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Freitag, 17. Oktober 2025

Diskussionshilfe: Vier Fragen zu den „Ureinwohnern“ Palästinas

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Wann immer Ihnen jemand erzählt, die Palästinenser seien die indigenen oder autochthonen Bewohner der Region Palästina (Israel und palästinensische Autonomiegebiete), stellen Sie vier einfache Fragen:

Wenn die Palästinenser die „Ureinwohner“ der Region Palästina sind, warum
+ haben die Palästinenser keinen eigenen Namen für sich?
+ werden die heutigen Palästinenser erst seit 50 Jahren Palästinenser genannt?
+ kommt bei keinem DNA-Test „Palästinenser“ raus?
+ gab es nie einen „palästinensischen Staat“?

Der Name

Der Name „Syria Palaestina“ wurde der Region vom römischen Kaiser Hadrian nach dem jüdischen Bar-Kochba-Aufstand 135 n. Chr. gegeben, nachdem die Juden endgültig aus Jerusalem vertrieben wurden.

„Syria“ bezieht sich auf die Assyrer, die die Region zur Zeit der Entstehung der Bibel besetzt hatten. „Palaestina“ bezieht sich auf die Philister, die Teil der Seevölker waren und um die Regiond es heutigen Gazastreifens siedelten. (David und Goliath) Das waren jedoch keine Araber, sondern kamen aus dem griechisch-mykenischen Raum.
Die Erinnerung an die Juden sollte dadurch ausgelöscht werden, dass die Region nach ihren beiden alten Feinden benannt wurde.

Dieser Name wurde dann unter allen Herrschern (Oströmisches Reich, Araber, Iraker, Europäische Kreuzfahrer, Ägypter, Türken) einfach beibehalten. Denn in der ganzen Region lebte immer ein multi-kulturelles Gemisch aus Angehörigen anderer Völker und Ethnien: Griechen, Ägypter, Türken, Syrer, und so weiter.

So gemischt, dass unter den Türken - das Osmansiche Reich beherrschte die Region bis zum Ersten Weltkrieg für 400 Jahre und damit am längsten - und später unter der britischen Verwaltung nur zwischen Konfessionen unterschieden wurde. (Muslime, Juden, Christen)

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Das Osmanische Reich: Palästina ist nicht einmal eingezeichnet. Es war nur ein Verwaltungsdistrikt.

Deshalb gab es keinen Eigennamen für diejenigen, die sich heute Palästinenser nennen. Sie haben keine Bezeichnung für sich. Weil sie nie eine gemeinsame Gruppe waren, die eine Eigenbezeichnung entwickelt hätte, wie Franzosen oder Deutsche. Sie benutzten einfach den Namen der Region, obwohl sie „Palästinenser“ nicht einmal aussprechen können. Sie sagen „Falestine“, denn im Arabischen gibt es kein P.

Im Koran wird die Region nur einmal als „al-muqaddasa“ genannt, das heilige Land. Damit ist aber gemeint, dass es für die Juden heilig war. Al-Quds (Jerusalem) wird gar nicht erwähnt. Und al-Aqsa bedeutet lediglich „der weit entfernte Ort“, „die Fernste“. Sie wird auch nur ein einziges Mal erwähnt, obwohl dort die Himmelfahrt Mohammeds stattgefunden haben soll. Erst nach der Eroberung und dem Bau der Moschee (!) wurde es so ausgelegt, dass mit dem „fernen Ort“ Jerusalem gemeint war.

Die Bezeichnung

„Palästinenser“ wurden über Jahrhunderte alle genannt, die in der Region leben. So wie man „Münchner“ oder „Rheinländer“ sagt. Unabhängig von Konfession oder Ethnie. Auch griechische, orthodoxe Christen, Juden oder muslimische Beduine wurden Palästinenser genannt.

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Kaum zu unterscheiden: Juden in Palästina, ca. 1900

Nachdem Israel aber gegründet wurde, wollte man eine Bezeichnung haben für diejenigen Muslime (es sind nicht alles Araber), die nun gegen Israel kämpften. Aber der Gazastreifen war zunächst durch Ägypten besetzt und das Westjordanland durch Jordanien.

Als die PLO 1964 gegründet wurde, definierte sie einfach alle übriggebliebenen Muslime, die nicht in Israel lebten (heute etwa 20% der israelischen Bevölkerung) als die neuen „Palästinenser“. Und da es keine andere Bezeichnung gab, wurde diese dann schnell weltweit übernommen.
Als meine Eltern heirateten, gab es noch gar keine Palästinenser im heutigen Sinne. Und Palästina war nur die Region.

Der DNA-Test

Und weil die Palästinenser keine Ethnie sind oder tradierte, einheitliche Bevölkerung sind, kommt bei DNA-Tests auch nie „Palästinenser“ heraus. Sondern Jordanier, Ägypter, Syrer, und so weiter.
Die wenigsten sind tatsächlich Araber, sie wurden lediglich arabisiert.

Darauf weisen viele der gebräuchlichsten Familiennamen in den palästinensischen Autonomiegebieten hin: Einer der häufigsten Namen ist Al‑Masri („der Ägypter“ oder „aus Ägypten“), Al-Halabi (aus Aleppo, Syrien), Al‑Baghdadi (Bagdad, Irak), Al‑Yamani (Jemen), Al‑Mughrabi (Marokko), Munbasi oder Majdalawi (Majdal, Syrien) und so weiter.

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Familie im heutigen Westjordanland, um 1900. Die Tracht der Frauen weist starke jordanische und syrische Einflüsse auf.

Das wird sich auch nicht so schnell „auswachsen“, denn da zumeist innerhalb der Großfamilien geheiratet wird, wird dieses Erbe noch viele Generationen in der DNA nachweisbar sein.

Palästinenser, die im Ausland leben, sind sich dessen häufig nicht bewusst und posten dann wütende TikTok-Videos, die Juden hätten die DNA-Tests manipuliert.

Der Staat Palästina

Und das erklärt auch, warum es nie einen Staat Palästina gegeben hat.
Den heutigen Palästinensern, den Nachkommen dieses Multi-Kulti-Gesellschaft, hat die Region als Staat nie gehört. Es sind die Überbleibsel von vielen Jahrhunderten.

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Griechisch-orthodoxe Priester in Jerusalem, um 1900

Privat gehörte vielen Land. Natürlich. Aber das hätten sie behalten können, hätten sie nicht die Juden und Israel wieder und wieder angegriffen. Oder wären geflohen, weil die arabischen Führer ihnen sagten, nach einigen Wochen sei der Krieg vorbei und die Juden wieder vertrieben.

Viele haben ihr in ihren Augen wertloses Land auch einfach an Juden verkauft. So viel, dass Mohammed Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem und spätere SS-Gruppenführer, es verbot.
Etwa 20% der heutigen Israelis sind Muslime, also ebenfalls „Palästinenser“. Sie sind einfach geblieben, wo sie waren. In der Knesset sitzt auch eine arabische Partei (Raʿam) und derzeit sitzt auch ein „Palästinenser“ als Richter am höchsten Gericht.

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Frau eines Beduinen-Stammes im heutigen Israel, um 1900.

Mehr noch: Ab 1900 stieg die Zahl der einwandernden Muslime im gleichen Maße an, wie die Zahl der Juden. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches wanderten viele überhaupt erst in die Region ein, die Zahl verdoppelte sich. Um 1900 lebten ind er ganzen Region etwa so viele Menschen, wie heute in Tel Aviv.
Das bedeutet, als 1948 Israel gegründet wurde, war etwa die Hälfte der Muslime selber in die Region eingewandert, oder ihre Eltern.

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Anstieg der Bevölkerung in der Region ab 1890. Nach dem Ersten Weltkrieg nimmt die Zuwanderung rasant zu.

Palästinenser sind „die Übriggebliebenen“. Und so werden sie auch in der arabischen Welt gesehen. Was sich viele „im Westen“ nicht klar machen.

Die Ägypter blicken auf eine Geschichte von Jahrtausenden und auf die Palästinenser herab, die „echten“ Araber halten sie für Araber höchstens zweiter Klasse (nett formuliert), die Iraker haben eine sehr differenzierte Beziehung, und so weiter.
Hinzu kommt, dass die „Palästinenser“ sich untereinander nicht leiden können. Immer wieder kommt es zu Gefechten, beispielsweise zwischen Clans im Gazastreifen oder Muslimen und „palästinensischen“ Christen im Westjordanland.

Besser gesichert als die Grenze zu Israel: Die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen.

Ein „neues Volk“, keine Ureinwohner

Die meisten „Westler“ projizieren ihr Verständnis von Staat, Ethnie und Volk einfach auf eine Gesellschaft, die im Kern völlig anders funktioniert.

Das bedeutet nicht, dass die Palästinenser kein Volk sind. Wenn eine Gruppe sich als Volk sieht und definiert, ist es ein Volk. Punkt.

Aber die Palästinenser sind keine Ethnie.
Und sie haben keine Geschichte. Die Region ja, diejenigen, die sich heute „Palästinenser“ nennen, nicht. Selbst die Kufiya, das „Palästinenser-Tuch“, ist eigentlich irakisch und nicht palästinensisch.
Und somit können sie auch nicht die „Ureinwohner“ der Region sein. Geschweige denn Anspruch auf das Gebiet des heutigen Israel erheben.

Deshalb mein Tipp, wenn Sie an jemanden geraten, der das behauptet:
Stellen Sie ihm einfach diese vier Fragen. Vor allem, wenn es ein Europäer ist.
Sie werden überrascht sein, wie wenig Ahnung die Allermeisten haben, wie schnell sie ins Schwimmen geraten oder wie schnell sie auf Whataboutism ausweichen.


Erschienen auf steady.page

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Die Lügen des Dr. Gaza

von Julian Marius Plutz

Gibt sich verbindlich-differenziert, bedient aber subtile Hamas-Propaganda: Dr. Ezzideen Shehab



Am 13. Oktober wurden die letzten israelischen Geiseln, die von ihren Mördern in Gaza festgehalten worden waren, endlich von der Hamas freigelassen. Damit endet ein Kapitel des unermesslichen Traumas vom 7. Oktober 2023, das Juden in ihrem Staat, aber auch Juden und ihre Verbündeten weltweit bewegt hatte und einig gutes Stück des Glaubens an die vermeintliche Unverwunderbarkeit und des Selbstverständnisses eines sicheren Israels nach 2000 Jahren Verfolgung sterben ließ. Gleichzeitig schoss die internationale Solidarität mit dem gazanischen Tätervolk in ungeahnte Höhen. Muslime und Linke weltweit fühlten sich genötigt, sich mit einer toxischen Bevölkerung gemein zu machen, deren einziger Existenzgrund und Daseinsberechtigung paradoxerweise die Existenz Israels selbst ist, an dem sie ihren einzigen Lebensinhalt festmachen: Den Staat der Juden dem Erdboden gleichzumachen.

Einer dieser Gestalten, die im Who-is-Who der Salon-Antisemiten nach dem größten Judenschlachten seit Auschwitz ganz oben anzusetzen ist, ist Dr. Ezzideen Shehab, ein Arzt aus Gaza. Dieser beschreibt in einem aktuellen Text den Zustand aus seiner Sicht vor Ort. So haben er und seine Familie über siebzig Verwandte verloren, während ihre Häuser und Nachbarschaft vollständig zerstört wurden. Er kritisiert zwar die Hamas, die den Krieg aus den Häusern der Zivilisten entfacht habe, nur um die israelische Armee zu provozieren, während er jedoch jegliche eigene Verantwortung vermissen lässt. Er sieht sich und die Gazaner nicht als Kämpfer, sondern als Opfer, ja als „Geiseln“ in ihrem eigenen Land, gefangen zwischen Besatzern und Herrschern. Dieses larmoyante Tuntenstück wird Ihnen aus der Herzkammer von Pallywood präsentiert.

Kaum vorstellbar, dass Doktor Gaza nichts mitbekommen hat

Die Bevölkerung Gazas ist und war zu keiner Zeit – abgesehen von unschuldigen Kindern, die jedoch von ihren Eltern skrupellos zur Zielscheibe in diesem Konflikt gemacht wurden, kein Opfer, sondern ein klassisches Tätervolk. Ja, so etwas gibt es tatsächlich, dann nämlich wenn das ganze Volk hinter Mördern und Verbrechern steht. Und das war hier der Fall: Dieses Volk hat kollektiv die Hamas unterstützt, ob aktiv oder passiv durch Duldung ihrer Terrorherrschaft, durch Kasernen in Wohnräumen, durch das Verstecken von Geiseln in Tunneln und in privaten Räumen. Die Gazaner nutzten dabei gezielt zivile Infrastruktur, einschließlich vulnerabler Dinge wie Krankenhäuser und Kindergärten, als Schutzschilde – was die Angriffe denknotwendig schwierig machten.

Des Doktors Gebrauch des Wortes „Geisel“ für Gazaner und sich selbst ist ein unerträglicher Hohn, angesichts der Israelis, die von den Gazanern entführt, gefoltert und ermordet wurden. Und es ist tatsächlich genau derselbe Hohn, den nun – bei der Freilassung der letzten Geiseln am vorgestrigen 13. Oktober 2025 – Dunja Hayali im ZDF bewusst zum Ausdruck bringt: Im “Moma” war allen Ernstes von einem “Geiselaustausch” die Rede und davon, dass Israel “normale Palästinenser” als “Geiseln” freigelassen hätte – im Gegenzug zu den letzten Geiseln der Hamas. Eine bodenlose, böse, perfide Gleichsetzung: Israel inhaftierte Kombattanten, Terroristen und Mörder, die nun, nach über zwei Jahren, freikamen – während die Hamas unschuldige wehrlose Zivilisten verschleppte, von denen nun lediglich der geschundene, überlebende Rest in die Heimat zurückkehrte. Man hat für die Perversion dieses “Journalismus”, für diese perverse Umkehrung der Wirklichkeit keine Worte mehr. Diese Geiseln – unschuldige Zivilisten, darunter Kinder, Frauen und Ältere – haben in den Tunneln und Häusern Gazas unvorstellbares Leid ertragen, während die Bevölkerung entweder aktiv mitmachte oder passiv zusah. Doch für Hayali wie auch Dr. Gaza stehen sie moralisch auf einer Stufe mit den nun freigepressten palästinensischen Terroristen.

Totalitäre Durchdringung

Was Dr. Gaza äußert, ignoriert jede Realität: Es war allein die Hamas, die diesen Krieg entfesselt und mit einem mörderischen Anschlag am 7. Oktober vor zwei Jahren begonnen hat – und die Gazaner tragen Mitverantwortung durch ihre Unterstützung oder ihr Schweigen. Damit bleiben die dortigen Palästinenser, mit Ausnahme der Nichtmündigen und Kinder, ein Tätervolk. Gab es in den letzten zwei Jahren irgendeinen in Gaza, der eine israelische Geisel beschützt hat? Selbst in Nazideutschland gab es einzelne wackere Bürger, die Juden versteckt hatten; es gab mutige wenige (zwar viel zu wenige, aber immerhin) Militärs, die Hitler verhindern wollten. In Gaza fand man selbst diese letzten vereinzelten Zuckungen von verbliebener Menschlichkeit nicht. Selbst nach der Freilassung der letzten Geiseln fehlen bis heute Berichte von Gazanern, die auch nur einen Finger gerührt hätten, um die Entführten zu schützen. Stattdessen halfen viele beim Foltern, bei der Verbringung der Geisel und beim Feiern der Gräueltaten. Das unterstreicht die kollektive Komplizenschaft.

Um das Verhältnis einmal plastisch zu machen: Der Gaza-Streifen ist etwas größer als München, aber viel dichter besiedelt, während Deutschland damals etwa 1.700-mal größer und 38-mal bevölkerungsreicher war. Gaza gleicht also, simpel gesprochen, einem übervollen München, Deutschland 1944 etwa 1.700 Münchens mit 52-facher Bevölkerung. In Deutschland gab es Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald, Flossenbürg, Ravensbrück und der Höllenlager mehr. Und sogar in einem Land mit einer derart totalitären Durchdringung und großer Schuld gab es immerhin signifikante Widerworte, Widerspruch und todesmutige Dissidenten. In Gaza gab es dahingehend nichts, außer eine sogenannte Zivilbevölkerung, die sich liebend gern am zweiten Holocaust beteiligt hatte. In diesem engen Raum, wo jeder jeden kennt, ist es unmöglich, dass ein Arzt wie Shehab nichts von den Tunneln, Geiseln oder Raketenabschüssen mitbekommen hat.

Formal gebildete Menschen fallen auf Pallywood herein

Für mich klingt der Beitrag von Doktor Gaza daher wie eine larmoyante Entschuldigung der Täter by proxy, wie wir sie von Altnazis schon kannten. Die NSDAP wurde, wie auch die Hamas, gewählt. Doch die Hamas erhielt dabei, solange die Wahlen frei waren, viel mehr Zuspruch als die Nazis, die vor der Ernennung Hitlers zum Kanzler eigentlich schon wieder auf dem absteigenden Ast waren. Was aber viel wichtiger ist und auf beide zutrifft: Beide wurden von einem Großteil der Bevölkerung getragen. Die Reichspogromnacht fand deswegen in so vielen deutschen Städten statt, weil die Bevölkerung das freiwillig und leidenschaftlich durchzog – ebenso und nicht anders als in Gaza. Wenn ein ganzes Volk mit der Muttermilch den Judenhass aufsaugt, braucht man sich nicht wundern, wenn ihr liebster Traum ist, Hitlers Job zu vollenden. Shehabs Text ist kein Schrei der Verzweiflung, sondern ein verspäteter Versuch, sich reinzuwaschen, jetzt wo der Krieg verloren ist und die Geiseln frei sind – eine PR-Aktion für das nächste Pallywood-Drama.

Zwei Jahre nach dem 7. Oktober, da nun die letzten Geiseln endlich in Freiheit sind, bleibt die bittere Ironie: Während Israel sein Trauma verarbeitet und um Sicherheit ringt, steigt die Solidarität mit den Gazanern, die diesen Albtraum entfesselt haben. Shehabs Lügen – getarnt als Leidensbericht – nähren genau diese perverse Allianz, die Israels Existenz und letztendlich jüdisches Leben weltweit bedroht. Für mich ist es ein Rätsel, dass intelligente, zumindest formal gebildete Menschen auf die üblichen Pallywood-Legenden wie Großeltern auf den Enkeltrick naiv hereinfallen. Sie könnten es besser wissen und gehen völlig auf im Kampf gegen Rechts. Nur für Juden und ihren Staat haben sie verdammt wenig übrig.


Mittwoch, 15. Oktober 2025

Wird Trump die Hamas entwaffnen?


Dichte Menschenmenge auf einer langen Einkaufsstraße, LKW entladen, Geschäftsschilder an den Seiten.
Ein Markt in Nuseirat, Gazastreifen, heute Morgen.

Gestern hat Trump gesagt, die Hamas würde auch mit Gewalt entwaffnet werden.
Daraufhin kam auf Social Media viele Mutmaßungen und Kaffeesatzleserei.
Etwas Hintergrund.

Zunächst eine Richtigstellung vorweg.
Durch das Stille-Post-Verfahren des Internetz wurde multipliziert, die USA hätten der Hamas erlaubt ihre Waffen zu behalten. Das ist falsch.

Trump ist mit einer Air Force One durch die Weltgeschichte geflogen.
Die Air Force One ist übrigens kein Flugzeug, sondern die USA haben mehrere geeignete Flugzeuge und Helikopter, und wenn der Präsident an Bord ist, ist das Rufzeichen (Call Sign) „Air Force One“.
Das ist Militärlogik, das hat Trump sich nicht ausgedacht, sondern ist schon lange so.

Wenn ein Präsident um die Welt fliegt, hat er nicht nur seinen Stab dabei, sondern auch eine Handvoll Journalisten. Auch um diese Plätze ging es bei den Streitereien, dass die derzeitige Regierung gewisse Medien ausgeschlossen hatte oder hat, u.a. die New York Times und sogar die Washington Post. Denn diese Plätze werden turnusmäßig vergeben.

Trump hat es sich zu eigen gemacht, während solcher Flüge in der Tür zu seinem Büro ad hoc Fragen zu beantworten. Das tut er bei das jeder derartigen Reise. Und weil es Trump ist, erzählt er bei solchen Gelegenheiten den größten Unfug.
Während seines Fluges Richtung Nahost hatte die Hamas begonnen Palästinenser hinzurichten. Danach gefragt sagte Trump in seiner hemdsärmeligen Art sinngemäß, dass die Palästinenser etwa 60.000 Tote zu beklagen hätten, dass die Hamas Versucht für Ordnung zu sorgen und dass sie (die USA und Israel) bezüglich der Entwaffnung da einen gewissen Spielraum eingeräumt hätten. Sinngemäß, dass sie da ein Auge zudrücken.
Das hat also nichts damit zu tun, dass man vorhabe, die Hamas unter Waffen lassen zu wollen. Nur dass die Entwaffnung derzeit nicht die höchste Priorität hatte.

Trump in seinem Büro an Bord einer Air Force One.

Es ist hilfreich, etwas heraus zu zoomen.
Die Medien und gerade Social Media ist voll von irgendwelchen Details zu Gaza. Aus Sicht eines US-Präsidenten ist Gaza aber ein Kaff. Es hat zwar etwas mehr Einwohner als Hamburg, ist aber so groß wie Schwedt in der Uckermark.

Der Gazastreifen ist etwa sechs Kilometer breit, das sollte man sich auch im Hinterkopf behalten, wenn man das Vorgehen der IDF beurteilen will. Denn die Israelische Artillerie hätte dauerhaft den Gazastreifen mit Artillerie plattmachen können, 24 Stunden, sieben Tage in der Woche.
Für Trump ist der Gazastreifen ungefähr Philadelphia, nur ohne Geschichte und mit Kufiya. In den USA wurden mehr Menschen erschossen, als im Gazakrieg getötet wurden.

Ob die Hamas da ein paar ebenfalls Kriminelle abknallt oder Clans sich gegenseitig abmurksen, interessiert die USA einen gepflegten Scheißdreck.

Die angezogene Handbremse

Nachdem die Hamas nun mehrfach und in Variationen geäußert hat, dass sie den Kampf fortführen und Israel vernichten wird – damit ist der dauerhafte Kampf und nicht der jetzige Krieg gemeint – und eine Entwaffnung nicht in Frage kommt, hat Trump nun zu Journalisten gesagt, dass sie entwaffnet werden wird. Notfalls mit Gewalt. Das wurde als erstes von der Agentur Bloomberg gemeldet, die Medien haben es nur gekauft.

Die IDF haben aufgrund des weltweiten diplomatischen Drucks mit angezogener Handbremse agiert.
Ein großer Faktor dabei war, dass sie erobertes Gebiet nicht dauerhaft besetzt gehalten haben.

Das hat sicher verschiedene Gründe.
Beispielsweise sind die IDF kleiner als die Bundeswehr und bestehen zudem aus mindestens 60% Wehrpflichtigen. Bei einem so kleinen Land ist sie dennoch sehr groß und jeder Wehrpflichtige fehlt wiederum in der Wirtschaft. Das mag bei Russland ein eher kleiner Faktor sein, bei einem Land mit 10 Millionen Einwohnern, von denen viele nicht dienen (müssen), ist das aber wichtig.
Die IDF hat also nicht unbedingt das Personal, eroberte Gebiete dauerhaft besetzt zu halten. Zumindest nicht in dem Kontext eines Krieges auf unbestimmte Zeit.

Für eine Entwaffnung wäre aber genau das nötig. Man müsste, vereinfacht gesagt, von Haus zu Haus gehen und Schmuggel verhindern.
Und dafür haben die USA durchaus die Kapazitäten.

Militärisch kann es nicht darum gehen, den Gazastreifen weiter zu bombardieren. Was ja eh kaum noch stattgefunden hat, seit der großen Offensive.
Zum einen entwaffnet das niemanden, zum anderen würde das Trumps Pläne kaputtmachen, mit denen er sich als Friedenfürst generiert. Es wäre für die USA ein leichtes, da sie viele Luftwaffen-Stützpunkte in Reichweite haben.

„Boots on the ground“

Es müssten also Leute dort reingeschickt werden. Die so genannten „Boots on the ground“, die Stiefel auf dem Boden. Die hat Trump aber vor der Wahl für seine Wähler kategorisch abgelehnt.
Es kommt also alles darauf an, was die Regierung nun ausbaldowert. Wie sie die schönen Trump-Pläne umsetzt einerseits und die Wähler nicht verärgert andererseits.

Was dabei häufig unterschätzt wird, ist die Manipulationsfähigkeit Trumps. Er könnte das als „Polizeieinsatz“ verkaufen, genau das haben sowohl Eisenhower als auch Kennedy bereits in Vietnam getan.
Ich sehe daher darin kein großes Hindernis. Eher in der Art des Einsatzes. Denn wenn zu viele Leichensäcke nach Hause kommen, ist das auch schlecht für Trump.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die die USA dort umsetzen können. Natürlich mit Israel zusammen.
Unterschätzt wird meiner Meinung nach die Möglichkeit, das nach und nach aufzurollen. Nicht indem man in einer großen Aktion die Hamas bekämpft. Ich bin sehr sicher, das wird nicht passieren.

Ich rechne eher damit, dass man anfängt, beispielsweise von Süden her aufzurollen. Zunächst erst einmal Rafah zu sichern, beispielsweise. Dazu würde passen, dass heute Morgen veröffentlicht wurde, dass der Grenzübergang zu Ägypten wieder geöffnet werden wird. Und das wiederum zeigt, dass Israel sich mit den USA abstimmt.

Man könnte eine örtliche Verwaltung etablieren, Polizeikräfte oder „Polizeikräfte“ einsetzen, mit dem Wiederaufbau beginnen, und so weiter. Dann geht man weiter nach Norden, nach Chan Yunis.
So drängt man die bewaffneten Kräfte langsam zurück. Nicht der große Kriegseinsatz, sondern eine Razzia nach der anderen.
Das ist jedoch nur ein Beispiel, womit eher zu rechnen wäre.

Spannend ist derzeit allemal, US-Schiffe im Auge zu behalten. Denn die USA haben nicht nur Flugzeugträger. Die aus erklärten Gründen eher ungeeignet sind. Sondern auch amphibische Träger.
Die Wasp-Klasse Klasse sieht beispielsweise aus wie ein Flugzeugträger, hat aber knapp 2000 Marines an Bord und kann diese auch mit Helikoptern sehr schnell absetzen. Die USA könnte allerdings auch Truppen ganz einfach einfliegen, Israel hat entsprechend geschützter Flugplätze.

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Das Flaggschiff der Wasp Klasse, der amphibische Helikopterträger USS Wasp.

Es ist zu früh

Zum jetzigen Zeitpunkt kann jedoch keiner genau sagen, was passieren wird.
Das liegt vor allem in der Entscheidung der US-Regierung. Um das also zu wissen, müsste man im Weißen Haus Mäuschen spielen.
Und jeder, der irgendwelche Mutmaßungen abgibt und kein Mäuschen ist, dem muss man auch keinen Glauben schenken.

Ich wollte nur einen Eindruck vermitteln, dass die Situation viel komplexer ist, als manche Laien derzeit salbadern. Es gibt Mittel und Wege, die Hamas auch gewaltsam zu entwaffnen, ohne den Krieg fortzuführen.
Dabei sollte man jedoch auch darauf vorbereitet sein, dass die Hamas dann übergriffig wird, was wiederum eine mindestens israelische Eskalation zur Folge hätte. Man wird also vor allem darauf bedacht sein, das ganze innerhalb des Gazastreifens zu halten. Was dort geschieht, wird öffentlich und diplomatisch leichter zu vertreten sein.

Es sind Optionen, die auf dem Tisch liegen.
Man muss die ersten Anzeichen abwarten, für was die Regierung sich entscheiden wird.


Erschienen auf steady.page

Sonntag, 14. September 2025

680.000 Tote in Gaza – Die wundersame Wissenschaft Australiens


Angebliche wissenschaftliche Behauptungen checken?
Kann ich.

Angehängt ist der Screenshot einer Grafik, die der Middle East Monitor am 12.09.2025 um 18:02h veröffentlicht hat.

Die Grafik sagt:
„680.000 TOTE
Basierend auf allen gesammelten Daten beträgt die Zahl der Todesopfer in Gaza mindestens 680.000, davon 380.000 Kleinkinder unter fünf Jahren.
Am 3. September 2025 berechneten Prof. Dr. Gideon Polya und Prof. Dr. Richard Hil die Gesamtzahl der Todesopfer in Gaza seit dem 7. Oktober“

Na dann schauen wir Mal

+ Der Middle East Monitor (MEMO) ist eine in Großbritannien ansässige pro-palästinensische Organisation, die als Lobby-Vereinigung angesehen wird. Sie wird von Qatar finanziert.

Beispielsweise ist der Gewerkschafter und damalige Vorsitzende der Labour Party Jeremy Corbyn 2010 nach Israel und ins Westjordanland gereist und hat sich dort auch mit den Hamas-Anführern Ahmad Attoun, Khaled Abu-Arafah und Muhammad Totah getroffen. Der Besuch wurde durch MEMO bezahlt und Corbyn hatte dies nicht, wie vorgeschrieben, angemeldet und veröffentlicht.

+ Die Veröffentlichung des MEMO beruft sich auf den Artikel „Skewering History: The Odious Politics of Counting Gaza’s Dead“ („Aufspießen der Geschichte: Die abscheuliche Politik der Zählung der Toten im Gazastreifen“). MEMO gibt keine weitere Quellenangabe.

Tatsächlich ist der Artikel bereits am 11.07.2025 auf der Plattform „Arena Online“ erschienen. Also bereits zwei Monate vor dem Posting von MEMO.

Screenshot des Beitrags

+ Bei „Arena Online“ handelt es sich um eine australische Plattform, einer Art „offenen Presse“.
Aus der Eigenbeschreibung: „Arena Online bietet kritischen und radikalen Stimmen einen Raum, um auf ansprechende Weise zur öffentlichen Debatte beizutragen.“

+ Dr. Richard Hil ist ein nicht-hauptberuflicher Professor (adjunct) für „Human Services“ und Sozialarbeit an der Griffith University und nicht-hauptberuflicher Professor an der Southern Cross University.
Dr. Gideon Polya war Professor für Biochemie an der La Trobe University und hat lange zur „Signaltransduktion in Pflanzen“ geforscht.
Beides Australien.

+ Weder handelt es sich um eine wissenschaftliche Publikation, noch haben die Autoren irgendetwas auf dem Niveau „berechnet“, noch haben sie „alle Daten“ zu Rate gezogen.
Es handelt sich vor allem um einen Meinungsbeitrag, bei dem selektive Daten (Cherry Picking) aus anderen Publikationen verwendet wurden.
Die Autoren verwenden auch Begriffe wie „Gaza Massaker“ und „Gaza Genozid“.

Links Dr. Gideon Polya, rechts Dr. Richard Hil

Die Rechnung

Ich habe Erfahrung darin, wissenschaftliche Studien und andere Veröffentlichungen auf inhaltliche Konsistenz zu prüfen. In diesem Fall musste ich mir Passagen übersetzen lassen, um überhaupt verstehen zu können, was für ein Gedankenkunststück die Autoren hier veranstaltet haben.

Zunächst gehen die Autoren von 55.000 Toten im Gazastreifen aus. Laut den Zahlen des Hamas-Ministeriums. Das gemäß eigener Aussage sehr zuverlässig arbeitet.

Dann verweisen sie auf eine Studie von Dr. Zeina Jamaluddine im Lancet. Die mir auch gerade sehr bekannt vorkommt, wofür ich aber keine weitere Zeit investieren will.
(„Traumatic injury mortality in the Gaza Strip from Oct 7, 2023, to June 30, 2024: a capture–recapture analysis“) Diese Studie kommt aufgrund eines Abgleichs zu dem Ergebnis von 64.260 Toten.

Basierend auf dieser Studie würden 136.000 Menschen sterben. Bis August 2025, also dem letzten Monat.

Dann nehmen die Autoren einen Beitrag der Epidemiologin Professor Devi Sridhar aus dem Guardian. Sie geht von einer Sterblichkeit von einem direkten Getöteten zu vier indirekt Getöteten aus.
Beide Quellen werden nicht eindeutig benannt. Es handelt sich dabei aber wohl um den Artikel „Scientists are closing in on the true, horrifying scale of death and disease in Gaza“ vom 05.09.2024. Sie bezieht sich darin u.a. auch auf die bekannte und längst widerlegte „186.000-Studie“, ebenfalls aus dem Lancet, die allerdings gar keine Studie war.
Sie geht von 149.500 Toten bis Ende des Jahres aus. Des vergangenen Jahres, wohlgemerkt.

Screenshot des Guardian-Artikels

Es geht dabei ja immer um Vorhersagen. Also was passieren wird. Und bisher nicht eingetroffen ist.
Und nun nehmen die Autoren diese Zahl von 149.500 und nehmen sie aufgrund der 1-zu-4-Vorherhsage aus dem Guardian Artikel mal vier und kommen auf 544.000.

Da rechnen sie die 136.000 direkten Toten von Jamaluddine aus dem Lancet drauf.
Und so kommen sie auf 680.000.

Luft holen, wirken lassen.

Dann nehmen sie als Quelle den Euro-Mediterranean Human Rights Monitor. Das ist eine palästinensische Lobby-Organisation mit Verbindungen zur Hamas, die in Genf sitzt und von dem Palästinenser Ramy Abdu gegründet wurde und geleitet wird. Sie bemüht sich derzeit um einen Beraterstatus bei der UN.
Dieser „Euro-Med Rights Monitor“ geht von 33% getöteter Kinder aus. 21% getöteter Frauen und 46% getöteter Männer. Eine Auswertung der Zahlen der Hamas selber widerspricht dem übrigens, aber geschenkt.

Und somit rechnen die Autoren einfach 33% der 680.000 Getöteten und kommen auf 479.000 getötete Kinder, wovon dann 380.000 unter fünf Jahren gewesen sein müssen.
Was fast 80% entspricht. Erklärt wird das nicht. Aber Jugendliche scheint es im Gazastreifen kaum zu geben.

Meiner Meinung nach ist diese in verwirrenden Ausflügen und wissenschaftlichen Zahlen versteckte Rechnung derart absurd, dass ich nicht weiß, wofür man in Australien einen Doktor bekommt. Ich habe mehrere Stunden und Übersetzungstool benötigt, um das überhaupt zu entschlüsseln.

Fundamental, mein lieber Watson

Ich versuche nur einmal die fundamentalsten Fehler aufzulisten. Für die jeder Student einer empirischen Wissenschaft mit seiner vollgepissten Klausur ausgepeitscht würde. (Sorry, kann da nich mehr Kontenanze und allet…)

  • Die Quellen der Berechnung sind Prognosen, die nicht eingetroffen sind. Trotzdem werden diese Zahlen ohne weiteren Nachweis verwendet.

  • Aus Prognosen wird eine Berechnung gemacht, was bereits passiert ist. Nicht was passieren könnte.

  • Quellen werden nicht klar benannt.

  • Cherry Picking

  • Selbst wenn die Zahlen stimmen würden, sind 33% Kinder von 680.000 Getöteten 224.400 und nicht 479.000.

  • Die Hamas gibt alle Gestorbenen an. Selbst die eines natürlichen Todes Gestorbenen fließen in ihre Zahlen mit ein. Man errechnet also etwas aus einer Grundmenge, die das Ergebnis aber bereits beinhaltet. Auch indirekt getötete sind bereits in den Zahlen enthalten.

  • Auch die Zahl von Jamaluddine im Lancet beinhaltet bereits die direkt Getöteten. Man dürfte die also nicht noch drauf rechnen. Die Grundmenge der 55.000 beinhaltet ALLE getöteten.

Und das schönste zum Schluss:

Laut dem Palestinian Central Bureau of Statistics haben 2024 341.790 Kinder unter fünf Jahren im Gazastreifen gelebt.

Es lebten also weniger Kinder im Gazastreifen, als nach Meinung der Professoren Richard Hil und Gideon Polya nun getötet wurden.
Es dürften im gesamten Gazastreifen keine Kinder unter fünf Jahren mehr leben. Und etwa 39.000 hätten in den Gazastreifen gebracht werden müssen, um dort zu sterben.

Mir drängt sich der Eindruck auf, man kann die beiden Professoren häufiger auf Jahrmärkten Australiens antreffen, wo sie aus einer Kutsche heraus Wundertonikum und Schlangen-Öl verkaufen.

Sceenshot der Quacksalber Dr. Terminus und seines Helfers aus dem Disney-Film "Elliot".

Seriöser:
Ich halte den gesamten Artikel für einen propagandistischen Gefälligkeitsbeitrag, um pro-palästinensischer Propaganda wiederum einen wissenschaftlichen Anstrich geben zu können.

Die Verwirrung und das nicht deutliche Benennen von Quellen halte ich für den Trick eines Zauberers auf einem Kindergeburtstag.
Vermutlich wird diese Zahl noch sehr lange grassieren, genauso wie die angebliche 186.000-Studie im Lancet, die keine war.

Muss ich noch ausrechnen, welches Volumen 680.000 Tote einnehmen, um zu errechnen, wie groß die Massengräber sein müssten? Oder geht auch so?

Erschienen auf steady.page


Donnerstag, 11. September 2025

Ungefilterte Fotos aus Gaza


Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025
Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025

Wir werden täglich bespielt mit Fotos aus dem Gazastreifen. Doch diese haben Filter durchlaufen. Und Filter können dazu führen, das man sich - im wahrsten Sinne - ein falsches Bild macht.

Als Teil meines Jobs sehe ich auch an, die Mechanismen der Agentur- und Nachrichtenmedien zu erklären.

Wann immer ich das bei der Versorgungslage im Gazastreifen aber tue, wird in den Kommentarspalten versucht, es irgendwie zu diskreditieren. Oder mich.
Beispielsweise indem unterstellt wird, ich wolle manipulierend so tun, als gäbe es keinen Hunger, keine Versorgungsprobleme oder alle anderen würden lügen. Man nennt das Strohmann-Argumente. Es wird etwas widerlegt, was ich gar nicht behauptet habe.

Das passiert auch immer dann, wenn ich Bilder aus dem Gazastreifen zeige, die nicht der Erwartungshaltung oder dem gängigen Narrativ entsprechen. Grundsätzlich wird darauf verwiesen, dass das nur Einzelfälle seien.

Also habe ich mal etwas Geld in die Hand genommen und einige Fotos von Agenturen gekauft.

Ich empfehle auch gerne Imshin, die auf ihrem X-Account und auf Instagram einfach nur das zeigt, was Palästinenser täglich selber veröffentlichen. Weil sie für ihr Café oder ihrem Schawarma-Stand werben. Unter dem Hashtag #TheGazaYouDontSee – Das Gaza, dass Ihr nicht seht.

Doch ich möchte auch einen Eindruck geben, was in den Agenturen zu kaufen ist, die große Medien nutzen. Was Medien zeigen könnten, wenn sie wollten.

Zunächst erkläre ich vereinfacht den Hintergrund, und dann zeige ich Bilder.
Natürlich kann ich nicht hunderte Bilder kaufen, es ist so schon teuer genug. Es muss also anekdotisch bleiben. Aber es vermittelt vielleicht einen Eindruck.

Der Markt

Den Markt, das Foto-Business, hinterfragen viele nicht.
Umso weniger diejenigen, die laut danach rufen, dass Israel keine internationale Presse in den Gazastreifen lässt.

Was das genau ändern sollte oder ob die Palästinenser von der Idee so begeistert wären, wird nicht hinterfragt. Denn man geht ja von vorn herein davon aus, dass Israel etwas zu verbergen hat und dass „die“ Wahrheit™ ganz im Sinne der Palästinenser wäre.

Nehmen wir an, ich wäre im Gazastreifen und würde ein Foto machen. Dann könnte ich dieses Foto verkaufen.
Da ich keinen Kontakt zu Reuters oder zur New York Times habe, wäre es das Beste, ich verkaufe die Bildrechte an eine Agentur. Die bekommt dafür einen Anteil und kümmern sich wie ein Manager darum, wie man damit am besten Geld verdient.

Die größte Agentur im Bereich Gazastreifen ist die Anadolu Agency (Anadolu Ajansı). Das ist eine staatliche Agentur der Türkei.
Richtig gelesen: Diese Agentur ist staatlich und vertritt die regierende Partei AKP von Erdoğan. Sie wurde schon vor 20 Jahren „auf Linie“ gebracht.
Überspitzt gesagt ist die Türkei der größte Vermarkter von Bildern aus dem Gazastreifen. Und sie verdient daran Geld.

Natürlich könnte ich mein Foto auch versuchen direkt an die Medien zu verkaufen.
Aber wenn ich das so mache, ist es danach „verbrannt“. Denn die Bild Zeitung oder die Washington Post werden sich beim direkten Kauf immer alleinige Rechte sichern. Mache ich das aber über eine Agentur, wird die versuchen die Rechte zu behalten. So könnten sie mein Foto auch an mehrere Medienhäuser verkaufen.
Es kommt also auch immer darauf an, was für ein Renommee ich selber habe, was das Bild am Markt wert ist, und so weiter.

Wenn kein großes Medium direkt kauft, kann die Agentur es auf dem Markt für Stock-Medien verbimseln. Das bringt weniger Geld, aber die Masse macht’s. Das sind Plattformen wie Getty Images, Shutterstock, Imago und viele andere.

Deshalb sind die meisten Foto-Journalisten heute keine fest angestellten Journalisten von großen Medienhäusern mehr. Selbst die, die es gab, haben stark abgenommen.
Jeder kann so etwas machen, dafür braucht es weder Studium noch Ausbildung.

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Mohammed Salama, der beim Beschuss auf das Nasser Krankenhaus getötet wurde, wurde als Journalist von Al Jazeera kommuniziert. Auf anderen Bidlern posierte er mit Kalaschnikow.

Und wenn man sich das einmal klar macht, fällt einem auch auf, wie häufig Medien so tun, als würden die Journalisten zu ihnen gehören. Gerade im Gazastreifen war das erstaunlich. Vor allem zu beginn des Krieges, inzwischen hat das nachgelassen.

Plötzlich schreibt die Tagesschau, sie hätte ein Opfer interviewt. Obwohl genau das gleiche Interview plötzlich auch in der Hundustian Times und der CNN auftaucht. Plötzlich schreibt Reuters, einer ihrer Journalisten sei getötet worden, obwohl der seine Bilder auch an andere Medien verkauft hat.

Das ist eine Sprachregelung der Medien, die im Grunde nur dem Zweck dient, Authentizität zu suggerieren. Keine Redaktion in den USA oder Großbritannien kann überprüfen, ob derjenige, der ihnen Bilder verkauft oder mit dem sie vielleicht sogar einen Rahmenvertrag haben, nicht abends auf der Stadtteilversammlung der Fatah, Hisbollah oder Hamas Baklava futtert.

Selfie: Hassan Eslaiah bekommt ein Bussi von Yahya Sinwar.
Der Fotojournalist Hassan Eslaiah wurde u.a. als Journalist der Agentur AP bezeichnet, hat auch Bilder vom 10/7 verkauft, bis ein Selfie von ihm mit dem militärischen Führer der Hamas Yahya Sinwar auftauchte.

Das Business mit dem Elend

Im Gazastreifen haben wir damit also mindestens zwei Filter in dem, was wir täglich zu sehen bekommen.

Zum ersten das, was überhaupt verkauft wird.
Niemand interessiert sich für Fotos von Marktständen. Sie verkaufen sich einfach nicht. Und das wissen natürlich auch diejenigen, die Fotos verkaufen.

Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien mit mehreren Fotos, die alle eine Essensausgabe zeigen.
Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Diese typischen Bilder von Essensausgaben sind nicht gestellt, aber „staged“. Die Menschen bekommen in Garküchen Essen und hinter der Absperrung warten bereits Fotografen.

Elend verkauft sich. Ruinen, Hungernde, Essensausgaben, Verletzte, das wollen die Medien haben. Weil wir es anklicken. Und so sind die Marktplätze voll von solchen Bildern. Tausende täglich alleine aus dem Gazastreifen.

Screenshot von über einem dutzend Bildern mit Ruinen.
Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Natürlich gehen auch Ruinenbilder immer wie geschnitten Brot. Es gibt sie zu tausenden jede Woche.

Ein weiterer Filter ist, ob andere das so toll finden, wenn sie fotografiert und veröffentlicht werden. Und im Falle des Gazastreifens geht das natürlich noch weiter. Denn der war auch schon vor dem Gazakrieg eine brutale Diktatur. Jeder Journalist tut also gut daran, nichts zu verkaufen oder überhaupt erst zu fotografieren, was die Hamas nicht will.
Und wenn das Narrativ aufrechterhalten werden soll, dass Israel die Palästinenser aushungern will, sollte man dem auch möglichst folgen.

Das ist systemisch, es ist im System der Medien enthalten. Da steckt keine Verschwörung dahinter, es ist normal.

Und da drauf kommt dann erst der Filter, den die meisten sich unter gezielter Propaganda sicher vorstellen. Gestellte Bilder. Oder Bilder von hungernden Kindern oder Alten mit Vorerkrankungen, was in dem Zusammenhang eine Dekontextualisierung ist. Die ich aber grundsätzlich verweigere abzubilden.

Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Weitere Fotos einer Essensausgabe.
Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Diese Fotos stammen eigentlich ausschließlich aus dem nördlichen Teil des Gazastreifens. Da die Versorgung im Süden auch durch die GHF völlig anders aussieht. Dort gibt es keine solchen Garküchen. Die werden häufig durch Mitarbeiter des World Food Programme und anderen betrieben.

Ob die Türkei nun auch noch filtert, sei einmal dahingestellt.

Das ist auch der Grund, warum ich mich dabei eher zurückhalte. Denn ich finde die genannten, systemischen Filter viel gefährlicher. Zumal das meiste der Propaganda ja leicht zu durchschauen und oftmals stunzdoof ist. Adressiert an Ungebildete, die eher in anderen muslimischen Ländern zu verorten sind, als in Paris oder Los Angeles. Auch wenn es auch da natürlich genug Menschen gibt, die glauben wollen.

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Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Bei den Essensausgaben werden immer sehr viele Fotos gemacht. Durch wechselnde Ausschnitte und Personen bemerkt man gar nicht, dass es sich immer um die gleiche Ausgabe handelt.

Eben weil sich durch das ständige Grundrauschen ein Framing, ein sozialpsychologischer Effekt einschleicht, ist es so gefährlich.
Wenn wir die Augen schließen und an Gaza denken, sehen wir Trümmer und verletzte Kinder, vielleicht sogar Hungernde und Menschen in Zelten. Die Frage muss also lauten, ob das tatsächlich die Lebensrealität abbildet und wie weit das für alle gilt.

Das Gaza, dass Ihr nicht seht

Die folgenden Bilder habe ich heute bei Stock-Anbietern gekauft.
Ort, Fotograf und Agentur habe ich angegeben. Ebenso das jeweilige Datum.

Alle Fotos wurden aufgenommen, nachdem laut UN und anderen eine Hungerskatastrophe droht. Bis auf die ersten beiden sogar nach der Blockade durch Israel.
Die Strandbilder wurden aufgenommen, nachdem das IPC eine Hungersnot ausgerufen hat.

Ein voller Markt mit vollen Marktständen.
Markt in Deir al-Balah | Foto: Omar Ashtawy | Agentur: APAimages | 25.10.2024
Ein prall gefüllter Gemüsestand mit Avocados, Bananen, Orangen und vielem mehr.
Markt in Deir al-Balah | Foto: Ali Jadallah | Agentur: Anadolu Agency | 19.01.2025
Eine Großbäckerei mit Backmaschinen, einem Laufband und tausenden von verpackten Fladenbroten.
Bäckerei des WFP | Foto: Ali Jadallah | Agentur: Anadolu Agency | 22.05.2025
Ein Junge trägt ein Tbalett mit kleinem Gebäck über einen Markt.
Mark in Gaza-Stadt | Foto: Saeed Jaras | Agentur: Middle East Images | 07.08.2025
Ein Schuhgeschäft, eine Frau schaut sich mit ihrem Sohn die Auslage an.
Mark in Gaza-Stadt | Foto: Saeed Jaras | Agentur: Middle East Images | 07.08.2025
Ein prall gefüllter Stand mit vielen hundert Menschen, viele planschen im Wasser.
Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025
Drei Kinder reiten als Touristenattraktion auf einem geführten Kamel.
Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025
Strandszene, hudnerte planschen im Wasser, Dutzende sitzen in Gruppen unter Sonnenschützern auf Stühlen.
Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025

Ich betone nochmal ausdrücklich, dass ich weder bestreite, dass die Bevölkerung im Gazastreifen teilweise leidet, noch dass es Hunger gibt. Ich behaupte auch nicht, dass der Junge mit dem Surfboard im Titelbild die Lebensrealität aller abbildet. Auch nicht, dass ausnahmslos alle Journalisten im Gazastreifen zur Hamas gehören.

Ich möchte die Mechanismen der Medien aufzeigen. Die viele auch nicht hinterfragen, obwohl sie sie inzwischen in der Tasche bei sich tragen.


Erschienen auf steady.page