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Montag, 16. Dezember 2024

Analyse: Hamas hat Opferzahlen gefälscht und aufgeblasen


Die Henry Jackson Society hat eine Auswertung veröffentlicht, die nachweist, dass die Hamas die Opferzahlen durch die Angriffe der israelischen Streitkräfte (IDF) gefälscht hat. Darüber hinaus wurden die Zahlen der zivilen Opfer aufgeblasen. Die Auswertung analysiert ebenso die Berichterstattung der Medien und kann zeigen, dass diese sich in überwältigender Mehrheit dem Narrativ der Hamas angeschlossen haben.

„Questionable Counting: Analysing the Death Toll from the Hamas-Run Ministry of Health in Gaza“ - („Fragwürdige Zählung: Analyse der Todeszahlen des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums in Gaza“)



Die vierzig Seiten des Papiers sind vollgepackt mit Informationen. Ich werde zunächst die Meta-Ebene wiedergeben. Anschließend werde ich exemplarisch einzelne Stichpunkte wiedergeben. Die Analyse zeigt, dass die Erfassung der Daten noch chaotischer und die Zahlen vermutlich weit unzuverlässiger sind, als selbst Experten geahnt haben.

Hintergrund

Die veröffentlichende Henry Jackson Society ist ein 2005 gegründeter konservativer Think Tank mit Sitz in London. Sie befürwortet den Kapitalismus und ein starkes Militär des „Westens“. Sie setzt sich für Demokratien ein und vertritt die Ansicht, dass nur liberale Demokratien legitime Staatsformen sind und alle Staaten versuchen sollten, diese zu erreichen. Die Gesellschaft wird inzwischen kritisiert. Unter anderem wurde ihr Islamfeindlichkeit vorgeworfen, sowie Grundsätze der extremen Rechten zu vertreten.

2011 schloss sich das von dem Autoren und Journalisten Douglas Murray gegründete Centre for Social Cohesion mit der Henry Jackson Society zusammen. Der Autor Andrew Fox war Vorlesender an der Royal Military Academy Sandhurst und ist als Forschender für die Henry Jackson Society tätig. Davor hat er 16 Jahre als Fallschirmjäger gedient und war u.a. in Afghanistan, Bosnien und dem Nahen Osten eingesetzt. Er war im vergangenen Jahr zweimal im Libanon und hat die Tunnel der Hisbollah inspiziert.

Andrew Fox ist regelmäßiger Kommentator verschiedener Sender und hat in mehreren großen Zeitungen publiziert. Unterstützt wurde er u.a. vom International Institute of Social and Legal Studies, Tatiana Glezer, Chefin der Forschungsgruppe Fifty.global und einigen anderen.



Quellen sind neben Berichten der UN und der Medien vor allem Veröffentlichungen der Hamas selber. Das Gesundheitsministerium, ebenso wie der Zivilschutz (Feuerwehr etc.) und die Polizei im Gazastreifen sind identisch mit der Hamas. An dieser Stelle sein angemerkt, dass die vornehmliche Begründung den Veröffentlichungen Glauben zu schenken die war, dass diese Veröffentlichungen bisher auch immer zuverlässig waren.

Die Hamas hat zwei Arten von Listen veröffentlicht. Zum einen Listen der Getöteten. Zum zweiten unregelmäßige Veröffentlichungen von Namen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren sechs Listen veröffentlicht: Oktober 2023 und Januar, April, Mai, Juni and August 2024.

Alle aufgeführten Daten in den Listen „Martyrs to date“ („Märtyrer bis jetzt“) geben an „durch IDF ermordet“. Es wurden keine Todesursachen genannt, geschweige denn, ob es sich um Zivilisten oder Kombattanten handelt. Die Listen enthalten Name, Alter, Geschlecht und die ID, die jeder bekommt, der im Gazastreifen geboren wurde. Quelle für diese Listen waren Berichte aus den Krankenhäusern, unbekannte Quellen (auch Meldungen auf Social Media) und Berichte von Angehörigen.

Die Ergebnisse

Quellen des Medien-Büros der Hamas geben an, dass etwa 70% der Getöteten Frauen und Kinder seien. Das Gesundheitsministerium gibt jedoch 45% getötete Frauen und Minderjährige (unter 18) an. Die Zahlen waren zunächst sehr ähnlich, gingen ab April 2024 jedoch immer weiter auseinander. Vor allem bei den Minderjährigen.

Anmerkung: Die 70% entsprechen exakt den Angaben des Reports des Büros des Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR). In dem jedoch nur „die in zivilen Häusern Getöteten“ berücksichtigt wurden. Die UN hat also einfach die Zahlen der Hamas übernommen. (Bericht dazu hier)

Üblicherweise wurden die Getöteten im Krankenhaus identifiziert und an die zentrale Erfassung gemeldet. Die Hamas selber hat angegeben, dass dieser Mechanismus von November bis Februar nach und nach in den Krankenhäusern beendet wurde.

Der Sprecher des Gesundheitsministeriums Ashraf al-Qudra nannte im Februar gegenüber dem Sender NPR als eine Hauptquelle „zuverlässige, öffentlich zugängliche Quellen“. Durch die Änderung des Ablaufes kam es von November bis Dezember 2023 zu einem sprunghaften Anstieg von getöteten Familien um 4.413 Todesfällen. Bereits im Februar waren von 30.228 Getöteten nur noch 57% durch die Krankenhäuser identifizierte und im Register aufgeführte Personen. Alle anderen wurden aufgrund von „offenen Quellen“ wie Social Media Postings übernommen.

Das Gesundheitsministerium hat ab Januar 2024 eine Google Form öffentlich zugänglich gemacht, in der „Märtyrer“ und Vermisste gemeldet werden konnten. Dieses Formular wurde immer wieder offline genommen und überarbeitet. Dennoch wurde es bis Ende August nicht als Quelle in der offiziellen Liste angegeben. Dieses Formular enthielt keine Angaben dazu, ob die Getöteten oder vermissten Kombattanten oder Zivilisten sind.

Anfang April hat das Gesundheitsministerium der Hamas auch „unvollständige“ Datensätze aufgenommen. Alle Daten sollten von einem „Komitee“ geprüft werden, bevor sie in die Liste aufgenommen werden. Bis August waren nur 1,910 Datensätze durch die Kommission bestätigt worden, 9.817 wurden als „Benachrichtigung durch die Familie“ aufgenommen.

Es gibt einen massiven Unterschied der Prozentzahlen von getöteten Männern, Frauen und Kindern zwischen den Anteilen der von den Familien gemeldeten Daten, vom Komitee geprüften Daten und den Daten aus den Krankenhäusern. Beispielsweise waren die von den Krankenhäusern bestätigte getöteten zu 45% Männer, die von den Familien gemeldeten aber 64%. Kinder machten bei den von den Angehörigen gemeldeten 22% aus, von den von der Hamas geführten Krankenhäusern gemeldet wurden 37%. (August 2024)

Am 17. Oktober 2023 wurden 3000 Getötete gemeldet, am 19. Oktober 3785. Im gleichen Zeitraum sollen 671 Kinder getötet worden sein. Was bedeutet, angeblich wurden 85% Kinder getötet und nur 14% Kombattanten, Männer und Frauen.

Am 25. Oktober 2023 wurden 6.547 Getötete gemeldet. Am 26. Oktober wurden 7028 gemeldet. Laut Meldung wurden an dem Tag 626 Frauen und Kinder getötet. Was mehr sind, als an dem Tag getötet worden sein sollen.

Das Gleiche vom 28. Oktober auf den 29. Oktober. Die Zahl der getöteten Frauen und Kinder überstieg die Gesamtzahl der Getöteten. Ebenso vom 2. auf den 5. Dezember. Vom 6. auf den 7. November betrug der Anteil der getöteten Frauen und Kinder 99%.

Die Analyse zeigt, dass trotz der Ungenauigkeit der Daten die Zahl der getöteten Männer im wehrfähigen Alter deutlich überwiegt. Was also in einem Krieg zu erwarten wäre. Dies wird von NGOs und Medien kontinuierlich ignoriert.


In der Liste der Hamas vom April wurden 305 von 311 getöteten 18-jährigen mit 17 angegeben.

In der Liste von August 2024 fanden die Analysten alleine 103 Frauen mit dem Vornahmen Mahmoud.

Die Analysten haben mehrere Datensätze gefunden, in denen Männer als Minderjährige angegeben wurden. Beispielsweise ein Einjähriger Namens Mahmoud Fahed Zakariah Alkafarnah, bei dem es sich laut ID des Registers um den 31-jährigen Wassim Ashraf Omar Abu El-Mazah handelt.

Ein Ali Dahem Mahmout Hathat wurde zunächst als Vierjähriger angegeben. In einer späteren Liste wurde er dann als 22-Jähriger geführt.

Pro Jahr sterben im Gazastreifen etwa 5000 Menschen eines natürlichen Todes. Diese Angaben tauchen in den Listen der Hamas nicht auf.

Tötungen, die nicht durch die Kriegshandlungen erfolgten, finden sich ebenfalls in der Liste als durch die IDF Getötete.

Bereits im Dezember 2023 taucht der 13-jährige Ahmed Shaddad Halmy Brikeh auf. Der wurde laut mehrerer Postings auf Social Media jedoch nicht von den IDF getötet, sondern von der Hamas erschossen, als er für sich und seine Familie Lebensmittel von einer Hilfslieferung holen wollte. Die Postings sind inzwischen gelöscht, sind jedoch mit Screenshot abgebildet.

Etwa 10% bis 20% der von der Hamas und dem Dschihad abgefeuerten Raketen gehen im Gazastreifen selber herunter. Bei etwa 9000 bereits abgefeuerten Raketen müssten das also um die 1000 „Blindgänger“ sein. (IDF Schätzung: 1750; 13%) Dadurch Getötete tauchen nicht auf bzw. werden nicht aufgeführt. Vermutlich werden sie ebenfalls als durch die IDF getötet angegeben.

Youssef Mouhammad Mabrouk Abu Khoussa wurde am 17. April als Patient mit Lungenkarzinom mit Lebermetastasen geführt. Er wurde bereits am 29. März, also drei Wochen vorher, als durch die IDF getötet aufgeführt. Die Analysten konnten zwei weitere solcher Fälle nachweisen.

Bereits im Januar gingen US-Nachrichtendienste von 8000 bis 12.000 getöteten Hamas-Kämpfern aus. Im Mai von 35% aller bekannten Kämpfer, was etwas 12.000 bis 14.000 entspricht. Die IDF schätzte die Zahl der getöteten Kämpfer auf 17.000 bis 20.000. Davon waren 17.000 namentlich identifiziert. Das Institute for the Study of War hielt im September nur 3 von 35 Brigaden für nicht „geschlagen“. Euronews berichtete im September, dass Hamas und Dschihad neue Kämpfer rekrutieren.

Vorzeichen

Bereits am 11. Juli 2014 veröffentlichte das Gesundheitsministerium auf seiner Homepage Guidelines für „Social Media Aktivisten“: „Jeder, der getötet oder zum Märtyrer wird, muss als Zivilist aus Gaza oder Palästina bezeichnet werden. Bevor wir über seinen Status im Dschihad oder seinen militärischen Rang sprechen. Vergessen Sie nicht, immer „unschuldiger Zivilist“ [Arabisch] oder „unschuldiger Bürger“ [Englisch] hinzuzufügen, in Ihrer Beschreibung der bei israelischen Angriffen auf Gaza Getöteten. Veröffentlichen Sie keine Fotos von Militärkommandanten. Erwähnen Sie ihre Namen nicht öffentlich und loben Sie ihre Leistungen nicht in Gesprächen mit ausländischen Freunden!“

„Nach einem Protest an einem Grenzposten am 14. Mai 2018 meldete das Gesundheitsministerium, dass es 55 Demonstranten während des Protests getötet wurden, was von OCHA als Tatsache akzeptiert wurde. [Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, Anm. d. Red.]

Nach Kritik eines palästinensischen Interviewers, dass die Hamas zugelassen habe, dass so viele zivile Demonstranten getötet wurden, revidierte ein Hamas-Beamter die Zahlen und gab an, dass 50 der etwa 60 Getötete Hamas-Mitglieder waren.“

Die Medien

Analysiert wurden zusätzlich 1.378 Berichte von Februar bis May 2024 der u.a. The New York Times, The Washington Post, The Guardian, CNN, BBC, Reuters (Agentur), The Associated Press (Agentur, AP) und der Australian ABC. Nur 3% der geprüften Medienberichte über den Gazakrieg sprechen überhaupt getötete palästinensische Kämpfer an. 84% aller Medienberichte haben nicht zwischen zivilen Opfern und Kombattanten unterschieden. Was zumeist bedeutet, sie haben die Zahl der Getöteten der Hamas insgesamt als zivile Opfer bezeichnet. Nur 5% der Medien haben Zahlen der Getöteten Palästinenser der IDF angegeben, 98% Zahlen der Getöteten Palästinenser der Hamas. 19% der geprüften Medienberichte haben Zahlen der Hamas übernommen, ohne eine Quelle zu nennen. Wodurch der Eindruck entstehen musste, dass es sich um bestätigte Zahlen handelt. Nur 2% der Medienberichte gaben bei Nennung der Zahlen der Hamas an, dass diese unbestätigt oder fragwürdig sind. Die Zahlen der IDF wurden in 50% der Berichte in Frage gestellt.

Foto: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Krankenhauses protestieren am 9. Dezember 2024 in London mit einem Transparent, das einen Völkermord im Gazastreifen behauptet und die Bombardierung von Krankenhäusern als Kriegsverbrechen bezeichnet.



Sonntag, 15. Dezember 2024

Der Genozidvorwurf, den Amnesty International gegen Israel erhebt, ist haltlos

von Florian Markl

In drei Schritten zur Dämonisierung Israels. Wie Amnesty International in einem redundanten 300seitigen Bericht einen Genozid erfindet.

Krieg ist schrecklich, aber nicht automatisch ein Genozid. Palästinensisches Flüchtlingslager, Khan Younis (Gaza-Streifen) am 5. Dezember



Amnesty International (AI) hat einen Bericht vorgelegt, in dem die Organisation Israel vorwirft, im Gaza-Streifen einen Genozid zu begehen. Beim Lesen der fast 300 jargongeladenen und ermüdend-repetitiven Seiten wird schnell klar: Was AI mit »›You feel like you are subhuman‹. Israel’s Genocide Against Palestinians in Gaza« vorgelegt hat, kostet die Organisation auch noch den letzten Rest ihrer ohnehin schon immens geschrumpften Glaubwürdigkeit. Die einst angesehene Menschenrechtsorganisation hat in den zurückliegenden Jahren immer wieder bewiesen, dass sie zu einer israelfeindlichen und unredlichen Propagandaorganisation geworden ist.

Im Kern unternimmt AI drei Schritte, um Israel wegen des Gaza-Krieges zu dämonisieren. Schritt eins besteht darin, zwar unkritisch die Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums in Gaza über die Opferzahlen im Krieg zu übernehmen, aber nicht darauf einzugehen, wie viele der Getöteten Terroristen der Hamas waren.

Anschein einer hohen Zahl ziviler Opfer

Die Absicht ist klar: Man will den Anschein einer hohen Zahl ziviler Opfer erwecken, obwohl das Verhältnis von getöteten Kämpfern zu getöteten Zivilpersonen im Gaza-Streifen (etwa 1:1,35) deutlich besser ist als in ähnlichen Konflikten in urbanem Gebiet weltweit (nach UN-Angaben bei 1:9), bei denen niemand von Völkermord gesprochen hat – ein klarer Hinweis, dass Israel eben nicht zahlreiche »vorsätzliche und gezielte direkte Angriffe auf Zivilisten« unternimmt, wie AI behauptet. Deswegen wird es einfach unterschlagen.

In Schritt zwei präsentiert AI fünfzehn Luftangriffe auf Stand­orte, bei denen über 300 Zivilisten – ausschließlich oder wahllos – ums Leben gekommen seien. Belegt werden soll damit, dass Israel »Tötungen« unternommen habe, die unter die Genozid-Konvention fielen.

Um ein Genozid zu sein, müssen die Handlungen der Konvention zufolge »in der Absicht begangen« werden, eine »Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören«. Diesen Nachweis zu führen, stellt eine sehr hohe Hürde dar, weswegen auch nur sehr wenige Fälle als Völkermord eingestuft werden.

Die zusammengetragenen Landkarten, Interviews mit Über­lebenden und Zeugen, Fotos der Opfer und vieles mehr mögen Empathie mit den Betroffenen erwecken, tragen aber kaum etwas Klärendes zur Sache bei. Niemand bezweifelt, dass Zivilisten zu Opfern wurden, doch ist eine bloße Schilderung der Fälle völlig unzureichend, um damit eine genozidale Absicht zu belegen.

Die wiederholte Beteuerung, AI habe »keine Hinweise auf ein militärisches Ziel gefunden«, beweist nicht, dass es keines gab, sondern wirft vor allem die Frage auf, warum AI glaubt, das ohne genaue israelische Informationen über die Zielauswahl überhaupt beurteilen zu können. Und selbst wenn ein Angriff wirklich nicht gerechtfertigt gewesen sein sollte, lässt sich daraus noch keine völkermörderische Absicht ableiten.

Genau das ist jedoch der entscheidende Punkt: Um ein Genozid zu sein, müssen die Handlungen der Konvention zufolge »in der Absicht begangen« werden, eine »Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören«. Diesen Nachweis zu führen, stellt eine sehr hohe Hürde dar, weswegen auch nur sehr wenige Fälle als Völkermord eingestuft werden.

Völkerrecht neu definiert, Israel schuldig

AI weiß genau, dass man diesen Nachweis nicht erbringen kann – und biegt sich deswegen (ab Seite 101) im dritten Schritt einfach das Völkerrecht zurecht. Die seit Jahrzehnten herrschende Rechtsprechung zur Völkermordkonvention verwirft AI kurzerhand als »extrem« bzw. als »zu eng gefasst«. Um Israel beschuldigen zu können, fordert AI stattdessen eine nicht näher erläuterte »ganzheit­liche Untersuchung« – Völkerrecht neu definiert, Israel schuldig, Operation erfolgreich.

Amnesty International Israel hat sich von dem infamen Genozid-Vorwurf der Mutterorganisation distanziert und dieser vorgeworfen, bereits mit einer »vorbestimmten Schlussfolgerung« an die Sache herangegangen zu sein. Das ist noch das mildeste Urteil, das man über das Machwerk fällen kann.

Samstag, 14. Dezember 2024

Preisfrage: Was ist der Hauptgrund für den wachsenden Antisemitismus in Deutschland?

von Daniel Matissek

 
Juden in Deutschland: Zwischen muslimischen Übergriffen und linker Anti-Israel-Propaganda



Obwohl seit dem Merkel'schen Startschuss für die vor allem arabisch-muslimische Massenmigration alle Erfahrungen gezeigt haben, dass Antisemitismus und Gewalt gegenüber Juden in Deutschland inzwischen fast ausnahmslos von islamischer und propalästinensisch-linksradikaler Seite ausgehen, hält das politisch-mediale Kartell an der Mär fest, die meisten antisemitischen Übergriffe hätten einen „rechten“ Hintergrund. Dazu bedient man sich der üblichen statistischen Taschenspielertricks und autosuggestiver Techniken des politischen Selbstbetrugs, mit denen hierzulande die unbequeme Realität “passend gemacht” wird. So will aktuell wieder einmal der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) einen Anstieg rechter Übergriffe auf jüdisches Leben in Deutschland festgestellt haben.

Mit welchen perfiden Methoden dabei die Wirklichkeit geklittert wird, zeigen schon die herangezogenen Zahlen: Zwischen 2019 und 2023 seien insgesamt 13.654 antisemitische Fälle bekannt geworden, heißt es in der Studie „Rechtsextremismus und Antisemitismus“, von denen 44 Prozent einen klar erkennbaren politischen Hintergrund aufgewiesen hätten und in 56 Prozent der Fälle sei die Motivation “nicht eindeutig zu bestimmen” gewesen wären. Dass es sich dabei nur um einen Bruchteil der wahren Fallzahlen handeln kann, bestreiten die Autoren selbst nicht: Sie gehen von einer “großen Dunkelziffer” ausgegangen – was in der Tat anzunehmen ist, da die meisten muslimischen und auch von linken Pro-Palästina-Genossen verübten Übergriffe zumeist polizeilich gar nicht erfasst werden. Von den erfassten Fällen jedoch seien 2.284 – also 17 Prozent – dem “Rechtsextremismus” zuzuordnen, 12 Prozent hätten einen „verschwörungsideologischen“ Hintergrund (um in diese Kategorie zu fallen, genügt es bereits, “Globalismuskritik” zu üben die vor Corona übrigens eine rein linke Domäne war, Stichwort Attac / G20-Proteste!), und 9 Prozent gingen auf „israelfeindlichen Aktivismus“ zurück. Nur jeweils 2 Prozent (!) werden islamisch/islamistischen, sogenannten antiimperialistischen sowie in der politischen Mitte stehenden Akteuren zugeschrieben.

Wegkategorisieren und Verwässern

Aus dieser völlig intransparenten und diffusen Aufdröselung wird dann die – medial natürlich prompt plump-verkürzt wiedergegebene – These abgeleitet, “der Rechtsextremismus” sei der “am häufigsten erfasste politische Hintergrund antisemitischer Vorfälle”. Wohlgemerkt sind es tatsächlich also gerade noch 17 Prozent, die diese größte Häufigkeit bewirken – und selbst diese werden völlig intransparent zugeordnet. 17 Prozent von allen antisemitischen Übergriffen, die den finsteren Rechten in die Schuhe geschoben werden, nachdem man 83 Prozent vorher “wegkategorisiert” und verwässert hat! Mit solchen erbärmlichen Tricks wird wieder einmal die Realität im Land auf den Kopf gestellt. Es ist dasselbe wie bei Messerattacken und sexuellen Übergriffen: Auch hier sind die Fallzahlen “zufällig” seit Merkels Grenzöffnung und dem anschließendem Islam-Import in die Höhe geschnellt; doch diese Zusammenhänge werden pseudowissenschaftlich verleugnet – eben unter anderem mit der beschriebenen Technik, unerwünschte Vorfälle und Verbrechen einfach in so viele feinsinnige Kategorien zu unterteilen, dass man die Fakten vertuschen kann – um dann als Krönung die verbliebene größte Einzelkategorie mit der lediglich relativen Mehrzahl der Fälle marktschreierisch mit Superlativen wie “die meisten Fälle” respektive “die häufigste Ursache” zu übersetzen.

Dabei dürften gerade im Fall der Antisemitismus-Statistik die Grenzen zwischen „verschwörungsideologischen“ Gründen, „israelfeindlichem Aktivismus“ sowie „antiimperialistischen“ und „israelfeindlichem Aktivismus“ fließend sein. Und in den allermeisten Fällen gehen sie tatsächlich auf einen islamischen Tathintergrund zurück – dicht gefolgt von linkem Hass auf Israel. Doch diese beiden offensichtlichen Vektoren des heutigen Judenhasses sind politisch natürlich verfemt und müssen deshalb entsprechend manipuliert werden. Dieser Zwang zum Verleugnen und Lügen dessen, was nicht sein darf, ist nicht nur beim Thema Antisemitismus zu beobachten, sondern zeigte sich auch schon bei Corona und gilt nach wie bei den ideologischen Domänen Klima, Energiepolitik und “Fachkräftemigration”. Genau dafür gibt es eine regelrechte Industrie von staatlich bezahlten oder geförderten Studienautoren, Instituten, NGO's, gekauften Wissenschaftler und Faktenmanufakturen, die die erwünschten Resultate liefern – egal, wie an den Haaren herbeigezogen sie auch sein mögen.

Noch keine Warnungen vor Angriffen von AfD-Wählern, aber vor Arabern

In ihrer Not geht die Antisemitismus-„Studie“ so beispielsweise bis ins Jahr 1980 (!) zurück, als Frida Poeschke und Shlomo Lewin in Erlangen ermordet wurden, um zu zeigen, dass für Betroffene von Antisemitismus von der extremen Rechten eine besondere Gefahr für Leib und Leben ausgehe. Gerne genommen wird immer auch der Anschlag von Halle, einer der wenigen realen rechtsextremen Anschlagsvesuche der letzten Jahre. Trotzdem behaupten die Autoren, einem Breitenphänomen auf der Spur zu sein, und erstmals eine umfassende Auswertung antisemitischer Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund “zwischen 2019 und 2023” zu liefern. Dass diese fragwürdigen Darlegungen von ARD und ZDF unkritisch übernommen werden, zeigt wieder einmal, wie sehr die öffentliche Meinung von den Mainstream-Medien manipuliert wird. Die (unterdrückte) öffentliche Wahrnehmung ist freilich eine ganz andere – wie jeder, der keine Scheuklappen vor den Augen hat, weiß und klar erkennen kann: Allein seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 ziehen fast jeden Tag arabisch-islamische Migranten durch die Straßen im ganzen Land, um ihrem Hass auf Juden Luft zu machen.

Nicht von ungefähr hat Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik Juden und Homosexuellen erst kürzlich zur eigenen Sicherheit davon abgeraten, „bestimmte Quartiere, in denen mehrheitlich arabischstämmige Menschen wohnen, die auch Sympathien für Terrorgruppen hegen“, zu betreten. Überflüssig zu erwähnen, dass es entsprechende Warnungen, Gebiete zu frequentieren, in denen viele AfD-Wähler leben, bisher nicht gab; warum auch? Kein Jude, der in Deutschland seinen Kindern dringend rät, in der Schule den Davidstern wegzupacken oder ihre jüdische Identität unbedingt zu verschweigen, hat dies bisher aus Angst vor AfD-Wählern oder ominösen „Rechten“ getan. Und dass selbst fromme Juden im öffentlichen Raum heute wieder auf das Tragen der Kippa verzichten, hat seine Ursache nirgends in der Angst vor Nazi-Angriffen oder bösen rechtsradikalen Schlägertrupps. Der Grund sind auch hier ausschließlich muslimische Migranten.

Im Ausland ist man ehrlicher

Im europäischen Ausland macht man sich da ehrlicher: Bereits 2013 (!) ergab eine europaweite Umfrage, dass Juden fast überall Antisemitismus mit Abstand am häufigsten von Muslimen erlebten. Bei einer Befragung in Frankreich von 2019 nannten 45 Prozent den Islamismus als Haupttreiber des Judenhasses. Rechtsextremismus landete hier mit 26 Prozent weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Wenn 2024 der französische Rabbiner Moshe Sebbag die Juden Frankreichs auffordert, das Land zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen, da die islamische Bedrohung für sie unkalkulierbar werde, zeigt dies ebenfalls, woher die wahre Bedrohung kommt. Das alles weiß man natürlich auch hier: Eine Studie der Universität Bielefeld kam bereits 2017 zu dem Schluss, dass in Deutschland nach Einschätzung der Betroffenen 81 Prozent der Taten von Muslimen ausgingen, die damals nicht einmal 10 Prozent der Bevölkerung ausmachten.

“Rechte” Angriffe landeten hier übrigens mit 19 Prozent erst auf dem dritten Platz. Nun hat sich seit damals die Zahlen der Muslime hierzulande nochmals dramatisch erhöht und in manchen Ballungsräumen gar vervielfacht, ganz zu schweigen von einer zunehmenden Radikalisierung und Ausbreitung des politischen Islam (vor allem jüngst vor dem Hintergrund des wiederentflammten Nahostkonflikts). Insofern muss sich auch das Problem exorbitant vergrößert haben. Doch in Deutschland ist die diesbezügliche Wahrheit schlicht politisch nicht erwünscht. Nicht von ungefähr wurden hierzulande islamisch motivierte Angriffe auf Juden bis 2017 nicht einmal erfasst – und auch seit die Kategorie „religiöse Ideologie“ in der Kriminalstatistik eingeführt wurde, wird sie kaum genutzt.

Auch hier wieder: Der Elefant im Raum

Stattdessen ordnet man Übergriffe auf Juden oder antisemitische Schmierereien, wo immer möglich, dem Rechtsextremismus zu – wobei ganz außer Acht gelassen wird, dass auch Muslime mitunter Nazi-Symbole- und Parolen verwenden. In mehreren Bundesländern wie etwa Mecklenburg-Vorpommern wurde zumindest bis 2020 an der Praxis festgehalten, bei antisemitischen Übergriffen unbekannter Täterschaft zunächst einen rechten Tathintergrund anzunehmen. So kann man die Zahlen natürlich auch passend frisieren. Das Ziel dieser Irreführungsmaßnahmen ist immer das gleiche: Der Elefant im Raum soll auch hier auf gar keinen Fall benannt werden.

Fatalerweise erweisen sich die Vertreter des offiziellen Judentums als Helfershelfer bei dieser selbstbetrügerischen Vertuschung: Aus Angst, die Sympathien des Linksstaates, dessen politische Netzwerke vor allem seine Gelder zu verlieren, beteiligen sich Zentralratspräsident Joseph Schuster oder der heuchlerische Demagoge Michel Friedman daran, den Popanz von der angeblichen rechten Gefahr zu nähren, und machen sich zu Komplizen ihrer schlimmsten Peiniger. Zynisch beantwortet das rituelle Empörungsestablishment die Probleme von heute mit Antworten von vorgestern – etwa, indem man sogar über 100-jährige Holocaust-Überlebende wie Margot Friedländer als Kronzeugin einer Schreckenszeit, in denen Juden in Deutschland tatsächlich ausschließlich Gefahr von Nazis drohte, für den heutigen “Kampf gegen Rechts” missbraucht. Wer die Menschen jedoch blind macht für die tatsächlichen Ursachen der neuen, mörderischen Bedrohung jüdischen Lebens in Europa – und die kommen aus einer völlig anderen Richtung als vor 90 Jahren –, erweist den Juden in Deutschland einen Bärendienst. Und er bereitet die nächste Shoa mit vor.

Montag, 25. November 2024

Die Killerdrohnen der taz – So geht Propaganda


Heute Morgen fragte mich eine Leserin per Mail, ob ich etwas zu dem gestern erschienen Artikel sagen kann. Zunächst wollte ich nicht. Dann überflog ich ihn doch. Und ich war schlicht baff. Viel musste ich schon lesen. Aber das ist eine andere Qualität. Der Beitrag vereint die Kompetenzlosigkeit von Journalisten mit Israelfeindlichkeit und der Unterstützung der Propaganda, die die palästinensischen Terroristen maßgeblich unterstützt. Dass die taz so etwas überhaupt veröffentlicht, könnte man als Skandal bezeichnen. Würde man sicher auch, wenn es nicht um Israel ginge.

Karim El-Gawhary ist ein umtriebiger Journalist, der bereits durch sehr einseitige, anti-israelische Darstellungen aufgefallen ist. Vor allem auf seinem Profil auf X. Der Deutsch-Ägypter ist Nahost-Korrespondent der taz, Leiter des Nahost-Studios des ORF in Kairo und hat mehrere Preise für seine Berichte aus dem arabischen Raum bekommen.

Gestern veröffentlichte er in der linksalternativen taz einen Artikel unter einer Schlagzeile (die nicht von ihm kommen muss) die eher an einen Teil von Star Wars erinnert: „Israelische Drohnen in Gaza - Testlabor des Grauens“

Der Beitrag ist so unfassbar, dass ich die Aneinanderreihung von Falschaussagen, Verzerrungen und unterlassener Recherche einzeln durchgehen werde. Um zu zeigen, wie manipulativ El-Gawhary schreibt. Dass ich vielleicht gegen das Zitierrecht verstoßen könnte, ist mir gerade egal. Da ich fest davon überzeugt bin, dass man zu jeder Aussage etwas sagen muss. Begleiten Sie mich auf einen kurzen Ausflug in die Desinformation.

Die Killerdrohnen



„Sie sind klein, mobil und können von jeder israelischen Einheit im Gazastreifen mitgeführt und eingesetzt werden: sogenannte Quadcopter, also Mini-Drohnen mit vier kleinen Rotoren.“ Was vier Rotoren hat, ist nicht „Mini“. Es handelt sich um handelsübliche Drohnen, wie sie jeder für den Privatgebrauch auch kaufen kann. Die beim Militär eingesetzten haben üblicherweise den Durchmesser eines Bistro-Tisches. 

„Sie werden von Militärs weltweit genutzt und sind mit hochauflösenden Kameras zur Aufklärung ausgestattet.“ Die Kameras sind nicht „hochauflösend“, sondern entsprechen dem Stand der Technik.

„Die Quadcopter, die im Gazastreifen eingesetzt werden, sind zu Mini-Todesdrohnen umgerüstet worden. Neben einer unter der Drohne aufmontierten automatischen Schnellfeuerwaffe führen sie oft winzige Raketen mit kleiner Sprengladung mit.“ Mini-Todesdrohnen… eine Wortschöpfung aus einem Science Fiction Film. Der Hinweis „umgerüstet“ zeigt, dass es sich grundsätzlich um handelsübliche Drohnen handelt. El-Gawhary scheint das also zu wissen. Alle „automatischen“ Waffen sind „Schnellfeuerwaffen“. Das ist ein Pleonasmus, eine unnötige, dramatische Dopplung, wie „nasse Feuchtigkeit“. Alle derartigen Waffen sind automatische Waffen, von der Bordkanone bis zum Sturmgewehr. Eine eigentlich einem Journalisten würde Information wäre gewesen, welche Waffen konkret die Israelis angeblich darunter geschnallt haben. Mir ist derzeit ohne weitere Recherche keine bekannt. Da eine solche Drohne nicht über die nötige Stabilität verfügt, einen Feuerstoß gezielt abgeben zu können. Ich kann es nicht widerlegen, würde mich nicht wundern, aber es wäre mir neu.

Kategorisch abstreiten muss ich die angeblichen „kleinen Raketen“. Vielleicht meint er Granaten, die fallen gelassen werden. Oder größere Raketen, die dann aber nicht von solchen Drohnen, sondern von Drohnen wie der Heron (Foto unten) aus abgefeuert werden.


„Sie surren über die Gassen in Dschabalija, Beit Hanun oder Beit Lahija, in denen die israelische Armee seit über fünf Wochen am Boden operiert.“ Die israelische Armee, die korrekt eigentlich „Streitkräfte“ oder „IDF“ heißen (nur Laien sagen „Armee“), operieren dort seit fast einem Jahr. Der gesamte Gazastreifen ist eine Kampfzone, die „Front“. Die sich kaum von der in Donezk unterscheidet. Nur dass die IDF so rücksichtvoll sind und zum eigenen Nachteil die Zivilisten vor Operationen vorwarnen und zur Evakuierung aufrufen. Was diese häufig nicht befolgen oder woran sie durch die Hamas gehindert werden, damit diese ihre menschlichen Schutzschilde nicht verliert.

„Die israelische Armee sagt, die bewaffneten Quadcopter seien bei der Bekämpfung der Hamas im Einsatz. Doch in den letzten Wochen häufen sich die Berichte über Zivilisten, darunter auch Kinder, die von den Drohnen getötet wurden.“ Selbstverständlich dienen die Drohnen dazu. Sie wurden zunächst vor allem zur Aufklärung genutzt, was bis heute ihre primäre Funktion ist. Hier wird impliziert, dass die IDF solche Drohnen ausschließlich dafür einsetzen, gezielt Zivilisten zu töten.

„Sie traue sich mit ihren Kindern wegen der Quadcopter, die regelmäßig über die Straße vor ihrem Haus fliegen, kaum mehr aus dem Haus, berichtet Majda al-Adham der taz am Telefon. Sie lebt mit ihren acht Kindern in einer Wohnung in Dschabalija.“ Eine Stimme von der Straße einstreuen macht sich immer gut, das ist Journalistenhandwerk. Etwas Mitleid und Elend gehen immer wie geschnitten Brot. Majda al-Adham, wenn sie denn existiert, kommt im weiteren Beitrag nicht mehr vor und spielt keine weitere Rolle. Dschabaliya ist übrigens ein „Flüchtlingslager“, das ein ganz normaler Stadtteil ist, in dem die erste Intifada ausbrach und der als Hochburg der Hamas gilt. Ähnlich wie der Süden Beiruts bei der Hisbollah war Dschabaliya fest in der Hand der Hamas. Es wäre also spannend nach dem Hintergrund der achtfachen Mutter zu fragen, die sich nach wie vor dort aufhält.

„Inzwischen existieren auch etliche Videos, in denen die Geräte im Einsatz zu sehen sind.“ Ja, die kenne ich auch. Die zeigen aber nichts von dem hier Angedeuteten. Es ist auch kaum zu erwarten, dass die IDF Videos veröffentlichen würde, auf denen sie angeblich Zivilisten erschießt.

„Am 12. November brachte der pensionierte renommierte britische Chirurg Nizam Mamode die Quadcopter bei einer Anhörung im britischen Parlament auf. Dort erzählte er von seinem Alltag im Nasser-Krankenhaus im Gazastreifen. Im August und September war er dort als Freiwilliger im Einsatz.“ Nizam Mamode ist ein renommierter Arzt. Aber kein Soldat oder Kriegsberichterstatter.

„»Besonders verstörend war, dass überfüllte Zeltlager bombardiert wurden und dann kamen die Drohnen.« Er machte sichtlich mitgenommen eine Pause, ihm wurde zugeredet, sich Zeit zu lassen. Offensichtlich kämpfte er darum, seine Fassung zu wahren.“ Die Vorsitzende sagte, er solle sich Zeit lassen. Ob er die Aussage tatsächlich so getätigt hat, kann ich derzeit nicht prüfen.

„Dann führte er weiter aus: »Die Drohnen kamen vom Himmel und gingen auf Zivilisten und Kinder los. Wir bekamen einen Bericht nach dem anderen. Tag für Tag operierten wir Kinder, die erzählten, dass sie am Boden lagen, nachdem ein Ort bombardiert wurde, und dass dann die Quadcopter kamen und über ihnen flogen und zu schießen begannen. Das geschah jeden Tag und mit Absicht.« Die Ärzte können aufgrund der Einschusswunde bestimmen, ob der Schuss von einem Quadcopter kam.“

Zunächst beruht das also auf Hörensagen. Mamode muss sich auf das verlassen, was andere ihm erzählten. Denn er war ja im Krankenhaus und nicht vor Ort. Ob die Drohnen „zu schießen begannen“ wage ich aufgrund der Zeugenaussagen, der Übersetzungshürde und anderer Faktoren zu bezweifeln.

Entgegen der Behauptung von El-Gawhary - ob Mamode das so gesagt hat erinnere ich nicht – können die Ärzte ganz sicher nicht aufgrund der Einschusswunde bestimmen, ob ein Projektil von einem Quadcopter aus abgefeuert wurde. Das ist annähernd unmöglich; in mehreren Fällen gebündelt ganz auszuschließen. Eine solche Eintrittswunde kann sich durch nichts von der eines Sturmgewehrs unterscheiden, nicht einmal der Eintrittswinkel ist zuverlässiges Indiz.

„Die Menschenrechtsorganisation Euro-Med Monitor in Genf hat ein Dutzend Fälle dokumentiert, bei denen Zivilisten durch den Beschuss von Quadcoptern getötet wurden. Einer der gravierendsten Fälle soll sich am 11. Februar ereignet haben, als Quadcopter, laut dem Bericht, in der Raschid-Straße in Gaza auf eine Menge schossen. Die Menschen standen dort für Mehl an.“ Der Euro-Med Monitor wurde von dem in der Schweiz lebenden Palästinenser Rami Abdu gegründet. Es handelt sich dabei eher um eine Lobby-Organisation.

Abdu veröffentlichte unmittelbar nach der Befreiung der Geiseln am 8. Juni ein Foto des Zimmers, in dem die Geiseln gefangen gehalten wurden, auf seinem Account auf der Plattform X. Dieses befindet sich im Haus der Familie des dabei getöteten Journalisten Abdullah Aljamal, der auch für Al Jazeera tätig war. Getötet wurde auch sein Vater Dr. Achmed Aljamal, der für das Gesundheitsministerium der Hamas tätig war.

Abdu konnte dieses Foto zu dem Zeitpunkt also nur haben, wenn er mindestens eine Nähe zur Hamas hat und es ihm sofort geschickt wurde. Das Posting wurde später entfernt. (Dokumentiert in meinem chronologischen Beitrag zur Geiselbefreiung.) Der Euro-Med Monitor wird von keinem größeren Medium als zuverlässige Quelle genutzt.

„Auch das israelische investigative Magazin »+972« schrieb mehrfach von tödlichen Einsätzen der Quadcopter gegen Zivilisten, einschließlich in den von der israelischen Armee ausgewiesenen humanitären Zonen.“ Dass die Quadcopter gezielt gegen Zivilisten eingesetzt wurden, ist eine erneute, implizit untergeschobene Mutmaßung. Die humanitäre Zone verliert ihren Schutzstatus, wenn Kombattanten sich darin aufhalten. Es wurde sogar Beschuss aus der humanitären Zone Al-Mawasi dokumentiert. Die Geiseln wurden scheinbar ebenfalls dort festgehalten und der seit Jahrzehnten gesuchte Mohammed Deif, die Nummer zwei der Hamas im Gazastreifen, hielt sich bis zu einem gezielten Luftschlag dort versteckt.

„Auch Journalisten vor Ort im Gazastreifen veröffentlichten in den letzten Wochen regelmäßig Berichte, wie Quadcopter die Zivilbevölkerung im nördlichen Gazastreifen terrorisieren.“ Vor dem Krieg musste man als Journalist bei den Vertretern der Hamas in Ost-Jerusalem Kotau machen, um aus dem Gazastreifen berichten zu können. Das haben mir inzwischen auch zwei Journalisten bestätigt, die mehrfach dort waren. Das findet nicht mehr statt. Die einzige „ausländische“ Medienagentur im Gazastreifen ist Al Jazeera. Die vor Ort aber zumeist von Palästinensern vertreten wird. An der Universität in Gaza wurde Journalismus gelehrt. Zudem lässt Israel niemanden einfach in den Gazastreifen.

Das bedeutet, dass alle noch im Gazastreifen verbliebenen Journalisten mindestens von der Hamas geduldet werden, oder selber zur Hamas gehören. Wie der erwähnte Abdullah Aljamal oder der Fotojournalist Hassan Eslaiah, der seine Bilder u.a. an Reuters und AP verkaufte, von dem dann ein Foto mit einem Bussi vom im Untergrund lebenden Chef der Hamas Sinwar auftauchte. (Foto unten)


Das sind die Quellen, auf die El-Gawhary sich hier unspezifisch beruft. Der für diesen Bericht selbstverständlich nie im Gazastreifen war, vermutlich nicht einmal Kairo verlassen hat.

„Der Al-Jazeera-Korrespondent Hani Mahmoud berichtete am 11. November, dass die israelische Armee ein Evakuierungszentrum in Beit Hanun umstellt hatte und die Menschen aufforderte, von dort in Richtung Süden zu fliehen. »In dem Moment, in dem sie das Zentrum verließen, wurden sie von Quadcoptern beschossen, als eine Methode, sie einzuschüchtern«, schilderte er.“ Quelle: Ein noch im Gazastreifen verbliebener Korrespondent von Al Jazeera.

„Der Investigativjournalist Antony Loewenstein hat ein Buch darüber geschrieben, wie die israelische Armee im Gazastreifen, im Libanon und im Westjordanland immer wieder neue Waffensysteme zum Einsatz bringt. The Palestine Laboratory lautet der Titel. Loewenstein beschreibt darin, wie die israelisch besetzten Gebiete zu einem riesigen Kriegs- und Waffen-Experimentierfeld geworden sind. […]“ Richtig. Denn die Einsatzmöglichkeiten werden ja jetzt erst deutlich, vor allem durch den Krieg in der Ukraine. Das als „Experimentierfeld“ zu framen ist also mehr als fraglich.

„Diese »Mini-Killerdrohnen« verbreiten in Gaza Angst und Schrecken. Sie seien Teil des Gefühls der Palästinenser, nirgends sicher zu sein, sagte Loewenstein der taz. »Was Israel in Gaza mit den Quadcoptern macht, ist so etwas wie ein Feldversuch«, erklärt er. »Sie werden mit Sicherheit später bei anderen Konflikten zum Einsatz kommen.« Gaza sei ein Modell. »Israel versucht bereits, diese Quadcopter an andere Staaten weiterzuverkaufen«, führt er weiter aus.

Es fällt schwer, bei solchen Aussagen die Fassung zu wahren. Ich würde Loewenstein und El-Gawhary empfehlen, einfach mal X aufzumachen. Dort findet man täglich (!) Videos vom Einsatz solcher Drohnen in der Ukraine.

Es ist fraglich, ob die beiden einfach aus der Welt gefallen sind, oder ob die Leserinnen und Leser hier schlicht für blöde verkauft werden sollen. Mir erscheint es, als würde ein angeblicher Experte sich ins Fernsehen setzen und verkünden, dass die Ukraine neuerdings auch Raketen einsetzt. Antony Loewenstein lebt übrigens in Sydney, Australien.

„Der Schlüssel für die israelische Wirtschaft, sagt Loewenstein, sei der Verteidigungs- und High-Tech-Sektor. Diese Branche ist umso wichtiger, als der Rest der Wirtschaft mit den Folgen des Krieges zu kämpfen hat. Die letzten Zahlen von 2023 zeigten, dass die israelische Waffenindustrie rund 13,1 Mil­liarden US-Dollar wert sei. Und: Quadcopter seien eines der Geschäfte der Zukunft.“ Völlig richtig, das ist aber eine selbstverständliche Entwicklung, die man auch in der Ukraine und Russland beobachten kann. Mit dem signifikanten Unterschied, dass die israelische Wirtschaft vor allem darunter leidet, dass nach wie vor hunderttausende Israelis zum Schutz vor dem Beschuss durch die Hisbollah im Exil leben müssen und ständig Luftalarme die Arbeit unterbrechen. Gestern wurden übrigens mehr Raketen und Drohnen auf Israel gefeuert, als bei den Angriffen des Irans. Der Tagesschau war das lediglich eine Meldung im Live Ticker wert, wobei sie dort lediglich die Hisbollah zitierte.

„Unterdessen setzt die israelische Armee sie ein, ohne irgendwo darüber Rechenschaft ablegen zu müssen. Denn der Einsatz der »Mini-Killerdrohnen« ist international nicht reguliert. »Ob in der Ukraine oder in Gaza, es gibt eigentlich keinerlei Regeln für deren Einsatz. Denn die mächtigen Staaten, die sie nutzen, haben keinerlei Interesse, das zu regulieren«, meint Loewenstein.“

Das Argument wurde auch in der Unterüberschrift gebracht. Dort nach verkürzender mit „Für ihren Einsatz gibt es bisher keinerlei Regeln.“ Diese Wortklauberei ist schlichter Nonsens. Der Einsatz solcher Waffensysteme, und nichts anderes sind sie, ist durch das Kriegsvölkerrecht sowohl geregelt als auch gedeckt. Es gibt lediglich kein internationales Abkommen, das sich explizit nur mit ihnen beschäftigt.

„Gerade in sogenannten asymmetrischen Kriegen zwischen einer vom Staat eingesetzten Armee und nichtstaatlichen Akteuren mit Guerilla-Taktik sowie beim Niederschlagen von Aufständen dürften die bewaffneten Quadcopter ein wichtiges Kampfmittel der Zukunft werden. Gaza ist das Testlabor, aber sicherlich nicht der letzte Ort, an dem die tödlichen kleinen Drohnen zum Einsatz kommen.“ Ja, Herr El-Gawhary, Sie müssen es nicht wiederholen. Sie werden nicht zum Einsatz kommen, sie sind im Einsatz. Täglich.

Falsch ist die Behauptung, es handele sich bei den palästinensischen Kombattanten um „nicht-staatliche“ Akteure.
146 von 193 Staaten der UN haben Palästina anerkannt. Die Hamas ist die gewählte Regierung des Gazastreifens. Ihre bewaffneten Einheiten, die Izzaddin al-Qassam-Brigaden, sind die Streitkräfte. Zudem gehört die Polizei zur Hamas. Deshalb ist das ein internationaler Konflikt und auch einer zwischen zwei Staaten. So sehen es meines Wissens die allermeisten Völkerrechtler.

Oder Sie versuchen das Bild der kleinen, von der Mehrheit der Bevölkerung zu trennende Terroreinheit durchzuhalten. Dann gibt es aber auch keinen Staat Palästina. Und somit keine Ansprüche, die sich aus dem Kriegsvölkerrecht ergeben. Sie müssen sich da schon entscheiden.

Fazit

Es gibt keine „Mini-Killerdrohnen“. Das ist eine Wortschöpfung von Karim El-Gawhary. Übernommen von der taz, um ihre Zielgruppe ansprechen zu können. Zusätzlich arbeitet El-Gawhary in seinem Beitrag mit Überspitzungen, um es auch rhetorisch noch dramatischer erscheinen zu lassen.

Der ganze Beitrag beruht eigentlich auf Aussagen von Antony Loewenstein. Der seinerseits nicht auf dem aktuellsten Stand zu sein scheint. Ihm muss man allerdings zugutehalten, dass sein beworbenes Buch bereits im Mai 2023 erschienen ist. Ja, richtig gelesen: Das Buch ist erschienen vor dem terroristischen Angriff der Palästinenser am 10. Oktober.

Daraus strickt El-Gawhary dann etwas zurecht, offenbar ohne dafür weiter zu recherchieren oder zumindest Googel zu nutzen. Das Niveau entspricht Videofilmchen aus dem Libanon, die ich von ihm auf X gesehen habe.

Der ganze Artikel arbeitet an einem einzigen Spin: Dass das, was die IDF im Gazastreifen macht, nicht nur grausam sei und bewusst auf die Zivilbevölkerung ziele. Sondern dass es einzigartig sei. Tatsächlich ist das aber der Stand der Dinge. Das kann man mögen oder nicht, das sei jedem unbenommen. Aber so sieht Krieg 2024 nun einmal aus.

Stattdessen wird den Leserinnen und Lesern das dystopische Bild in den Kopf gepflanzt, das böse Israel würde ständig mit neuartigen „Mini-Killerdrohnen“ den gesamten Gazastreifen überfliegen und wahllos aber gezielt auf Zivilisten und vor allem Kinder feuern.

Es wäre spannend zu wissen, ob El-Gawhary die Geschichte genauso erzählt hätte, wenn es um die „Mini-Killerdrohnen“ ginge, die die Ukraine zur Verteidigung gegen Russland einsetzt. Und ob die taz das dann mit einer ähnlichen Überschrift versehen und veröffentlicht hätte.

Samstag, 9. November 2024

Pogrom gegen Juden: Traum von Amsterdam, der die Hoffnung nahm

von Julian Marius Plutz...

Niederländische Polizei auf dem Weg zum Schauplatz der Angriffe auf die israelischen Fußballfans am Mittwochabend



Ganze fünf Tage brauchten die Nazis, um die Niederlande zu erobern. Vom 4. Mai 1940 bis zum 10. Mai 1940 konnten sie die sogenannte Vesting Holland einnehmen, die gar nicht mal so fest stand. Danach passierte das, was in vielen von den Deutschen überfallenen europäischen Ländern geschah: Die Invasoren errichteten Konzentrationslager. Eines davon war das Kamp Vught, auch als Herzogenbusch bekannt. Im Juni 1943 organisierte die SS von dort – mit freundlicher Unterstützung serviler Niederländer – die Deportation von fast 1.300 jüdischen Kindern nach Sobibor in Polen, wo sie direkt nach der Ankunft getötet wurden. Diese Information findet sich auf dem praktischen Portal “gedenkstaettenfahrten.de”. Ja, liebe Leser, das heißt tatsächlich so. Und die Google-Rezension gibt Kamp Vught 4,6 von 5 Sternen. Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen!

Offenbar scheint den Niederländern ihre eigene dunkle Geschichte so wichtig zu sein, dass sie an diese mehr als 80 Jahre nach der Nazi-Kollaboration anknüpfen und sie unter anderen Vorzeichen fortführen wollen: Bei dem Europa-League-Spiel Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv am Mittwoch Abend jagten Judenhasser die Fans des israelischen Club durch die Straßen. Sie schrien sie an, schlugen und traten brutal auf sie ein und warfen Feuerwerkskörper nach ihnen. Wie niederländische Medien und in Deutschland “Bild” berichten und sich aus etlichen Videos ergibt, sind dabei immer wieder Rufe auf Arabisch zu hören. “Wat een verrassing”, würde der Holländer sagen: Was für eine Überraschung! Es muss den Angreifern, vermutlich in der Mehrheit Muslime, auch eine diebische Freude bereitet haben, als einige von ihnen die Pässe der israelischen Fans kontrollierten – und da in diesen Pässen ja die Abstammung erkennbar ist, konnten sie, wie weiland 1943, zwischen Juden und Nichtjuden separieren. Wat een verrassing!

Antisemitische Hetzjagden – im Jahr 2024

Laut der “Jerusalem Post” müssen aktuell, Stand gestern Abend, im Krankenhaus noch immer mehrere Opfer der Pogrome stationär behandelt werden. Drei junge Männer wurden zunächst vermisst, konnten inzwischen jedoch gefunden werden. Der Nationale Sicherheitsrat Israels forderte seine Landsleute auf, in ihren Hotelzimmern zu bleiben und keine Kleidung, Schmuck oder religiöse Zeichen zu tragen, die sie als Juden erkennen lassen. Ich brauche Ihnen an dieser Stelle wohl nicht meinen Gefühlsausdruck zu erklären, während ich diese Zeilen schreibe, am 86. Jahrestag der Reichspogromnacht. Wenn ich Wut zeige, dann kaschiere ich so lediglich meine stetig wiederkehrende, ja inzwischen chronische multiple Enttäuschung über die westliche Welt, die sich ihre „europäischen Werte“ so lange sparen kann, wie Juden in Europa – im Jahr 2024! – um ihr Leben fürchten müssen.

Klare Worte findet der israelische UN-Botschafter Danon: „Da findet 2024 in Europa ein Pogrom statt!“, kommentierte er auf Twitter/X. Der israelische Außenminister Gideon Saar schreibt: „Nach den schwerwiegenden Vorfällen stehen wir mit den Behörden in den Niederlanden in Kontakt. Jeder Israeli oder Jude, der sich derzeit in Not befindet oder Informationen zu den Gewalttaten hat, wendet sich bitte an das Lagezentrum.“ Sogar Ministerpräsident Benjamin Netanjahu fühlt sich genötigt zu reagieren: So ließ er laut “Tagesschau” Rettungsflugzeuge für verletzte Fans in die Niederlande schicken. Die israelische Fluggesellschaft El Al teilte mit, um 14 Uhr Ortszeit starte ein – man beachte das Wort – Rettungsflug aus Amsterdam Richtung Israel. Weitere Flüge folgen. Somit sollen Hunderte Fans nach Hause gebracht werden.

Israel evakuiert per Rettungsflieger seine Bürger aus Europa

Netanyahu betrachte den schrecklichen Vorfall mit größtem Ernst, so ein Regierungssprecher, und fordere “die niederländische Regierung und die Sicherheitskräfte auf, energisch und schnell gegen die Randalierer vorzugehen und die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten.” Vertrauen darin, dass dies gewährleistet wird, hat man in Israel inzwischen wohl kaum mehr, und das mit Recht und zwar europaweit. Denn wo arabische Zuwanderung auf dem Vormarsch ist und sich derselbe Hass demographisch rapide ausbreitet, gegen den Israel an den eigenen Grenzen kämpft, ist jüdisches Leben nicht mehr sicher. So wie vor einst schonmal.

Rettungsflüge aus Israel nach Amsterdam? Hier haben wir es nicht etwa mit einem Naturereignis oder Kriegsgeschehen zu tun, wobei Letzteres schon in die richtige Richtung geht. Das hätten sich Eltern und Großeltern, die die Shoah überlebt haben und damit Kinder und Enkel in die Welt setzten, sicher nicht erträumen lassen, dass im Jahr 2024 Juden aus Europa ausgeflogen werden müssen – weil ein europäisches Land ihre Sicherheit nicht länger gewährleisten kann. Es ist eine weitere Machtdemonstration des politischen Islams.

Radikale Moslems wollen den Job vom 7. Oktober in Europa beenden.

Man kommt nicht umhin, die Parallelen zu Israel und Gaza zu ziehen. Offenkundig versuchen die Israel-Hasser, die fatalerweise in Europa leben, nicht nur die Vision Adolf Hitlers zu erfüllen, sondern auch den Job der Hamas vom 7. Oktober 2023. “Judenrein“ soll nicht nur Palästina gemacht werden – sondern auch der Rest der Welt. From the Rivers to the Seas. Israel, diese 75 Jahre wehrhafte Institution mit ihrer daraus folgenden Sicherheitsgarantie für Juden weltweit, ist auf solche Situationen eingestellt. Hier kämpft man seit drei Generationen den Abwehrkampf, der Europa erst noch bevorsteht. Zu diesem Kampf sind die europäischen Staaten und insbesondere die autochthonen Deutschen weder willens noch fähig. Wenn radikale Muslime in einer immer schneller nahenden Zukunft das Ruder in Europa vollends übernehmen, dann wird keiner Flugzeuge schicken, um die Deutschen in Sicherheit zu bringen. Wohin auch? Nach Gaza City, Ramallah oder Katar?

Über die Reaktionen der Politik auf die Horrorbilder von Amsterdam brauche ich Ihnen sicher wenig erzählen; zu vorhersehbar waren die gestanzten Floskeln. Man sei „schockiert“ (na sowas!) aufgrund der „unerträglichen Gewalt“ (gibt es eigentlich auch erträgliche Gewalt gegen Juden?); eine gewisse Gitta Connemann, Bundestagsabgeordnete der CDU (nie von ihr gehört) hält den „Pogrom inmitten Europas“ für „unfassbar.“ Frage an Sie: Wie nennt man das Krankheitsbild, sich zu wundern und Schockhiertheit zu empfinden darüber, dass Millionen Judenhasser im eigenen Land jüdisches Leben bedrohen, nachdem man selbst über neun Jahre lang Millionen Judenhasser nach Europa gelassen hat? Morbus Wokismus?
Judenhass war nie weg. Er hat nur das Kostüm gewechselt

Die Videos, die radikale Moslems von den Gewalttaten gegen Juden in Amsterdam – ähnlich wie von den Gräueln vom 7. Oktober – prompt ins Netz gestellt haben, riefen, O Wunder, prompt Nachahmer auf den Plan: Während eines Fußballspiels zwischen TuS Makkabi Berlin und Schwarz-Weiß Neukölln wurden am Donnerstagabend Fans und das Team angegriffen. „Unsere Kinder wurden mehrfach beleidigt und sogar bespuckt – und das, ohne dass der Schiedsrichter eingriff oder überhaupt aufmerksam wurde“, klagte Shlomo Afanasev, Vater eines der betroffenen Jugendlichen, laut dem Berliner “Tagesspiegel”. Er schildert , dass die Stimmung bei dem Spiel auf dem Sportplatz am Buckower Damm in Neukölln von Anfang an aufgeheizt gewesen. Schon während der Partie hätten offenbar arabischstämmige Fans von Neukölln „Free Palestine“ und „Scheiß Juden“ gebrüllt – wohlgemerkt bei einem Spiel der B-Klasse, also von Jungs zwischen 15 und 17 Jahren. Neukölln ist überall, nicht nur im Amateur-, sondern auch im Profifußball – und die Bewohner der Sonnenallee haben wieder einen Grund mehr, Süßigkeiten zu verteilen.

Die Niederlande wurden am 5. Mai 1945 durch westalliierte Kräften von den Nazis befreit, damit war auch das Martyrium der dortigen Juden vorbei. Das wird heute nicht mehr passieren. Sicherlich hätten sich die an der Befreiung Westeuropas beteiligten GIs aus New York, Los Angeles oder Miami – das sind die Städte, in die die meisten Juden geflüchtet sind – nicht träumen lassen, dass sich keine 80 Jahre später die Geschichte des Judenhasses in Europa fortsetzt. Der Antisemitismus war nie weg. Er hat nur das Kostüm gewechselt. Weniger “Jerusalem is lost”, wie Chris de Burgh singt – sondern eher sind Paris, Berlin und eben Amsterdam verloren. Und wie damals schauen sie wieder zu. Wie damals herrscht Appeasement, schlimmer noch: “Antimuslimischer Rassismus” ist heute bei uns weit mehr Staatsräson als Solidarität mit Israel. Das einzig Hoffnungsfrohe ist, dass Israel heute wehrhaft genug ist, die Versäumnisse der linksliberalen Europäer wettzumachen. „Traum von Amsterdam, der die Hoffnung nahm“, heißt es in einem Ballermann-Hit. Und da gestorbene Hoffnung in aller Regel großes Leid evoziert, dürfen wir uns, sofern die Politik nicht radikal handelt, auf harte Monate und Jahre einstellen. Wat een verrassing!

Freitag, 25. Oktober 2024

Intifada in Neukölln? Gaza-Clan terrorisiert Berlin und der Staat schaut zu

von Thomas Heck...

Seit dem 07.10.2023 vergeht nicht ein Tag über propalästinensische Proteste in der Bundeshauptstadt Berlin. Kaum einer bezeichnet diese Veranstaltung wirklich als das was sie sind: Aufmärsche vom judenhassenden Pöbel, der Terrorismus, Mord und Vergewaltigung gutheisst und bejubelt. Keiner von denen will integriert werden, eine Integration scheint nicht nur ausgeschlossen, es ist unmöglich. Von der Politik nur Lippenbekenntisse, kaum effektive Lösungen, keine Abschiebungen. Dabei kommen immer mehr Terroristen ins Land, die Gefahr für die Bürger steigt.

Mitglieder des palästinensischen Barbakh-Clans in Berlin: Sie sympathisieren offen mit Terroristen und nennen sich „Qassam-Jugend“, angelehnt an die Qassam-Brigaden, den militärischen Arm der Hamas



Sie sind radikal, islamistisch und verdammt viele: Der Barbakh-Clan aus Gaza treibt in Berlin sein Unwesen.

Anfang der Woche enthüllte B.Z., dass die arabische Großfamilie aus Khan Younis (Stadt im Gazastreifen) Angehörige nach Europa schleust. In Berlin sollen 300 Familienmitglieder leben. Besonders berüchtigt sind die Barbakh-Brüder: Sie sind Stammgäste auf den gewalttätigen Palästinenser-Demos, feiern die Terror-Organisation Hamas, attackieren Polizeibeamte.

Auf Instagram posieren die Brüder für Fotos mit Islamisten- und Terroristen-Gesten wie dem ISIS-Finger oder dem Hamas-Dreieck. In der Bildunterschrift heißt es dazu „Al-Qassam-Jugend“, angelehnt an die Qassam-Brigaden, den militärischen Arm der Hamas.

Und der Staat? Lässt die Extremisten gewähren.

B.Z.-Anfragen beim Bundesinnenministerium von Nancy Faeser (54, SPD) belegen, dass die Regierung die Gaza-Gefahr kaum auf dem Schirm hat.

Inzucht-Mohammed Barbakh (16) ist in einem Jahr über 50-mal von der Polizei festgenommen worden



▶︎ Die Behörde weiß nicht einmal, wie viele Menschen aus dem Gazastreifen seit dem Hamas-Massaker in Israel (7. Oktober 2023) nach Deutschland gekommen sind. Eine Antwort auf die B.Z.-Frage sei „nicht möglich, da eine solche statistische Erfassung nicht erfolgt“.

▶︎ Auch bei der Frage nach palästinensischen Gefährdern oder Islamisten in Deutschland ist das Ministerium blank. Zwar erfasst die Behörde 475 islamistische Gefährder und 27.200 Islamisten. Zur Herkunft aus den palästinensischen Gebieten „liegen keine statistischen Angaben vor“.

CDU warnt vor gewaltbereiten Palästinensern

Von der Opposition kommen jetzt deutliche Kritik. Alexander Throm (56, CDU), innenpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion, sagte zu B.Z.: „Die Ampel verschließt beide Augen vor den massiven Gefahren aus der pro-palästinensischen Szene.“

Das Milieu sei „gewaltbereit“, die Demonstrationen würden „immer mehr zu Kampfeinsätzen gegen die Polizei“. Throm fordert: „Wir dürfen keine Clanmitglieder und Extremisten aus den palästinensischen Gebieten nach Deutschland lassen, auch weil wir wissen, dass Palästinenser so gut wie nie abgeschoben werden.“

Und tatsächlich: Im ersten Halbjahr 2024 wurden nur vier Menschen, die aus den palästinensischen Gebieten kommen, abgeschoben. Drei weitere wurden an andere EU-Länder überstellt.

Gegen Helmi Barbakh (18) ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch



Auch den Barbakh-Brüdern, die im Netz und auf Demonstrationen offen mit ihrer inbrünstigen Hamas-Verehrung prahlen und nach B.Z.-Infos polizeibekannt sind, droht keine Abschiebung. Auf B.Z.-Anfrage teilte der Berliner Innen-Senat mit, dass „Rückführungen in die palästinensischen Gebiete grundsätzlich und insbesondere aufgrund der aktuellen Situation im Nahen Osten nicht durchführbar“ seien.
Experte Neumann: „Radikalisierung ist in vollem Gange“

Terrorismus-Experte Peter Neumann (49, King’s College London) warnt in B.Z. vor der Szene: so sei „die Radikalisierung bei diesen Leuten bereits in vollem Gange“.

Der Fachmann: „Besonders gefährlich ist dabei der Genozid-Vorwurf an Israel. Denn dieser rechtfertigt in deren Augen ja praktisch jede Form von Gewalt als ‚Verteidigung‘, inklusive Terrorismus gegen Juden und jüdisches Leben in Deutschland.“

Eine Aufnahme aus dem Jahr 2021 zeigt Hashim Barbakh mit einem Sturmgewehr



Mohammed Barbakh (16) wurde seit Oktober mehr als 50-mal festgenommen.

Helmi Barbakh (18) soll im September einen Mikrofonständer auf den Berliner Kultursenator Joe Chialo (54, CDU) geschleudert haben, gegen ihn wird ermittelt.

Fares Barbakh trägt gern Kleidung mit Hamas-Symbolen, wurde bei einer Demo festgenommen.

Hashim Barbakh (18) feiert Hamas-Kämpfer im Netz, ein Foto zeigt ihm mit einem Sturmgewehr.


Donnerstag, 17. Oktober 2024

Sinwar, der Schlächter, wurde von der israelischen Armee getötet...

 Man nannte ihn auch Sinwar, den Penner...







Neben der DNA identifizierte ihn das Zahnschemata...








Donnerstag, 3. Oktober 2024

Debriefing: Angriff auf Israel...

Gestern Abend hat der Iran Israel mit Raketen beschossen. Und durch Social Media waren wir alle mehr oder weniger live dabei.

Dadurch fliegt aber auch ganz viel Unfug im Internet herum. Und mir wurden beispielsweise, während ich versucht habe Meldungen quasi „live“ auf der Facebook Fanpage (Öffnet in neuem Fenster) und auf X (Öffnet in neuem Fenster) zu erklären, immer mehr Fragen gestellt.
Auch Fragen, auf die ich niemals gekommen wäre.

Wir machen das hier jetzt also etwas anders. Ich werde nochmal die Ausgangslage erklären. Tut mir leid, aber ich denke, das muss sein.
Dann, was gestern eigentlich grob passiert ist. Wie mir die Schnauze gewachsen ist. Und dann werde ich einzelne Aspekte, Meldungen und Fragen aufgreifen. So zu sagen parallel zu meiner Recherche.

Das mag erstmal konzeptlos und lang wirken, aber ich denke, so geht hier keiner dümmer raus, als er gekommen ist. Und es ist einfacher zu lesen und verstehen, als ein rhetorisch durchgetanzter Artikel.

Und ich verspreche am Ende ein Bonmot, dass den ganzen Angriff in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.

Steigen wir durch.

Wir haben hier eine Situation

Bei dem Angriff haben viel mehr Parteien mitgemischt, als durch die Schlagzeilen abgebildet wurde.

Wichtig zu verstehen ist, dass der Gazastreifen kleiner als Köln ist, in Israel weniger Menschen leben als in Nordrhein-Westfalen und der Iran 1000 Kilometer weit weg ist. Nur, um da Relationen zu haben.

Die beiden großen Player der Region sind Saudi-Arabien und der Iran.
Alle Konflikte der Region sind im Grunde Stellvertreterkriege oder zumindest politische Konflikte zwischen diesen beiden Polen.

Der Iran ist schiitisch, alle anderen Länder sind sunnitisch. Das ist aber gar nicht so wichtig.
Viel wichtiger ist, dass der Iran eine islamische Republik ist. Dort bestimmt die Religion die Verfassung, der Glaubensführer (Ali Chamenei) steht über dem Präsidenten (Massud Peseschkian). Auch der Vatikan hat einen Präsidenten - den keine Sau kennt - aber das Staatsoberhaupt ist der Papst.

Die Gegenspieler sind alles Diktaturen, Monarchien oder wollen zumindest nicht religiös beherrscht werden. Saudi-Arabien wird beispielsweise regiert vom Clan der Saud, Jordanien von den Haschimiten, usw.

Vorspiel ist wichtig

Seit der islamischen Expansion im siebten Jahrhundert war der Raum ein geschlossenes Konstrukt. Ein „Kalifat“ unter verschiedenen Dynastien. Man kann sich das ganz genau wie Europa vorstellen, das sich seit dem Mittelalter als geschlossenen, römisch-katholischen Kulturraum betrachtet hat. Und sich mit wunderbarer Regelmäßigkeit gegenseitig totgeschlagen hat. Bis es durch die Reformation und den Dreißigjährigen Krieg eine Säkularisation gab, eine Trennung von Staat und Kirche. Und im 18./19. Jahrhundert die „Aufklärung“. Das alles hat im islamischen Kulturraum nie stattgefunden.
Der arabische/muslimische Raum versteht sich als eine gemeinsame Entität. Wäre ich da aufgewachsen, würde ich das auch nicht anders sehen.
Und da wurde dann Israel reingesetzt.

Der Iran ist also im Nachteil, nur etwa 11% aller Muslime sind Schiiten. Zumal die beiden wichtigsten islamischen Heiligtümer in der Keimzelle Saudi-Arabien liegen. Das dritte Heiligtum ist, Sie werden es erraten, die al-Aksa in Jerusalem. „Al-Aksa“ bedeutet einfach „der weit entfernte Ort“. Jerusalem wird im Koran kein einziges Mal erwähnt.
Naheliegend für den Iran, sich darauf zu konzentrieren und zu versuchen, viele Muslime politisch hinter sich zu vereinen. Es muss eine größere, gemeinsame Bedrohung her. Und die Juden eignen sich dafür ganz wunderbar. Die Palästinenser sind nur Mittel zum Zweck.

Karte der Region

Deshalb unterstützt der Iran seine Proxys. Die Hamas in Palästina, wodurch es alle Palästinenser, auch in Jordanien, auf seiner Seite hat. Die Hisbollah im Libanon (Öffnet in neuem Fenster). Die Huthi im Jemen. Das Regime in Syrien. Den Dschihad im Irak. Und so weiter.
Nur den IS nicht. Der ist so fanatisch sunnitisch, dass er nicht nur was gegen alle arabischen Diktaturen und Monarchien hat. Sondern auch gegen den Iran. Der kommt in dieser Geschichte nicht vor. Dessen neuer Feind ist jetzt gerade eher Russland (Öffnet in neuem Fenster). Und Besucher des Stadtfestes in Solingen (Öffnet in neuem Fenster).

Nachdem Israel also nicht nur die Führungsriege der Hisbollah rasiert hat (Öffnet in neuem Fenster), sondern jetzt auch noch mit Bodentruppen in den Libanon geht, sah der Iran sich gezwungen, etwas zu unternehmen.

Mittelöstliche Mentalität

Wir unterschätzen gerne, dass im nahen bis mittleren Osten eine völlig andere Mentalität vorherrscht.
Und bevor einer aufschreit: Das ist kein Rassismus, sondern das ergibt sich aus dem sozio-kulturellen Kontext, der Gesellschaft. Ich kenne hier geborene Türken, die sind so deutsch, dass Karl-Heinz aus Sachsen erschrocken schwarze Haare bekommt. Nicht Gene, sondern Sozialisierung ist entscheidend.

Zum ersten Mal bewusst erlebt habe ich das noch bevor ich zum Militär ging.
Als der Irak 1989 Kuweit besetzte, sagten die Amis: „Ihr geht jetzt“. Der Irak meinte, das wäre eine Einladung zu feilschen. Und machte auf so dicke Hose, dass jemand mit europäischer Mentalität leicht von Größenwahn ausging. Sicher auch ein Grund, warum viele bis heute Putin für irre halten und nicht verstehen, dass der aus russischer Sicht völlig logisch und rational agiert.

Die USA sagten: „Ihr habt ein Ultimatum, dann seid ihr raus.“
Der Irak dachte immer noch, das sei eine Art Verhandlungsgrundlage.
Am 17. Januar um 03:00 Uhr nachts fielen die ersten Bomben, drei Stunden nach Ablauf des Ultimatums. So massiv und radikal, dass die irakische Luftwaffe am Boden stehend zerstört war, bevor die Sonne aufging.
Die Iraker haben überhaupt nicht verstanden - und das meine ich wirklich so - was da passiert. Als die ersten Jets über Bagdad waren, hatten die noch das Licht an. (…heißt: Nicht verdunkelt, was Piloten den Anflug erleichtert.) Es war bemitleidenswert.

In dem Kulturkreis gibt es völlig andere Konfliktlösungsstrategien, völlig andere Kommunikationsformen, um Streitigkeiten beizulegen. Das beginnt bei der Politik und endet bei dem Syrer, der nicht in die Disco kommt.
Unsere Kultur definiert Status und Macht beispielsweise aufgrund von Geld oder Expertise. In China ist das wieder anders. Denken wir an japanische Manager der 90er, die so oft aus den Fenstern der Hochhäuser sprangen, dass überall Netze angebracht wurden. Die Kultur in Nah- und Mittelost verteilt Status eher nach Ansehen, Ehre oder Clan.
Und der Rheinländer denkt sich schulterzuckend: Jede Jeck is anners.

Foto: Der irakische Journalist Muntazer al-Zaidi wirft bei einer Pressekonferenz in Bagdad 2008 einen Schuh nach George W. Bush. Jeder in der Region hat das als Ausdruck höchster Respektlosigkeit verstanden, im Westen eher so: „Häh?“

Und genau so muss man sich erklären, was die iranischen Mullahs gestern gemacht haben.

Israel hat die Proxys massiv geschädigt. Die Mullahs mussten Gesicht wahren. Weniger innenpolitisch. Das ist eh eine Diktatur, die auf ihr Volk scheißt. Vor der Revolution war der Iran frei und für viele überraschend westlich. Sondern außenpolitisch.
Um den Huthi, den Hisbollah, der Hamas und allen anderen zu zeigen, dass der große Bruder für sie einsteht.

Ich bin der festen Überzeugung, diejenigen, die in den vielen Videos unter dem von Raketen beleuchteten Himmel feierten und tanzten, hatten die für uns völlig unverständliche Überzeugung, der große Befreier ballert den Feind jetzt ins Nirvana, ihnen zur Hilfe eilend. Und genau deshalb funktioniert die Propaganda bei den schlecht Gebildeten auch so gut.

Der Iran hat einen Angriff gegen Israel gefahren und hat (erneut) sofort im Anschluss erklärt: „Das war es jetzt von unserer Seite. …wenn Israel jetzt nicht noch was macht.“
Das ist nicht nur als Deeskalation zu verstehen. Ehre wieder hergestellt, Gesicht gewahrt, und im arabischen Raum wird jetzt propagiert, wie furchtbar der Angriff für Israel war. (siehe unten)

Da Israel das aber beim letzten Mal schon so hat durchgehen lassen - vermutlich auf Anraten der USA und EU - rechne ich dieses Mal mit einem massiven Vergeltungsschlag.

Wir haben im Jemen gesehen, was Israel kann. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die meiner Kenntnis nach größten Bomben, die Israel bisher eingesetzt hat, waren die berühmt-berüchtigten 2000-Pfünder. Israel hat aber Bomben, die doppelt so groß sind. Vom Atomarsenal ganz abgesehen.

Um es mal so zu formulieren: Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht.
Zur Demonstration mal eine kurze Liste, die mir in der vergangenen Nacht zugeflogen ist… Die Stellungen und genauen Koordinaten von iranischen Stellungen. Und wenn ich an sowas komme, kann sich jeder vorstellen, was Mossad, Aman, CIA und NSA haben.
Wenn wir schon in den 90ern die privaten Adressen von Kommandeuren russischer Schiffe hatten, ist die ganze Nummer 2024 ein iranischer Klopf-Klopf-Witz.

Liste von Stellungen mit geografischen Koordinaten

(Die Liste hat mich übrigens leicht in den Wahnsinn getrieben, weil Längen- und Breitengrad verdreht sind. Gibt man die so ein, landet man ausgerechnet in der Ukraine.)

Raffen die das nicht?

Auf der Facebook Fanpage wurde ich irgendwo gefragt – ich finde den Kommentar gerade nicht wieder – ob die nicht kapieren, mit wem die sich anlegen.
Und genau das ist der Punkt. Einfach, stumpf, wie man mit seinem Kumpel am Tresen darüber spricht: Die verstehen das nicht. Die sind so mit ihrem Hass beschäftigt, dass sie Rationalität nicht verstehen.

Zum einen haben wir diese Mentalität, bei der es viel um Posen, Ehre und Beeindrucken geht. Zum anderen haben wir es mit einer sehr mangelhaften Bildung zu tun.
Nicht Schulbildung, die ist überall unterschiedlich. Nicht nur Sprachgrenzen. Aber wenn der Iran stolz mit seinen Mittelstreckenraketen in der Parade fährt, wird gejubelt. Es wird in der Breite gar nicht verstanden, dass selbst deren neustes Zeug im Westen eher Kernschrott der 80er ist. Und so übertrieben ist das jetzt gar nicht.

Foto: Die Falaq-1, die im Juli Fußballspielende Kinder getötet hat. Für sie ein moderner Raketenwerfer, für uns nur ein merkwürdiges Auto.

Die Kernkompetenz aller Proxys ist es, Raketen mit überholter Technik (oder gleich aus Wasserrohren selbstgebaut) auf Israel zu schießen. Und Guerilla-Kampf.
Unsere „westlichen“ Werte, unsere Taktik, unsere Doktrin, unsere Waffen, sind dort noch weniger angekommen und verstanden worden, als in Russland. Masse statt Klasse gegen Hochtechnologie und Rafinesse.

Die Palästinenser und Araber haben vor dem 10/7 über ein halbes Dutzend Kriege mit Israel geführt. Und die meisten davon angefangen. Und sie haben alle verloren.
Und keiner, der sich auf die Hilfe Allahs beruft, kommt mal auf die Idee darüber nachzudenken, warum der seit 80 Jahren vorbeigeschaut hat.

Und genau das war auch beim Angriff auf Israel zu sehen. Beispielsweise hatte der Iran nicht einmal seinen Luftraum gesperrt. Es ist eigentlich ein Wunder, dass kein ziviles Flugzeug von aufsteigenden Raketen getroffen wurde.

Kommen wir zu den Details.

Das Wichtigste: Dritte Weltkrieg?

Ich hätte nicht gedacht, dass das wieder aufkommt. Aber viele Menschen haben diffuse Ängste und andere nutzen das aus, weshalb das nachts sogar auf X trendete…
Es wird keinen dritten Weltkrieg geben!
Punkt.
Konflikte? Vielleicht. Spannungen? Sicherlich. Aber niemand außerhalb der Region wird den Iran irgendwie unterstützen. Auch nicht Russland.

Unterstützung und Anzahl

  • Die USA haben mit den vor dem Iran stationierten Schiffen mehrere Raketen abgefangen.

  • Jordanien hat aktiv durch Jets Raketen abgefangen.

  • Ein Schiff der Briten im Mittelmeer hat Raketen abgefangen.

Alles im Laufe der Nacht bestätigt.

Die Militärführung des Iran hat im Fernsehen live übertragen den Beginn des Angriffs per Telefon befohlen. Die Vier standen da befremdlich wie die Orgelpfeifen. Dabei hieß es, es werden 200 ballistische Raketen abgefeuert.
Das deckt sich mit den ersten Angaben Israels, dass 181 Raketen abgefangen wurden. Wenn da mal eine über dem persischen Golf runterfällt, bekommt das vermutlich keiner mit.

Die Abwehr

Zu Beginn des Angriffs wurden viele Videos gepostet, die vermeintliche Einschläge in Israel zeigen.
Schnell kamen dann die ersten Sprüche über den Iron Dome. Nach dem Motto: der kann nix. Auch von „Westlern“.

Um das deutlich vorweg zu sagen: Die Wirkung eines Angriffs kann man aufgrund solcher Bilder nicht beurteilen. Auch ich nicht. Keiner auf der Welt.
Das liegt an mehreren Faktoren.

Zum ersten sieht man Raketen nicht immer. Je nach Bauart kann der „Strahl“ so gering oder verdeckt sein, dass man ihn aus einem bestimmten Winkel auch am Nachthimmel nicht erkennt.

Zum zweiten ist sehr schwer zu erkennen, was aktive Raketen sind und was Trümmer. Denn wie in mindestens einem Fall in Dschenin können größere Trümmerteile zu Boden „fallen“. Viele der Raketen haben einen „Festtreibstoff“, der noch weiter brennt. Und da die erstmal wenig Geschwindigkeit verlieren, sieht das am Nachthimmel so aus, als würde da eine Rakete gezielt auf ein Ziel zufliegen, was eigentlich nur brennender Schrott ist.
Schlagen die dann auf, gibt es natürlich nochmal eine Art Feuerball.
In den vielen vielen Videos der vergangenen Nacht habe ich selber tatsächlich nur eine Handvoll – wörtlich – Denotationen gesehen, bei denen ich sicher wusste, dass sie von Einschlägen „aktiver“ Raketen stammten.

Zum dritten wurden vor allem ballistische Raketen abgefeuert. Die sieht man eigentlich eher nicht.
Ein großer Teil, wenn nicht der größte, findet bei einer solchen „Schlacht“ über den Wolken statt. Und wie wir inzwischen wissen auch hunderte Kilometer entfernt.

Zum vierten werden überall die Handys gezückt. Winkel und Verzerrung machen es unmöglich zu beurteilen, ob das nun dutzende Einschläge sind, oder nur einer, der dutzende Male gepostet wird.
Müsste ich so etwas auswerten, müsste ich mit drei Monitoren die Filme Frame für Frame abgleichen und vielleicht sogar ausmessen.

Zum fünften und letzten kann man auf solchen Videos nicht sehen, wo eine solche Rakete einschlägt.
Was banal klingt, wird richtig spannend, wenn man sich mal kurz die israelische Abwehr klar macht.

Die eiserne Kuppel

Ein Starter des Iron Dome

Der Iron Dome ist eigentlich nur ein Flugabwehrsystem. Und noch dazu das „kleinste“, das vor allem im Nahbereich abwehrt.
Der Begriff wird inzwischen aber für das gesamte Flugabwehr-Konzept Israels verwendet. Und dazu gehören noch zwei (eigentlich drei) weitere Systeme.

Das erste ist Davids Sling (Davids Steinschleuder, Bibel, Goliath, Ihr wisst schon). Das deckt alles ab, was Iron Dome nicht erreicht.
Darüber kommt dann die Patriot. Die Israel aber ausmustern will, weil sie vermutlich überflüssig geworden ist. Oder weil Israel sich unabhängig von den USA machen will. Denn entgegen der Propaganda bauen die fast alles selber, die kämen recht gut ohne US-Waffenlieferungen über die Runde.

Grafik der verschiedenen Systeme in der gedachten Kuppel

Credits: Soham, Prajna & Wasif Khan | ThePrint

Und darüber kommt dann das Arrow System. Das deckt alles ab, was darüber hinaus geht. Und so gut ist, dass Deutschland es unlängst von Israel gekauft hat. Weil man damit auch gegen Atomraketen eine Chance hat. (Deutschland wird damit ein wichtiger Player in der Sicherung Europas. Ich weiß, hat auch wieder keiner mitbekommen.)

Start eienr Arrow Rakete

Dieses Arrow kann Ziele in einer Reichweite von weit über 2400 Kilometern und einer Höhe von 100 Kilometern bekämpfen. Das bedeutet nicht nur, dass man gar nicht sehen konnte, wie ein großer Teil der iranischen Raketen vom Himmel geholt wurde. Sondern dass das auch weit entfernt, vermutlich schon über dem Irak passiert ist.

Diese Systeme können Ziele, also anfliegende Raketen, priorisieren.
Das bedeutet, Feuerleit analysiert die anfliegenden Raketen. Und kann dann berechnen, wo die einschlagen werden. Und dann kann das System – egal ob mit KI oder menschlich – entscheiden, welche Raketen wichtiger sind, um sie abzufangen. Das System kann sagen „Näää Brudi, das Teil geht in die Dünen, lass mal um andere kümmern.“
Also sind viele der in den Videos zu sehenden Einschläge dann nicht im israelischen Hauptquartier gewesen, sondern irgendwo in der Wüste. Das sieht man auf Videos aber eben nicht.

Und das alles zusammen bedeutet, dass das, was man auf Videos sieht, keine Auskunft darüber gibt, wie effektiv der ganze Angriff ist oder welche Schäden verursacht werden.
Beide Extreme sind möglich: es kann absolut verheerend laufen, und man sieht nix. Oder es kann aussehen wie Sydney zu Silvester, und nichts wird getroffen.

Ich persönlich war nach den ersten Videos lediglich erschrocken, weil ich aufgrund der Menge, die da runterkam, sofort wusste, dass dieser Angriff weit größer und weit ernster ist, als beim letzten mal. Damit hatte ich so auch nicht gerechnet.

Ballistische Raketen
Eine Kanonenkugel fliegt parallel zur Erdoberfläche. Halbwegs.
Ein Artilleriegeschoss soll weiter fliegen und wird deshalb auch steiler nach oben geschossen. Es beschreibt eine Parabel.
Eine ballistische Rakete wird ganz steil nach oben geschossen und fliegt dann bis weit über die Wolken. Die Idee ist, dass die Luft da oben „dünner“ ist, wodurch sich der Widerstand verringert. Und dadurch verbrauchen sie da weniger Treibstoff.
Kommen sie dann wieder runter auf das Ziel zu, hilft die Erdanziehungskraft. Sie werden also von selber immer schneller, weshalb sie auch da weniger Treibstoff brauchen. Deshalb haben sie eine größere Reichweite.
Die Bezeichnung „ballistisch“ hat also nichts mit der Größe oder der Sprengkraft zu tun, sondern sagt nur etwas über die Flugbahn!
(Und ich würde jede Wette eingehen, kaum ein Journalist, der den Begriff verwendet hat, weiß das. Es stand einfach nur in der ersten Kurzmeldung der AP am Nachmittag, und die wurde übernommen.)

Israelische Kampfjets zerstört

Auf Social Media wurde mehrfach danach gefragt, ob wirklich 20 F-35 Kampfjets zerstört wurden. Das hat der Iran nämlich behauptet.

Dafür muss ich gar nicht recherchieren: Nein.

Eine israelische F-35 beim Start

Wird ein Land angegriffen, steigen die Jets sofort hoch. Alles, was einen militärischen Flugplatz ausmacht, ist die Landebahn. Das wars. Diese Garagen für die Flugzeuge, die Shelter, sind keine Bunker, wie viele meinen. Alles was wirklich wichtig ist, Flugabwehr, Versorgung, Radars usw. ist mobil.
Ein stehendes Flugzeug ist, wie ein ungedeckt stehender Kampfpanzer, ein leichtes Ziel. Flugzeuge und Kampfpanzer sind die Fortführung der Kavallerie. Und die Kavallerie muss reiten. In Bewegung bleiben.

Ich würde locker einen Monatslohn darauf setzen, dass als die Raketen des Irans auf Israel regneten, keine einzige F-35 am Boden stand.

Auch das zeigt, wie bräsig der Iran und seine Proxys sind. So etwas zu behaupten kann man so leicht Propaganda abtun. Dass Menschen das tatsächlich glauben zeigt aber, in welchem Ausmaß keine Ahnung gehabt wird.

Langstreckenraketen
Immer wieder wird von allen möglichen Journalisten, Politikern und Social Media Nutzern der Begriff „Langstreckenrakete“ verwendet. Der ist schlicht Unfug.
Alles mit einer Reichweite zwischen 800km und 5500km sind
Mittelstreckenraketen.
Langstreckenraketen sind Interkontinentalraketen. Und die sind immer nuklear bestückt. Also Atomraketen.
Schreibt jemand beispielsweise, wir sollten die Ukraine mit „Langstreckenraketen“ ausstatten, sagt er eigentlich, wir sollten ihr Atomraketen geben. Dabei meint er Taurus, die nicht einmal mehr als Raketen bezeichnet werden, sondern als Marschflugkörper. Und ja, jemand wie ich kommt dann immer noch ins Stocken.

Der Anschlag

Jaffa ist eine antike Stadt. Der 1909 gegründete Vorort Tel Aviv ist inzwischen eine Großstadt geworden, die Jaffa überwuchert hat. Deshalb die häufig verwirrenden Schlagzeilen gestern… Es gab einen Terrorangriff in Tel Aviv-Jaffa. Nicht einen in Tel Aviv und einen in Jaffa.

Bild einer Überwachungskamera der beiden Terroristen während des Anschlags

Nach jetzigem Kenntnisstand sind zwei Terroristen aus dem Westjordanland nach Tel Aviv gefahren. Wie sie dahin gekommen sind, wird noch ermittelt.
Es gab zwischenzeitlich Gerüchte, die beiden hätten einen israelischen Soldaten erstochen und den Anschlag dann mit dessen Waffe durchgeführt. Das ist falsch. Die Polizei weiß inzwischen auch, wer denen das vollautomatische Gewehr verkauft hat. Die Ermittlungen laufen.
Allerding ist unter den Verletzten auch ein Soldat. Der war aber wohl gar nicht bewaffnet.

Die haben dann eine Straßenbahn betreten und bereits im Wagon angefangen Zivilisten zu töten.
An einer Haltestelle sind sie ausgestiegen und haben auch dort Menschen erschossen, die auf die Straßenbahn gewartet haben.

Ein Sanitäter versorgt im Wagon eine VerletzteAbgedeckte Opfer im Wagon neben einem Kinderwagen

Zunächst war von acht getöteten die Rede, das wurde dann auf sechs korrigiert. Inzwischen ist wohl ein Verletzter im Krankenhaus verstorben.

Effektivität

Ich hatte bereits vor dem Angriff gepostet, dass die USA vorm Iran 17 Schiffe zu liegen haben. Und irgendwo das Atom-U-Boot Ohio rumdümpelt. Und dass das 154 Tomahawk Marschflugkörper an Bord hat.
Auf eine verwirrte Frage auf der Facebook Fanpage konnte ich nur antworten: Nene, kein Tippfehler. Nicht alle zusammen. Nur die Ohio.
Die wurde nämlich für Interkontinentalraketen gebaut (SSBN) und dann irgendwann umgebaut (SSGN). Und deshalb passen da jetzt 154 Tomahawk rein.

Die Ohio im Hafen in Japan

Die Tomahawk können mit verschiedenen Sprengköpfen ausgerüstet werden und treffen auf bis zu 2500km locker ein 3x3m Quadrat.
Bedeutet, die Ohio kann irgendwo im Atlantik tauchen und eine Tomahawk abfeuern, die genau eine Garage in Berlin trifft. Nicht das Haus, nicht den Supermarkt, die Garage. Ohne aufzutauchen.
Und das war schon zu meiner Dienstzeit so.

In der vergangenen Nacht habe ich Videos von Einschlägen iranischer Raketen gesehen – also wirklich Einschläge, nicht herabfallende Trümmer – bei denen ich dachte… WTF?
Mitten auf einer breiten Straße, vermutlich in Tel Aviv, kein Ziel weit und breit.

Es wäre mühselig, jetzt alle Raketen-Typen zu recherchieren, die eingesetzt wurden. Zumal die meisten davon eh annähernd baugleich sind. Und ich mir selber die Namen etwa so lange merke, wie der geneigte Leser.
Die Trefferquote und die zwei verletzten Israelis, die hingefallen sind, als sie zum Bunker liefen, sagen mehr als tausend Raketen.

Hyperschall und Hyperpropaganda

Angeblich wurde auch die neue Hyperschall-Rakete „Fattah“ eingesetzt.
Die Nummer hatten wir schon mit Russland. Ich habe nicht einmal mehr Lust, da weiter zu recherchieren. Denn ähnlich wie bei den angeblich am Boden zerstörten F-35 ist das eine Luftnummer, wenn man sich auch nur halbwegs auskennt. Logik – so wichtig.

Screenshot einer Schlagzeile der Frankfurter Rundschau

Hyperschall sagt ja nur etwas darüber aus, dass die Dinger sehr schnell sind.
Dazu ist aber ein exponentieller Mehraufwand nötig, damit die Physik beherrschbar bleibt. Damit die Teile sich beispielsweise im Zielanflug nicht schon zerlegen. Deshalb sind die im Vergleich sehr teuer. Und deshalb werden die vor allem als Argument der Abschreckung ins Spiel gebracht. Man könnte sie ja nuklear bestücken.
Der Iran kann sie aber nicht nuklear bestücken. Und damit sind iranische Hyperschall-Raketen sowas wie unfassbar scheiß-teure Silvesterraketen, die auch nicht hübscher oder bunter sind, als andere Feuerwerkskörper. Nur schneller.

Die ganze Propaganda dahinter ist ein Witz.
Die USA experimentieren seit (aus dem Kopf) Mitte der 1960er mit Hyperschall. Und da fragen wir uns doch einfach mal, warum die das mit ihrem riesigen militärisch-industriellen Komplex nicht haben. Auch wenn gerade wieder Tests laufen.
Die Antwort ist einfach: Weil es Unfug ist.
Die Dinger gibt es ja noch nicht einmal interkontinental. Da muss immer noch jemand ins Cockpit steigen und die irgendwo hinbringen. Um dann womöglich auf dem Weg abgeschossen zu werden oder damit das Teil, wie nachgewiesen über Kiew, abgefangen wird. Weil moderne Flugabwehrsysteme nicht hinterherfliegen müssen, sondern auch entgegenkommen.

Hyperschall-Raketen ohne Nuklear sind wie Currywurst mit Blattgold: Hauptsache es sieht nach etwas aus, aber… Ernsthaft?

Eingreifen der USA

Im Laufe des Abends hatte ich gemeldet, dass US-Präsident Biden die US-Streitkräfte zum „passiven Eingreifen“ ermächtigt hat.
Ich wurde häufig danach gefragt. Das ist kein militärischer Fachbegriff oder so. Ich dachte naiv, das ergibt sich aus dem Kontext.

Screenshot einer LeserfrageScreenshot einer Leserfrage

Damit meinte ich, dass Biden das Militär ermächtigt hat, Angriffe auf Israel abzuwehren. Also Raketen abzufangen.

Er hat aber nicht dazu berechtigt, den Iran aktiv anzugreifen. Abwehr, nicht Angriff.

Da es inzwischen Beratungen gegeben hat, u.a. zwischen den Verteidigungsministern, ist das wieder hinfällig. Ich kann derzeit nicht beurteilen, on die USA bei einem Gegenschlag Israels aktiv mit einsteigen. Was ich durchaus für möglich halte. Angriffe auf den Iran durch Israel haben die USA inzwischen abgenickt.

Der Spin

Bei Jericho wurde ein Palästinenser von einer herabfallenden Rakete erschlagen.
Der Mann stammte aus Gaza und war quasi Gastarbeiter im Westjordanland.

Beim Abfeiern auf der Straße wurde in Tulkarm im Westjordanland lustig in die Luft geschossen. Man kennt solche Bilder. Dabei wurde ein junger Mann erschossen.

Nach unbestätigten aber sehr glaubwürdigen Meldungen detonierte eine Rakete der Sejjil-Bauart (diese großen, ballistischen Dinger) beim Start im Iran und tötete fünf Soldaten.
Das ist einerseits sehr glaubwürdig, weil wenn so eine Rakete wegen Betriebsfehler explodiert, dann beim Start. Und weil ein solcher Starter etwa sechs Soldaten Personal hat.

Ebenfalls im Iran feierte eine Menschenmenge auf der Straße, vermutlich in Teheran. Sie hatte einen Wagen oder Anhänger voll mit Feuerwerkskörpern am Start, die zur Freude aller in die Luft geschossen wurden. Dummerweise fing der Wagen Feuer und die ganze Nummer ging am Boden los. Davon sind mindestens zwei glaubwürdige Videos online. Anzahl der Toten und/oder Verletzten unklar.

Screenshot eines Videos des brennenden Wagens

Das bedeutet, dass sowohl auf iranischer als auch auf palästinensischer Seite mehr Menschen getötet wurden, als auf israelischer.

Soll ich nochmal sagen?

Es wurden bei dem Angriff mehr Angreifer und Verbündete getötet, als Angegriffene.

Mein persönliches Highlight war die in der Luft abgeschossene Rakete, die in der Nähe von Dschenin herunterging. In mehreren Videos ist zu sehen, wie Jugendliche sie gemeinsam in die Senkrechte wuchten und für Fotos posieren.
Denen fliegen selber die Raketen um die Ohren, und sie feiern das.

Foto der aufgerichteten Rakete, vor der Palästinenser posieren

Die israelischste Story – für immer

Der Held der Nacht dürfte Lev Kreitman sein. Er kam in Jaffa nach Hause und schnappte sich angesichts des bevorstehenden Angriffs sein Gewehr.

Screenshot von Lev Kreitman im Interview

Lev ging zu einem Schnellimbiss und hörte draußen plötzlich Schüsse. Er sah einen Mann, der wohl zur Polizei gehörte und auch ein Gewehr bei sich hatte und gab dem Bescheid. Zusätzlich sendete er eine Voice Mail an Kameraden.

Beide gingen raus und Kreitman sah einen der Attentäter. Er schoss und traf.
Ein Video zeigt, dass er offenbar nur einen einzigen Schuss abgegeben hat.

Lev Kreitman ist überlebender des Nova-Festivals und hat am 7. Oktober Verwundete versorgt.
Und ich finde, mehr muss man über Israel nicht wissen.

Erschienen auf Steady...