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Freitag, 24. November 2023

„Ich wusste, sie würden mich vergewaltigen“

von Thomas Heck...

Gut eineinhalb Monate nach dem blutigen 07.10. verschwindet das Geschehen langsam aber aus sicher aus dem Gedächtnis der Menschen. Umso wichtiger, dass wir die Geschehnisse nicht verdrängen, wie es hierzulande gerne getan wird. Für Israel wird der 07.10. für immer im kollektiven Gedächtnis verankert bleiben wie der Holocaust, wie 911 für die USA.

Millet Ben Haim (27) überlebte das Massaker der Hamas-Terroristen bei einem Musikfestival nahe dem Gazastreifen. Sechs Stunden versteckte sie sich in einem Gebüsch. Sie wurde gerettet, aber heute fühlt sie sich „wie ein Geist“



Sie überlebte eines der tödlichsten Massaker an Juden seit dem Ende des Holocaust. Am 7. Oktober um 6.29 Uhr machte Millet Ben Haim (27) ein fröhliches Selfie mit ihren Freundinnen auf dem Musikfestival beim Kibbuz Re'im. Um 6.31 Uhr ertönte der erste Raketenalarm. Kurz darauf stürmten palästinensische Terroristen das Gelände, ermordeten 364 Festival-Besucher, verschleppten 40 nach Gaza.

Millet hat überlebt. Aber die junge, hochintelligente Frau, die früher Therapeutin werden wollte und Schüler über Sexualität aufklärte, wird nie wieder dieselbe sein. „Ich fühle mich wie ein Geist“, sagt Millet im großen Gespräch mit BILD. So wie Juden nach dem Holocaust ihre Geschichte erzählten, damit das Grauen nicht vergessen, nicht geleugnet werden kann, so erzählt Millet die Geschichte ihres Überlebens heute.
 
„Wir haben uns sicher gefühlt“

Sonnenaufgang am 7. Oktober. Noch feiern die Menschen ausgelassen das Leben. Sie ahnen nicht, welches Grauen gleich über sie hereinbricht. Viele der Feiernden werden bald nicht mehr am Leben sein.

„Ich war oft auf Partys. Für mich war das ein normales Wochenende, bis um 6.30 Uhr die Musik aufhörte. Bis zu diesem Zeitpunkt war es eine wirklich gute Party. Wir haben uns wie eine Gemeinschaft gefühlt, alles war voller Liebe, wir haben uns sicher gefühlt und uns ganz dem Moment hingegeben. Dann kamen die Raketen. Dutzende, vielleicht hunderte Raketen bedeckten den Himmel. Die Security begann dann, das Gelände zu evakuieren. Viele Menschen waren hilflos und verstanden überhaupt nicht, was gerade passiert.“

Millet und ihre Freundinnen am Samstagmorgen auf dem Musikfestival. Kurz nach diesem Selfie begann der Terror



„Die Terroristen waren auf allen Seiten“

Millet versucht, mit dem Auto zu fliehen. Doch Hamas-Terroristen kontrollieren die Straße.

„Wir haben versucht, mit dem Auto zu fliehen. Die Polizisten sagten uns, in welche Richtung wir fahren sollen. Aber nach ein paar Metern fingen die Leute an zu schreien, dass vorne Terroristen sind, die schießen. In den Autos vor uns wurden mehrere Menschen ermordet, einfach erschossen. Also drehte ich um und fuhr in die andere Richtung. Aber nach zwei Minuten hielten alle Autos wieder an und wir hörten Schüsse. Die Terroristen waren auf allen Seiten, wir konnten nirgendwohin fahren. Und wir wussten, dass sie immer näher kamen. Wir verstanden langsam, dass es viele Terroristen waren, nicht nur eine kleine Gruppe. Aber natürlich konnten wir uns nicht vorstellen, dass zu diesem Zeitpunkt tausende Terroristen nach Israel eingedrungen waren.“

Israelische Festival-Besucher fliehen zu Fuß vor den Terroristen



Die Festival-Besucher versuchen die Flucht über die Felder. Auch Millet.

„Es war das reine Chaos. Du rennst um dein Leben und egal, wohin du rennst, überall kommen dir schreiend andere Menschen entgegen und sagen, dass auch von dort auf sie geschossen wird. Die Terroristen wussten genau, wie wir fliehen würden und haben uns umzingelt. Einige von ihnen fuhren Autos, andere hatten Motorräder, manche waren zu Fuß unterwegs und einige kamen mit Paraglidern vom Himmel. Du hörst die Pfiffe der Schüsse. Um dich herum fallen Menschen einfach um.“

„Da wurde mir klar, dass das Terroristen sein müssen“

Manche Hamas-Terroristen haben sich als israelische Soldaten getarnt.

„Es gab sogar Hamas-Terroristen, die israelische Uniformen trugen. Ich erinnere mich, wie ich auf eine Gruppe Soldaten zu rannte. Ich war noch 50 Meter weg, als ich erkannte, dass sie RPGs (Granatwerfer, d.Red.) hatten. Da wurde mir klar, dass das Terroristen sein müssen, denn unsere Soldaten haben diese Waffen nicht.“

Palästinensische Terroristen ermordeten auf dem Festival 364 Menschen. Viele wurden aus nächster Nähe kaltblütig exekutiert



Millet wird immer schwächer.

„Es ist wie ein Albtraum, wenn man weiß, dass man nicht schnell genug läuft. Wenn man spürt, dass der Körper immer schwächer wird. Du hörst die Pfiffe der Schüsse. Um dich herum fallen Menschen einfach um. Du weißt, dass du fast keine Chance hast, zu überleben. Ich habe mir gesagt, dass ich weiterlaufen muss, aber ich hatte das Gefühl, als würde ich ohnmächtig oder hätte einen Herzinfarkt. So eine Schwäche habe ich noch nie gespürt, ich war unglaublich wütend auf meinen Körper. Es war, als wollten mein Körper und meine Seele einfach nicht mehr mitmachen. Als wollte sich mein System einfach ausschalten, um das alles nicht ertragen zu müssen. Ich bin zwei Stunden am Stück gelaufen, hin und her, hin und her. Es fühlte sich an wie zehn Minuten. Später habe ich auf meinem Handy nachgeschaut, es waren 13 Kilometer.“

Wer blieb, wurde ermordet

Millet rennt immer weiter. Um sie herum brechen manche Festival-Besucher panisch zusammen.

„Ich sah dieses Mädchen. Sie kauerte auf dem Boden und weinte, sie war völlig durcheinander. Ich habe versucht, sie zu umarmen und ihr zu sagen, dass wir weiter rennen müssen. Du hast da keine Zeit, dich hinzusetzen und zu sprechen, aber du versuchst es trotzdem. Eine meiner besten Freundinnen stand unter Schock und wollte auf dem Partygelände bleiben. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass das eine schlechte Idee war. Jetzt weiß ich, dass ich recht hatte. Von denen, die geblieben sind, wurden fast alle vergewaltigt, entführt oder ermordet. Fast niemand hat überlebt.“

Die Flucht über die Straße wurde für viele Israelis zur Todesfalle. Hamas-Terroristen erschossen zahlreiche Zivilisten in ihren Autos



Mit drei anderen Frauen findet sie ein Gebüsch. Es ist kein optimales Versteck, aber ihre einzige Chance. Hier wird sie sechs Stunden lang ausharren.

„Du bist ein Ziel. Du spielst Verstecken mit den Terroristen. Wir waren zu viert, ich und drei andere Mädchen. Wir konnten nicht in größeren Gruppen bleiben, sonst hätten die Terroristen uns zu leicht entdeckt. Mir war klar, dass ich mich verstecken musste und dann sah ich ein Gebüsch. Es war kein perfektes Versteck, aber ein besseres hatte ich nicht. Ein Mädchen hielt mich ganz fest umarmt. Ich konnte sie nicht einmal ansehen, weil wir uns nicht bewegen wollten. Du sitzt ganz still und starr da. Wir hörten sie miteinander reden. Wir hörten ihre Schritte. Wir hörten, wie eine Person in unserer Nähe entführt wurde.“

Die Polizei konnte nicht helfen

Verzweifelt ruft Millet die Polizei an, fleht um Hilfe.

„Ich telefonierte mit der Polizei. Ich sprach so leise, aber auch so klar, wie ich nur konnte. Ein Polizist war sehr ehrlich zu mir. Er sagte, dass wir durchhalten sollen. Aber auch, dass die umliegenden Dörfer von Terroristen besetzt seien. Ich war nicht wütend auf ihn. Mir wurde klar, dass etwas wirklich Großes passiert ist. Und dass die Armee uns jetzt einfach nicht helfen kann.“

Sechs Stunden lang verstecken sich die jungen Frauen vor den Terroristen im Gebüsch



Millet macht sich keine Illusionen, welches Schicksal ihr droht, wenn die palästinensischen Terroristen sie finden.

„Ich habe nur gebetet, dass mich eine Rakete trifft. Ich erinnere mich, dass ich da lag und meinen Körper und meine Kleidung hasste. Ich hatte das Gefühl, dass das alles für die Terroristen wie ein Vorspiel ist. Ich wusste damals nicht, dass sie tatsächlich andere Mädchen vergewaltigt hatten. Aber ich wusste, dass es passieren würde, wenn sie mich finden. Ich wusste, dass sie uns vergewaltigen würden. Und uns dann ermorden und die Leichen mitnehmen. Ich wollte mich selbst begraben, ich konnte diesen Gedanken nicht ertragen.“

„Sie werden mich einfach vergewaltigen und ermorden“

Sie kann nur noch an ihren Tod denken.

„Ich stellte mir vor, was ich tue, wenn sie mich finden. Wenn ich weine oder um mein Leben bettele, werden sie mich wahrscheinlich auslachen. Es wird ihnen egal sein. Sie werden mich einfach vergewaltigen und ermorden.“

Ein islamistischer Terrorist mit Kalaschnikow-Gewehr auf dem Festival-Gelände



Millet hört die Stimmen der Barbaren.

„Das Erschreckendste war, wie locker sie waren. Sie haben gelacht. Das hat mir mehr Angst gemacht als ihre Waffen. Wenn jemand so grausam und gleichzeitig so fröhlich ist, dann weißt du, dass er sich in Sicherheit fühlt. Mir wurde klar: Wenn sie sich so wohlfühlen, ist unsere Armee nicht in der Nähe.“
„Was sagst du deiner Familie?“

Die junge Frau nimmt Abschied von ihrer Familie.

„Du kannst nur wenige Worte sagen, also was sagst du deiner Familie? Ich habe ihnen gesagt, dass ich mit meinem Leben zufrieden bin. Ich wollte, dass sie etwas haben, das sie tröstet. Dass sie zumindest das Gefühl haben: Sie ist gestorben, aber sie hatte ein glückliches Leben. Was für ein bizarrer Gedanke, die Familie über den eigenen Tod hinwegtrösten.“

Einer der Palästinenser erschießt einen wehrlosen, am Boden liegenden Israeli. Es ist eine erbarmungslose Exekution



Dann ein Wunder: die Rettung. Ein Zivilist namens Ramy Davidian, der an diesem Tag mehr als 100 Menschen rettet, kontaktiert Millet.

„Irgendwann hatte ich Kontakt mit einem Mann namens Ramy Davidian. Er hat an diesem Tag hunderte Menschen gerettet. Ich versuchte, ihn irgendwie zu uns zu navigieren. Er sagte, dass er hupen wird, wenn er da ist, dann sollte ich rauskommen. Ich verabschiedete mich von ihm und bat ihn, uns nicht aufzugeben. Dann hörte ich die Hupe und rief ihn an. Er war es. Da wurde mir klar, dass ich aus dem Gebüsch rauskommen muss, damit er uns sieht. Aber gleichzeitig hörte ich draußen Schüsse, mal waren sie weiter weg, mal kamen sie näher. Das war der gruseligste Moment.“

„Wenn du getötet wirst, dann wirst du getötet“

Millet muss nach sechs Stunden unter dem Gebüsch hervorkommen. Sie hat Todesangst. Noch immer könnten Terroristen in der Nähe sein. Sie hört Schüsse.

„Es war ein Gedanke, den ich seit meiner Kindheit über den Holocaust hatte. Ich erinnere mich, wie ich als Kind darüber nachgedacht habe, wie manche Menschen es geschafft haben, zu überleben. Wie manche im Ghetto die Kraft hatten, zu kämpfen oder zu fliehen. Ich erinnerte mich an einen Film über die Flucht aus dem KZ Sobibor. Ich dachte: Wenn du die Tatsache akzeptierst, dass du sowieso getötet wirst, dann kannst du es schaffen. So fühlte ich mich. Ich sagte mir: Wenn du getötet wirst, wirst du getötet. Das gab mir den Mut, mein Versteck zu verlassen. Ich kroch heraus und sah ein Auto mit einem hebräischen Aufkleber. Also hob ich den Kopf für eine Sekunde, damit er mich sehen konnte.“

Seit dem 7. Oktober ist Millet ein anderer Mensch: „Ich fühle mich wie ein Geist“



Millet ist gerettet, in Sicherheit, bei ihrer Familie. Doch nichts ist so wie zuvor.

„Ich habe nicht das Gefühl, dass es vorbei ist. Das Trauma ist so groß, es berührt mich so tief. Mein Cousin wurde erschossen. Wir vermissen Freunde und Familienmitglieder. Unsere Soldaten sind drüben und kämpfen. Einer meiner Freunde wurde in Gaza verwundet. Jeden Tag schießen sie Raketen auf uns. Nach der Beerdigung meines Cousins war das Ausmaß an Kummer und Angst so überwältigend, dass ich glaube, mein Herz sei einfach zum Stillstand gekommen. Es ist noch lange nicht vorbei.“

Der 7. Oktober hat für Millet alles verändert.

„Meine Freunde versuchen, Kontakt mit mir zu haben, aber ich möchte das nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich sie überhaupt kenne. Es ist auch schwierig, bei meiner Familie zu sein. Sie freuen sich sehr, mich zu sehen. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich sehen. Ich fühle mich wie ein Geist. Ich weiß nicht, wer ich bin.“

Doch Millet Ben Haim gibt nicht auf. Sie wird ihre Geschichte weiter erzählen. Damit niemand leugnen kann, was wirklich geschah.


Freitag, 10. November 2023

Israel am 07.10. - Das Grauen sichtbar machen

von Tobias Huch...

Als Journalist im Nahen Osten habe ich schon sehr viel Grauen mit ansehen müssen. Ich wurde im August 2014 Augenzeuge des Völkermords an den Jesiden im Irak. Ich sah die Verbrechen, die die Terrorgruppe IS (Islamischer Staat / Dai’sh) angerichtet hatte: Menschen wurden lebendig verbrannt, von Dächern geworfen, in Massen hingerichtet. Ich sah Familien auf der Flucht, sprach mit vergewaltigten Frauen, die unter ihren Peinigern herumgereicht und weiterverkauft wurden; ich hörte Kinder davon berichten, wie man sie mit Gewalt zum Islam zwangskonvertieren wollte.

Bis zum Abend des 6. Oktober hoffte und glaubte ich, dass es mir bis zum Ende meines Lebens erspart bleiben würde, noch einmal so nahe mit dem nackten Bösen konfrontiert zu werden. Ich sollte mich irren.


Ich sitze mit meinem Kameramann Tom im Mietwagen nach Jerusalem. 1,5 Stunden zuvor habe ich die Info meines Kontaktes bei der IDF (Israelische Armee) bekommen, dass bislang unveröffentlichtes GoPro-Filmmaterial der Hamas-Terroristen – also Aufnahmen von Bodycams oder Helmkameras, die man am Körper neutralisierter Terroristen vorgefunden hatte – , der internationalen Presse vorgeführt werden. Sofort sind wir ins Auto gesprungen und haben uns via Autobahn 1 in Richtung Jerusalem aufgemacht. Dort angekommen, geht es direkt ins GPO-Büro (GPO = Government Press Office), wo außer uns schon gut 30 Kollegen auf Einlass warteten. Wer nicht auf der Liste steht, darf nicht rein. Uns hatte man sehr spät eingetragen; aber es funktioniert zum Glück noch. Die erste direkte Anweisung: Keine Kameras, keine Mikrofone, keine Handys! Nichts darf hier aufgezeichnet werden – zum Schutz der Familien, die die geschändeten Leichen ihrer Lieben nicht im Internet wiedersehen wollen. Selbst meine Apple Watch muss ich abgeben, da diese Tonaufnahmen machen kann.

Eine junge Majorin der IDF ermahnt uns, wir würden Bilder sehen, die ein Trauma auslösen können. Es handele sich um Aufnahmen extremster Gewalt. Wer sich das nicht antun wolle oder das Risiko bleibender seelischer Schäden nicht eingehen wolle, könne jetzt noch den Raum verlassen. Keiner geht. Alle sind nervös. Die Aufnahmen seien nicht verändert, sagt man uns. Die Vorführung beginnt.

Was man uns zeigt, sind 45 Minuten aneinandergeschnittenes Grauen. Am Anfang sieht man ein junges Paar, es hat die Hände im Auto erhoben. Die Hamas-Terroristen legen an und ermorden das Paar unter „Allahu akbar!“-Rufen („Allah ist der Größte!“). Es folgt die Aufnahme einer halbnackten Frauenleiche. Ein Hamas-Terrorist läuft in einem Kibbuz herum, erspäht einen Krankenwagen und macht diesen sogleich mit seinem Sturmgewehr unbrauchbar. Wieder eine GoPro-Aufnahme: Ein Hamas-Terrorist blickt ins Wohnzimmer eines Hauses und sieht dort eine sehr alte Frau im Rollstuhl. Er legt an und schießt. Das hohe Stöhnen, das Wimmern der sterbenden Frau geht mir durch alle Knochen. Es verstummt allmählich, dann ist sie tot.

Andere Hamas-Mitglieder – alle mit Sturmgewehren, militärischer Kleidung und Kopfband mit Hamas-Logo – zünden mit einem Sturmfeuerzeug Häuser an. Dann Aufnahmen einer Überwachungskamera auf den Vorhof eines Hauses: Ein Vater stürmt mit seinen zwei kleinen Söhnen (etwa 5 und 6 Jahre alt) in Panik aus seinem Haus in Richtung Schutzbunker. Kaum sind alle drei im Bunker, wirft ein Terrorist eine Handgranate hinein. Sie explodiert sogleich, der Vater kippt in Richtung Eingang und bleibt regungslos liegen. Er ist tot. Sein Körper hat seine Söhne geschützt. Die Kinder laufen desorientiert, unter Schock aus dem Bunker raus, werden von den Hamas-Angreifern abgefangen und in den Wohnraum gebracht. Dort filmt eine weitere Kamera das Geschehen. Die Kinder werden an einen Tisch platziert, während sich ein Terrorist in aller Ruhe eine Cola-Flasche aus dem Kühlschrank holt. Währenddessen weint einer der Jungen auf Englisch „I want my mum, my mum!“ (Ich will zu meiner Mami, meine Mami!). Sein großer Bruder prüft ihn auf Verletzungen und stellt fest, dass der Kleine ein Auge durch die Granate verloren hat. Er ist teils blind. Er brüllt (auf Englisch) „Warum bin ich am Leben? Warum lebe ich?“. Schnitt. Dann folgen Aufnahmen aus dem Kibbuz Be’eri. In einem Kindergarten hat sich sich eine junge Frau versteckt; sie wird aufgefunden und niedergeschossen. Die Terroristen stehlen erst ihr Handy, dann schultern sie die junge Frau und nehmen sie als Kriegsbeute mit. Als nächstes hören wir den Mitschnitt des Funkverkehrs mit einem Hamas-Kommandeur: Der Befehl lautet, die Opfer zu köpfen und dies zu filmen. Im folgenden Clip foltern Terroristen einen jungen Mann. Sie treten auf ihn ein. Lachen ihn aus. Zertrümmern sein Gesicht. Dann nimmt ein Hamas eine Gartenhacke und schlägt damit auf den Hals des Opfers ein. Anschließend wird er geköpft. Alle anwesenden Terroristen – etwa fünf oder sechs an der Zahl – brüllen laut und wiederholt mehrfach „Allahu Akbar!“ zu brüllen, gefolgt von „Jahudi!“ („Jude!“). Und dann immer wieder: „Allahu Akbar!“.

Wer von den anwesenden Journalisten meint, das alles sei schon unerträglich genug, wird einer Schlimmeren belehrt: Wir sehen Leichenberge von Kindern, vielleicht jeweils acht oder neun. Es wird gezeigt, wie die Hamas-Terroristen in die kleinen Köpfe der Kinder schießen und dabei wieder brüllen „Allahu Akbar!“. Dann zeigen sich die Mörder selbst mit in die Luft gestrecktem Zeigefinger, eine Geste – die wir schon durch IS-Terroristen missbraucht sahen. Und wieder das markerschütternde Gebrüll: „Allahu Akbar!”. Die Kamera schwenkt auf den Fußbode; er ist voller Blut wie in einem Schlachthof. Als nächstes sieht man eine ISIS-Flagge. Und dann wieder hingerichtete Kinder, immer mehr Kinder, mit Schusswunden in Brust und Stirn. Wir sehen kleine Körper, die man zuvor offensichtlich gefoltert hat, indem ihnen bei lebendigem Leib die Gliedmaßen abgetrennt wurden. Unter ihnen: Ein verbranntes Baby in einem Micky- Maus-Schlafanzug. Ein kleines Kind mit teils weggeschossenem Kopf, lebendig verbrannt in seinem Kinderbettchen. Dann hören wir den Telefonmitschnitt eines Hamas-Terroristen, der nach der Tat mit seiner Familie in Gaza entstand und öffentlich gemacht wurde. Der junge Mann erzählt stolz seinen Eltern, dass er bereits zehn Juden getötet hat. Die Familie in Gaza bricht in Jubel aus und feiert ihn:„Mein Sohn ist ein Held“, weint die Mutter. Es ist ein Freudentag für diese Familie in Gaza – denn ihr Sohn hat „Jahudis” getötet.

Als nächstes sehen wir Aufnahmen halbnackter Soldatinnen, zusammengekauert am Boden einer Halle, ein Hamas-Terrorist im Hintergrund. Vermutlich sind diese Frauen jetzt, da wir dies sehen, Geiseln oder tot; was wohl schlimmer ist, denke ich bei mir, und finde keine Antwort. Dann erschallt wieder ein Funkbefehl: Diesmal zum „Kreuzigen“ der Opfer. Schnitt. Wieder Hamas-Angreifer, die auf den Leichen toter IDF-Soldaten tanzen und gegen deren Köpfe treten. Immer wieder zeigen die Bilder systematische Leichenschändungen – auch beim Transport der Leichen nach Gaza, wo sie wie Kriegstrophäen bejubelt werden. Das Volk säumt die Straßen, applaudiert und feiert unter „Allahu akbar!“-Rufen die toten Juden. Sie bespucken die Leichen. Schlagen mit Holzlatten auf die Toten und die noch lebenden Geiseln ein. Sie bespucken sie, schlagen und beschimpfen sie. Dazu immer wieder: „Allahu akbar!“. Schnitt.

Es folgen Fluchtaufnahmen vom „Supernova”-Friedensfestival in der Negevwüste. Hunderte junge Menschen fliehen in Todesangst in die Wüste. Es sind Aufnahmen, die mich auf frappierende Weise an die Flucht der Jesiden aus Shingal in die Berge erinnern. Dann wieder Leichenschändungen auf dem Festival. Jeder wird erschossen, der sich noch bewegt. Menschen verstecken sich. Schüsse. Jugendliche und junge Erwachsene, die eben noch fröhlich getanzt hatten, sacken wie leblos zusammen. Immer wieder Gewehrsalven und noch mehr Schüsse. Anschließend werden kleine Gruppen junge Menschen wie Vieh auf Pickups gezwungen.
Auch zahlreiche Zivilisten aus Gaza sind haben sich den Terroristen angeschlossen dabei und erfreuen sich am Morden, an der Entführung und Demütigung ihrer Opfer. Das Festivalgelände ist übersät von Leichen junger Menschen, leicht bekleidet, in Partyoutfits. Menschen, die in ihren PKW lebendig verbrannt wurden, die Münde noch in Todesstarre weit aufgerissen von ihren Schmerzensschreien. Dann weitere Aufnahme, ein grausames Finale: Wir sehen etwa 30 junge Menschen, die gemeinsam verbrannt wurden. Darunter ein entkleidetes Mädchen. Manche hat man gefesselt und dann lebendig verbrannt. Ende der Videos.

Der Saal ist gespenstisch still. Diese Stille scheint mir fast noch unerträglicher als das gerade Gesehene selbst. Einige Kolleginnen und Kollegen weinen leise. Aus Sekunden werden Minuten. Jeder ist schockiert.

Mir geht durch den Sinn: Der IS ist wieder da. Er nennt sich Hamas.

Bedrückt und seelisch zentnerschwer beladen verlassen wir den Pressesaal. Wir beide, mein Kameramann und ich, können jetzt nicht einfach so zurück nach Tel Aviv, zurück zur Tagesordnung. Wir müssen uns ablenken, die Bilder irgendwie verdrängen. Gelöst- und Gelassenheit wollen nicht mehr aufkommen an diesem Tag. Wir laufen durch die fast leere Altstadt Jerusalems, besuchen die Grabeskirche, unterhalten uns mit den Menschen auf der
Straße. Gefühlt hat jeder Israeli aktuell Redebedarf. Man ist dankbar, dass wir Journalisten da sind.

Später veröffentliche ich einige meiner ersten Eindrücke in einem Tweet auf X.com (Twitter). Die Reaktion der Hamas-Anhänger kommt prompt: Sie leugnen, verspotten, beschimpfen mich. Sie wollen nicht, dass die brutale Wahrheit ans Licht kommt. Sie wollen keine „Einordnung”. Sie wollen nur noch mehr Leid verbreiten. Auch das kommt mir allzu bekannt vor. Es ist wie damals beim IS, im Jahr 2014. Der Unterschied: Hamas und IS sind inzwischen auch in Deutschland zuhause.

Erschienen auf ruhrbarone.de ...



Dienstag, 24. Oktober 2023

"Kampfname: Osama, der Deutsche" - Tarik S. plante Anschlag mit Lkw auf jüdische Veranstaltung

von Thomas Heck...

Die Ereignisse überschlagen sich. Seit dem feigen Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten mit 1.400 ermordeten Israelis vom 07.10.2023, findet sich täglich ein israelfeindlicher Mob aus einer widerlichen Melange von Pälastinensern, anderen Arabern, Türken und Linken in Berlins Strassen zusammen und verbreiten ganz offen ihren Hass, wohlwissend, dass Ihnen seitens des deutschen "Rechtsstaates" wenig an Konsequenzen droht. Außer Lippenbekenntnissen aus der Politik wenig Konsequentes. 

Die für die innere Sicherheit zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat sich nach anstrengendem Wahlkampf in Hessen heimlich nach Mallorca in den Urlaub mit ihrem Filius verabschiedet, wurde aber dabei ertappt. Die innere Sicherheit dieser Nation scheint Frau Faeser zu langweilen. Vielleicht wird dies nach eine langen Liste an Skandalen das Fass endich zum Überlaufen bringen und die Dame in den Ruhestand versetzt. Das Land hätte es verdient.

Nun die erschreckende Nachricht, dass der polizeibekannte IS-Terrorist Tarik S. einen Anschlag mit einem Lkw auf eine pro-israelische Veranstaltung geplant hatte. Der Tipp kam von einem ausländischen Nachrichtendienst. Hier braut sich was zusammen, was nicht gut ausgehen wird. Man darf aber jetzt schon mal fragen, wieso sich ein bekannter Islamist und Gefährder hierzulande frei bewegen konnte. Nach 5 Jahren Gefängnis kam offensichtlich keiner auf die Idee, diesen Schmutzlappen auszuweisen. Ein Skandal.

Schwer bewaffnet stürmt das Spezialeinsatzkommando das Mehrfamilienhaus. Spektakulärer Antiterror-Einsatz mitten in der Duisburger Innenstadt! Die Elitepolizisten überwältigen gerade einen gefährlichen Terrorverdächtigen. Staatsschutz-Fahnder vermuten, dass Tarik S. (29) einen islamistischen Terroranschlag gegen eine jüdische Veranstaltung verüben will.

Ein ausländischer Nachrichtendienst gab den deutschen Ermittlern den brisanten Hinweis. So soll der bereits als Hochrisiko-Gefährder bekannte Duisburger in Chats geschrieben haben, dass er als Märtyrer sterben wolle.

Nach Angaben der Geheimdienst-Quellen plane er einen Anschlag auf eine Pro-Israel-Kundgebung in Nordrhein-Westfalen. Er wolle offenbar mit einem Laster in eine solche Demonstration rasen und möglichst viele Menschen verletzen und töten.

IS-Terrorist Tarik S. - Kampfname: Osama, der Deutsche



In einer Lageeinschätzung des Bundeskriminalamts heißt es: „Aufgrund des gewählten Modus Operandi ist zudem davon auszugehen, dass (...) bei der konkreten Zielauswahl vermutlich eher weiche Ziele bzw. aktuell regelmäßig stattfindende Solidaritätskundgebungen mit einer größeren Anzahl von Personen auswählen wird.“

Weiter heißt es: „Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass der Nahost-Konflikt in sich ein sehr großes Emotionalisierungspotenzial birgt, welches sich aktuell und jederzeit in Deutschland im Rahmen von Spontanversammlungen und Mahnwachen beider Seiten äußern kann. Es muss daher aus hiesiger Sicht hinsichtlich des Tatzeitpunkts angenommen werden, dass sich jederzeit eine Tatgelegenheit im Sinne des Hinweises bieten kann.“

So hatte offensichtlich auch der islamistische Terroranschlag von Brüssel Einfluss auf den Duisburger Gefährder. In der BKA-Lageeinschätzung heißt es, Tarik S. „habe in diesem Zusammenhang den Attentäter von Brüssel gelobt und sei von dessen Taten vom 16.10.2023 inspiriert worden.“

Wegen dieser konkreten Gefahr, dass Tarik S. jederzeit losschlagen könnte, entschied sich die Polizei für den sofortigen Zugriff!

Der Verhaftete war bei der Terrormiliz ISIS!

S. kommt ursprünglich aus der Dschihadistenszene in Herford. Ende 2013 war der Islamist über die Türkei nach Syrien gereist, schloss er sich ISIS an. Sein Kampfname: „Osama Al Almani“, Osama, der Deutsche. In einem Video posierte er neben einem enthaupteten Opfer! Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 2016 wurde er vom Staatsschutz am Flughafen Frankfurt verhaftet. Das Oberlandesgericht in Düsseldorf verurteilte S. 2017 wegen Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ zu fünf Jahren Haft.

Der Terrorverdächtige soll jetzt verhört, seine Wohnung durchsucht werden. Die Ermittler wollen dort weitere Beweise für die Anschlagsplanungen finden. Außerdem müssen sie klären, ob der Islamist alleine handeln wollte oder Komplizen hat.

Die Ermittler werten jetzt die Beweise aus der Wohnung aus, um zu prüfen, ob es für einen Haftbefehl reicht! Ein Nachbar zu BILD: „Der Mann war immer freundlich, aber was auffällig war: Er war die ganze Nacht wach und man hatte den Eindruck, der baut irgendwas. Bis morgens war es laut.“


 

Montag, 13. Dezember 2021

Auftraggeber vom Breitscheidplatz-Attentat identifiziert

Irakische Behörden fahnden bis heute nach einem Kommandeur des sogenannten Islamischen Staats, der in den Anschlag auf dem Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 verwickelt sein soll. Deutsche Behörden gingen den Hinweisen auf ihn nicht konsequent nach. Von S. Adamek, J. Goll und N. Siegmund



Hat Anis Amri allein gehandelt, als er 2016 einen Lkw auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz lenkte? Oder hatte er Auftraggeber und Unterstützer? Diese Fragen sind bis heute nicht eindeutig beantwortet. Jetzt ist es einem rbb-Team gelungen, die Identität eines mutmaßlichen Auftraggebers aufzuklären. Bei dem Mann, der den zivilen Namen Ali Hazim Aziz trägt, soll es sich um einen hohen Funktionär des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) handeln, der unter dem Kampfnamen Abu Bara'a al Iraqi bekannt wurde.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) und das Bundeskriminalamt (BKA) hatten schon früh konkrete Hinweise auf diesen Mann, konnten ihn aber nicht identifizieren. In einem Interview mit dem rbb bestätigt Sadi Ahmed Pire, Vorstandsmitglied der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), jetzt die Identität und Funktion von Abu Bara'a als Verantwortlichen für die IS-Terrorplanungen unter anderem in Deutschland. 

Er stützt sich dabei auf Erkenntnisse irakischer Sicherheitskreise. "Abu Bara'a war einer der Top-Organisatoren der Terrorakte im Ausland. Besonders für Deutschland, Großbritannien, Frankreich", sagt Pire, der Minister für Gesundheit und Soziales und für humanitäre Hilfsprogramme im Irak war. Bis heute pflegt er gute Beziehungen zur Bundeswehr vor Ort.

Terrorplaner Abu Bara'a noch immer eine Gefahr für Deutschland?

Der Politiker betont, dass der IS-Terrorist bis heute von irakischen Sicherheitsbehörden als gefährlich eingeschätzt und nach wie vor auf der Terrorliste des Landes geführt werde. Irakische Sicherheitskreise, fährt Pire fort, hätten keine Erkenntnisse, dass Abu Bara'a al Iraqi nicht mehr lebe. "Terroristen wie er haben keine Chance für ein normales Leben im Irak in ihren Dörfern, in ihren Provinzen. Das Einzige was ihnen übrig bleibt, ist das Land zu verlassen", sagt Pire. Deshalb seien solche Leute bis heute auch eine Gefahr für Europa.

Zwar haben Iraks Behörden offenbar keine Erkenntnisse über die konkrete Planung des Anschlags, doch die neuen Erkenntnisse passen exakt zu den Informationen, die der BND vor fünf Jahren durch eine geheime Quelle erhalten hatte. Die benannte Aziz als Auftraggeber des Weihnachtsmarkt-Anschlags – einige deutsche Zeitungen berichteten damals in kurzen Meldungen darüber.

Bereits elf Tage nach Anschlag erwähnt

Allerdings scheinen danach weder BND noch BKA diese Spur konsequent weiter verfolgt zu haben. Und das, obwohl die Quelle wichtige Details nannte: dass Abu Bara'a aus der Region Al Ramadi stamme, etwa 45 Jahre alt sei und mit bürgerlichem Namen Ali Hazim Aziz heiße. Bereits am Morgen des 31. Dezember 2016, also elf Tage nach dem Anschlag, übermittelte ein in Abu Dhabi ansässiger Agent des BND diese Informationen nach Deutschland.

In dem knapp gehaltenen Schreiben war auch damals schon die Rede von einem hochrangigen IS-Kommandanten, einem Iraker mit dem Namen Abu Bara'a al Iraqi, der den Auftrag für den Terrorakt erteilt haben soll. Der BND-Agent wies darauf hin, dass die Hinweise aus einer "ausgesprochen zuverlässigen nachrichtendienstlichen Verbindung" stammen.

In den folgenden Tagen und Wochen verdichteten sich die von der in Abu Dhabi ansässigen Fachdienststelle als zuverlässig bewerteten Informationen. Der Mann sei ein ranghoher militärischer Koordinator mit großem Vollbart, so heißt es wörtlich, und er "organisiert die Arbeit des IS in Deutschland".

Keine eindeutige Zuordnung der Person möglich

Doch in den Wochen darauf kommen die Beamten im BKA und beim Auslandsnachrichtendienst BND nicht weiter. Die Hinweise auf den mutmaßlichen Auftraggeber des schlimmsten islamistischen Terrorakts in Deutschland werden zwar als "ausgesprochen zuverlässig" eingeschätzt. Doch "aufgrund der Mehrfachtreffer und der Namenshäufigkeit" könne keine eindeutige Zuordnung der Person Abu Bara'a al Iraqi erfolgen, eine abschließende Bewertung der Hinweise nicht vorgenommen werden. So steht es in den Akten.

Im Klartext: Die Ermittler haben im Internet nach dem Namen "Abu Bara'a al Iraqi" recherchiert. Das Ergebnis: Es gab mehrere Treffer, also mehrere Personen, die diesen Namen tragen. Deshalb lasse sich der mutmaßliche Auftraggeber des Berliner Anschlags nicht zuordnen. 

Dabei hatte der Verbindungsbeamte des BKA in Abu Dhabi frühzeitig weitere, ergänzende Informationen zur Personenbeschreibung und zum Hintergrund von Abu Bara'a al Iraqi geliefert. So sei der Name bereits gefallen, als es um den wahrscheinlichen Auftraggeber der Pariser Anschläge von 2015 ging. 

Damals hatte das BKA unter dem Codewort "Galaxy" zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen für Deutschland geplant. Neben den Toten in Paris soll Abu Bara'a auch für die Anschläge im Beiruter Viertel Bourj el Barajneh im November 2015 verantwortlich gewesen sein, bei dem 43 Menschen ums Leben kamen. 

Noch im April 2017 verständigten sich die deutschen Sicherheitsbehörden darauf, den Hinweisen des BND-Residenten weiter nachzugehen. "In Absprache mit dem BKA wird der BND versuchen, den Ursprung der Hinweise in den VAE [Vereinigte Arabische Emirate, Anm. der Redaktion] weiter aufzuklären und die Informationen zu al Iraqi weiter zu verdichten", heißt es in einem BKA-Schreiben vom 19. April 2017. Trotzdem gelingt es den Beamten nicht, seine Identität zu klären.

Deutsche Behörden lassen Spur im Sande verlaufen

Als der Bundestags-Untersuchungsausschuss mögliche Fehler und Schlampereien der Sicherheitsbehörden im Fall Amri beleuchtet, fragen liberale und grüne Abgeordnete in der 80. Sitzung am 13. Februar 2020 nach dem geheimen Hinweis aus Abu Dhabi. Doch der zuständige BND-Beamte spielt die Nachricht des eigenen Agenten nun bei seiner Befragung herunter, bewertet sie als "nicht wertig" und "zu banal". Der FDP-Obmann im Ausschuss, Benjamin Strasser, lässt nicht locker und will später auch vom zuständigen BKA-Beamten wissen, ob die Spur ernsthaft verfolgt wurde. Auf die Frage, ob sie nicht einfach "im Sand verlaufen sei", antwortet der BKA-Beamte im Untersuchungs-Ausschuss: "Ist korrekt."

Ex-IS-Funktionär bestätigt zentrale Rolle von Abu Bara'a 

Im Gefängnis Al Hasaka im kurdisch kontrollierten Nordosten Syriens sitzt unter den dort inhaftierten IS-Kämpfern auch der türkische Staatsbürger Ilyas Aydin. Aydin war über einen längeren Zeitraum ein enger Mitarbeiter von Abu Bara'a al Iraqi beim IS. Er soll für mehrere blutige Attentate des IS im Ausland mitverantwortlich sein, darunter auch Anschläge in der türkischen Hauptstadt Ankara und im südostanatolischen Suruc. Vom Weihnachtsmarkt-Anschlag in Berlin will Aydin beim Interview mit dem rbb nach eigener Aussage nichts gewusst haben. Aber er bestätigt die zentrale Rolle von Abu Bara'a für die gesamte Terrorplanung des IS in Europa.

Abu Bara'a sei, so Aydin, die rechte Hand von IS-Terrorchef Adnani gewesen: "Wollte Adnani jemanden zum Beispiel nach Deutschland oder Frankreich schicken, wurde Abu Bara'a nach seiner Meinung gefragt, etwa ob man der Person vertrauen kann." Und weiter: "Die Anschläge der Jahre 2014 und 2015 wurden alle in der Tat unter Aufsicht von Abu Bara'a al Iraqi organisiert. Das ist Fakt – und das wissen die westlichen Geheimdienste genauso gut wie ich." Aydin behauptet jedoch, dass Abu Bara'a bei einem amerikanischen Drohnenangriff Ende 2016 getötet worden sei, was den irakischen Behördenangaben widerspricht.

FDP-Politiker Strasser: Erwarte Strafverfolgung von deutschen Sicherheitsbehörden

Der FDP-Bundestagsabgeordnete und inzwischen neu berufene Staatssekretär im Bundesjustizministerium Benjamin Strasser erklärte im rbb-Interview, dass er sich nach den rbb-Recherchen in den kurdischen Autonomiegebieten des Iraks und Syriens in seiner Kritik an der Ermittlungsarbeit der deutschen Sicherheitsbehörden nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz bestätigt sieht. "Ich erwarte, dass deutsche Sicherheitsbehörden konsequente Strafverfolgung betreiben und den mutmaßlichen Drahtzieher des Berliner Weihnachtsmarkt-Anschlags verfolgen und vor Gericht stellen", sagt Strasser. Schließlich könnte von diesem Mann noch immer eine Gefahr für Deutschland und Europa ausgehen. Den Hinterblieben und Opfern des schlimmsten islamistischen Anschlags auf deutschem Boden sei man das schlicht und einfach schuldig, fährt er fort.

Die Generalbundesanwaltschaft, die die Ermittlungen zum Anschlag führt, wollte sich zu den Recherchen nicht äußern. Schriftlich erklärte sie: "Mit Blick auf die noch laufenden Ermittlungen können wir Ihnen keine Auskünfte darüber erteilen, ob und inwieweit gegen bestimmte Personen ermittelt wird."

Erschienen auf rbb24...



Mittwoch, 10. November 2021

Häßliche Bilder sind gut. Sie schrecken ab...

von Thomas Heck...

Die Bilder von 2015 sollten sich nicht wiederholen, so dass einheitliche Credo quer durch die etablierten Alt-Parteien. Doch dabei ging es gar nicht darum, die Migrantenflut zu stoppen, sondern es ging darum die für  uns hässlichen Bilder zu vermeiden. Denn die Politik hat gelernt. Es geht ja auch darum, die eigene Bürger nicht zu verschrecken. 


Doch die für uns hässlichen Bilder mit den Einlass begehrenden Migranten an den Grenzen sind für die Migranten von morgen, die jetzt noch in den Herkunftsländern Syrien, Irak, Afghanistan, in Nordafrika, usw. sitzen, gar keine hässlichen Bilder. Es sind hoffnungsvolle Bilder, denn sie zeigen, dass da irgendwie ein Weg ins gelobte Land Deutschland ist. Es verbreitet sich die Message, dass man irgendwie und irgendwann doch nach Deutschland kommt. Eine fatale Botschaft, die immer mehr Menschen zur Flucht ermutigt.

Und das ist die kommende Regierung der Ampel nun die schlechteste Regierung, die Deutschland zur Zeit  überhaupt nicht brauchen kann. Was wir bräuchten, wäre ein Hardliner, der glaubhaft nach außen kommuniziert, dass hier keiner mehr reinkommt und dann auch Taten folgen lässt. Nur ein konsequentes und dauerhaftes Abweisen an den Grenzen, ein konsequentes und dauerhaftes Abschieben abgelehnter Asylbewerber und Straftäter, wird auf Dauer den Migrantenstrom zum Erliegen bringen.

Doch was zur Zeit passiert, ist das genaue Gegenteil. Anstatt den Polen Unterstützung anzubieten, wird die polnische Regierung angegriffen, an der Pranger gestellt. Eine EU, die in dieser Phase Polen nicht unterstützt, ist sinnlos. Eine solche EU braucht kein Mensch. Zumal die deutsche Willkommenskultur maßgeblich für das Chaos an der polnischen Ostgrenze verantwortlich ist. Dabei würde ein funktionierender Grenzschutz an Polens Ostgrenze mit der Unterstützung aller EU-Mitgliedsländer, mit der Unterstützung der NATO, schon genügen, um Lukaschenko an den Strömen der Migranten ersticken zu lassen.



 

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Einzelfall #1.319 - diesmal Norwegen, diesmal mit Pfeil und Bogen...

von Thomas Heck...

Ein weiterer islamistischer Anschlag hat sich in Norwegen ereignet, bei dem 5 Menschen ermordet und 2 weitere verletzt wurden. Ein 37-jähriger Däne, der zum Islam konvertiert war und mit dem die Polizei wegen mutmaßlicher Radikalisierungstendenzen bereits letztes Jahr Kontakt hatte, wurde von der Polizei festgenommen. Mittlerweile gehen die Behörden von einem Terroranschlag und einem Einzeltäter aus.


Norwegen steht unter Schock. Noch immer sind viele Einzelheiten zu dem brutalen Angriff am Mittwochabend im Süden des Landes unklar. Immerhin zur Identität des dringend Tatverdächtigen konnte die Polizei in der Nacht Details herausgeben.

Bei ihm handele es sich um einen 37-jährigen Dänen, der aber in der südnorwegischen Kleinstadt Kongsberg lebe, teilte die Polizei am frühen Donnerstagmorgen mit. Er sei angeklagt worden. Sein Anwalt sagte dem Fernsehsender NRK, der Mann kooperiere und mache ausführliche Angaben zur Tat. Er war am Mittwochabend festgenommen worden.

Zuvor hatte ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Mann ab etwa 18.15 Uhr mehrere Menschen angegriffen, fünf Personen getötet und zwei weitere verletzt. Die Ermittler gehen davon aus, dass er allein gehandelt hat. Die weiteren Hintergründe der Tat blieben vorerst unklar. Auch ein terroristisches Motiv konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden. Kongsberg liegt rund 80 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Oslo.

Die Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht und liegen auf der Intensivstation. Der örtliche Polizeichef hatte am Abend erklärt, es bestehe keine Lebensgefahr. Eine der beiden verletzten Personen sei ein Polizeibeamter, der aber nicht im Dienst gewesen war.

Mehrere Stadtteile wurden abgesperrt

Die Angriffe ereigneten sich nach Angaben der Polizei an mehreren Orten in der Stadt. Der Täter habe sich über ein größeres Gebiet hinweg bewegt. Der Vorfall fiel auf den Vorabend des Regierungsantritts des neuen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Ob hier ein Zusammenhang besteht, ist ebenfalls ungeklärt.

Mehrere Stadtteile wurden abgeriegelt, wegen des Vorfalls wurde die Polizei vorübergehend bewaffnet. Es handele sich um eine Bereitschaftsmaßnahme – vorläufig gebe es keine Hinweise für eine Änderung der Bedrohungslage im Land. Auch der norwegische Geheimdienst PST wurde über den Vorfall in Kenntnis gesetzt.

Noch-Ministerpräsidentin zeigt sich »erschüttert«

Norwegens scheidende Ministerpräsidentin Erna Solberg zeigte sich »erschüttert« von der Tat. »Unsere Gedanken gehen zuallererst an die Betroffenen und ihre Angehörigen«, sagte Solberg am späten Mittwochabend auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Oslo: »Der Täter hat furchtbare Handlungen gegen mehrere Menschen begangen. Das ist eine sehr dramatische Situation, die die Gemeinschaft in Kongsberg hart trifft.«

Der Vorfall weckt schlimme Erinnerungen: Vor gut zehn Jahren erlebte Norwegen den schwersten Terroranschlag seiner modernen Geschichte. Am 22. Juli 2011 zündete der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik zunächst im Osloer Regierungsviertel eine in einem Transporter versteckte Bombe und tötete dabei acht Menschen.

Danach fuhr er zur etwa 30 Kilometer entfernten Insel Utøya, wo er sich als Polizist ausgab und das Feuer auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen Sommerlagers der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei eröffnete.

69 Menschen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, kamen auf Utøya ums Leben. Breivik nannte rechtsextreme und islamfeindliche Motive für seine Taten. Er wurde im August 2012 zu der damaligen Höchststrafe von 21 Jahren mit einer Mindesthaftzeit von zehn Jahren verurteilt.




 

Dienstag, 28. September 2021

Neu im Bundestag: Lamya Kaddor: Nach Ihrem Unterricht ging es in den Dschihad...

von Thomas Heck...

Was tun die Menschen nicht alles, um Werbung in eigener Sache zu machen, ihr neuestes Buch zu promoten. Manche gehen hierzu über Leichen.

Heute Lamya Kaddor, die sich als islamisches Opfer eines Henryk M. Broders präsentiert und ihm und anderen vorwirft, Schuld an den angeblichen Morddrohungen gegen sie zu sein. Das ist, mit Verlaub, eine der größten Schwachsinnigkeiten, von denen man aktuell hören kann. So verdreht man Ursache und Wirkung und lenkt von den wahren Gefahren der Gegenwart ab. Z.B. den islamistischen Terror, wenn man den Islam als Opfer präsentiert. Denn das ist er wahrlich nicht. Ab dem Schuljahr 2003/2004 unterrichtete Kaddor an einer Grundschule und an der inzwischen geschlossenen Glückauf-Hauptschule in Dinslaken-Lohberg. Fünf Schüler des Schulversuchs zogen als Freiwillige und Teil der „Lohberger Brigade“ für den Dschihad nach Syrien, was Lamya Kaddor bedingt als persönliche Niederlage empfand, so sagt sie. Ob ihr Unterricht doch ein wenig zu radikal war oder sich die kleinen Racker in ihrer Gegenwart derart langweilten, dass zur Abwechslung nur der anschließende Dschihad in Betracht kam, ist nicht überliefert. Fakt ist nur, dass Frau Kaddor ihre Erlebnisse gleich in einem Buch "verarbeitete". Eine der wenigen Kriegsgewinnler des Dschihad bereits heute.

Hass subsummiere ich eher unter der Religion, für die Frau Kaddor steht, nicht Journalisten wie Broder, der mit spitzer Feder genau die Punkte anspricht, die uns bewegen. Frau Kaddor macht Religionsunterricht und prompt bilden sich 5 Märtyrer, die töten wollen. Frau Kaddor trägt dafür sicher keine direkte Verantwortung, muss sich aber fragen lassen, welcher Religion sie dient, die es schafft 5 Minderjährige nach dem Besuch so zu motivieren, sich nach dem Freitagsgebet in die Luft sprengen zu wollen.

Wie dem auch sei. Was für Referenzen. Wahnsinn. Doch lesen Sie selbst, was Sie in der ZEIT geschrieben hat. Nun zieht die Islamistin im Schafspelz auch noch in den Deutschen Bundestag.

Der Hass der Deutschomamen

Konservative Intellektuelle wie Henryk M. Broder verstecken sich hinter einer bürgerlichen Fassade. Doch sie tragen eine Mitschuld an Morddrohungen im Netz.

Von Lamya Kaddor

Lamya Kaddor ist Islamwissenschaftlerin, Autorin und Lehrerin für Islamkunde in Dinslaken. Als Reaktion auf ihr neues Buch Zerreißprobebekam sie so viele Drohungen und Hasskommentare von Rechten, dass sie um die Beurlaubung vom Schuldienst gebeten hat.

Für Leute wie den Welt-Autor Henryk M. Broder und den früheren Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Roland Tichy, mag das alles lustig sein. In Texten, die sie schreiben und publizieren, werde ich als "genuin dumm" beleidigt und nahezu mein komplettes Leben wird als Fake verleumdet. 

Für mich ist das absolut kein Spaß mehr. Ich musste mich auch wegen der Wirkung solcher Texte dazu entschließen, meinen Lehrerberuf vorübergehend ruhen zu lassen: Ich werde diffamiert, bin Bedrohungen von Leib und Leben ausgesetzt. ("Dummes Vieh, stirb, Kanacken-Fotze", "Ballert ihr ne Kugel in den Kopf", "Nachts kommen wir dich holen".) 

Mein einziges Vergehen: Ich, "die kleine Ausländerin", habe in meinem neuen Buch gewagt, die von vielen so oft bemühte Floskel "Integration ist keine Einbahnstraße!" ernst zu nehmen. Nachdem ich mich rund 15 Jahre mit der Minderheit der Muslime in diesem Land beschäftigt habe, habe ich nun erstmals die deutsche Mehrheitsbevölkerung fokussiert und in der Frage der Integration in die Pflicht genommen. 

Die Deutschen haben eine Bringschuld 

Ich habe sie daran erinnert, dass nicht nur Einwanderer eine Bringschuld haben, sondern auch sie: Die Mehrheit muss integrationswillige Menschen und deren in Deutschland geborene Nachkommen respektieren, und zwar auf Augenhöhe. Seit 50 Jahren und länger leben hier immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund. Wir sind heimisch geworden, haben Wurzeln geschlagen und hier Kinder in die Welt gesetzt. Wir sind Deutsche! Deshalb liegt es auch in unserem Interesse, diese Gesellschaft mitzugestalten. Das ist unser Recht und sogar unsere Pflicht. Stets wurde uns zugerufen: Integriert euch! Nun integrieren wir uns, machen von Rechten und Pflichten Gebrauch, und nun ruft uns man uns zu: Haut ab! 

Wer Menschen mit türkischen, italienischen, ghanaischen, russischen, vietnamesischen Wurzeln, die in der dritten, vierten Generation als Deutsche in Deutschland leben, immer noch das Deutschsein abspricht, legt Hand an unsere Demokratie. Wer Deutschsein im 21. Jahrhundert allein nach der Blut-und-Boden-Theorie denkt, ist kein Anhänger unseres Rechtsstaats. Unser Grundgesetz garantiert nämlich jedem Menschen das gleiche Recht, an keiner Stelle besagt es, "deutschdeutsche Staatsbürger" hätten Vorrang vor "neudeutschen Staatsbürgern". 

Mein Weg zur Schule ist zum Risiko geworden 

Für diese eigentlich selbstverständlichen Aussagen bekomme ich nun täglich Dutzende Zuschriften bis hin zu Morddrohungen. Eine Mischung aus Rechtsextremen und Leuten, die ich in meinem Buch Die Zerreißprobe Deutschomanen nenne, hauen von Hass und Gewaltphantasien gelenkt in die Tastaturen. Bleibt es dabei? 

Es ist nur eine Minderheit in Deutschland, die so denkt und handelt, aber dank dem Internet ist sie leider sehr wirkmächtig. Mein täglicher Weg zur Schule ist zum Risiko geworden – für mich, meine Schülerinnern und Schüler und meine Kolleginnen und Kollegen. 

"Ich weiß, von wem die Hater Rückendeckung bekommen" 

Was Menschen wie Broder oder Tichy damit zu tun haben? Die jüngste Flut an Hassmails und Onlinekommentaren wird hämisch mit Links versehen zu eben jenen verleumderischen Texten dieser Publizisten und den von ihnen protegierten Schreibern auf als "konservativ" bezeichneten Blogs wie die Achse des Guten und Tichys Einblick. Ich kann also ganz gut zuordnen, von wem die Hater glauben, Rückendeckung und Legitimation zu bekommen. 

Diese Gewährsleute nennen sich oft Journalisten und lassen doch jedes journalistisches Verständnis vermissen. Jede noch so absurde Behauptung aus dem Netz über mich wird zusammengeklaubt. Fünf Schüler hätten sich in meinem Unterricht radikalisiert und seien zur Terrororganisation IS gegangen, ich hätte daher als Lehrerin versagt, heißt es. Die Fünf waren zum Zeitpunkt ihrer Radikalisierung längst nicht mehr in meinem Unterricht. Ich hatte sie früher einmal pro Woche für eine Unterrichtseinheit unterrichtet. Das alles steht ausführlich in meinem vorangegangenen Buch. Aber das spielt offenbar keine Rolle. Recherche? Wozu! Es gibt kein Halten mehr. 

Vermeintlich konservative Intellektuelle, die sich entweder dem rechten Rand anbiedern wollen oder selbst völkisches Gedankengut pflegen, tragen eine Mitschuld am Hass auf mich und viele andere! Ich bin nur ein Beispiel für viele Menschen mit familiären Wurzeln außerhalb deutscher Staatsgrenzen, und gerade besonders betroffen. Es geht hier nicht nur um Muslime, Türken, Araber oder Afrikaner, die das Rassismus- und Diskriminierungsproblem von Teilen der Bevölkerung zu spüren bekommen. 

Was ist Hass, was Meinungsfreiheit? 

Nein. In persönlichen Gesprächen und Zuschriften berichten mir Russlanddeutsche, Italiener, Juden, Christen von gleichen Erfahrungen, und bei Frauen kommt immer noch eine weitere Komponente dazu: Sexismus. Viele der Betroffenen trauen sich aber nicht, das offen zu sagen. Verständlich, wenn man meinen Fall betrachtet. 

Rassismus, Rechtsradikalismus, Deutschomanie – es wird Zeit, über Verantwortung von Intellektuellen in diesem Land zu reden, die sich seit Jahren hinter bürgerlichen Fassaden verstecken und auf Meinungsfreiheit verweisen. Meinung ist wichtig und sie kann auch polemisch oder gar beleidigend vorgetragen werden. Ich bin dem seit Beginn meiner Arbeit ausgesetzt. Für mich sind Kritik und Hass keine Neuentwicklung und ich trage das nicht immer, aber immer öfter mit Fassung. Das gehört in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung dazu. 

Aber öffentlich vorgetragene Meinung erzielt auch konkrete Wirkung. Mit der Veröffentlichung von Worten ist die Sache nicht automatisch beendet. Auf Worte folgen Taten. Unsere Aufgabe als Gesellschaft muss daher sein, uns über die Grenzen von Meinungsfreiheit, Hass und Hetze viel stärker Gedanken zu machen. Wollen wir wirklich, dass Menschen, die offen für die in Deutschland hart erkämpften Bürgerrechte wie Freiheit und Würde des Einzelnen eintreten, heute mit dem Tod bedroht werden? Ich hoffe nicht.