzigen Oberhirten zu luxuriös. „Da fuhr man mit dem Aufzug in die Wohnung, und alles war mit Gold“, zitiert die katholische Wochenzeitung „Tag des Herrn“ Erzbischof Koch: „Die Miete war so hoch wie zwei Erzieherinnengehälter.“

30 Millionen für Bischofssitz von Tebartz-van Elst

Das dürfte auch bei dem geplanten Penthouse nicht viel anders sein. Immobilien in dieser Top-Lage werden für 15.000 Euro pro Quadratmeter verkauft. Die Bischofswohnung hätte selbst bei bescheidener Ausstattung daher einen Marktwert von sicherlich zwei Millionen Euro. Solche Vorhaben sind heikel in der katholischen Kirche, zumal in einem armen Bistum wie Berlin. Kritiker denken sofort an den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dieser musste 2013 sein Amt aufgeben, nachdem die Bauarbeiten für seinen Bischofssitz mehr als 30 Millionen Euro verschlungen hatten.
Ob und wenn ja wann das Erzbistum seine Baupläne realisieren kann, ist jedoch noch unklar. Derzeit versuchen die Künstler beziehungsweise die Erben derjenigen, die den Innenraum der Hedwigs-Kathedrale in den 50er-Jahren gestaltet haben, den Umbau der Kirche vor Gericht zu stoppen. Sie sehen sich in ihrem Urheberrecht verletzt.
Leuchter, Bilder und Statuen sind eingelagert und könnten im Falle eines Erfolges der Kläger wieder nach Sankt Hedwig zurückkehren, versicherte Bistumssprecher Förner. Das Erzbistum möchte vor allem die mitten in der Kirche gelegene Öffnung zur Unterkirche schließen und den Altar ins Zentrum des Raumes rücken. Trotz Einwänden des Denkmalschutzes haben Berlins Behörden das Vorhaben genehmigt. Sie bewerteten die Neuordnung als ein liturgisches Interesse einer Religionsgemeinschaft, das schwerer wiege als der Schutz des von Künstlern aus Ost- und Westdeutschland gemeinsam geschaffenen Innenraums.

Das gesamte Projekt soll 60 Millionen Euro kosten

Die Sanierung des Kirchenbaus hängt aber nach den Worten des Bistumssprechers auch mit den Plänen für die Nebengebäude zusammen. Aber noch ist die Finanzierung des Gesamtprojekts unsicher. Auf 48 Millionen Euro beziffert das Bistum die Kosten für die Kathedrale selbst, zwölf Millionen kommen für das Bernhard-Lichtenberg-Haus und den Neubau hinzu.
Acht Millionen Euro Förderung hat das Land zugesagt, zwölf Millionen die Bundesregierung. Ursprünglich wollte das Bistum sich eine höhere Summe sponsern lassen. Nun sollen die anderen deutschen Bistümer ein Drittel der insgesamt 60 Millionen Euro Kosten übernehmen, 20 Millionen will das Erzbistum Berlin selbst aufbringen. Man warte auf die Förderbescheide von Bund und Land, sagte Bistumssprecher Förner. Dann könne man zunächst mit der Sanierung der Kuppel von Sankt Hedwig beginnen. Bis 11. November ist in der Kirche jeden Abend eine Installation von Rebecca Horn zu sehen. Danach wird die Kathe­drale wieder zugesperrt.