Donnerstag, 30. Mai 2013

Fuck the system!

von Dr. Eran Yardeni

Menschenverachtende Arbeitsbedingungen, Ausbeutung, moderne Sklaverei und Menschenhandel sind schwer zu bekämpfen. Ich wage zu behaupten, dass sich in jedem deutschen Haushalt Produkte finden, bei deren Herstellung eine moderne Form der Sklaverei zum Einatz kam. Trotzdem hat noch keine Feministin vorgeschlagen, die Ausbeutung und Verdinglichung der Arbeiter durch Bestrafung der Verbraucher zu stoppen. 

Schade eigentlich. Ein solches gesellschaftliches Experiment wäre sehr interessant. Wir könnten große Teile der Gesellschaft ad hoc kriminalisieren und unsere Gefängnisse mit Millionen von Jugendlichen vollstopfen, nur weil diese Klamotten tragen oder elektronische Geräte benutzen, die unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt werden. Aber so weit will niemand gehen. Geht es aber um Prostitution geht, sieht die Sache anders aus. 

In Schweden machen sich sexhungrige Männer strafbar, wenn sie bei einer Prostituierten erwischt werden. Wie effektiv die Maßnahme wirkt, kann man in der BILD-Zeitung nachlesen, in einem Interview mit der schwedischen Autorin Kajsa Ekis Ekman. Obwohl wir in Schweden nie viele Prostituierte hatten, ging ihre Zahl sogar von 2000 auf rund 1000 zurück. Auch die Zahl der Freier hat sich fast halbiert. Es ist also ein großer Erfolg!

Das ist aber noch nicht alles, denn wie wir alle wissen, ist es immer das Sein, welches das Bewusstsein bestimmt. Für die schwedische Gesellschaft bedeutet das eine gründliche Metamorphose: 

Heute ist es schlicht erbärmlich, zu einer Hure zu gehen. Du giltst als gesellschaftlicher Außenseiter; als einer, der es nicht schafft, eine Frau ohne Geld ins Bett zu kriegen. Du bist ein Loser.

Ich finde, man sollte so ein Wunderheilmittel auch auf andere Bereiche anwenden – überall dort, wo Ausbeutung und menschenverachtende Arbeitsbedingungen herrschen. Ich würde mit Lebensmitteln aus Südamerika, Kosmetika aus Afrika und Textilien aus Asien anfangen. Mal sehen, wie lange die Salon-Feministinnen ohne solche Produkte leben können. Ich fürchte, nicht lange. 

Mit anderen Worten: Ausbeutung ist nicht so schlimm, solange man davon profitiert. Und weil Frauen selten Sex bei Prostituierten suchen, geht der Gesetzgeber auf die Freier los. 

Und noch etwas: Und wenn ich sehe, was die Jugendlichen in den Vororten von Stockholm in ihrer Freizeit machen, frage ich mich, ob es nicht besser wäre, ihnen eine andere Art von Ventil zu besorgen?

Sonntag, 26. Mai 2013

Seltsame Pädagogik

von Dr. Eran Yardeni

Getrieben von ihrer oftmals irrsinnigen Motivation, die gesellschaftliche Ordnung zu reformieren oder am besten gleich zu revolutionieren, sahen sich die größten Denker der Menschheit immer gezwungen, dem Thema „Erziehung“ ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Die Politeia von Platon, die Ethik von Aristoteles und das pädagogische Manifest von Jean-Jacques Rousseau, der übrigens mit der Erziehung seiner eigenen fünf Kinder dermaßen überfordert war, dass er sie einem Findelhaus übergab, sind nur drei ziemlich bekannte Beispiele.

Das Prinzip ist sehr einfach: Wer eine demokratische, diktatorische, aristokratische, humanistische, sozialistische, faschistische oder liberale gesellschaftliche Ordnung einführen will, der soll zuerst oder wenigstens gleichzeitig das effektivste sozialisierende Instrument der Gesellschaft, sprich das Erziehungswesen, gleichschalten. Das gilt auch für Deutschland.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, ob freiwillig oder nicht, durchliefen Teile der deutschen Gesellschaft eine Metamorphose und bekannten sich zur Demokratie. Hurra! Diese politische Verwandlung setzte die Demokratisierung des Erziehungswesens voraus und ist unter dem Namen „Bundesrepublik Deutschland“ in die kunterbunten Cornelsen-Geschichtsbücher eingegangen. 

Weil das manisch-depressive deutsche Volk von Natur aus zu Extremismus neigt, wurde das Ziel dieser Entwicklung verfehlt und, wie in vielen anderen Fällen, ad Absurdum geführt. Hier ist ein Beispiel: 

Die Klassenkonferenz ist, wie jedes Elternteil weiß, ist ein notwendiges unangenehmes, dafür aber ein rein demokratisches Verfahren: Die Schulleitung begrüßt die Anwesenden – die Klassenlehrer, die Fachlehrer, die Eltern, die Elternvertreter, die Schülervertreter (damit gemeint – die Vertreter der Klasse) und den betroffenen Schüler bzw. die betroffene Schülerin, über deren Missetaten diskutiert werden soll. Zuerst erklärt der Klassenlehrer den Anwesenden, warum er sich verpflichtet sah, eine Klassenkonferenz einzuberufen und dann geht es los. Jeder darf seine Meinung äußeren. So ist es in einer gesunden Demokratie. 

Andere Fragen aber, z.B. was die Lehrer über den einen oder anderen denken oder ob Schüler dabei sein sollen, wenn die Lehrerschaft über explosive Themen diskutiert, wie z.B. über die Beziehungen in der Familie des betroffenen Kindes oder über seine letzte nicht erfolgreiche psychotherapeutische Behandlung, scheinen nicht so wichtig zu sein. Viel wichtiger ist die Demokratisierung des Erziehungswesens.

Dazu kommt noch etwas: Die Klassensprecher dürfen nicht nur ihre Meinung äußern, sie sind sogar stimmberechtigt. Mit anderen Worten: Kinder mit 14 dürfen de facto und de jure das schulische Schicksal ihres Klassenkameraden mitbestimmen.

Man darf nicht vergessen, dass die Schülervertreter nicht unbedingt die reifsten und die intelligentesten in der Klasse sind. Das kann sein – muss aber nicht. Sie werden demokratisch gewählt, so dass auch in diesem Verfahren Popularität, Aussehen und schöne Klamotten genau so wichtig sind, wenn nicht sogar wichtiger, als andere Eigenschaften eines guten Schülervertreters.

Man kann natürlich behaupten, dass es bei den Erwachsenen nicht wesentlich anders ist. Auch sie werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die mit der Sache selten zu tun haben. Das stimmt, einen kleinen Unterschied gibt es aber trotzdem.

Dieser Unterschied kann am bestens vor dem Hintergrund des letzten brutalen Angriffs in der U5 in Berlin erklärt werden. Laut Tagesspiegel wollte „ein 54-Jähriger am Freitagabend in der U-Bahnlinie U5 einen behinderten Mann vor einem Angriff schützen”. Daraufhin wurde er selbst zum Opfer: “Ein 14-Jähriger fügte ihm eine 20 Zentimeter lange Schnittwunde zu.“

Wenn Kinder in dem Alter des Angreifers reif genug sind, um über das schulische Schicksal ihres Schulkameraden zu entscheiden, warum werden sie vor Gericht als Minderjährige behandelt, wenn sie auf der Straße oder in der U-Bahn Andere terrorisieren?

Auf der einen Seite behauptet man, sie seien reif genug, um zu verstehen, was Schweigepflicht bedeutet und intelligent genug, um über die Zukunft eines Mitschülers abstimmen zu dürfen, dafür aber angeblich noch nicht reif genug, um einfach zu kapieren, dass man nicht mit einem Messer auf seinen Nächsten losgehen darf.

Sind sie nun Kinder oder nicht?

Freitag, 24. Mai 2013

Der Mob ist das Opfer

von Dr. Eran Yardeni

Gestern kritisierte ich an dieser Stelle die Berichterstattung des Berliner Tagesspiegels bezüglich der jüngsten Ausschreitungen in den Vororten von Stockholm, die überwiegend von Migranten aus islamischen Ländern bewohnt sind. Wer trotzdem noch der Meinung ist, dass es hier nur um einen Einzellfall geht und nicht um eine Epidemie, wer darauf besteht, dass wir nicht mit einer bewussten oder unbewussten Gleichschaltung der deutschen Presse zu tun haben, der sollte auch die Berichte und die Kommentare der FAZ und der TAZ lesen.

Ebenso wie der Tagesspiegel benutzten auch diese beiden Tageszeitungen eine sterile und „gewaschene“ Terminologie, um jede kulturelle und religiöse Charakterisierung des gewalttätigen Mobs zu vermeiden. So wird der Mob ständig auf relativ wertfreie Stichworte wie „Jugendliche“ und „Einwanderer“ reduziert.

Die FAZ ist in diesem Sinne ein bisschen mutiger als die TAZ. Sie bewies eine bewundernswerte Zivilcourage, als sie auf die afrikanischen Wurzeln der Einwohner in dem Stadtteil „Husby“ hinwies. Selbstredend könnte man, wenn man nur wollte, die randalierende Bevölkerung auch anders charakterisieren. Die Frage, warum ausgerechnet das Prädikat „afrikanisch“ ausgesucht wurde, muss leider offen bleiben, vor allem, weil in diesem Stadtteil auch viele Türken leben.

Dass in dieser Diskussion der Islam als politischer, kultureller und religiöser Bezugsrahmen und als soziologisch gemeinsamer Nenner im Dunkel geblieben bleibt, zeigt uns ganz genau, wie realitätsfremd die deutsche Presse sein kann, wenn ihre Träume von Pluralismus auf die Realität treffen.

Neben diesem Versuch, das Kind auf gar keinen Fall beim Namen zu nennen, um die halluzinierte Welt nicht zu zerstören, zeigt sich eine andere Tendenz, die genau so gefährlich ist. Dieses mal geht es um die Interpretierung und Ideologisierung der Ausschreitungen im gedanklichen Rahmen des sozialistischen Klassenkampfs. Diese Tendenz fällt vor allem in dem Kommentar von Jonas Fröberg in der Taz auf:

„Man muss also gar nicht nach Griechenland oder nach London schauen, um zu erkennen, dass eine derartige Trennung der Gesellschaft hochexplosiv ist – auch die schwedische Regierung sollte die Alarmglocken allerspätestens jetzt gehört haben. Es ist höchste Zeit, etwas gegen Ausgrenzung zu tun und die jungen Menschen in Lohn und Brot zu setzen.“ 

Das ist der Klassiker: Der Mob wird als ein ausgegrenztes Opfer verstanden. Er agiert nicht, sondern reagiert. Nach Fröberg liegt der Fehler der Regierung nicht darin, dass sie den Mob überhaupt aufgenommen hat, sondern darin, dass sie nicht genug getan hat, um die „Jugendlichen“ zu integrieren. Höchstwahrscheinlich sind die beiden Schulgebäude, die im Lauf der letzten Krawalle von dem Mob “beschädigt” wurden, ein Beleg für die Motivation und für die Bereitschaft dieser Jugendlichen, sich aktiv in die schwedische Gesellschaft einzubringen.

Vor diesem Hintergrund vergleicht Fröberg in seinem Kommentar die Jugendarbeitslosigkeit in Husby mit der Jugendarbeitslosigkeit in reichen Vorstädten wie z.B. in Lidingö oder Djursholm. Das Ziel dieses Vergleiches ist klar. Fröberg scheint der Meinung zu sein, dass man die alten Kategorien des Klassenkampfs benutzen kann, um die heutigen Ausschreitungen in Schweden zu verstehen. Diese Denkweise ist in linken Kreisen sehr populär. Die Krux daran ist, dass diese Denkweise die wichtigsten gesellschaftlichen Merkmale dieser Bevölkerung, die das Scheitern der Integration ziemlich gut erklären können, außer Acht lässt. Anstatt über Migranten aus islamischen Ländern zu reden, spricht man in diesen politischen Kreisen über das Proletariat.

Donnerstag, 23. Mai 2013

Die Wäscherei der Worte

von Dr. Eran Yardeni

Es gibt im Hebräischen ein paar Worte, die man nicht ohne Weiteres in die deutsche Sprache übersetzen kann. Das Problem liegt nicht darin, dass sie sich auf Objekte beziehen, die in der kulturellen Landschaft der Deutschen unbekannt sind. Wenn die Israelis BEIT SEFER sagen, meinen sie nicht anders als Schule. Wörtlich aber bedeutet BEIT SEFER „das Haus des Buches“. Und genau diese Feinheiten der Sprache kann man nicht übersetzen.

Ein anderes Beispiel ist die moderne hebräische Wortkombination MACHBESAT MILIM – wörtlich bedeutet: Wäscherei der Worte. Auf Deutsch nennt man dieses linguistisch-politische Phänomen einfach Euphemismus oder Beschönigung. Wer z.B. das Gefühl hat, verarscht zu werden, immer wenn über „Deutsche mit Migrationshintergrund“ diskutiert wird, anstatt das Kind beim Namen zu nennen, der weiß ganz genau was die Israelis unter Wäscherei der Worte verstehen.

Das Problem mit dieser linguistischen Waschmaschine ist, dass sie die Flecken tatsächlich beseitigt, die Wörter hingegen stinken einfach weiter. Denn heute weiß jeder mittelmäßige desinteressierte Gesamtschüler, worauf sich der Begriff „Deutscher mit Migrationshintergrund“ bezieht. Höchstwahrscheinlich ist das auch der Grund, warum die deutsche Presse neulich einen neuen Kurs eingeschlagen hat: Anstatt die Wörter zu waschen, lässt man sie einfach verschwinden.

Heute hat der TAGESSPIEGEL über Krawalle, brennende Autos und Angriffe auf Polizeikräfte in schwedischen Vororten berichtet. Wer aber randaliert ist im Schatten der politischen Korrektheit geblieben. Im Untertitel stand: Jugendliche. Weil ich aber nicht glauben könnte, dass schwedische Jugendliche massenhaft und hemmungslos auf die Polizei und die Rettungskräfte losgingen, las ich einfach weiter.

Nach ein paar Zeilen habe ich einen kleinen Hinweis bekommen: Die Vororte sind Einwanderer-Vororte. Aber was soll man unter Einwanderern verstehen? Geht es um eine moderne Version des britischen Kolonialismus? Oder vielleicht haben wir in diesem Fall mit einer skrupellosen amerikanische Kolonie zu tun, die die Schweden aus ihrem Land vertreiben wollen, genau wie vorher die Indianer? Tragen diese Einwanderer irgendwelche kulturellen Merkmale, die vielleicht auch erklären könnten, warum sie Rettungskräfte angreifen und Autos abfackeln, oder geht es hier um eine Sekte von Pyromanen?

Liest man noch ein bisschen weiter, bekommt man noch einen Hinweis: „Ein Polizeisprecher machte Jugendbanden und Kriminelle für die Gewalt verantwortlich.“ Und als Auslöser gilt der Tod eines bewaffneten Mannes im Stadtteil Husby. Um das Rätsel zu lösen, wollen wir mal sehen, wer in diesem Stadtteil von Stockholm lebt. Dieses öffentliche Geheimnis will der TAGESSPIEGEL aus irgendwelchem Grund nicht verraten. Laut Wikipedia aber leben in Husby vor allem Türken, Libanesen, Syrier, Iraker und Somalier. 81,9% der Einwohner haben ausländische Herkunft.

Es wäre mir lieber zu wissen, dass hinter einer solchen abwegigen Schilderung der Realität eine klare Absicht steckt. Ich fürchte aber, dass dies nicht der Fall ist. Ich fürchte, dass die Gutmenschen wirklich glauben, dass man asiaatische und kanadische Einwanderer in einen Topf mit Libanesen und Türken werfen kann, ohne dadurch die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung auf dem Altar des Gutmenschentum zu opfern.

Dienstag, 21. Mai 2013

Körbchen gut, alles gut

von Dr. Eran Yardeni

Gute Nachrichten: Frauen mit einem Brustumfang, der den Normen der Aufnahmegesellschaft entspricht, können sich rasch und reibungslos in den Arbeitsmarkt integrieren und zwar unabhängig von der Frage, woher sie stammen und welcher Konfession sie angehören!

Wer sich von dieser Aussage provoziert fühlt, wer der Meinung ist, dass es hier um vulgären Sexismus geht, der soll sich nicht bei mir beschweren, sondern bei der Kolumnistin Hatice Akyün, es sei denn, man kann den folgenden Abschnitt aus ihrer letzten Kolumne (Tagesspiegel, 20.5.2013) anders verstehen:

„Meine Integration in den Arbeitsmarkt fand übrigens ohne jedwede Diskriminierung durch meine Herkunft statt. Und im Nachhinein betrachtet war das nicht Ausdruck kultureller Fortentwicklung, sondern lediglich der Tatsache geschuldet, dass meine eigene Körbchengröße offenbar so den Normen entsprach, dass Männer glatt über meine anatolischen Gesichtszüge hinwegsehen konnten.“

Ob man die innere Logik dieser genialen Theorie auch auf die Penisgröße bei Männern anwenden kann, ist noch nicht ganz klar. Man darf aber nicht ausschließen, dass die Penisgröße mit den Erfolgschancen von Migranten umgekehrt korreliert. In meinem Fall ist es so: Ich habe mich relativ gut integriert, dafür leide ich enorm unter meinem winzig kleinen Penis.

Wie kam aber die renommierte Kolumnistin auf die Idee, dass ihre Integrationsgeschichte etwas mit ihrer „Körbchengröße“ zu tun hat?

Dieses bahnbrechende Gedankengebäude entwickelte Frau Akyün vor dem Hintergrund des traurigen Schicksals von Angelina Jolie. Mit dem Titel „Brüste im Kopf“ beschwerte sie sich darüber, „dass der Wert einer Frau danach bemessen werden soll, was mit ihren Brüsten ist“.

Was ein bisschen im Schatten blieb, war die Verbindung zwischen diesem nachvollziehbaren Protest und der nüchternen Art und Weise, mit der über die mutige Entscheidung von Jolie in der Presse berichtet wurde. In diesem Zusammenhang darf man auch nicht vergessen, dass Jolie selbst in dem Film „Lara Croft: Tomb Raider“ ihre Brüste zum Thema gemacht hat, und dadurch zu der Entstehung der Standards beigetragen hat, gegen die Frau Akyün jetzt protestiert.

Das ist aber nicht alles – das Beste kommt immer am Ende. Und am Ende fast jeder Kolumne zitiert Frau Akyün ihren Vater: „Liebe nicht denjenigen mit schönem Gesicht, sondern denjenigen mit einem schönen Geist.“ Was machen wir aber mit denjenigen, die über beide Eigenschaften verfügen

Sokrates und Platon haben immer hartnäckig darauf bestanden, dass Ästhetik und Ethik untrennbar sind. Aber auf der anderen Seite, was verstehen sie schon davon. Männer haben nur Brüste im Kopf.

Montag, 20. Mai 2013

Das Dilemma der Quotenfrau

von Dr. Eran Yardeni

Als stolzer junger Soldat der israelischen Armee habe ich relativ sehr schnell begriffen, was ich tun sollte, wenn für irgendwelche Aufgaben Freiwillige gesucht wurden: Ich muss mich unbedingt melden. Nicht aus moralischen Gründen und nicht weil es irgendwo vielleicht in der Heiligen Schrift steht, sondern aus rein praktischen Erwägungen: Denn was freiwillig beginnt, kann schnell zur Pflicht werden, falls keiner sich „freiwillig“ meldet. Meldet man sich aber „freiwillig“, so kann man seine opportunistische Kalkulation hinter dem Deckmantel der Kameradschaft verbergen.

Diese Lektion hat mich stärker geprägt als mein erster Sex, damals in dem Kibbuz als ich 16 war. Und zwar so tief, dass mir ca. 16. Jahre nach dem Ende meiner Wehrpflicht jede Wortkombination, die das Adjektiv „freiwillig“ oder das Nomen „Freiwilligkeit“ enthält, ziemlich verdächtig vorkommt.

Vor diesem Hintergrund sollte man das am 17.5.2013 auf SPIEGEL-ONLINE erschienene Interview mit der SPD-Wahlkämpferin Gesche Joost lesen. Vor allem, was sie zum Thema Frauenquote zu sagen hat.

Auf die Frage, ob sie sich vorstellen kann, Panels und Konferenzen zu meiden, die fast ausschließlich aus Männern bestehen, hat die Wahlkämpferin folgendes geantwortet: 

„Sagen wir es mal so: Eine feste Quote von fifty-fifty für jede Gesprächsrunde wäre mir zu radikal. Aber klar ist, dass sich etwas ändern muss. Gerade wurde ich wieder in ein Gremium eingeladen, das fast nur aus Männern bestand. Da habe ich mich dann beschwert und gesagt: Das kann doch nicht euer Ernst sein. Eine Selbstverpflichtung von Redaktionen und Veranstaltern, dass in Talkshows oder Panels stets beide Geschlechter vertreten sein müssen, würde ich sehr begrüßen.“

Selbstverpflichtung ist in der Terminologie der deutschen Frauenpolitik eine Variante der erzwungenen Freiwilligkeit – oder besser gesagt: Ihr Vorläufer. Man kann sich aber sehr gut vorstellen, was passieren wird, wenn diejenigen, von denen es erwartet wird, dass sie sich freiwillig verpflichten, das nicht tun. Sie werden höchstwahrscheinlich gezwungen werden, sich freiwillig zu verpflichten. Und wie macht man das? In diesem Film waren wir schon, man droht mit Gesetzen, die eine feste Quote vorschreiben würden.

All das hat Frau Joost natürlich nicht gesagt und es mag wohl sein, dass es hier nur um eine wilde Assoziationskette geht - aufgrund meiner militärischen Vergangenheit. Aber auch wenn ich die Frage, was die DAX-Konzerne motivierte, sich für den Ausbau des Frauenanteils in Führungspositionen einzusetzen, nicht ganz eindeutig beantworten kann, frage ich mich trotzdem, ob es nicht die legislative Peitsche war, die ihnen als Wegweiser diente. Denn jeder weiß, dass die erzwungene Freiwilligkeit das kleinere Übel ist, weil sie wenigstens mehr Entscheidungsspielraum bietet als ein zementiertes Gesetz.

Aus dem Interview mit Frau Joost geht noch etwas Interessantes hervor. Und zwar, welche verheerenden Auswirkungen und Nebenwirkungen die Idee der Frauenquote auf den gesellschaftlichen Ruf der Frauen schon bewirkt hat. Was hier zwischen den Zeilen steht, kann vielleicht die Problematik der Einführung einer Frauenquote am klarsten zeigen:

SPIEGEL ONLINE: Wenn man über Sie liest, fallen meist die Attribute jung und weiblich. Fühlen Sie sich als Quotenfrau im Kompetenzteam?

Joost: Das war sicher nicht Grund meiner Berufung ins Kompetenzteam. Trotzdem finde ich den Begriff nicht schlimm, ich bin ein echter Fan der Frauenquote. Ich habe in meiner Laufbahn viele Gremien, Unternehmen und Stiftungen von innen gesehen. Da sitzen meist nur Männer, und zwar 60 plus. Dafür habe ich kein Verständnis mehr, das geht so nicht.

Warum war die Frauenquote „sicher nicht der Grund“ für Ihrer Berufung, Frau Joost? Warum bekomme ich den Eindruck, dass Sie sich in der Position einer „Quotenfrau“ nicht ganz wohl fühlen? Und wenn das der Fall ist, warum schieben Sie andere Frauen genau in diese Falle? Denn nicht als Quotenfrauen wollen Frauen gedeihen, sondern eher als gleichberechtigte Menschen. 

Und zwischen den Beiden bleibt ein enormer Unterschied. 

Samstag, 18. Mai 2013

Pussy-Philosophie

von Dr. Eran Yardeni

Ich bin ein Mann. Ich denke mit meinen Genitalien. Ich habe eine grausame Welt geschaffen, in der Frauen auf ihre Geschlechtsteile reduziert werden. Mein Hauptmotiv war: Neid.

Schließlich will ich auch als Sexobjekt betrachtet werden, das passiert aber nicht. Würde eine exotische Frau - und für einen kleinen orientalischen Juden wie mich ist jede deutsche Frau exotisch - meine ganze Existenz, meine ganze Persönlichkeit, alle meine intellektuellen Leistungen und moralischen Tugenden auf meinen kleinen beschnittenen Penis reduzieren, würde ich gar nichts dagegen haben.

Gegen eine solche brutale Verdinglichung meines Wesens würde ich nicht protestieren. Auf gar keinen Fall würde ich mich auf das Barbie-Haus stürzen, wie damals Titus auf Jerusalem, als wäre das rosige Haus ein Konzentrationslager oder eine Todesfabrik, dessen eingesperrte Insassen mit ihren letzten Kräften um ihre Freiheit ringen.

Es mag aber wohl sein, dass meine stoische Gelassenheit und geschlechtliche Gleichgültigkeit damit zusammenhängt, dass ich aus natürlichen Gründen dazu neige, mit meinen Genitalien zu denken, was aber immerhin bedeutet, dass ich denken kann. Und neulich habe ich mir gedacht, dass es entweder ironisch oder tragisch, auf gar keinen Fall aber zufällig ist, dass die Mehrheit der Femen, die ihre kunterbunten Titten und ihre Sexualität benutzen, um unser geschlechtliches Weltbild zu entsexualisieren, genau so aussieht, wie die Frauen, über die ich fantasiere.

Es scheint, dass ausgerechnet die Femen, die Vorkämpferinnen des unterdrückten Geschlechts, mit ihrem Aussehen, das sie ganz bewusst als politische Waffe benutzen, die ästhetischen Maßstäbe und Kriterien der männlichen Welt verkörpern. Wenn es tatsächlich in Deutschland so etwas wie eine “strukturelle Unterdrückung” der Frauen durch die Männer gibt, dann repräsentieren die Femen nicht ihre Ablehnung sondern eher ihre Verinnerlichung.

Die Brutalisierung des Diskurses kommt in einem Interview mit Alexandra Schewtschenko ans Tageslicht . Es ist auch ein Zeichen für die Chauvinisierung des Feminismus. Schewtschenko behauptet, es ginge ihr um die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Gleichzeitig will sie das Matriarchat:

ZEIT ONLINE: Was steht am Ende Ihrer Revolution?
Schewtschenko: Das Matriarchat, das hoffe ich doch.
ZEIT ONLINE: Wann ist es soweit?
Schewtschenko: Ich weiß es nicht genau, vielleicht 2017, genau hundert Jahre nach jener russischen Revolution, die die Zarenherrschaft beendete. Wenn es so weit ist, müssen wir kämpfen. Dann wird wieder Blut fließen. Die Revolution wird brutal.
ZEIT ONLINE: Wessen Blut?
Schewtschenko: Das der Männer.
ZEIT ONLINE: Ich möchte gar nicht gegen Sie kämpfen.
Schewtschenko: Vielleicht nicht gegen Sie, ich kenne Sie nicht. Aber gegen Putin, Lukaschenko, Typen wie Berlusconi und Platini. 

Der arme Journalist soll dankbar sein, dass die gnädige Aktivistin ihn noch nicht kennt. Wäre das der Fall, müsste er die Revolutionärin darauf aufmerksam machen, dass in einer matriarchalischen Gesellschaft, ebenso wie in einer patriarchalischen, Männer und Frauen per Definition nicht gleichwertig sein können.

Und wer das Wesen der Diktatur auf die Männlichkeit des Diktators reduziert, der sollte vor dem Ausbruch der Revolution noch mal schnell FKK-Ferien machen, um sich den kleinen Unterschied aus der Nähe anzusehen.