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Sonntag, 22. Juni 2025

US-Luftschlag Iran – Erste Auswertung

B-2 Bomber am Boden

Protokollarische erste Auswertung des Luftschlages der USA gegen die Atomanlagen des Iran. Alle Angaben nach jetzigem Stand.
Aufgrund der Brisanz ohne Bezahlschranke.

In der vergangenen Nacht haben die USA einen Luftschlag gegen die Atomanlagen des Iran durchgeführt.

Beteiligt waren u.a. sechs B-2 Bomber, die von der Whiteman Air Force Base in Missouri ohne Stopp gekommen sind.

Acht B-2 auf der Startbahn der Whitman Base.

Insgesamt wurden 12 Bunkerbrecher GBU-57 auf die Anreicherungsanlage Fordo abgeworfen. Zwei weitere auf die Atomanlage Natanz.
Diese Bunkerbrecher sind die größten der Welt. Zum Vergleich: Die größten im Gazakrieg eingesetzten Bomben hatten 2000 Pfund, die GBU-57 hat 30.000 Pfund. (Amerikanische Pfund)

GBU-57 beim Verladen.

Es wurden 30 Tomahawk Marschflugkörper auf die Anlagen Natanz und Isfahan gefeuert.
Abgefeuert wurden sie von der USS Georgia der Ohio Klasse. Dieses Atom-U-Boot ist, wie das Schwesterschiff Ohio, umgerüstet (SSBN auf SSGN) und kann 154 dieser Marschflugkörper tragen. Und sie abfeuern, ohne aufzutauchen.
Diese nuklearfähigen!Tomahawk haben eine Reichweite von bis zu 2500 Kilometern.

USS Georgia

Shaping

In einem Posting auf der Facebook Fanpage und auf X hatte ich kurz angerissen, dass die NATO-Streitkräfte (und damit auch Israel) das so genannte „Shaping“ lieben.
Das bedeutet, vor einem großen Angriff die Rahmenbedingungen zu den eigenen Gunsten zu beeinflussen. „In Form bringen“.

Beispielsweise, indem man Flugabwehr ausschaltet, vorher bereits durch Pioniere Brücken legen lässt, Bereiche vermint, und so weiter.

Daher habe ich nicht damit gerechnet, dass die USA einfach so mal einen großen Angriff fliegen werden. Sondern dass an einzelnen Angriffen vorher abzulesen sein wird, was geplant ist.

In der Nacht vor dem Schlag der USA hat die Israelische Luftwaffe einen großen Angriff geflogen. An diesem Angriff waren 50 Flugzeuge mit etwa 150 Bomben beteiligt. Das ist wirklich massiv.

Nach den jetzt vorliegenden Informationen gehe ich davon aus, dass dieser Angriff mit den USA nicht nur abgestimmt, sondern geplant war. Das war bereits das „Shaping“!
Inzwischen ist bestätigt, dass mindestens die umliegende Flugabwehr der Anlagen Isfahan und Natanz komplett ausgeschaltet wurde.
Dies alles wurde jedoch nicht offiziell öffentlich kommuniziert.

Nuklearforschungszentrum Isfahan

Die überirdische Anlage Isfahan, die zur Gewinnung von Uranium und der Weiterverarbeitung dient, wurde bereits durch mehrere Luftschläge Israels weitestgehend zerstört.
In einem ersten Luftschlag wurden wenige Punktziele getroffen.

Satellitenbild Isfahan, zwei Gebäude wurden sehr genau zerstört.

In dem zweiten, erwähnten Luftschlag in der Nacht vor dem US-Schlag wurde der Großteil der Anlage schlicht entkernt.

Sattelitenbild nach dem zweiten Luftschlag

Anreicherungsanlage Natanz

Die Anreicherungsanlage Natanz wurde bereits im oberirdischen Bereich durch mehrfache Luftschläge stark zerstört.

Sattelitenbild Wirkungsbild Natanz

Bei dem US-Luftschlag wurden auch zwei Bunkerbrecher auf den dazugehörigen Bunker gezielt.
Dieser deutlich geringere Einsatz im Verglich zu Fordo lässt darauf schließen, dass Israel und die USA hier sehr genau wussten, was wo ist und wie man es zerstört.

Sattelitenbild, dass die ganze Anlage und die Bunkereingänge zeigt.

Wirkungsbilder liegen mir derzeit nicht vor.

Anreicherungsanlage Fordo

Der mit Abstand stärkste Angriff ging auf Fordo.

Die stark gebunkerte unterirdische Anlage Fordo wurde laut den USA vollständig zerstört. Der Iran hat sehr früh bekannt gegeben, es seien nur die Eingänge beschädigt.

Beschriftetes Sattelitenbild der Anlage nach dem Luftschlag

Inzwischen veröffentlichte Satellitenbilder lassen jedoch eine Penetration annehmen, wodurch die Eingänge dann von innen heraus verschüttet worden sein könnten. Einschläge an den Eingängen sind nicht zu erkennen.

Aufgrund der veröffentlichten Bilder gehe ich davon aus, dass die Anlage Fordo zerstört ist. Nachhaltig.

Bunkerung

Es wird immer wieder debattiert, dass die GBU-57 diese Tiefe der Bunkerung nicht durchbrechen können. Die Angaben gehen von 60 bis 80 Metern.
Dabei wird ignoriert, dass nicht zwangsläufig das dickste Gestein durchschlagen werden muss. Die Angaben beziehen sich natürlich immer auf den tiefsten Punkt.

Querschnitt durch einen Berg mit einer Bunkeranlage.

Ein Bunkerbrecher entfaltet seine Wirkung erst im Inneren.
Daher sind von außen zumeist keine größeren Schäden zu erkennen.
Auch ausgewertete Videos von Bunkerbrechern auf Tunnel im Gazastreifen zeigen, dass zwar zunächst eine hohe Staubwolge entsteht. Da Erdreich aufgeworfen wird. Die eigentliche Wuchtwirkung jedoch unter der Erde passiert und an der Oberfläche nur wenige Schäden hinterlässt.
Siehe die Eliminierung von Mohammed Deif.

Zu der unterirdischen Wirkung gehört die Druckwelle, der rasante Verbrauch von Sauerstoff sowie das mögliche Freisetzen von Verbrennungsgasen. Eventuell kommen sog. Secondary Explosions hinzu.
Die Leiche von Mohammed Sinwar, dem Burder von Yahya Sinwar, war erst nach Tagen unter dem Europäischen Krankenhaus im Gazastreifen entdeckt worden, er war mit einem Kommandeur im ansonsten unbeschädigten Raum elendig erstickt.

Screenshot des Bunkerraumes

Die Anti-Schiffs-Rakete Kormoran des Tornados der Marineflieger (also meiner alten Bande) war so ausgelegt, dass sie sich im Niedrigstflug (unter 10m über der Wasseroberfläche) dem Ziel nähert, dann aufsteigt und von oben senkrecht auf das Ziel stößt.
Das Schiff sollte aber nicht versenkt werden. Erst im Inneren des Schiffs kam es zur eigentlichen Detonation, welche die Schotts (Türen) aufbricht und zu Secondary Explosions führt. Liegen geblieben ist ein ausgehöhlter Schiffsrumpf. Das bindet wiederum Kapazitäten des Feindes, der diese Reste abschleppen und Reparieren wird.
Über ein einfaches „Booom“ ist man lange hinaus.

Um die Beschädigung der Anlage beurteilen zu können, muss man also wissen, wo sie im Inneren penetriert wurde. Zudem haben die USA nach den Luftbildern jeweils drei der Bunkerbrecher auf eine Stelle gesetzt. Diese können dann, mit minimaler Verzögerung einschlagend, natürlich tiefer penetrieren.

Aufgrund dieser Komplexität traue ich niemandem außerhalb des beteiligten Militärs zu, definitive Aussagen dazu machen zu können! Und die wenigsten werden es seriös einordnen können.

Unter ferner liefen

Des Weiteren wurden in den vergangenen Tagen Nuklearanlagen beschädigt oder zerstört:

  • Schwerwasserreaktor Arak

  • Parchin Militärkomplex

  • Firma zur Herstellung von Zentrifugen zur Anreicherung TESA in Karaj

  • Nukleares Forschungszentrum TNRC in Teheran

  • Gebäudekomplex der Revolutionsgarden zur Nuklearforschung an der Imam Hossein University in Teheran

  • Komplex der Shahid Meisami Group in Karaj, die an dem iranischen Programm für chemische Waffen beteiligt war

  • Unternehmen für die Herstellung von Kohlefaser, welche sowohl für Raketen als auch für Zentrifugen zur Anreicherung benötigt wird, Industriepark Sefidrud

Sattelitenbild Sefirud

Andere militärische Anlagen und Ziele aus dem Bereich der Öl-Industrie würden hier weit den Rahmen sprengen.

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Randnotiz

Im Zuge der Angriffe wurde in der Nacht zum 21. Juni auch Saeed Izadi eliminiert.
Im Iran, nicht im Gazastreifen.

Er war Kommandeur der Quds-Brigaden der Hamas, und vermutlich die wichtigste Kontaktperson zwischen Hamas und dem iranischen Regime.
Er war laut Mossad elementar an der Planung, Finanzierung und Vorbereitung des 10/7 beteiligt.

Saeed Izadi

Einschätzung

Alles hängt nun davon ab, wie der Iran reagiert.
Eine erste Reaktion wird der große Raketenangriff auf Israel heute Morgen gewesen sein. Das war jedoch militärisch eher ein spontanes Zurückschießen. Auch der Iran kennt die Ziele, kann schnell den Befehl geben und auf den Auslöser drücken.
Bisher liegen mir keinerlei Meldungen vor, dass irgendwelche militärischen Ziele in Israel getroffen worden wären.

Iranischer Treffer in Israel, ein ziviler Gebäudekompex ist einseitig abgerissen.

Die Auswirkungen für den Iran werden verheerend sein.
Das ändert aber zunächst nichts daran, dass er nach wie vor Raketen hat und gefährlich ist.
Viele erwarten zu schnell Ergebnisse, ähnlich wie bei Sanktionen gegen Russland. Im Iran leben etwas mehr Menschen als in Deutschland, auf einer Fläche größer als Deutschland, Frankreich, Österreich und die Beneluxländer zusammen.

Die größte Gefahr geht nun von Gegenangriffen aus.
Das der Iran Israel aber immer schwerer erreichen kann, und dabei im Schnitt wirkungsloser wird, könnte er sich andere Ziele suchen. Er hat den USA und anderen (auch Deutschland) bereits gedroht, dass nun alle Einrichtungen der USA und der „Verbündeten“ legitime Ziele seien.

Um den Persischen Golf liegen viele Staaten, die mit den USA verbündet sind, oder diese zumindest dulden. Darunter die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuweit. Der Irak erträgt eher als, er duldet.

Beschriftetes Satellitenbild der Region

Die USA haben die Welt in Zuständigkeitsbereiche unterteilt. Für den Bereich des Nahen Ostens, von Gaza über den Jemen bis zum Iran, ist das CENTCOM in Florida zuständig. Und die unterhalten einen vorgeschobenen Posten in Katar, quasi gegenüber des Irans.
Der Stützpunkt Al Udeid wurde aber bereits evakuiert. Ebenso wie viele Liegenschaften und Botschaften in der Region. Die Abwehr der Botschaft im Irak wurde inzwischen sogar durch irakische Truppen verstärkt.
Der Iran wird wenige Ziele finden, die er wirkungsvoll angreifen kann.

Luftbild des Strützpunktes Al Udeid.

Der große Konflikt, der hinter allem steht, ist zwischen dem weltlich regierten Saudi-Arabien des Hauses Saud und der Theokratie der Mullahs im Iran. Hamas, Hisbollah und der lupenreine Stellvertreterkrieg im Jemen sind auf diesen schwelenden Grundkonflikt zurückzuführen.
Der Iran wäre aber restlos bekloppt, Saudi-Arabien anzugreifen. Das über eine der modernsten Streitkräfte der Welt verfügt und von allen irgendwie ständig vergessen wird.
Das wird in der Denke der Mullahs nicht stattfinden.

Eine größere Gefahr wäre daher, dass der Iran die Straße von Hormus angreift, sperrt oder zivile Schiffe bekämpft.
Das wäre ein suizidales Unternehmen für die iranische Marine, die keinerlei Chance hat, so etwas zu überleben.
Der Iran hat vor allem auf den Krieg mit Israel gesetzt, die iranische Marine ist lachhaft. Als Flaggschiff dient die Shahid Bahman Bagheri, die gerade fertiggestellt wurde. Das ist ein umgebautes altes Containerschiff, das nun als Träger für Drohnen und Helikopter dient.

Luftbild des umgebauten Tankers

Es wäre sicher kein Problem für die Mullahs, die halbe Marine über die Klinge springen zu lassen.
Ein viel größeres Problem ist, dass etwa ein Drittel des weltweiten Öl-Handels durch die Straße von Hormus gehen. Und davon wiederum ein Großteil durch China. Und die sind Kunden des Irans, nicht des Westens des Golfes. Die würden sich schön bedanken.

Grundsätzlich lehnt China aber eine militärische Einmischung ab.
Populistisch wird China gerne als Machtfaktor kommuniziert. Die chinesische Mentalität und vor allem das unausgesprochene Versprechen der kommunistischen Partei ist aber das auf Wohlstand. Alles, was das gefährdet, ist nicht in Chinas Interesse.
China lässt auch Russland am ausgestreckten Arm verhungern, und genauso wird es das mit dem Iran tun.

Zudem führt die asiatische Öl-Route aus dem persischen Golf an Indien vorbei. Und Indien ist nicht nur eine Atommacht mit 1,4 Milliarden Einwohnern, inzwischen vermutlich mehr als China, sondern auch eher mit Israel dicke.

Screenshot Ansprache von Präsident Trump heute morgen

Deshalb gehe ich in der nahen Zukunft von verstärkten iranischen Angriffen auf Israel aus. Im Rahmen der verbleibenden Möglichkeiten. Vielleicht finden einige Angriffe auf US-Einrichtungen statt. Die im Einzelnen sicher für Schlagzeilen sorgen würden, aber im großen Ganzen irrelevant sein werden.
Für die USA wird die Grenze überschritten, wenn es beispielsweise Angriffe auf die ölfördernden Verbündeten wie Katar, Kuweit oder die Vereinigten Arabischen Emirate sieht.

Viele würden das sicher öffentlich als Ausdruck der Stärke kommunizieren.
Setzt man sich mit diesen Zusammenhängen etwas auseinander, erkennt man ein Zeichen der Hilflosigkeit.

Der Iran hat keine Möglichkeit Israel existenziell zu gefährden, die USA relevant anzugreifen oder sich gegen die Angriffe zur Wehr zu setzen.

Dem überlebensnotwenigen Kindskopf in mir sei zu verzeihen, dass ich hier mein Meme aus den heutigen frühen Morgenstunden zitieren muss.

Bild
Erschienen auf steadyhq

Mittwoch, 18. Juni 2025

Drei Jahre lang vorbereitet – So setzte Israels Geheimdienst die iranische Luftabwehr Schachmatt

von Thomas Heck...

Angesichts des laufenden Präventivschlags der israelischen Armee gegen das nach Atomwaffen strebende Terror-Regime der Mullahs im Iran ist der Westen, seine linken Islamversteher von SPD, Grünen bis zu Linkspartei und dem BSW und die antisemitische GEZ-Journaille noch weitestgehend sprachlos entsetzt und versucht gerade, das Geschehene zu verarbeiten, ein Vorhaben, bei dem selbst erfahrenden Offiziere wie ich an ihre Grenzen stoßen. Zumal wir niemals an Geheimdienstinfiormationen Israels gelangen werden. Was da bekannt wird, ist ggf. Bestandteil der psychologischen Kriegsführung, die zum Ziel hat, die Mullahs zu verunsichern. Deren Propaganda mit den üblichen Lügengeschichten zeigt, dass der Iran schwer getroffen ist. Die Raketenangriffe nehmen langsam ab und es bleibt zu konstatieren, dass es dem israellischen Militär gelungen ist, dem Iran den finalen Schlag zu verpassen.


Sollten jetzt die USA in den Konflikt eingreifen, besteht tatsächlich eine gute Chance, dem Mullah-Regine ein für alle Mal den Garaus zu machen. Denn die iranischen Mullahs sind die, die faktisch hinter den Progrom des 07.10. stecken, sie sind die Drahtzieher. Fakten, die unsere Medien gerne verdrängen.


Der gegenseitige Beschuss von Israel und dem Iran geht weiter. Israel meldet erfolgreiche Angriffe auf das Atomprogramm. Berichten zufolge wäre der Iran sonst in der Lage gewesen, in wenigen Monaten Atomwaffen herzustellen, berichtet WELT-Reporterin Dorothea Schupelius.

Schon die Detonation der Pager von Hisbollah-Mitgliedern aus der Ferne war ein Meisterstück des israelischen Geheimdiensts. Der Angriff auf den Iran kam für den Gegner ähnlich überraschend. Laut ranghohen Geheimdienstmitarbeitern war er jedoch mindestens genauso akribisch geplant.

Israel hat den Angriff auf den Iran nach Angaben aus Geheimdienstkreisen mindestens drei Jahre lang vorbereitet. Um die Luftabwehr und die Raketensysteme Teherans zu Beginn des Angriffs in der vergangenen Woche zu schwächen, hätten Agenten des israelischen Geheimdiensts Mossad Präzisionswaffen für Angriffe aus nächster Nähe in den Iran geschmuggelt, sagten mehrere ranghohe Geheimdienstmitarbeiter der Nachrichtenagentur AP.




Zu diesen Waffen gehörten demnach kleine Drohnen, die in Fahrzeugen in den Iran geschmuggelt und in der Nähe iranischer Boden-Luft-Raketenstationen platziert worden seien. Auch Iraner hätten bei diesen Operationen geholfen.

So sei es dem israelischen Militär gelungen, die iranische Luftabwehr und Raketensysteme rasch auszuschalten, Kontrolle über Teile des iranischen Luftraums zu erlangen und gezielt iranische Generäle und Atomwissenschaftler zu töten. Als der überrumpelte Iran mit Vergeltungsangriffen reagieren wollte, war er dazu nur noch in begrenztem Maße fähig.

Diese Darstellung basiert auf Gesprächen mit zehn derzeitigen und ehemaligen israelischen Geheimdienst- und Militärfunktionären, von denen einige anonym bleiben wollten. Es war nicht möglich, alle ihre Behauptungen unabhängig zu überprüfen. Die ehemalige Leiterin der Forschungsabteilung des israelischen Geheimdienstes Mossad, Sima Schine, bestätigte der AP jedoch die Grundzüge des Angriffs und sagte, sie habe über dessen Planung und Ausführung Bescheid gewusst. „Dieser Angriff ist der Höhepunkt jahrelanger Arbeit des Mossad, um das iranische Atomprogramm ins Visier zu nehmen“, sagte Schine, die jetzt Analystin am Institut für nationale Sicherheitsstudien ist.

Der Iran wurde auch deshalb so überrascht, weil man in Teheran nicht davon ausging, dass Israel angreifen würde, solange die Gespräche mit den USA über das Atomprogramm des Landes liefen. Eine sechste Gesprächsrunde war für vergangenen Sonntag im Oman geplant, doch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu startete die „Operation Rising Lion“ am Freitag – nachdem er zunächst US-Präsident Donald Trump informiert hatte.

Für Netanjahu war eine Neutralisierung des iranischen Atomprogramms seit Jahren erklärtes Ziel. Der Erzfeind hat Israel wiederholt das Existenzrecht abgesprochen und Netanjahu wollte eine Atombombe in den Händen Teherans unbedingt verhindern. Wegen der Anreicherung von Uran auf fast waffenfähiges Niveau in iranischen Zentrifugen drängte Israel zuletzt immer stärker auf eine schärfere Position der Weltgemeinschaft gegenüber Teheran.

Mit dem lange vorbereiteten und akribisch geplanten Angriff schuf Israel nun auf eigene Faust Fakten. Wichtige Informationen über Irans Luftabwehr lieferte dem Militär und dem Geheimdienst eine Reihe von israelischen Luftangriffen auf den Iran im vergangenen Oktober. Diese hätten „die Schwäche der iranischen Luftabwehr aufgezeigt“, sagte Naysan Rafati, Iran-Experte bei der International Crisis Group.

Um die gesammelten Informationen zu analysieren, habe Israel Künstliche Intelligenz eingesetzt, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter, der an der Auswahl von Personen und Orten beteiligt war, die ins Visier genommen werden sollten. Er sagte, dass die KI den Israelis dabei geholfen habe, die Unmengen an Daten, die sie erhalten hätten, schnell zu durchforsten. Die Ziele seien zunächst in verschiedene Gruppen eingeteilt worden, etwa Führungspersonen, Militär, Zivilisten und Infrastruktur. Zielpersonen seien vor dem Hintergrund ausgewählt, ob sie eine Bedrohung für Israel darstellten, weil sie zum Beispiel eng mit der iranischen Revolutionsgarde verbunden sind, die die ballistischen Raketen des Iran kontrolliert. Der Geheimdienstfunktionär sagte der AP, er habe den Auftrag gehabt, eine Liste iranischer Generäle zusammenzustellen, die auch Angaben darüber enthalte, wo sie arbeiteten und ihre Freizeit verbrachten.

Spione identifizierten Nuklearwissenschaftler und Mitglieder der Revolutionsgarde

Zu den hochrangigen Militärs, die seit Beginn der Angriffe getötet wurden, gehörten General Hossein Salami, der Chef der iranischen Revolutionsgarde, und Generalstabschef Mohammed Bagheri. Aus Sicherheitskreisen erfuhr die AP, dass sich der Mossad nicht nur auf KI stützte, sondern auch auf Spione, um führende Nuklearwissenschaftler und Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde ausfindig zu machen. Mindestens acht Mitglieder der Garde, darunter der Leiter des Raketenprogramms, wurden bei einem einzigen israelischen Angriff auf einen unterirdischen Bunker getötet.

Ein weiterer Aspekt des Angriffs bestand darin, iranische Fahrzeuge ins Visier zu nehmen, die für den Transport und den Abschuss von Raketen verwendet wurden.

Schine sagte, die Strategie sei ähnlich wie bei einer ukrainischen Operation Anfang des Monats in Russland gewesen. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben fast ein Drittel der strategischen Bomberflotte Moskaus mit billig hergestellten Drohnen, die in russisches Hoheitsgebiet eingeschleust wurden, zerstört oder beschädigt.

Im Krieg gegen die Hisbollah hatte Israel im September im Libanon und in Syrien aus der Ferne Tausende Funkempfänger, sogenannte Pager, und Walkie-Talkies von Mitgliedern der Extremistengruppe explodieren lassen. Auch diese Aktion hatte der israelische Geheimdienst über lange Zeit vorbereitet.



Mittwoch, 30. Oktober 2024

Israels Gegenschlag - Der Versuch einer Analyse...

„Tage der Umkehr“ – Debriefing: Israels Gegenschlag


In der Nacht von Freitag auf Samstag hat Israel einen Gegenschlag gegen den Iran geflogen.

Die Details kommen erst nach und nach ans Licht. Sie zeigen, dass es sich um eine militärische Operation gehandelt hat, die Historiker besprechen werden. Und wie lächerlich oberflächlich die Berichterstattung in den deutschsprachigen Nachrichtenmedien eigentlich war.

Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass ich diesen Artikel trotz der Arbeit und den enthaltenen Informationen ohne Bezahlschranke anbiete. Da ich die Berichterstattung der deutschsprachigen Medien inzwischen für eine inkompetente Desinformation halte und versuche, mein Scherflein beizutragen.

Ich hoffe, die zahlenden Mitglieder werden es mir verzeihen. Danke für den Support, der mir meine Arbeit ermöglicht.

Am Samstagmittag habe ich auf der Facebook Fanpage und auf dem X-Account lediglich gepostet, dass ich zwei Updates abwarte, bevor ich mich zu dem israelischen Gegenschlag äußern werde. Doch dass das, was bis dahin auf Social Media gepostet wurde, Schwachsinn ist.

Umso mehr nun dazu bekannt wird, umso mehr wird deutlich, dass es sich bei der Operation „Tage der Umkehr“ um einen militärischen Superlativ gehandelt hat. Das Spektakulärste, was im gesamten Nahost-Konflikt seit Bestehen Israels durchgeführt wurde. Und dass Militärhistoriker diese Operation aufarbeiten werden, bevor sie in Geschichtsbüchern landen wird.

Ich möchte versuchen, diese Operation ausdrücklich für Laien verständlich darzustellen. Und zu erklären, warum sie nicht nur den Iran brüskiert und in einzelnen Aspekten womöglich um Jahre zurückgeworfen hat. Sondern auch, warum sie ein deutliches Zeichen auch an die Proxies des Iran war und warum die Nachrichtenmedien das überhaupt nicht abgebildet haben.

Zunächst erkläre ich, warum das, was zumeist auf Social Media und in den Nachrichtenmedien berichtet wurde, kaum Aussagekraft besitzt. Dann werde ich erklären, was tatsächlich passiert ist.

Entscheidend dafür sind die zuvor geleakten US-amerikanischen Dokumente. Die eigentlich wenig über die Angriffspläne im Detail verraten. Aber über geheime Waffensysteme aus israelischer Eigenproduktion, die der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Und die den Luftschlag nochmal in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Man kann es nicht erkennen!

Zu Beginn des Angriffs haben die IDF veröffentlicht, dass er stattfindet. Später haben die IDF einige wenige weitere Informationen bekannt gegeben. Bis zu diesem Zeitpunkt basierten alle Nachrichtenmeldungen auf diesen Informationen. Aufgemacht mit einigen Zusatzinformationen, zumeist aus der Politik oder der Vorgeschichte.

Mehr nicht.

Schon während des Angriffs - die Flieger kehrten zum Teil erst in der Morgendämmerung nach Israel zurück - wurden erste Videos auf X gepostet. Die aber wenig zeigten.

Man kennt diese Handy-Videos inzwischen: Feuerwerk am Nachthimmel. Schon mehrfach habe ich erklärt (Öffnet in neuem Fenster), dass man aufgrund solcher Momentaufnahmen den Erfolg oder Misserfolg eines solchen Angriffs gar nicht beurteilen kann. Daher hier nur kurz:

Zum ersten erkennt man Raketen nicht immer. Auch nicht am Nachthimmel.

Zum zweiten ist sehr schwer zu erkennen, was aktive Raketen sind und was Trümmer, auch von Flugabwehrraketen. Abgefangene Raketen mit Festtreibstoff können auch brennend zu Boden stürzen.

Zum dritten findet der Einsatz ballistischer Raketen über den Wolken statt. Diese sind auch bei Nacht für das Auge unsichtbar. Steuern sie steil auf ihr Ziel zu, haben sie quasi kaum noch Eigenantrieb und daher auch keine „Leuchtspur“.

Zum vierten ist die Lokalisierung der Aufnahmen sehr schwierig. Dutzende Videos von Einschlägen können auch ein Einschlag sein, der aus dutzenden Richtungen aufgenommen wurde.

Zum fünften sieht man auf solchen Videos nicht, wo eine Rakete oder Bombe einschlägt. Man kann nicht beurteilen, ob da ein Flughafen hoch geht, oder ein paar Hunderttausend in den Acker gehauen wurden.

Es wird Profis geben, die diese Videos Frame für Frame auswerten können. Ich kann es nicht und kenne auch niemanden, dem ich das zutraue. Ich habe Besseres zu tun.

Wenn diese Faktoren für den Angriff auf Israel galten, gelten sie auch für den Gegenschlag auf den Iran.

Eine der wenigen verifizierten Aufnahmen aus dem Iran, vermutlich Teheran.



Die Relationen

Zudem haben wir es nicht nur mit einer gänzlich unterschiedlichen Motivation und Mentalität zu tun, sondern auch mit unterschiedlichen Zielen.

Der Iran und seine Proxys wollen vor allem einen sichtbaren Effekt. Streng genommen eine Form des Terrorismus, vor allem im Fall der Hamas und Hisbollah. Die ungenauen Waffensysteme schlagen auch schon mal in Straßen oder privaten Wohnhäusern ein. Ob gewollt oder nicht. Man will eine Show, eine Drohkulisse, auf dicke Hose machen. Hautsache die Luft scheppert.

Israel ist „westlich“ gestrickt. Man geht ausschließlich nach Effizienz und Effektivität. Im Gegenteil, man will überflüssige Schäden und Opfer vermeiden. Da man sich sonst der Kritik anderer „westlicher“ Staaten aussetzt.

Ich selber habe wenige Stunden vor dem Gegenschlag noch auf der Facebook Fanpage und dem X-Account gesagt, dass ich nicht weiß, was kommen wird. Und ich mit einer tendenziell eher nachrichtendienstlichen Antwort rechne. Was sich nur zum Teil bewahrheitet hat. Mit dem, was kommen würde, habe ich auch nicht gerechnet. Aber eins nach dem anderen.


Dieser Unterschied der Motive und Mentalitäten ist ganz entscheidend. Denn daraus ließ sich halbwegs schlussfolgern, was die Israelis wohl machen würden.

Es war naheliegend und wurde auch später von den IDF bestätigt, dass man vor allem zwei Ziele hatte: Die Luftabwehr des Irans auszuschalten und Produktionsstätten von Raketen und ähnlichen Waffensystemen zu zerstören. Denn da der Iran über keine tauglichen Luftstreitkräfte verfügt, sind er und seine Proxys zwingend darauf angewiesen. Wer keine Flugzeuge hat, kann auch keine Bomben abwerfen. Raketen und Drohnen sind ihre einzige Möglichkeit, Israel zu erreichen.

Die Produktionsstätten von Waffen liegen aber sicher nicht mitten in den Großstädten. Ist ein Land große genug, wird es solche möglichen Ziele weit auseinanderziehen. Man nennt das „dislozieren“.

Das gleiche gilt für Radar-, Luftabwehr- oder Raketenstellungen. Die befinden sich an strategischen Punkten, wo sie beispielsweise Atomanlagen oder Flugplätze schützen sollen. Aber soweit es geht eben auch nicht in bewohnten Gebieten.

Der Iran baut ganze Komplexe mit Trabantenstädten, wie wir sehen werden.

Und daraus folgt logisch, dass da, wo die für Israel relevanten Ziele sind, weniger Handys filmen und Videos auf Social Media hochladen. Bei einem solchen Luftschlag liegt es in der Natur der Sache, dass es für das vermeintlich allsehende Auge des Internetz weitestgehend ungesehen bleibt.

„Ja, Moment,“ wird die aufmerksame Leserin nun sagen „aber bei dem Luftschlag gegen Israel konnte man doch auch viele Videos sehen.“

Dazu muss man sich die Größenverhältnisse vor Augen führen:
Israel ist so groß wie Hessen, der Iran ist über vier Mal so groß wie ganz Deutschland.

Ich habe das einmal maßstabsgetreu abgebildet:


In der südöstlichen Provinz Chuzestan, wo Flugabwehrstellungen bekämpft wurden, leben beispielsweise 4,2 Millionen Menschen auf einer Fläche so groß wie Bayern, wo 13,4 Millionen leben. Und das ist nicht Mal das iranische Outback.



Im Iran leben auf einem Quadratkilometer 52 Menschen. In Deutschland 237, in Berlin über 4200. Für die Luftbildauswertung übrigens wunderbar, weil Gebäude sich in der Wüste gut abbilden. Danke an die Sonne für Schattenfall.

Was in Videos auf Social Media zu sehen war, selbst wenn es zuverlässig zu interpretieren gewesen wäre, kann also gar nicht widerspiegeln, was tatsächlich passiert ist.

Den Ausgang anbieten

Ein weiterer Faktor ist für die Einschätzung entscheidend: Das iranische Regime war und ist bemüht, die Schäden herunterzuspielen.

Natürlich hat auch die pro-israelische Seite herumgepoltert und zum Teil propagandistische Postings veröffentlicht, die den pro-iranischen in Blödheit nicht nachstanden. Im Gegensatz zum Iran kam das jedoch nicht von offiziellen Stellen.

Auch dafür muss man sich wieder die Mentalität vergegenwärtigen. Würde der Eindruck entstehen, dass Israel große Schäden verursacht hat, wäre der Iran gezwungen, seinerseits einen Gegenschlag zu starten. Das Gesicht zu waren ist weit wichtiger, als alles andere. Umso mehr für ein Regime. Würde der Eindruck entstehen, das Regime sei schwach, könnte das auch innerhalb des Irans zu Problemen führen. Die Lage ist angespannt genug.

Der Führer Ali Chamenei traf sich am Sonntag, 27.10.24, mit Angehörigen der „Märtyrer der Sicherheit Teherans“. Auf gut Deutsch der durch Israel getöteten Soldaten.



Nebenbei: Ich habe etwas gegen den exponentiellen Gebrauch des Wortes „Eskalation“ durch die Medien. Die nächste Eskalation wäre der Einsatz der Atombombe oder der Einstieg eines weiteren Landes. Alles andere ist nur das, was es eh ist. Ein Krieg.

Israel hat seinerseits aber kein Interesse daran, dass der Iran einen weiteren Gegenschlag durchführt. Die Produktion der Luftabwehrraketen ist am Limit. Die werden auch für die ständigen Angriffe der Hisbollah, Huthi und Hamas benötigt.
Also ist es naheliegend, dass Israel selber wenig Informationen preisgibt, was es getroffen hat. Man bietet dem Iran eine Türe, die er unter Gesichtswahrung als Ausgang nutzen kann. Umso mehr, da der Iran dadurch im Unklaren gelassen wird, was Israel weiß. Und Israel weiß. Das hat es bewiesen. Und dann war da noch der Leak…

Der Leak

Am Donnerstag, dem 17.10.24, tauchten in der Telegram-Gruppe „Middle East Spectator“ zwei Dokumente auf. Dieses Leak wurde von deutschsprachigen Nachrichtenmedien wenig beachtet. Und inhaltlich nicht erklärt. Obwohl sie militärisch ziemlich sensationell waren.

Aufgrund meiner bisherigen Erfahrung mit deutschen Nachrichtenmedien gehe ich davon aus, dass es innerhalb der Redaktionen keine entsprechende Kompetenz gibt, um sie beurteilen zu können.


In den USA sorgte dieser Leak für etwas mehr Wirbel. Zumal unter den Vorzeichen der Ukraine Leaks durch Jack Teixeira, der sich auf einem Spiele-Server wichtigmachen wollte. (Ich hatte dazu auf der Homepage ausführlich berichtet, die aber aufgrund eines Hacking-Angriffs noch down ist.). Das FBI hat inzwischen die Ermittlungen aufgenommen.

Festnahme des 22-jährigen Teixeira wegen Angeberei. Und Spionage.



Das eine Dokument scheint von der NSA zu stammen, dem militärischen Nachrichtendienst National Security Agency. Das ist der größte Nachrichtendienst der USA. Aufmachung und Design des Dokuments stimmen mit den Ukraine-Leaks überein. Darin ist jedoch nur eine Einschätzung enthalten, was Israel wohl bei einem Gegenschlag gegen den Iran einsetzen und priorisieren würde.


Das zweite Dokument stammt von der National Geospatial-Intelligence Agency (NGA, „Agentur für geografische Aufklärung“). Das ist ein Nachrichtendienst, der zum Verteidigungsministerium der USA gehört. Als ursprüngliche Quelle wird im Dokument jedoch ebenfalls die NSA angegeben.
Die Behörde hat 16.000 Mitarbeiter und ihr Sitz ist größer als der der CIA. Trotzdem haben die meisten in Deutschland sicher kaum etwas von ihr gehört. Kern der Tätigkeit ist die Luftbildauswertung, üblicherweise gestützt auf Sattelitenbilder. Zur Auswertung werden jedoch auch die Informationen der anderen militärischen Nachrichtendienste und der militärischen Aufklärung herangezogen. Die NGA ist quasi das militärische Auge der USA im Weltall.

Das Hauptquartier der NGA.



Die beiden Dokumente sind streng geheim eingestuft.

Sie sollten an die Five Eyes (FVEY) gehen. Diese „Fünf Augen“ sind ein Zusammenschluss der Nachrichtendienste der fünf englischsprachigen Staaten USA, Großbritannien, Canada, Australien, und Neuseeland.

Vereinfacht gesagt haben die Five Eyes für diese Staaten immer die nachrichtendienstliche Priorität. Was die wissen, wissen aber meist auch die NATO bzw. einzelne Mitgliedsstaaten.

Die Dokumente stammen höchstens vom Tag bevor sie auf Telegram veröffentlicht wurden. Vielleicht sogar vom gleichen Tag. Da hatte es jemand eilig, Geheimnisse zu verraten.

In den Dokumenten geht es nicht direkt um einen Gegenschlag gegen den Iran. Aber um eine große Übung der israelischen Luftwaffe vom Dienstag, dem 15. Oktober, bis zum darauffolgenden Tag.

Für Laien verständlich ausgedrückt: Die USA hatten keine genauen Informationen über die israelischen Pläne. Oder wollten sie nicht einmal mit den Five Eyes teilen, was ich aber nicht glaube.

Sie haben jedoch eine große Übung der israelischen Luftwaffe ausgewertet. Die Rückschlüsse darauf zulassen, was Israel wohl plant. Das sagt auch etwas darüber, wie nah die USA und Israel sich in der Realität sind. Und jeder Staat jedem anderen.

Die Sensation daran sind drei Waffensysteme, von denen die Öffentlichkeit noch gar nichts wusste. Es gibt weder Fotos noch Wikipedia-Einträge. Und da geht es auf James-Bond-Level. Folgen Sie mir unauffällig. Rocks, RA-01 und der goldene Horizont.

Das erste erwähnte Waffensystem ist eine Rakete, die „IS02 (Rocks)“ genannt wird. Unklar ist, ob das der Eigenname ist, oder ob es sich um einen üblichen NATO-Code handelt.

Dabei handelt es sich um eine Luft-Boden-Rakete, die offenbar auf dem Vorgänger LORA basiert. Der Hersteller, das israelische Unternehmen Rafael, hat das System wohl schon auf der Aero India Air Show in Bengaluru 2019 gezeigt. Aber nur unvollendet und für einen ausgewählten Kreis.

Sie ist ausdrücklich dafür gemacht, autonom operieren zu können. In Gegenden, in denen es kein GPS gibt. Was bedeutet, sie kann vermutlich auch nicht abgefangen werden.

Das einzige verifizierte Bild einer „IS02 (Rocks)“ an einer F-16



Die „Golden Horizon“ (Ofek Zahav) wurde noch nie öffentlich gezeigt. Bei ihr handelt es sich offenbar um eine ALBM, eine air-launched ballistic missile. Also eine Rakete, die von einem Flugzeug aus abgefeuert wird, dann aber die Flugkurve einer ballistischen Parabel nutzt.

Laut dem Dokument soll die israelische Luftwaffe bei der Übung vom Luftstützpunkt Hatserim aus mit mindestens 16 Golden Horizon und 40 „Rocks“ operiert haben. Zur Übung, wohl gemerkt! Was bedeutet, sie sind längst über die Serienproduktion hinaus und können die Waffen einsetzen.

Die dritte Information ist noch brisanter. Denn die Nachrichtendienste sprechen von Übungen mit einer neuen Drohne mit der Bezeichnung RA-01 auf dem israelischen Flugplatz Ramon. Und das Ding ist ein Geist.

Dabei scheint es sich um eine Stealth-Drohne zu handeln, die auch für lange Strecken geeignet ist. Was bedeutet, dass die iranischen Flugabwehrsysteme sie sicher nicht aufklären können.

Stealth-Drohne RQ-170 „Sentinel“ des US-Herstellers Lockheed Martin. Etwa so wird auch die israelische RA-01 aussehen.



Diese Hintergrundinformationen könnten auch erklären, warum die von den IDF veröffentlichten Aufnahmen der Starts von Fliegern ausschließlich Jets zeigen, die nur mit Luft-Luft-Bewaffnung und Zusatztanks ausgerüstet waren: Gezeigt wurden nur die Eskorte.

Diese Informationen im Gepäck, können wir uns jetzt anschauen, wie der Luftschlag abgelaufen ist. Dann wird das Ausmaß deutlich.

Screenshot eines Videos, dass die Rückkehr der israelischen Luftwaffe in Formation am Morgen des 26. Oktobers zeigt. Bei den markierten Flugobjekten handelt es sich eindeutig um UAV, also Drohnen. Welche, ist nicht zu erkennen.



Die Operation „Tage der Umkehr“

Am Freitag starteten in Israel Tankflugzeuge. Später, vermutlich nach Einbruch der Dunkelheit, starteten laut IDF 100 Kampfflugzeuge. Was fast der Hälfte der israelischen Luftwaffe entspricht.

Zuvor, oder spätestens in der ersten Welle, waren wohl Flugabwehrstellungen im Irak und Syrien angegriffen worden. Genauer Informationen dazu sind schwer zu finden.

Im Luftraum über dieser Region warteten die Tanker, welche die Flugzeuge in der Luft betanken. 

Das dauert eine Zeit, die gesamte Operation muss also minutiös geplant gewesen sein.

Alleine der Umstand, dass Israel sich nicht auf Drohnen und Raketen verlässt, sondern Flugzeuge schickt, ist bereits ein Indikator für den Umfang der Operation. Vergleiche mit den Bomberangriffen auf deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg sind naheliegend. Dort war die Distanz jedoch weit kürzer. Die Luftlinie zwischen Jerusalem und Teheran beträgt über 1500km. Die meisten Piloten werden also insgesamt die ganze Nacht im Cockpit verbracht haben. (Meine Kudos an die Zeugwarte, die die Pissbeutel der Zombies leeren müssen.)

Die Angriffe gehen dann systematisch in Flugrichtung. Bedeutet, zuerst wurden die Ziele in der Nähe der irakisch-iranischen Grenze angegriffen. Vermutlich weit bevor ein israelisches Flugzeug im iranischen Luftraum war.

Dort wurden vor allem Flugabwehrstellungen bekämpft.

Auch hier nochmal der Hinweis: Zu einer Einheit - im Deutschen spricht man tradiert meist von einer Batterie - gehören immer mehrere Starter und ein Radar. Man muss also gar nicht alle Starter ausschalten, sondern lediglich das Radar. Wird es getroffen, ist die ganze Batterie dadurch nutzlos. Es ist auch das Teuerste an dem ganzen System.

Zerstörtes russisches Radar einer S-400 Flugabwehr auf der Krim.



Die deutschen ECR Tornados waren auf so etwas spezialisiert. Sie konnten so zu sagen den finden, der auf sie zielt. Stichwort Jugoslawien. Daher gehe ich – ohne groß zu googeln – davon aus, dass die von Israel eingesetzten Flieger oder Waffen mit dieser Aufgabe über genau diese Fähigkeit verfügen.

Die zweite und dritte Welle wird dann in den Iran eingedrungen sein, wobei dann auch die Ziele in der Nähe der Hauptstadt Teheran anvisiert wurden. Umso weiter ins Landesinnere, umso eher werden die ballistischen Raketen und die Drohnen eingesetzt worden sein.

Schematische Darstellung der drei Wellen.



Zerstörung

Die geneigten Leserinnen und Leser werden es mir nachsehen, dass ich nicht jedes Ziel prüfe und auswerte. Es ist in diesem Umfang und für diese Plattform schlicht zu komplex. Zumal aktuelle Sattelitenbilder ein Vermögen kosten, so dass ich gar keine Wirkungsbilder zeigen kann.


Eines der Ziele war beispielsweise der so genannte Parchin Militär-Komplex. (Bild oben, Ausschnitt) Der zieht sich über Kilometer, beinhaltet einen Sportplatz, eine Trabantenstadt und vieles mehr.


Verbrieft und nach bestem Wissen und Gewissen selber geprüft habe ich Treffer auf:

Parchin Militär-Komplex

Shamsabad, westlich von Teheran; Industriegebiet, in dem auch Drohnen hergestellt werden. (Bild oben)

Khojir Militär-Komplex, westlich von Teheran (Bild unten)

Flugabwehrzentrum (S-300) der „Hazrat Amir Brigade“ in Eslamschahr, südöstlich von Teheran

Mindestens zwei von sieben Luftraumüberwachungs-Radars „Ghadir“ (Qadir) der Revolutionsgarden im Westen des Iran, die angeblich eine Reichweite von über 1000km haben und auch Stealth-Flugzeuge und ballistische Raketen erfassen können.

Das Shahroud Space Center, genauer die Testeinrichtung für Raketen, östlich von Teheran. Darüber hinaus wurde offenbar ein Lager für Raketen zerstört.

Eine S-300 Stellung im Süden, die den Bandar Imam Khomeini Petrochemischen Komplex, den Hafen und Gasfelder in der Provinz Khuzestan schützen sollte. (Quelle: drei iranische und drei israelische Quellen, New York Times)

Eine Raketenstellung bei Ilam im Westen des Iran


Ich bin der festen Überzeugung, diese Liste ließe sich lange fortsetzen.

Laut dem Institute For The Study Of War (Öffnet in neuem Fenster)wurden Ziele in mindestens 20 „Locations“ bekämpft. Das bedeutet nicht Einzelziele, sondern beispielsweise in der Location des Parchin Militär-Komplex mehrere Ziele.

Es vermittelt nicht nur einen Eindruck, was getroffen wurde. Sondern auch, warum ich seit Sonntag an diesem Beitrag sitze.

Persönliche Einschätzung

Um es für Laien verständlich zu halten, versuche ich, meinen persönlichen Eindruck wiederzugeben.

Israel hat nicht einfach einen Gegenschlag geflogen. Sondern mit einer Operation auf höchstem militärischem Niveau den Iran auf seinen Platz verwiesen.

Ich habe ja nun selber jahrelang auf Flugplätzen gearbeitet, Briefings, Debriefings, Einsätze und Lagen miterlebt, und so weiter. Daher kann ich vielleicht die Qualität und dem Umfang dieser Operation besser ermessen. Mir ist in meiner Lebzeit keine Operation solchen Umfangs bekannt, auch von den USA nicht. Auch in keiner der NATO-Übungen, an denen ich teilgenommen habe. Die Einsätze, an denen ich mitgearbeitet habe, waren dagegen ein Furz im Orkan.

100 Flieger über 1200 Kilometer hinweg einzusetzen, in drei Wellen mit unterschiedlichen Waffensystemen - je nach gewähltem Ziel und Zeit - und sie alle heil nach Hause zu bringen, ist wirklich das ganz große Damentennis.

Und die Tatsache, dass alle Flieger zurückgekehrt sind, macht deutlich, warum Feuerwerks-Videos auf Social Media keine Aussagekraft haben.

Es wurden nicht nur die gepriesenen, „hochmodernen“ S-300/400 Systeme, die von Russland bis vor ein paar Wochen noch geliefert wurden, bekämpft. Sie wurden regelrecht deklassiert. Und zusätzlich die Luftraumüberwachung durch die großen, fest installierten Radars.

Diese beiden Faktoren dürften den Iran in seiner Kapazität zur Flugabwehr um Jahre zurückgeworfen haben.

Ein Radar „Ghadir“ (Qadir)



Und genau so war es geplant. Der Name der Operation „Tage der Umkehr“ ist in diesem Kontext geradezu poetisch. Der Iran stand dem Luftschlag nicht nur völlig hilflos gegenüber, seine Kapazitäten dürften jetzt Richtung Null tendieren. Jeder weitere Angriff Israels oder der USA würde dazu führen, dass der Iran dem schutzlos ausgeliefert wäre.

Die „zehn Tage der Umkehr“ (auch „Tage der Ehrfucht“, Assereth Jemej Teschuwa) sind im jüdischen Glauben die Tage vom Neujahrsfest Rosch ha-Schana bis zum Versöhnungstag Jom Kippur. In dieser Zeit werden alle Geschöpfe gerichtet, am Versöhnungstag werden sie begnadigt, oder ihr Schicksal wird endgültig besiegelt.

Und das Ganze dann auch noch garniert mit neuen Waffensystemen aus eigener Produktion, die der Welt und scheinbar selbst den Verbündeten weitestgehend unbekannt oder zumindest neu waren, das ist schon eine Operation für die Geschichtsbücher.

Das iranische Raketen- und Drohnen-Programm dürfte damit zum Erliegen gekommen sein.

Die Pager-Operation erscheint pfiffiger und erinnert mehr an James Bond. Dieser Luftschlag ist eine andere Liga.

In dem getroffenen Khojir Militär-Komplex befinden sich auch mehrere Produktionsstätten der „Shahid Hemmat Industries Group“. Und das sind die, die die Shaheed Drohen fertigen, die an Russland verkauft dann als „Luftmopeds“ in der Ukraine eingesetzt werden.

Allzu viel Hoffnung auf eine Entlastung sollte man aber nicht entwickeln, da Russland diese offenbar inzwischen auch in Lizenz selber herstellt. Es könnte aber durchaus Auswirkungen haben.

Umso erschreckender ist die vollkommene Kompetenzlosigkeit zumindest der deutschsprachigen Nachrichtenmedien, das entsprechend abzubilden. Nicht einmal alles zu erklären, sondern nur die Relationen darzustellen.

Die praktischen Auswirkungen werden in den kommenden Tagen und Wochen erst nach und nach sichtbar werden.

Als ehemaliger Nachrichtendienstler kann ich jedoch nicht anders, als Respekt gegenüber Israel zu empfinden für das, was am vergangenen Wochenende getan wurde.

Das vergangene Wochenende waren die Tage der Umkehr.