Dienstag, 28. Februar 2023

Habeck plant Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen

von Thomas Heck...

Der Irre im Wirtschaftsministerium schreitet uneghindert weiter vorhin, dass Land und seine Wirtschaft weiter mit Vollgas in den Abgrund zu steuern. Nachdem die Stromversorgung "reformiert" wurde ist nun der Wohnungsbau dran, dem immer mehr Steine in den Weg gelegt werden. Wer das alles umsetzen soll, ist ungeklärt. Wo der Strom herkommen soll, der diese neuen Geräte zuverlässig versorgen soll, steht in den Sternen. Ideologie schlägt Wirtschaftskompetenz. Grüne Politik halt. Habeck lenkt die Wirtschaft nach Gutsherrenart.


Laut einem Bericht der „Bild", will Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) neue Öl- und Gasheizungen nahezu verbieten. Bereits ab 2024 sollen die ersten Schritte erfolgen. Habeck werde dazu bald einen Gesetzentwurf vorlegen, der dem Blatt vorliegt, heißt es.

Konkret wird berichtet, dass ab 2024 ausschließlich Heizungen neu eingebaut werden dürfen, die aus „mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien“ Wärme gewinnen. Damit sei es nicht mehr möglich, reine Gas- oder Ölheizungen neu zu verbauen. Bereits eingebaute Heizungen sollen 30 Jahre weiter betrieben werden dürfen. Danach sei ein Austausch von Nöten.

Was sonst noch im Gesetzentwurf steht:Ab 2025 sollen außerdem die neuen Anlagen mit sogenannten Smartmetern ausgestattet werden, damit diese aus der Ferne ablesbar sind.

Ab 2045 sei ein generelles Betriebsverbot für Öl- und Gasheizungen geplant.

Der Ökologie- und Umweltforscher Stefan Holzheu erklärt auf Twitter, dass es auch Klimaschutzgründen „absolut vernünftig“ sei, dass ab 2024 keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden sollen. Grundsätzlich sei dies kein Totalverbot, da auch noch immer „eine Hybridlösung aus Wärmepumpe und Gasbrennwert“ eingebaut werden könne.

Habeck plant Verbot von Öl- und Gasheizungen

Vor einigen Tagen hatte Bundeswirtschaftsminister Habeck bereits einen starken Förderbedarf für den verstärkten Umstieg auf klimafreundliche Heizungen angekündigt. Der Grünen-Politiker sagte am Mittwoch, die Förderung müsse so sein, dass Menschen auch mit kleinerem Geldbeutel nicht davon abgehalten würden, ein Haus zu sanieren, eine Wärmepumpe einzubauen oder den Gasbrenner rauszunehmen.

Die Bundesregierung müsse finanziell die Möglichkeiten schaffen, dass man die Differenz zu einer Gasheizung, die günstiger sei, tragen könne - bis der Hochlauf da sei und die Technik günstiger geworden sei. Das werde sich zwar auf der Strecke relativieren, so Habeck: „Aber am Anfang sehe ich einen starken Förderbedarf, damit die Notwendigkeit, klimaneutrale Wärme zu erzeugen, nicht zu sozialpolitischen Problemen führt.“

Habeck sieht starken Förderbedarf bei Heizungsumbau - Kritik von der FDP

Geplant ist laut Medienbericht, dass Habeck das Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen ab Anfang März von der Ampel-Koalition absegnen lässt. Bereits vor einigen Monaten zitierte der „Spiegel“ ein gemeinsames Papier des Bau- und Wirtschaftsministeriums. Auch darin hieß es, dass Hausbesitzer ab 2024 nur noch Heizungen installieren, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen. Damals wurde jedoch berichtet, dass die Regierung den Hausbesitzern gewisse Möglichkeiten bieten wolle, um die eigens beschlossenen Vorgaben einzuhalten: Wärmepumpen und Hybridgeräte, Gasheizungen mit nachhaltigem Biomethan, grünem Wasserstoff oder anderen grünen Gasen, Biomasseheizungen, Stromdirektheizungen oder der Anschluss an ein Fernwärmenetz.





Frisch Erbrochenes von Sahra Wagenknecht...

von Thomas Heck...

Die gestrige "Hart aber Fair"-Sendung hätte eigentlich die Mischung gehabt, die man sich in der derzeitigen Medienlandschaft eher öfter wünschen würde: Unterschiedliche Meinungen, Diskurs anstatt den üblichen regierungskonformen Einheitsbrei. Doch die Realität ist dann doch wieder nur die  übliche übelriechende weil ideologische Melange, die in ihrer populistischen Militanz brandgefährlich ist. Ich weiß dabei nicht, was ich mehr verachten soll.

Auf der einen Seite eine der Stellvertreter Putins in Deutschland, die Linke Sahra Wagenknecht, die man in ihrer ideologischen Verbohrtheit überhaupt nicht mehr ertragen kann, der man aber auch den Mund nicht wirklich verbieten kann, solange keine russischen Truppen kurz vor Berlin stehen. Bei ihr weiß man allerdings, es gibt auch Ossi, die die Mauer wiederhaben wollen. Und zwar 3 Meter höher. Auf der anderen Seite Politiker, die in ihrer nationalen Besoffenheit zugunsten der Ukraine eine Tatkraft an den Tag legen, die ihnen angesichts einer deutschen Flagge niemals in den Sinn gekommen wäre, die in ihrer gesamten politischen Laufbahn Bundeswehr und NATO abgelehnt hatten und heute plötzlich zu Militärexperten bis hin zum Militaristen mutieren. Am Ende die übliche Erkenntnis, dass man sich diese Sendung auch hätte ersparen können.


„Hart aber fair“ führt die Irrtümer der Linken Sahra Wagenknecht gnadenlos vor Augen. Doch das kümmert sie nicht. Herfried Münkler findet das „Manifest“ von ihr und Alice Schwarzer zum Ukrainekrieg „gewissenlos“. So ging es rund.

Geirrt hatten sich vor einem Jahr viele, doch es ist schon frappierend, Sahra Wagenknecht bei „Hart aber fair“ zu erleben, diese Mischung aus Pikiertheit und scheinbar genauer Argumentation, um sie dann mit genau derselben Miene einer zu Unrecht Angefeindeten Folgendes sagen zu hören, in einem Einspieler der Talkshow „Anne Will“ vom 20. Februar vorigen Jahres, vier Tage vor Putins Überfall auf die Ukraine: Russland habe „faktisch kein Interesse“ an einem Einmarsch in die Ukraine und weiter: „Wir können heilfroh sein, dass Putin nicht so ist, wie er dargestellt wird, nämlich ein durchgeknallter russischer Nationalist, der sich daran berauscht, Grenzen zu verschieben. Denn wäre es tatsächlich so, dann wäre wahrscheinlich Diplomatie hoffnungslos verloren, und ich möchte mir eigentlich nicht ausmalen, wie lange Europa noch bewohnbar wäre.“

Selbsttäuschung einer Berauschten

Wie gesagt, geirrt hatten sich damals viele, aber diese komplette Fehleinschätzung, so selbstbewusst vorgetragen wie alles, was Wagenknecht vorträgt, ihr völliges Falschliegen bei „Anne Will“, bestimmt unentrinnbar ihre Wahrnehmung im weiteren Verlauf von „Hart aber fair“, wo unter der Überschrift „Frieden mit Putins Russland: Eine Illusion?“ noch einmal politisches Illusionstheater geboten wurde. Der Eyeopener gleich zu Beginn: Wagenknechts Stimme ist ja dieselbe, mit der sie vor einem Jahr sich so verhauen hatte! Mit diesem Tonfall einer zu Unrecht Angefeindeten! Mit diesem Gestus einer Geschundenen, die sich was traut!

Stimme und Gestus halten nun nicht mehr, was sie versprechen, mit „Anne Will“ im Ohr erscheinen sie wie Makulatur, wie Selbsttäuschungen einer Berauschten. Was natürlich wiederum eine Täuschung des Publikums ist, denn, erstens, irren ist menschlich, und Wagenknecht redet – zweitens – zu intelligent, als nun sämtliche ihrer Worte in den Wind eines ein Jahr alten Zitats zu schlagen, das, noch einmal, so ähnlich seinerzeit von vielen Leuten zu hören war.

Aber warum nun, nachdem sich Putins Bild des Grenzen verschiebenden Neoimperialisten bestätigt hat, die ganze Hoffnung auf sofortige Verhandlungen setzen, wo Diplomatie für Wagenknecht bei diesem Putin-Bild doch erst hoffnungslos verloren galt? Darauf, auf diesen ihren Selbstwiderspruch, geht die „Noch“-Linke, wie sie sich selbst beschreibt, lieber gar nicht erst ein.


Münkler: Ein „gewissenloses Manifest“

Ein ebenbürtiger Gegner wie der Politikwissenschaftler Herfried Münkler dekonstruierte bei „Hart aber fair“ das Gespinst der Wagenknecht dann doch auch ohne jede Bezugnahme auf eine vorab von „Anne Will“ gelenkte Wahrnehmung. Münkler nahm zum täglichen Talkshow-Thema „Alle wollen Frieden, bloß wie?“ noch einmal den Akzent auf, den er im „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesetzt hatte, wo er den Aufruf von Wagenknecht und Alice Schwarzer als ein „gewissenloses Manifest“ disqualifizierte: „Die Vorstellung, man könne Frieden herstellen, indem man ,Frieden!' ruft, ist mir zuwider. Dieses Manifest, und das nehme ich Schwarzer und Wagenknecht besonders übel, desavouiert die gesamte Idee des Pazifismus. Wer das Wort Frieden nicht bloß für eine beliebige Wünsch-dir-was-Vokabel hält, muss dem mit Entschiedenheit entgegentreten.“

Auch wenn Münklers Schwerpunkte Politische Theorie und Ideengeschichte ihn etwas theorie- und ideenverliebt erscheinen ließen, so als habe er mit einer handhabbaren Typologie der Kriege den Masterplan zum Frieden in der Tasche – also trotz dieser gewissen Seminarseligkeit, die Münkler verströmt –, traf sein Spott während der Sendung dann doch mitten ins Herz der Wagenknecht-Versteher, als er meinte, es reiche nicht, „mit Füßchen“ aufzutreten und zu sagen: „Ich will aber, dass Frieden herrscht.“ Vielmehr müsse man, den aufs Ganze gehenden Putin vor Augen, „die ukrainische Armee befähigen, den Russen deutlich zu machen auf dem Schlachtfeld, dass sie ihre Kriegsziele nicht erreichen können oder dass sie einen Preis dafür bezahlen müssen, der höher ist, als sie ihn bezahlen können.“

„Den Frieden gemeinsam erkämpfen“

Der zugeschaltete Sergij Osatschuk, Oberstleutnant der ukrainischen Armee, brachte diese Friedensoption auf die Formel „den Frieden gemeinsam erkämpfen und bekommen“. Sie hob sich von der österlichen Metaphersprache des Publizisten Heribert Prantl ab, dem auf der Linie von Münklers im „Spiegel“ geäußerten Programmsatz „Man muss einen Krieg gedanklich erfassen, um ihn beenden zu können“ folgendes Bild einfiel: „Der Friede ist ein ungelegtes Ei, aber man kann das Nest bereiten, in dem das Ei gelegt werden soll.“


Die unbewegte Miene der wettererprobten Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP war erkennbar keine der Ergriffenheit, sondern eher eine solche der Entschlossenheit, auch diese Wunschpoetik der ungelegten Eier an sich vorüberziehen zu lassen, zumal Prantl, der Dichterkappe ledig, durchaus eine waffenliefernde Bereitschaft zu erkennen gab, die Strack-Zimmermann wiederum Gnade walten ließ gegenüber Prantls nächster, mit Wagenknecht anbändelnder Aufreizung: „Ich denke und hoffe inständig, dass man Verhandlungsbereitschaft auch herbeiverhandeln kann.“ Da war er Willy Brandts bedeutungsschwer intonierten Satz schon losgeworden: „Frieden ist nicht alles. Aber ohne Frieden ist alles nichts.“

Um keine blumigen Missverständnisse aufkommen zu lassen, stellte Münkler klar, dass jedes Hantieren im Ungefähren (pauschale Vorschläge wie „Land gegen Frieden“) dem reinen Herzen mehr als dem klaren Verstand entspringe. Damit spielte er abermals auf sein Denkstück im „Spiegel“ zum Thema „Wie denke ich den Krieg?“ an, wo es heißt: „Die Formel vom ,Nichtseinsollen des Krieges' (Habermas) bleibt kraftlos, wenn es keinen gibt, der das Nichtseinsollen durchzusetzen bereit und in der Lage ist.“ Wer nur auf den Frieden schaue, begreife nichts und vor allem: bewirke nichts.

Das Patentrezeptartige, das von Münklers kühler Analytik ausgeht, ist der etwas falsche Ton, der seine Ausführungen über Leben und Tod auf dem Schlachtfeld begleitet. Wer hätte Strack-Zimmermann zugetraut, bei „Hart aber fair“ die Berliner Demonstration mit Wagenknecht und Schwarzer dann doch „richtig und wichtig“ zu finden? Denn in Russland bleibe so eine Demonstration bis auf Weiteres ein Traum.



Wenn der pflegebedürftige Rentner dem Flüchtling weichen muss...

von Thomas Heck...

Die Schlagzeile liest sich wie eine Verschwörungstheorie einer ausländerfeindlichen Gruppierung: Deutsche verlieren Wohnung wegen Flüchtlinge. Was bislang tatsächlich in den Bereich der Hirngespinste zu verorten gewesen wäre, ist plötzlich Realität geworden und hängt ab sofort wie ein Damoklesschwert über jede Mieter in Deutschland: Die Gefahr, wegen Flüchtlingen seine Wohnung zu verlieren. Doch jetzt ist diese Realität in Deutschland angekommen. Eine weitere Verschwörungstheorie, die sich mittlerweile als wahr erwiesen hat. 

Erst der Wohnungsverlust 40 langjähriger Mieter in Lörrach, von der taz noch zum Nicht-Skandal deklariert, weil die Wohnungen sowieso abgerissen worden wären, nun die Kündigung für 110 Bewohner eines Altenpflegeheims, lassen auch den stärksten Befürworter eines Migrationspolitik zweifeln.

Leider muss man konstatieren, dass niemand mehr sicher ist, seine Wohnung aufgeben zu müssen, weil Vater Staat oder Mutter Kommune den Wohnraum für Flüchtlinge benötigt. Ein Fall aus Berlin, wo mehrfach traumatisierte Flüchlinge mehr wert sind, als Senioren im Altenheim, die immerhin dieses Land nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebaut haben. So geht man in diesem Land mittlerweile mit den Bürger um. Seien Sie also nicht allzu überrascht, wenn auch Ihnen eines Tages die Kündigung des Vermieters ins Haus flattert. Wenn es schon pflegebedürftige Heimbewohner trifft, sollte sich niemand mehr sicher fühlen. Beim Rauswurf aus dem Stift weinten die alten Menschen.

Umso perfider, als die letzten Jahre unsere Politiker die Senioren dieses Landes um jeden Preis vor einem imaginären Virus retten wollten. Heute schmeisst man Sie aus den Heimen oder sie können die Heimkosten nicht mehr tragen...

„Plätze für mehrfach traumatisierte Schutzbedürftige“ -Berliner Kirchenstift wirft 110 Senioren raus - und bringt dafür Geflüchtete unter, so titelt der FOCUS.

Das Altenpflegeheim „Wohnen & Pflege Schillerpark“ im Berliner Bezirk Wedding: Bereits die Hälfte der Bewohner hat die Einrichtung verlassen.


In Berlin ist 110 Bewohnern eines Altenpflegeheims überraschend gekündigt worden. Betreiber und Vermieter gehören als kirchliche Einrichtungen zur Berliner Diakonie. Pikant: In dem Gebäude werden nun Flüchtlinge untergebracht, was wegen öffentlicher Zuschüsse viel lukrativer als Altenpflege ist.

Jeder, der sich schon mal mit dem Thema Altenpflege beschäftigt hat, weiß: Nichts zählt so sehr wie ein sicherer Heimplatz, um dem pflegebedürftigen Familienmitglied den Lebensabend so angenehm und stressfrei wie möglich zu organisieren. Wichtig ist dabei nicht zuletzt auch die Nähe des Heims zu Angehörigen.

Verwunderung und Verzweiflung in der Berliner Johannesstift-Diakonie waren daher auch groß, als klar wurde, dass das Altenpflegeheim „Wohnen & Pflege Schillerpark“ im Berliner Bezirk Wedding keine Zukunft mehr haben würde. Ausgelegt für 141 Heimbewohner, war das perfekt passende Gebäude in der Müllerstraße 2006 auf einem großen Gelände vom Paul Gerhard Stift angemietet worden. Als Mindestpachtzeit wurden nach Angaben des Johannisstifts 25 Jahre vereinbart, inklusive der Option zur Verlängerung.

Berliner Pflegeheim soll raus: Kirchenstift meldet Eigenbedarf an

Die Zukunft des Pflegeheims für Bewohner und Betreiber begann sich jedoch schon zehn Jahre vor Ablauf des Pachtvertrages in Luft aufzulösen, als das Paul Gerhardt Stift 2021 Eigenbedarf anmeldete, erklärt Lilian Rimkus, Sprecherin des Johannisstifts, FOCUS online. Das Pflegeheim sei damals gemeinsam mit einer ambulanten Pflegestation und einem Seniorenwohnheim, das vom Paul Gerhard Stift selbst betrieben wird, als zusammenhängender Pflegekomplex konzipiert worden.

Da inzwischen auch der ambulante Pflegebetrieb seine Sachen packen muss, machte sich selbst unter den Bewohnern des Seniorenwohnheims vom Paul Gerhard Stift Sorge um die Zukunft breit. Ein Angehöriger eines Mieters wurde jedoch stutzig, als ihm Mitte November eine Stellungnahme in die Hand fiel, die dort zirkulierte und von Pfarrer Martin von Essen, dem Vorsteher des Paul Gerhard Stifts, unterzeichnet worden war.

Erklärung von Vorsteher liest sich, als hätte der andere Kirchenstift auf Kündigung gedrängt

Kurios: Die Erklärung liest sich, als ob die Johannisstift Diakonie den Mietvertrag gekündigt hätte. Zudem ist von dem begehrten Eigenbedarf des Paul Gerhardt Stifts keine Rede, sondern lediglich von einer „Schließung“ des Pflegeheims. Ebenso wenig informiert von Essen auch darüber, dass der Mietvertrag eigentlich bis 2031 laufen sollte. Stattdessen schreibt er von einer „Vereinbarung“, in der sich Pflegeheimbetreiber und Vermieter Ende 2021 auf eine „Gebäudenutzung“ bis Ende 2024 geeinigt hätten.

Kurz vor Ende der Stellungnahme hebt der Pfarrer und Stiftsvorsteher eine „jahrzehntelange Erfahrung“ in der Geflüchteten-Arbeit hervor. Und kündigt abschließend an, dass das Refugium des Stifts die „Plätze für mehrfach traumatisierte Schutzbedürftige“ ab Ende 2022/2023 „erweitern“ werde.
 
In Kirchenkreisen gilt es allerdings als offenes Geheimnis, dass der Betrieb eines Flüchtlingsheims finanziell ungleich attraktiver ist als der eines Altenpflegeheims.


Flüchtlinge statt Senioren: Zähneknirschend Einvernehmen über vorzeitiges Mietende erzielt

Der Fall um den Rauswurf von 40 Mietern städtischer Wohnungen in Lörrach zeigte bereits in der vergangenen Woche, wie hoch der Druck der Kommunen inzwischen bei der Unterbringung von Flüchtlingen ist. Eine Frage ganz anderer Dimension aber ist, wenn ein Kirchenstift Eigenbedarf für ein Gebäude anmeldet, das noch für mehr als ein Jahrzehnt als Pflegeheim genutzt werden sollte, um stattdessen Flüchtlinge darin einzuquartieren.

Eine Kündigung ist offenbar vom Paul Gerhard Stift nicht ausgesprochen worden. Dies wäre juristisch bei einer geplanten Einrichtung eines Flüchtlingsheimes ohnehin problematisch gewesen, da dies im Gegensatz zu einer Sanierung nicht als Eigenbedarf deklariert werden kann. Trotz „intensiver Gespräche“ mit dem Paul Gerhard Stift sei es jedoch über Monate nicht gelungen, eine gemeinsame Lösung zu finden, bekräftigt Lilian Rimkus, da das Johannisstift nach wie vor an einer „langfristigen Lösung in dem Gebäude des Paul Gerhardt Stifts“ interessiert gewesen sei.

Am Ende habe man zähneknirschend, aber „im Einvernehmen“ der Vereinbarung über das um zehn Jahre vorgezogene Ende des Mietvertrages zugestimmt. Und anschließend noch um ein weiteres Jahr antizipiert, da sowohl Bewohner als auch Mitarbeiter begannen, sich um längerfristige Wohn- und Arbeitslösungen zu kümmern.
 
Stiftsleiter schweigt zum Grund für den beanspruchten Eigenbedarf

Die schriftliche Frage von FOCUS online an Stiftsleiter Martin von Essen, aus welchem Grund denn sein Stift Eigenbedarf an dem Gebäude des Pflegeheims angemeldet hatte, ließ der Geistliche einfach unbeantwortet. Stattdessen schickte er jene Stellungnahme, der er am 13. November in dem Seniorenwohnheim schon verteilt hatte. Sie endet mit der Bemerkung: „Die Entscheidung zur Umnutzung wurde nach dem vorzeitig geänderten Vertrag getroffen“. Aber selbst der „vorzeitig geänderte Vertrag“ kam nur zustande, weil von Essen Eigenbedarf an dem Gebäude des Pflegeheims für seinen Stift angekündigt hat. Von einer plausiblen Erklärung zum „warum“ auch hier: keine Spur.

In Kirchenkreisen gilt es allerdings als offenes Geheimnis, dass der Betrieb eines Flüchtlingsheims finanziell ungleich attraktiver ist als der eines Altenpflegeheims. Der Grund: Für Flüchtlingsheime zahlt das Land so viele Zuschüsse, dass sie im Gegensatz zu kostenintensiveren Pflegeheimen schnell schwarze Zahlen schreiben.
 
Hälfte der Bewohner musste das Pflegeheim in Berlin schon verlassen

Knapp die Hälfte der 110 Bewohner, die zur Zeit der Bekanntgabe der Schließung Mitte September im Heim lebten, haben laut Lilian Rimkus bis zum Jahresende das Heim verlassen müssen. Der anderen Hälfte sei bis Ende 2023 gekündigt worden. Allen Bewohnern sei angeboten worden, sofort in andere Pflegeeinrichtungen der Johannesstift Diakonie umzuziehen. „Dies wurde zu unserem großen Bedauern nur begrenzt wahrgenommen, hauptsächlich wegen der dadurch entstehenden fehlenden räumlichen Nähe zu Angehörigen.“ Zudem unterstütze der Sozialdienst alle Bewohner auch bei der Suche nach Einrichtungen andere Anbieter.
 
Knapp die Hälfte der 110 Bewohner, die zur Zeit der Bekanntgabe der Schließung Mitte September im Heim lebten, haben laut Lilian Rimkus bis zum Jahresende das Heim verlassen müssen.


Angehöriger entsetzt: Pflegebedürftige Senioren vor vollendete Tatsachen gestellt

Der Angehörige des Mieters aus dem Seniorenwohnheim des Paul Gerhardt Stifts, der FOCUS online auf den Fall aufmerksam gemacht hatte, zeigt sich irritiert über das Gebaren der evangelischen Einrichtungen, auch wenn sein Familienangehöriger von den Schließungen nicht betroffen ist.

Sicher könne man verschiedener Meinung sein, was ein „höheres ethisch-moralisches Gut“ sei: „hochbetagten, pflegebedürftigen Mitbürgern im wohlverdienten Lebensabend medizinisch und pflegerisch zur Seite zu stehen oder wegen Hunger und Bürgerkrieg aus ihrer Heimat Geflohenen zu helfen“.

Dass aber ausgerechnet religiöse Stifte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz keine gemeinsame Lösung gefunden hätten und „pflegebedürftige Senioren vor die Tür setzen, die ihr ganzes Leben lang immer brav Kirchensteuer gezahlt und Kollekten gegeben haben, ist keine schöne Angelegenheit“, sagt der Angehörige.


Im Drama um die Umwandlung des Pflegeheims der Johannesstift Diakonie (JSD) in ein Flüchtlingsheim meldet sich jetzt das Landesamt für Flüchtlinge (LAF) zu Wort!

Am Montag wurde bekannt, dass das Paul Gerhardt Stift (PGS) auf seinem Gelände an der Müllerstraße in Wedding seit Mitte Februar ein Pflegeheim der JSD zur Unterbringung von Flüchtlingen nutzt.

Gegenüber B.Z. hieß es vom Paul Gerhard Stift: „Die Umnutzung des Pflegeheimes war keine wirtschaftliche Entscheidung, (…) sondern rührt aus den Bedarfen des Landesamts für Flüchtlinge.“

Klingt, als habe die Flüchtlingsbehörde beim PGS um Plätze gefragt.

Das dementiert das Flüchtlingsamt. LAF-Sprecher Sascha Langenbach zur B.Z.: „Wir sind nicht mit einer Bitte an das PGS herangetreten. Sie sind auf uns zugekommen.“ Vor vier Wochen habe die kirchliche Einrichtung das LAF kontaktiert und Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten.

„Da wir das Containerdorf für Flüchtlinge in Reinickendorf schließen müssen, haben wir das Angebot natürlich gerne angenommen“, sagt Langenbach. In dem Gebäude an der Müllerstraße seien seit dem 15. Februar ukrainische Flüchtlinge untergebracht, für bis zu 125 sei Platz.

Das Paul Gerhard Stift äußerte sich auf B.Z.-Anfrage nicht. Das Pflegeheim war seit 2006 von der Johannesstift Diakonie betrieben worden, die das Gebäude vom PGS angemietet hatte. Doch 2021 kam es zur Beendigung des Vertrages zwischen PGS und Diakonie bis Ende 2023 wegen Unstimmigkeit bezüglich der Mieterhöhungen.

„Darauf wurde vom PGS der Wunsch geäußert, das Gelände an der Müllerstraße künftig für eigene Aktivitäten zu nutzen“, sagt Johannesstift-Sprecherin Lilian Rimkus.





Montag, 27. Februar 2023

Studie zum Tempolimit eine Fälligkeitsstudie für die Grünen...

von Thomas Heck...

Bei sämtlichen Maßnahmen der Grünen geht es um Ideologie. Selten tatsächlich um Umweltschutz. Daher ist auch allen "wissenschaftlichen Untersuchungen" Vorsicht geboten, die oftmals eher eine Auftragsarbeit für die Grünen darstellen. Nun zerpflücken Forscher eine Studie zum Tempolimit.


Wird von den Grünen seit Langem gefordert: ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen Foto



Diese Studie hat für Schlagzeilen gesorgt: Mit einem Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen könnten bis zu 6,7 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, hieß es in einer Analyse des staatlichen Umweltbundesamtes (UBA) im Januar.

Die Meldung verbreitete sich schnell, schaffte es sogar bis in die „Tagesschau“. Kein Wunder: Bislang war die Behörde lediglich davon ausgegangen, 2,6 Millionen Tonnen CO2 mit Tempolimits einsparen zu können.

Vor allem die Grünen freuten sich über sensationellen Zahlen des Amtes, denn schon seit Jahren suchen sie nach einer Möglichkeit, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf deutschen Schnellstraßen durchzudrücken.

Doch jetzt äußern renommierte Verkehrsforscher Zweifel an den Ergebnissen der Behörde. Im Auftrag der FDP-Bundestagsfraktion haben die beiden Verkehrs-Ökonomen Alexander Eisenkopf (Zeppelin Universität Friedrichshafen) und Andreas Knorr (Uni Speyer) nachgerechnet und kommen zu einem niederschmetternden Urteil: die Behörde schönt ihre Zahlen!

„Realistischerweise“ seien lediglich CO2-Einsparungen von „maximal 1,1 Millionen Tonnen zu erwarten“, haben die beiden berechnet. Das UBA gehe von unrealistischen Annahmen aus und nutze veraltete, fehlerhafte Datensätze, kritisieren die Wissenschaftler.

Fragwürdig sei die Studie gleich an mehreren Stellen, kritisieren die Forscher

► Mit einem Tempolimit würden Autobahnen unattraktiver, behauptete die Behörde in ihrer Analyse. Autofahrer würden damit dazu gedrängt werden, direktere, kürzere Wege über Land- oder Bundesstraßen zu wählen.

Doch Eisenkopf und Knorr halten dagegen: Autofahrer wären letztlich „länger unterwegs, wenn sie auf das nachgeordnete Straßennetz aufweichen würden, auch wenn die Fahrtstrecke kürzer wäre“, schreiben sie in ihrer Analyse.

Folge: höheres Unfallrisiko, erhöhte Lärm- und Schadstoffemissionen sowie erhöhtes Staurisiko auf den Nebenstrecken.

So teuer wäre ein Tempolimit für die Wirtschaft

► UBA-Präsident Dirk Messner hatte zudem behauptet, ein Tempolimit sei „sofort und praktisch ohne Mehrkosten“ zu haben.

Reines Wunschdenken, kritisieren Eisenkopf und Knorr!

Erhöhte Fahrtzeiten im Straßenverkehr führten letztlich zu höheren wirtschaftlichen Verlusten, warnen die beiden Forscher. Durch ein Tempolimit, wie vom Umweltbundesamt gefordert, entstehe ein volkswirtschaftlicher Nettowohlfahrtsverlust von 2,1 Milliarden Euro, rechnen sie vor.

► Mit einem Tempolimit würden viele Bürger zudem aufs Auto verzichten und sich lieber für Bus und Bahn entscheiden, hatte die Behörde behauptet.

Aber auch für dieses Argument fehle jeder Beweis, bemängeln Eisenkopf und Knorr. Denn auf das Auto würden Bürger nur dann verzichten, wenn es „attraktive Alternativen“ gebe.

Letztlich nehmen die Ökonomen Eisenkopf und Knorr die Studie des Bundesamtes heftig auseinander und sparen nicht an Kritik. Stellt sich die Frage: Wollte die Behörde damit vor allem den Grünen einen Gefallen tun?

Spitzen-Grüne nahmen die Steilvorlage daher auch dankend auf:

Eine Geschwindigkeitsbegrenzung sei eine Maßnahme unter mehreren, die die Klimaschutz-Lücke im Verkehr füllen könnte, sagte Parteichef Omid Nouripour. Fast alle Länder der Welt hätten Tempolimits. „Es ist weiterhin mir persönlich nicht verständlich, warum Deutschland diesen Sonderweg geht.“

Fakt ist: Das Umweltbundesamt ist schon seit Jahren Stichwortgeber für Grünen-Politiker. Behördenleiter Messner gibt regelmäßig neue Analysen und Studien aus, die nur zu gut ins Wahlprogramm seiner Partei passen.

Der FDP-Verkehrsexperte Bernd Reuther kritisiert das Umweltbundesamt für seine Studie deshalb mit drastischen Worten: „Unser Gutachten zeigt deutlich, dass die Studie des UBA unwissenschaftlich und bewusst irreführend ist. Das Amt rechnet Effekte von Tempolimits schön, die nachweislich nicht haltbar und ohne Sinnhaftigkeit sind.“



Samstag, 25. Februar 2023

Der russische Kampf gegen die ukrainische Luftverteidigung

von Thomas Heck...

Ich höre immer schon das Internet aufheulen, wenn der ukrainische Präsident Selenskij neue Forderungen an seiner "Unterstützer" im Westen richtet, doch der Krieg wird ohne Unterstützung aus dem Westen nicht gewinnbar sein. Fortlaufende Unterstützung, wohlgemerkt. Ein Schlüssel in diesem Krieg, wie eigentlich in jedem Krieg der Neuzeit, ist das Gewinnen der Lufthoheit. Diese erlangt man, in dem man durch hochwirksame Flugabwehr das eigene Territorium, die eigene Infrastruktur lückenlose überwachen und sichern kann. In einem zweiten Schritt käme es denn zu der Erlangung der Luftüberlegenheit im umkämpften Gebiet, idealerweise auch im Territorium des Angreifers.

Die aktuelle Diskussion um die Lieferung von Kampfflugzeugen ist daher eher nur temporärer Natur, denn diese wird kommen. Je früher desto besser. Russland hat gegen die wirtschaftliche Macht des Westens auf Dauer keine Chance. Besser, man macht es Putin daher frühzeitig klar, damit dieser Krieg schneller enden kann.


Der Krieg in der Ukraine weist eine Besonderheit auf: Der Einsatz der Luftstreitkräfte findet auf beiden Seiten praktisch nur in absoluter Frontnähe statt. Die Gründe dafür liegen in den Luftverteidigungsfähigkeiten beider Parteien. Diese stellen für die jeweiligen Luftstreitkräfte eine derart große Bedrohung dar, dass Angriffe in die Tiefe des gegnerischen Raumes – abgesehen von den ersten Kriegstagen – fast ausschließlich mit Abstandswaffen, die vom eigenen Territorium aus verschossen werden, erfolgen. Grund dafür sind die Luftverteidigungsfähigkeiten der jeweils gegnerischen Seite in Kombination mit schwach ausgeprägten Freund-Feind-Erkennungsfähigkeiten, die zu mehreren Abschüssen eigener Maschinen geführt haben. Dies haben die für die Luftkriegsführung zuständigen Experten des Royal United Services Institute (RUSI) bereits Anfang November im Rahmen der „The Russian Air War and Ukrainian Requirements for Air Defence“ benannten Studie analysiert.

Die Ukraine verfügt kaum über eigene Flieger, um großangelegte Luftoperationen zu starten. Russland hingegen hätte sowohl genügend Kampfbomber als auch strategische Bomber, will diese aber wohl nicht für riskante Operationen aufs Spiel setzen, da diese im Vergleich zu Landsystemen erheblich schwerer nachzubeschaffen wären und man auch über keine Reservebeständen an eingemotteten Flugzeugen verfügt. So schien es seit Monaten, dass der Krieg fast ausschließlich auf dem Boden stattgefunden hätte. In den vergangenen Monaten sind jedoch weitere Aspekte zu beobachten, die bessere Rückschlüsse auf die russische Strategie um die Luftherrschaft in der Ukraine erlauben.

Es vergeht kaum eine Woche, in der kein Luftalarm über den ukrainischen Großstädten ausgelöst wird. Und auch wenn die ukrainische Luftverteidigung – mit Hilfe der bereits zahlreich gelieferten Flugabwehrmittel – die Masse der aus Russland anfliegenden Marschflugkörper und Drohnen abfängt, gelingt es denn Russen immer wieder, empfindliche Treffer zu landen. Ziel der Angriffe sind zumeist Objekte der ukrainischen Energieinfrastruktur. Dies hat vermutlich mehrere Ursachen.

Eine mögliche Strategie hinter den Raketenangriffen

Verfolgt man insbesondere die deutsche Berichterstattung, wird von den Medien, Politikern und Experten fast ausschließlich die Terrorisierung der ukrainischen Bevölkerung als Grund für diese Angriffe aufgeführt. Diese Betrachtungsweise greift vermutlich zu kurz. So hat die Geschichte, beginnend mit den deutschen Luftangriffen auf London, bereits mehrmals gezeigt, dass diese „Strategie des Terrors“ die Wirkung verfehlt und eher das Gegenteil bewirkt: Die Bevölkerung kommt noch näher zusammen und unterstützt die Verteidigungsbemühungen noch entschlossener. In einer nüchternen Betrachtung der Geschehnisse muss man davon ausgehen, dass die Verbreitung von Terror nicht das primäre Ziel solcher Angriffe ist. Auch wenn die russischen Streitkräfte in dem letzten Jahr viele Fehler begangen haben, muss am Ende des Tages doch immer davon ausgegangen werden, dass da nicht nur Amateure am Werk sind. Auch russische Offiziere haben in diesem Krieg für die knappen Präzisionswaffen sicherlich eine bessere Verwendung als die Terrorisierung der ukrainischen Bevölkerung mehrerer hundert Kilometer hinter der Front, während gleichzeitig mehrere tausend Soldaten im Monat fallen, weil nicht genügend Feuerkraft für die Überwindung ukrainischer Verteidigungsstellungen zur Verfügung steht.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf ist es ratsam, die Strategie hinter den Angriffen zu suchen. Und da sind beispielsweise US-Beobachter des Kriegsgeschehens deutlich nüchterner und damit weiter in ihrer Analyse als viele deutsche Beobachter bzw. Kommentatoren des Krieges, die sich darin erschöpfen, Angriffe auf die zivile Infrastruktur moralisch zu verdammen. Michael Kofman, Direktor des Russia Studies Program am CNA, verweist in einer Anfang Januar erschienenen Podcast-Folge von „War on the Rocks“, beispielsweise darauf, dass die Energieinfrastruktur aus russischer Perspektive ein legitimes militärisches Ziel ist, schließlich ist diese wichtig für die ukrainischen Verteidigungsbemühungen. Weiterhin geht der Kofman davon aus, dass Russland die Raketenangriffe dazu nutzt, um die ukrainische Flugabwehr abzunutzen. So nimmt Russland die Abschüsse der eigenen Angriffswaffen billigend in Kauf, mit dem Ziel den ukrainischen Vorrat an Flugabwehrraketen zu erschöpfen und so die Voraussetzung für den Einsatz russischer Kampfflugzeuge über ukrainischem Territorium zu schaffen. Würde dies gelingen, wäre Russland aufgrund seiner zahlenmäßig und qualitativ überlegenen Luftwaffe einseitig in der Lage, die Bodentruppen im Kampf zu unterstützen, was einen klaren Vorteil darstellen würde.

Legt man diese Absicht als die treibende Kraft der russischen Raketenangriffsstrategie aus, versteht man auch recht schnell, wieso insbesondere die Energieinfrastruktur als Ziel der Angriffe ausgewählt wurde.

Es gilt mittlerweile als erwiesen, dass der russische Targeting-Zyklus zu langsam ist. Gemeint ist die Zeit zwischen Formulierung eines Zielaufklärungsbedarfs höherer Stellen, bis zum Erzielen einer Wirkung im Ziel, inklusive Aufklärungsdauer sowie Auswertung und Entschlussfassung. Zudem liegt die Präzision vieler russischer Wirkmittel eher im zwei- als im einstelligen Meterbereich.

Gleichzeitig sind die Ukrainer sehr geschickt darin, militärische Hochwertziele, wozu beispielsweise logistische Einrichtungen oder Führungsstrukturen zählen, vor Aufklärung zu schützen oder stetig zu verlegen.

Eine Beispielrechnung soll hier der Verdeutlichung dienen. Angenommen Russland braucht 24 Stunden, um ein Ziel in der Tiefe des ukrainischen Raumes aufzuklären und zu bekämpfen. Gleichzeitig nehmen wir für dieses Beispiel an, dass ein ukrainisches Hochwertziel im Wirkungsbereich russischer Aufklärung und Wirkmittel nicht länger als zwölf Stunden an einer Stelle bleibt. Dann ist es für Russland schlicht unmöglich diese Ziele mittels der strategischen Raketenangriffe zu bekämpfen.

Nun wird also deutlich welche Zielkategorie überhaupt erfolgversprechend angegriffen werden kann, statische Ziele mit einer Zielgröße von vorzugsweise mindestens mehr als zehn Quadratmetern Zielfläche. Daneben müssen die Ziele wichtig genug sein, dass die Ukraine kostbare Flugabwehrraketen für die Verteidigung dieser Ziele einsetzt, selbst wenn diese nur mit günstigen und vergleichsweise primitiven Drohnen angegriffen werden, damit die russische Strategie aufgeht. Alles das trifft auf die Energieinfrastruktur zu.

Glaubt man jüngsten russischen Ankündigungen, scheint das Ziel bald erreicht. Denn Russland hat letzte Woche angekündigt, die eigene Luftwaffe stärker in die Kämpfe einbinden zu wollen.
Fazit

„War is a test of will and it’s a test of logistics“, führt Generalleutnant a.D. Ben Hodges, ehemaliger Oberkommandierende der US-Streitkräfte in Europa bei seinen Vorträgen und Interviews zum Ukrainekrieg immer wieder an. Dies bedeutet so viel, dass Krieg ein Test der Logistik und Willenskraft ist. Schafft es eine Seite, logistische Überlegenheit zu erlangen, kann sie diese in Erfolge im Kampf umwandeln.

Gelänge es Russland also, die ukrainische Luftverteidigung dauerhaft zu überlasten, wäre der Weg frei für den Einsatz russischer Frontbomber. Damit hätte Russland dann gleichzeitig ein anderes Problem aus der Welt geschafft, nämlich dass der geringen Verfügbarkeit von weitreichenden Präzisionswirkmitteln. Die Kampfbomber könnten dann klassische Bomben zum Einsatz bringen, von denen Russland noch erhebliche Vorräte hat.

Wenn der Westen also nicht möchte, dass Russland die Luftherrschaft über der Ukraine erringt, ist es zwingend erforderlich, weitere Luftverteidigungssysteme und vor allem Nachschub an dafür benötigter Munition an die Ukraine zu liefern. Hierfür werden unter Umständen auch eigene Lagerbestände angezapft werden müssen. Da Russland zudem gezeigt hat, dass es trotz westlicher Sanktionen immer noch in der Lage ist, stetig eine gewisse Anzahl an weitreichenden Angriffswaffen zu produzieren, muss auch die heimische Produktionskapazität von Abwehrraketen so ausgebaut werden, dass man den Munitionsnachschub an die Ukraine dauerhaft über den Verbrauch halten kann. Zudem müssen Alternativen gefunden werden, die den Abschuss billiger Angriffswaffen ermöglichen, ohne dass dafür Flugkörper zum Einsatz kommen müssen, die teilweise das Zehn- oder Hundertfache kosten. Sonst werden auch die Unterstützerstaaten der Ukraine große Herausforderungen haben, den Test der Logistik zu bestehen.




Man weiß gar nicht, wen man mehr verachten soll...

von Thomas Heck...

Heute war Demo-Tag. Geschätzte 10.000 Teilnehmer haben den Aufruf von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht erhört und sich am Brandenburger Tor versammelt. Wagenknecht beschimpfte Grüne als „Panzernarren“ und Baerbock als „Elefanten“ und fordert ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine. Dabei geht es wie bei allen Friedens-Demos weniger um Frieden. So auch beim „Aufmarsch für Frieden“. Es geht um die Entwaffnung und Schwächung des Westens. Hier werden russische Interessen vertreten, von entsprechender Unterstützung aus Moskau ist auszugehen. Man sieht Fahnen in russischen Farben: 10.000 Teilnehmer demonstrieren in Berlin für Gespräche mit Moskau. Das befürchtete russisches Flaggenmeer blieb dagegen aus. Man darf aber schon kritisch hinterfragen, wieso die Unterstützung Putins gerade im Osten Deutschland so ausgeprägt ist?

Im Hintergrund General a.D. und KGB-IM Vad - es überwiegt die offensichtliche Freude über das Leid der Ukrainer


Das erhoffte russische Flaggenmeer blieb aus


Die Polizei ist wegen der Demos rund um das Brandenburger Tor mit 1.400 Kräften im Einsatz sein. Unterstützt wurde sie von Kollegen aus Sachsen-Anhalt. Es gab vereinzelte Rangeleien am Rande der Demonstration.


„Mit jeder Waffe, die wir liefern, wächst die Gefahr eines Weltkriegs“, sagte die 53-jährige Linken-Politikerin Wagenknecht: „Wir brauchen Kompromissbereitschaft von beiden Seiten.“ Es gehe nun darum, eine Ausweitung des Leids auf die ganze Welt zu verhindern, meinte sie: „Mit jeder Waffe, die wir in das Pulverfass liefern, wächst die Gefahr eines Weltkriegs. Das muss enden und das ist keine Putin-Propaganda! Wie kann man nur die Augen so verschließen, wie kann man so kriegsbesoffen sein, dass man die Gefahr nicht sieht?“

Name the band...


„Aufmarsch für Frieden“-Demo: Sahra Wagenknecht wettert gegen die Grünen

Wagenknecht ist auch in ihrer Partei wegen mutmaßlich verharmlosenden Aussagen zum russischen Einmarsch in der Ukraine nicht unumstritten. In Berlin erzählte die Bundestagsabgeordnete weiter von ihrer Kindheit in der Zeit des Kalten Krieges. Sie sei in ständiger Angst vor Krieg aufgewachsen, schilderte sie vor rund 10.000 Demo-Teilnehmern, jetzt seien all diese Ängste wieder da. „Niemand redet mehr von Abrüstung, es wird aufgerüstet, was das Zeug hält“, ruft sie in die Menge: „Wir glauben eure Lügen nicht mehr. Wir wissen, dass Waffen töten. In der Ukraine wird nicht unsere Freiheit erkämpft, ebenso wenig wie am Hindukusch.“ - Der Westen sei schuld an dem Krieg. Das alte Märchen. Die Russen wurden geradezu zum Angriff gezwungen.

Wagenknecht kritisierte die Grünen als Teil der Ampel-Koalition in Berlin scharf. Außenministerin Annalena Baerbock trampele wie ein Elefant durch einen Porzellanladen, meinte die Thüringerin harsch: „Von all den grünen Panzernarren fühlen wir uns nicht vertreten.“ Die Grünen würden stattdessen am liebsten selbst am Steuer der gelieferten Leopard-Panzer sitzen, wetterte Wagenknecht laut Tagesspiegel: „Nein, Schluss, nieder mit dem Krieg.“

Auf der andere Seite die Unterstützer der Ukraine. Dabei fällt auf, dass ausgerechnet die unter ukrainischen Flaggen posen, die ansonsten mit nationalen Symbolen wenig am Hut haben. So werden wir sicher nicht die beiden Grüne Jugend-Radikalinskis Timon Dzienus und die üble Rassistin Sara Lee jemals mit einer deutschen Flagge sehen.


Schon mal Saskia Esken, Ricard Lang und Lisa Paus mit Deutschland-Flaggen gesehen? Wir auch nicht. Auf diese Heuchler sollten die Ukrainer daher auch nicht setzen. Die verfolgen eigene Interessen, sicher nicht die der Ukraine.


Ich weiß daher nicht, wen ich mehr verachten soll. Dass ich zur Ukraine stehe und auch glaube, dass die den Krieg für sich werde entscheiden können, habe ich nie verheimlicht. Das eine Wagenknecht und einer Steuerbetrügerin Alice Schwarzer hier als Putin-Fanclub auftreten, damit wird eine Demokratie wohl oder übel umgehen müssen. Und dass ein Bundeskanzler Scholz mehr als Bremser in der Hilfe für die Ukraine auftritt, gehört auch zur Wahrheit hinzu. Es gilt die alte Weisheit, nicht quatschen, sondern machen.

Slawa Ukraini...


Künstliche Intelligenz von Open AI/ChatGPT

Aufgabe: Schreibe einen Artikel über das Pro und Contra vom Gendern.

von KI...

Gendergleichheit ist ein immer wichtigeres Thema, sowohl in unserer Gesellschaft als auch in Unternehmen. Gendern, oder das Ersetzen männlicher Pronomen durch genderneutrale Pronomen, ist eine der Methoden, mit der Gleichheit von Männern und Frauen erreicht werden soll. Mit Gendern kann verhindert werden, dass bestimmte Gruppen bevorzugt und andere außen vor gelassen werden. Dies ist besonders wichtig, wenn es darum geht, eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung zu erreichen. 

Es gibt jedoch auch Kontroversen hinsichtlich des Genderns. Einige Menschen sehen das Gendern als eine Art von Zensur oder gar als Versuch, die Realität zu verschleiern. Andere fürchten, dass sich männliche Pronomen im Alltag nicht mehr ungezwungen nutzen lassen, wenn sie genderneutral ersetzt werden. 

Wichtig ist zu verstehen, dass Gendern ein Weg ist, um Ungerechtigkeiten zu beseitigen, die durch unreflektierte Sprache verursacht werden. Dies reicht von Herablassung bis hin zu Benachteiligung, was dazu führen kann, dass bestimmte Gruppen Menschen ausgegrenzt werden. Es bedeutet auch, dass alle Menschen fair behandelt werden und nicht nur einige wenige. 

In Bezug auf Gendern kann also gesagt werden, dass es sowohl Vorteile als auch Nachteile gibt. Die Vorteile liegen vor allem darin, Ungerechtigkeiten zu minimieren und Gruppen Menschen vor Benachteiligung zu schützen. Die Nachteile können sein, dass sich bestimmte Gruppen durch das Gendern übermäßig repräsentiert fühlen oder dass möglicherweise gewöhnliche Sprache nicht mehr so locker und ungezwungen verwendet werden kann.

Erstellt von OpenAI/ChatGPT...

An dem Text hat kein Mensch mitgearbeitet, nur die Künstliche Intelligenz.


Freitag, 24. Februar 2023

Kundin findet „Nigeriakuchen“ rassistisch

von Thomas Heck...

Heutzutage würde man schon gesteinigt werden, würde man bei Edeka quer durch den Laden rufen: "Gisela, denke doch bitte noch an die Negerküsse...". Ich selber schaue kurz prüfend um mich, ob nicht doch ein Neger hinter mir steht oder sich in einer dunklen Ladenecke versteckt hat, bevor ich den Terminus Negerkuss verwende. Man weiss ja, was sich gehört. Dabei ist Neger für mich kein rassistischer Begriff, stehe damit aber vermutlich weitestgehend alleine da. 

Ich esse auch gerne Kekse. Die Kollektion "Afrika" von Bahlsen ist ja aus dem Warensortiment verschwunden, wegen Rassismusvorwürfen. Bahlsen knickte ein. Jetzt kaufe ich halt die Prinzenrolle von DeBeukelaer. Hat es sich also gelohnt, die Ware aus dem Angebot zu nehmen? Aus Angst vor einem Shitstorm?

Mein Uncle Bens-Reis hat ja auch den liebenswürdigen Neger Onkel Ben verloren, der erste Neger meiner Kindheit, nach Roberto Blanco. Kein Sklave, sondern ein afroamerikanischer Reisbauer, der in Texas Reis in hoher Qualität herstellte und dafür bekannt wurde. Aunt Jemina ereilte das gleiche Schicksal und wird aus US-amerikanischen Supermärkten verschwinden. Mich wundert also gar nichts mehr.


Doch ab und zu bin auch ich sprachlos. Denn der Irrsinn geht weiter.

Kundin findet „Nigeriakuchen“ rassistisch – Bäckerei Apel weist Vorwürfe zurück

Ein kleines Stück Puddingkuchen mit Schokoladenüberzug sorgt derzeit im Kreis Kassel für Aufregung – der Nigeriakuchen. Der Name stößt bei Helga Ugbomor, die in Berlin wohnt, aber aus Lohfelden stammt, auf Unverständnis.

Als sie kürzlich in der Bäckerei Apel in Lohfelden einkaufte, sah sie durch Zufall diesen Kuchen. Sie habe daraufhin die Verkäuferin gefragt, welche Zutat aus Nigeria komme. Darauf habe diese keine Antwort darauf gehabt. Helga Ugbomor unterstellt der Bäckerei Rassismus, setzt den dunklen Schokoladenüberzug mit dunkler Hautfarbe in Verbindung. „Ich bin darüber entsetzt, dass ganz bewusst auf mehr oder weniger subtile Art Rassismus offen hinter der Ladentheke einen Platz findet“, sagt die 65-Jährige.

Die Bäckerei Apel weist die Rassismus-Vorwürfe zurück. Da Nigeria ein Anbauland für Kakaobohnen ist, heiße der Kuchen Nigeriakuchen. „Eine Verbindung des Namens zur Hautfarbe der überwiegenden Bevölkerung in Nigeria zu suchen und hier Rassismus anzunehmen, lehnen wir strikt ab“, heißt es auf Anfrage. „Hier arbeiten Menschen aus neun verschiedenen Ländern mit unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Religion und sehr verschiedenen Prägungen Tag für Tag gut miteinander.“ Außerdem weist die Bäckerei darauf hin, dass der Kuchen bereits seit Jahrzehnten nach dem afrikanischen Land benannt ist und auch in anderen Bäckereien verkauft werde.

Die Bäckerei, die ihren Sitz in Niestetal hat und über 40 Filialen im Landkreis betreibt, stellt gegenüber der HNA klar, dass sie den Kuchen nicht umbenennen werde: „Unser Nigeriakuchen soll auch in Zukunft an Kakao als wertvolle Zutat erinnern und das Produkt von unseren Kunden im Tresen wiedererkannt werden.“

Damit ist Helga Ugbomor nicht einverstanden. Sie fordert eine Umbenennung des Kuchens: „Rassismus ist gefährlich, weil er klein anfängt.“ Sie selbst habe private Kontakte und Verbindungen in den 213-Millionen-Einwohner-Staat am Golf von Guinea. Der Name Nigeriakuchen sei an den Haaren herbeigezogen, sagt sie und verweist auch auf die Anbaubedingungen, die in Nigeria schlecht seien. 80 Prozent der Produzenten besäßen keinen Schutz beim Ausbringen von Pestiziden, auch Kinderarbeit sei verbreitet. „Ich stehe mit dem Ausländerbeirat der Gemeinde Lohfelden in Kontakt“, sagt Ugbomor.

Auf Nachfrage will sich der Ausländerbeirat vorerst nicht zu dem Fall äußern. Das Gremium teilt mit, dass es sich erst beraten müsse. (Na, dann beratet mal schön und macht Euch lächerlich... Anmerkung des Heck Tickers).



Lehren aus dem Ukrainekrieg: Gepanzerte Kampffahrzeuge

von Thomas Heck...

Wer hätte noch vor einen Jahr gedacht, dass die Ukraine so durchhaltefähig sein würde, einem dermaßen starken Gegner Russland gewachsen zu sein? Ich selbst war der Meinung, dass Russland seine militärischen Ziele schnell erreichen würde. Und Kanzler Scholz hoffte und dachte ebenfalls, dass der Konflikt schnell vorbei wäre, denn der Ukraine-Krieg kam für die Ampel-Koalition zur Unzeit. Fragt sich nur, ob Deutschland seine Lehren daraus ziehen wird und die Bundeswehr wieder zu dem machen wird, was sie in Zeiten des Kalten Krieges war: Eine schlagkräftige Armee.


Seit der Krieg in der Ukraine begonnen hat, gibt es etliche Versuche, Lehren aus diesem Konflikt zu ziehen. Hunderte Videos auf Social-Media-Plattformen geben einen Einblick in das Kriegsgeschehen und machen den Krieg greifbar, was sonst nur schwer möglich ist, wenn man nicht selbst an den Kämpfen teilnimmt.

Dies hat viele Leute zu Analysen angeregt, die sie aus diesem Konflikt ableiten und auf den Krieg als Solches anwenden wollen. Allerdings ist in zweierlei Hinsicht Vorsicht geboten. Erstens gibt es nach vorsichtigen Schätzungen mehr als 200.000 Kriegsteilnehmer, und obwohl eine Menge Videos zur Verfügung steht, zeigt dieses Filmmaterial nicht die gesamte Bandbreite der Ereignisse an der langen Frontlinie. Diese Videos geben nur eine begrenzte Menge an Informationen, denen obendrein der Kontext fehlt und die daher nur einen kleinen Ausschnitt des Kriegsgeschehens zeigen. So können beispielsweise Videos, die zeigen, wie Panzer von Panzerabwehrlenkflugkörper (ATGM) getroffen werden, nicht als Beweis dafür dienen, dass der Panzer auch tatsächlich endgültig zerstört ist.Der zweite Grund liegt in der Besonderheit dieses Krieges. Sowohl Russland als auch die Ukraine haben seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ihre Streitkräfte modernisiert, aber keiner der beiden Staaten hatte die artilleriezentrierten Doktrinen aus Sowjetzeiten hinter sich gelassen. Russland hat einige spätsowjetische Doktrin verwirklicht, wie das Prinzip, die kritische Infrastruktur des Gegners ins Visier nehmen zu können und gleichzeitig seine Flotte gepanzerter Kampffahrzeuge (AFV) zu modernisieren, aber im Großen und Ganzen blieb die russische Armee eine Artilleriearmee mit vielen Panzern. Analysten des Royal United Services Institute (RUSI), einer Londoner Denkfabrik, die die Ukraine vor und während des Krieges besucht hatten, stellen fest, dass es einige ukrainische Einheiten mit Kommandostrukturen gab, die Gemeinsamkeiten mit denen NATO haben, dass aber die meisten Einheiten nach wie vor ihren sowjetischen Vorgängern sehr ähneln.Hinzu kommt, dass beide Seiten bei Kriegsbeginn über die gleiche Anzahl an Artilleriesystemen verfügten. Nur die Verfügbarkeit von Munition machte den Unterschied. Deshalb ähneln sich die Streitkräfte Russlands und der Ukraine, aber haben mit den meisten Militärs der Welt nur wenig gemeinsam. Daher bieten viele Aspekte des Ukrainekriegs nur wenig Anschauungsmaterial für diejenigen, die Doktrinen und Lehren entwickeln wollen, da sie auf ungewöhnlichen Situationen beruhen und in anderen Kriegen kaum reproduzierbar wären.

Nehmen wir zum Beispiel die enormen Mengen an Artilleriemunition, die Russland verschießt – zeitweise waren es 20.000 Schuss pro Tag. Das zeigt die Notwendigkeit einer großen Lagerhaltung an Artilleriemunition und großer mechanisierter Verbände, die in der Lage sind, eine solche Feuerkraft zu gewährleisten und den damit verbundenen Verschleiß durchzuhalten. Es gibt auf der Welt nur wenige Streitkräfte, die diese Art von Wirkung auf dem Schlachtfeld erzielen können, und noch weniger, die dazu bereit sind. Es ist eine sehr kostspielige Taktik, die enorme Reserven an Munition und Personal erfordert. Für die russischen Streitkräfte funktioniert diese Taktik, weil sie für diese Art der Kriegsführung ausgebildet wurden. Gleichzeitig kompensiert diese Taktik auch den Mangel an taktischem Geschick. Wenn man also die Möglichkeit eines Krieges mit Russland in Betracht zieht, dann ist dies ein wichtiger Aspekt, den man berücksichtigen muss, aber ob sich das auf andere Konflikte anwenden lässt, ist fraglich.

Kann man dennoch aus dem Ukraine-Krieg Lehren für den Einsatz von Schützenpanzern ziehen, die auch für ein breiteres Publikum von Nutzen sind als auch für diejenigen, die sich auf eine Konfrontation mit dem russischen Militär vorbereiten müssen? Einige Aspekte gibt es sicher, aber es ist schwer zu beurteilen, ob diese Lehren wirklich neu sind nur oder Variationen vergangener Konflikte.

Es ist sinnvoll, die Erkenntnisse aus dem Ukrainekrieg in ein breiteres Verständnis der Kriegsführung des 20. und 21. Jahrhunderts einzubetten. Dieser Artikel versucht, eine kontextbezogene Analyse zu liefern, um zu beurteilen, ob die Lehren aus dem Ukrainekrieg grundlegend neu sind. Zuallererst ist es angebracht, ein uraltes Thema durch die Brille des Ukrainekrieges zu betrachten und zu fragen: Hat der Panzer seine beste Zeit hinter sich?

Panzer

Der Panzer ist noch lange nicht am Ende. Diejenigen, die an das Ende des Panzerzeitalters glauben, halten die Zerstörung eines Panzers für den Beweis seiner Sinnlosigkeit. Ein altes Sprichwort besagt: „Ein Panzer ist wie ein Smoking, den man nur selten braucht, aber wenn man ihn braucht, hilft nichts anderes mehr.“

Panzer werden im Ukrainekrieg von beiden Seiten ausgiebig eingesetzt. Auf dem Gefechtsfeld kam eine beeindruckende Mischung aus T-62, T-64, T-72, T-80 und T-90 in verschiedenen Modernisierungsstadien zum Einsatz, einige von ihnen zum ersten Mal. Sie wurden auf verschiedene Weise eingesetzt, woraus man Lehren ziehen kann.

Panzer-gegen-Panzer-Duelle sind relativ häufig, aber wenn beide Seiten Verteidigungspositionen einnehmen, tritt auf dem weitläufigen Gefechtsfeld nur ein einziger Panzer gegen einen anderen an. Dann kommt es zu Gefechten auf sehr kurze Distanz. Es ist interessant, dass die an den Panzern angebrachten explosiv-reaktiven Panzerungen (ERA) häufig zwei Schüsse für ein erfolgreichen Treffer erforderlich machen – der erste Schuss mit einer hochexplosiven Granate, um die Reaktivpanzerung auszuhebeln, und der zweite Schuss mit einer Granate mit kinetischer Energie, um die Panzerung zu durchdringen und die Besatzung zu töten. Daraus lässt sich eine vermeintlich einfache Schlussfolgerung ziehen: Panzer benötigen zwei Schüsse, um einen gegnerischen Panzer auszuschalten.

Doch einige Faktoren dieser Gleichung sind unbekannt. Der erste Faktor ist die Art der Munition, die von den ukrainischen und russischen Panzerbesatzungen verwendet wird.

Frühere sowjetische panzerbrechende Munitionstypen mit flügelstabilisiertem Geschoss (APFSDS) (wie die allgegenwärtige 3VBM-9 „Zakolka“) verwenden ein Stahlprojektil, das hinter einer panzerbrechenden Kappe ein Wolframgeschoss trägt. Monoblockgeschosse mit abgereichertem Uran wie das 3VBM-13 „Vant“ wurden in der Sowjetunion erst spät eingeführt, Vollwolframkarbidgeschosse wie das 3VBM-17 „Mango“ erst 1986. Sie waren oft für Einheiten mit hoher Priorität vorgesehen, die Panzer wie den T-80 einsetzten. Die älteren Geschosse haben eine Mündungsenergie von etwa 6 MJ, während die neueren Geschosse wie Mango eine ähnliche kinetische Energie erreichen, aber aufgrund der größeren Härte und Dichte im Vergleich zu Stahlgeschossen (7,8 g/cm³ gegenüber 17 g/cm³ bei Wolfram) können sie die komplexen Panzerungen leichter durchschlagen. Vergleicht man sie jedoch mit moderner westlicher Munition, so ergibt sich eine interessante Diskrepanz. Dem verstorbenen Professor Ogorkiewicz zufolge haben die 120-mm-Glattrohrkanonen L44 und L55, mit denen die meisten NATO-Panzer ausgerüstet sind, eine Mündungsenergie von 9,8 MJ bzw. 12,5 MJ. Dies ist zwar nicht der einzige ausschlaggebende Faktor für die Letalität der APFSDS, lässt aber darauf schließen, dass westliche Panzer im Panzerduell wesentlich tödlicher sind als ihre russischen Gegenstücke.

ERA zerstört in erster Linie Geschosse mit kinetischer Energie durch Impulsübertragung und erfordert dickere und schwerere vordere Stirnplatten als bei hochexplosiven Panzerabwehrgeschossen (HEAT), da die Geschosse, denen sie entgegenwirken, schwerer und größer sind, so Paul Hazell, Professor für Aufschlagdynamik an der School of Engineering and Information Technology (SEIT) der UNSW Canberra. Das Gewicht und die Härte der Stirnplatte ändern die Flugbahn des APFSDS-Penetrators und können den Penetrator sogar in kleinere Stücke zerplatzen lassen. Die Panzerung hinter der ERA muss jedoch beträchtlich sein, um den Aufprall der Fragmente zu absorbieren. Da die meisten NATO-Panzerkanonen Munition verschießen, die in der Regel länger ist und aufgrund ihres typischerweise höheren Projektilgewichts (und im Falle der L55-Geschütze auch mit höheren Projektilgeschwindigkeiten) eine viel höhere Mündungsenergie erzeugen können, ist es nur logisch, dass der in der Ukraine beobachtete Trend zu zwei Schüssen keine Lehre ist, die sich auf alle Panzerkanonen anwenden lässt. Tests mit NATO-Munition aus den 1980er Jahren haben gezeigt, dass diese meist gegen Kontakt-5 ERA unwirksam war. Es lohnt sich also, zwischen älterer Munition und neuer Munition, die auf dem besseren Verständnis der post-sowjetischen Panzerung beruhen, zu unterscheiden.

Panzer werden auch zur direkten und indirekten Feuerunterstützung gegen Infanterieverbände eingesetzt. Ukrainische Panzer sind für diesen Zweck sogar mit einem Visier ausgestattet, und russische Panzerbesatzungen haben diese Kunst mit Orlan-10-Panzern geübt. Es ist also keine neue Fähigkeit, aber ihre Anwendung in der Ukraine ist interessant – und sei es nur wegen der Gefahr, die sie für Infanteristen darstellt. In einem Bericht der New York Times über die Kämpfe in der Nähe von Izyum heißt es Folgendes:

„Vor allem Panzer sind zu einer ernsthaften Bedrohung geworden, so die Kämpfer, weil sich die Panzer den Stellungen des Bataillons oft bis auf eine Meile nähern und schweren Schaden anrichten. In diesem Monat sind bereits 13 Soldaten des Bataillons getötet und mehr als 60 verwundet worden.“

Aus einem RUSI-Bericht über erste Erkenntnisse aus dem Krieg geht hervor, dass die Ukraine ihre Panzer als mobile Reserve einsetzen konnte. Ihr indirektes Feuer ermöglichte es ihnen, gleichzeitig als Artillerie und Panzer zu agieren und die russischen Streitkräfte in günstigen Momenten anzugreifen. Sie waren Berichten zufolge bis zu einer Entfernung von zehn km genau und benötigten nur wenig Zeit für die Anpassung ihres Feuers.

Ein Mangel an eigenen Panzern und die begrenzte Reichweite von Panzerabwehrwaffen bedeuten, dass Panzer unter den richtigen Umständen sehr tödlich sein können. Syrische Panzer haben an einem einzigen Nachmittag Hunderte Opfer verursacht, weil es keine Panzerabwehrwaffen gab. Das Fehlen von Panzern hat sich auch in anderen Konflikten bemerkbar gemacht. Die Koalitionstruppen in Afghanistan wurden oft durch die Feuerkraft der Taliban in die Enge getrieben, so dass sie auf Kampfhubschrauber und Luftunterstützung angewiesen waren, um sich aus dem Feuergefecht zu befreien. Ein einziger Panzer in dieser Situation – wie auch andere AFVs mit mittelkalibrigen Kanonen – würde dieses Ungleichgewicht in der Feuerkraft aufheben. In „Panzer Ace“, den veröffentlichten Memoiren von Richard von Rosen, einem deutschen Panzerkommandanten im Zweiten Weltkrieg, berichtet Rosen von Gelegenheiten, bei denen sowjetische Panzerabwehrkanonen schnell zum Schweigen gebracht wurden und die Infanterie den gepanzerten Verbänden ausgeliefert war, was zu schweren feindlichen Verlusten führte.

Panzer sind auch entscheidend bei Offensivoperationen, und es ist völlig klar, dass sie ohne Unterstützung durch Infanterie und Schützenpanzer (IFV) isoliert und zerstört werden. Als Element einer Offensivoperation gegen Infanterieverbände sind sie jedoch aufgrund des Schutzes, den sie bieten, absolut entscheidend, weil Infanteristen spezielle Mittel benötigen, um sie außer Gefecht zu setzen. Dies macht sie zu einem zentralen Element effektiver Offensivoperationen, da sie nur mit Mühe auszuschalten sind und häufig mehr als einen Treffer erfordern. Ungeachtet der vielen Videos von zerstörten Panzern sind sie schwer zu stoppen und können für Infanteristen ohne geeignete Abwehrwaffen katastrophale Folgen haben.

Daraus folgt, dass die Vorherrschaft der Panzer ein relativ konstanter Aspekt der Kriegsführung ist. Wenn ein Infanterieverband von unterstützenden Wirkmitteln abgeschnitten und von Panzern angegriffen wird, kann er schwere Verluste erleiden. Der Einsatz von Panzern zur indirekten Feuerunterstützung gegen Stellungen in der Ukraine mag also etwas Neues sein, die Überlegenheit von Panzern in Abwesenheit von Panzerabwehrwaffen ist es nicht. Was ist also von ATGM und ihrem Einsatz in der Ukraine zu halten?

Panzerabwehrlenkflugkörper – ATGM

ATGM haben sich auch innerhalb der russischen Streitkräfte rasch verbreitet. Sie haben sich von einem extrem teuren Gerät für Kommandeure der Sowjetarmee zu einer Waffe entwickelt, das in fast jeder Einheit zu finden ist. Die Ukrainer begannen den Krieg mit einem reichlichen Arsenal an im Inland entwickelten ATGM wie der Stugna-P des Luch Design Büros. Westliche Waffen wie die FGM-148 Javelin und NLAW lenkten den Blick von ukrainischen Fähigkeiten ab, erwiesen sich aber trotz minimaler Ausbildung als wertvoll. Es ist bekannt, dass ATGM für gepanzerte Fahrzeuge auf dem modernen Gefechtsfeld tödlich sind. Die hochexplosiven Panzerabwehrsprengköpfe (HEAT), mit denen die meisten ATGM bestückt sind, lassen sich nur schwer abwehren. Die Spitze eines HEAT-Strahls kann Geschwindigkeiten von 10 km/s erreichen, obwohl sie nur einen Durchmesser von zwei bis drei Millimeter hat, und je nach Gesamtdurchmesser des Gefechtskopfes können viele moderne HEAT-Gefechtsköpfe mehr als 1.000 mm festen Stahl durchschlagen. Trotz dieser Fähigkeiten führen selbst erfolgreiche Treffer nicht immer zur Zerstörung des Fahrzeugs. Israelische Streitkräfte, die mit Merkava-Panzern operieren, wurden 2006 in den Libanon entsandt und waren dort mehreren erfolgreichen ATGM-Treffern ausgesetzt, wobei mehr als 50 Panzer getroffen wurden. Von den 50 Treffern wurden 21 Panzer durchschlagen, wobei zehn Fahrzeuge Verluste erlitten. Moderne Panzer können also ATGM-Angriffen standhalten, ohne dass die Besatzung oder das Fahrzeug außer Gefecht gesetzt werden. Dies ist vor allem der Verbesserung der Überlebensfähigkeit zu verdanken, wie z. B. dem Austausch von auf brennbarer Hydraulikflüssigkeit basierenden Turmsteuerungssystemen gegen Elektromotoren, einer sichereren Munitionslagerung und anderen Modifikationen.

Was können wir aus dem Ukrainekrieg über ATGM lernen?

Wenn man den Krieg in der Ukraine mit anderen Konflikten vergleicht, wird deutlich, dass sich die Durchschlagskraft moderner HEAT-Sprengköpfe bei schwer gepanzerten Fahrzeugen nicht ohne Weiteres zur eindeutigen Zerstörung führt. Der Ukrainekrieg zeigt, dass Panzer überlebensfähig sind und dass manche Panzer überlebensfähiger sind als andere. Ein Merkmal des Ukrainekrieges ist jedoch die große Menge an ATGM. Es gibt so viele davon, dass Soldaten sie einsetzen, um Bunker, LKWs, leicht gepanzerte Fahrzeuge, Soldaten und andere Ziele zu bekämpfen. Dieser flächendeckende Einsatz von ATGM ist nicht neu: In Afghanistan war es üblich, dass Soldaten Javelin als eine Art Präzisionswaffe mit großer Reichweite einsetzten, im Gegensatz zur Luftnahunterstützung oder Artillerie. Darin spiegelt sich eine Binsenweisheit des Krieges wider: Soldaten werden höchstwahrscheinlich das wirksamste und sicherste Mittel einsetzen, das ihnen zur Verfügung steht, und nicht das billigste oder wirkungsstärkste. Die Masse der ATGM und ihre Auswirkungen auf gepanzerte Operationen sind jedoch eine Lehre, die es zu beachten gilt.

ATGM wurden zum ersten Mal während des Jom-Kippur-Krieges 1973 in großer Anzahl eingesetzt. Dieser oft untersuchte Konflikt hatte erhebliche Auswirkungen auf die USA und andere Streitkräfte. Die ägyptischen und syrischen Streitkräfte setzten 9M14 Malyutka ‚AT-3 Sagger‘-Raketen ein und erreichten bei einem erfolgreichen Treffer eine Durchschlagskraft von 60 Prozent. Dies führte zu durchschnittlich zwei Todesopfern pro Fahrzeug. Als Reaktion darauf verbesserte Israel die Überlebensfähigkeit seiner Fahrzeuge, was zu einer geringeren Zahl von Opfern pro Treffer führte. Ägypten hatte seine Malyutkas in Erwartung eines israelischen Panzerangriffs als Reaktion auf die Überquerung des Sinai zusammengezogen, sie aus den Reserveeinheiten herausgelöst und der Infanterie an der Front zugeteilt. Die Malyutka-Besatzungen hatten außerdem drei Jahre lang mit ihren Waffen geübt, um sicherzustellen, dass sie so leistungsfähig wie möglich waren. Die israelischen Streitkräfte setzten ihre Panzer bereitwillig in „Penny Packets“ (kleinen Gruppen) ohne Infanterieunterstützung ein, was den ägyptischen Generalstabschef zu der Bemerkung veranlasste, er habe nicht erwartet, dass die israelischen Streitkräfte so kooperativ sein würden. Der Jom-Kippur-Krieg diente also zur Veranschaulichung der Tatsache, dass ein massiver ATGM-Einsatz einen Panzervorstoß zunichte machen kann, bestätigte aber auch die aus dem Zweiten Weltkrieg bekannte Lehre, dass gepanzerte Fahrzeuge allein verwundbar sind.

Beweist der massenhafte Einsatz von ATGM in der Ukraine also etwas grundlegend Neues? In den Veröffentlichungen der U.S. Army über Manöver mit verbundenen Waffen wird darauf hingewiesen, dass „keine einzelne Waffe kriegsentscheidend ist“ und Operationen mit verbundenen Waffen für den Sieg unerlässlich sind. Es liegt auf der Hand, dass Beobachtungen über die Wirksamkeit von ATGM – oder einer beliebigen Kombination von Waffen und Taktiken – gegen Verbände, die nur aus Panzern bestehen, wenig hilfreich sind und unser Verständnis der modernen Kriegsführung nicht erweitern.

Die Wirksamkeit von ATGM gilt seit 1973 unverändert. Ein Vorstoß mit nur einem oder zwei Panzern und wenigen Infanteristen gegen einen Gegner mit ATGM wird erfolglos sein, vor allem, weil die Verteidiger mit ihren vielen ATGM das bedrohlichste Element dieser Streitkräfte ausschalten können. Gleichzeitig müssen wir aber auch das ukrainische Gefechtsfeld berücksichtigen. Keine der beiden Seiten ist in der Lage oder willens, mehr als eine Kampfgruppe in Kompaniegröße für Offensivoperationen aufzustellen. In jedem anderen Szenario käme dies einem „Penny-Packet“-Einsatz gleich, doch in der Ukraine könnte dies sowohl auf Zermürbung als auch auf die enorme Länge der umkämpften Front zurückzuführen sein. Das bedeutet, dass der Verteidiger möglicherweise nur einige wenige Fahrzeuge zerstören oder außer Gefecht setzen muss, um den Angreifer vom weiteren Vorgehen abzuhalten, was wiederum die Wirkung von ATGM verstärkt.

Während gepanzerte Streitkräfte nach einer Taktik suchen müssen, um wirksame Maßnahmen gegen ATGM zu finden, stellt sich die Frage nach dem Umfang. Wenn der Angreifer mehr Kräfte aufbringt, muss der Verteidiger mehr ATGM aufbringen, um wirksam zu sein. Es kann daher nicht davon ausgegangen werden, dass ATGM im gesamten Konfliktspektrum die gleiche Art und den gleichen Grad an Bedrohung darstellen. Aktive Schutzsysteme (APS) wie Trophy und Iron Fist verleihen Kampfpanzern ein hohes Maß an Überlebensfähigkeit in ebenbürtigen Konflikten. Bei solchen Szenarien handelt es sich häufig um einen Krieg in den Städten, der kombinierte Waffenmanöver aufgrund von Platzmangel oder mangelnden Möglichkeiten schwierig machen kann. Der Einsatz von ATGM in diesen Konflikten beschränkt sich jedoch in der Regel auf ein oder zwei pro Einsatz, neben schultergeführten Waffen wie der RPG-7. In Konflikten auf Augenhöhe helfen APS den Panzern, ihre Überlebensfähigkeit aufrechtzuerhalten, aber die Bekämpfung von massiven ATGM-Angriffen hängt von der Fähigkeit der Streitkräfte ab, ATGM-Teams und unterstützende Panzer mit Infanterie zu unterdrücken oder umgekehrt.

Alles in allem zeigt der Ukrainekrieg, dass ATGM weiterhin tödlich gegen Panzer sind, was das große Interesse an APS erklärt. Der Einsatz verbundenener Waffen ist nach wie vor entscheidend für die Überlebensfähigkeit gegen diese Bedrohungen, und ihr massiver Einsatz ist für gepanzerte Verbände riskant. Der Ukrainekrieg wirft die Frage auf, wie sich der Umfang des ATGM-Einsatzes auf eine Formation auswirkt. Dabei geht es weniger um die Tödlichkeit – diese ist bereits gut bekannt -, sondern vielmehr um die Frage, wie sich ATGM, die in einem kleinen Gebiet konzentriert sind, auf eine Formation auswirken können und wie man dieser Gefahr begegnen kann. Des Weiteren steht die Frage im Raum, wie repräsentativ die Kämpfe in der Ukraine für das moderne Schlachtfeld sind.

Kanonen, überall Kanonen

Diese Beispiele zeigen, dass sich der Status des Panzers durch den Krieg in der Ukraine nicht grundlegend geändert hat und ATGM weiterhin ein Problem sind, wenn auch kein unüberwindbares.

Es gibt jedoch einen Aspekt des Krieges, der näher beleuchtet werden sollte, weil er in früheren Kriegen weniger Beachtung fand als z.B. die Luftverteidigung oder der Nutzen der Luftwaffe, nämlich die Rolle der mittelkalibrigen Kanone. Beide Seiten setzen die 30-mm-Kanone 2A42 Shipunov ein, mit der die BMP-2 und BMD-2 bewaffnet sind, sowie die 2A72, eine leichtere Variante, die auf den BTR-82A und den russischen BMP-3 und BMD-4M Fahrzeugen zu finden ist. Auch die Ukraine setzt eine lokal hergestellte Version auf ihren Rad-Schützenpanzern BTR-3 und BTR-4 ein. Diese Kanonen sind weit verbreitet und haben das Kampfgeschehen auf beiden Seiten geprägt, siehe zum Beispiel diesen Bericht eines ukrainischen Kämpfers:

„Meiner Meinung nach sind russische BTR gefährlicher als Panzer. Ihre Kanone feuert schneller und diese Fahrzeuge transportieren Soldaten. Wenn wir einen BTR sehen, wissen wir, dass auch Soldaten in der Nähe sind. Wenn wir aber einen Panzer sehen, ist er manchmal allein und leichter zu zerstören. Die Verletzungen durch diese Kanonen sind furchtbar. Ein Treffer in den Körper lässt jemanden fast explodieren. Sie sind leicht zu zerstören, aber im direkten Kampf sehr gefährlich.“

Die Leistung der Kanone ist gewaltig. Die 2A72 kann 500 Schuss pro Minute abfeuern und ist im BMP-3 in beiden Achsen stabilisiert und mit einem Feuerleitsystem verbunden, das eine hohe Zielgenauigkeit auf Distanz ermöglicht. Die hohe Feuerrate ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Waffen gasbetrieben sind. Die Feuerrate kann sich sogar noch erhöhen, wenn sich das Rohr erwärmt, da der Wärmeverlust der Treibgase verringert wird, was zu einem höheren Druck führt, der wiederum die Funktionsmechanismen der Waffe schneller in Gang setzt.

Die Feuerkraft dieser Kanonen ermöglicht es, Infanterieverbände aus der Ferne zu überwältigen, und sie sind so wirkungsstark, dass sie unter Umständen auch einem Panzer Schaden zufügen können. Beide Verwendungszwecke der mittelkalibrigen Kanone wurden in der Ukraine beobachtet, und es hat sich gezeigt, dass diese Kanonen für Infanterieverbände sehr gefährlich sind, wenn die Infanteristen nicht unterstützt werden. Sie spielen auch eine wichtige Rolle bei der Kriegsführung im städtischen Raum, da sie Stellungen aus Entfernungen unterdrücken, die außerhalb der Reichweite der von Infanterieverbänden mitgeführten Standard-Schulterfeuerwaffen gegen Panzer liegen.

Auch das ist kein neuer Trend. Die US-Streitkräfte setzten 1991 und 2003 im Irak das 25-mm-M242-Geschütz ein, mit dem der Schützenpanzer M2/M3 Bradley bewaffnet war, und erzielten damit große Erfolge, indem sie sogar eingegrabene T-62 mit Schüssen durch das Turmdach außer Gefecht setzten. Sie waren im Stadtkampf von unschätzbarem Wert, da sie schnelles und demoralisierendes direktes Feuer gegen Infanterie in Gebäuden und, falls erforderlich, durch Mauern hindurch lieferten. Das Vereinigte Königreich setzte seine 30-mm-RARDEN-Kanonen während des Falkland-Krieges 1982 ebenfalls mit gutem Erfolg ein. Kanonen wurden auch als eine Form des direkten Präzisionsfeuers in Afghanistan eingesetzt, wo sie dazu dienten, Taliban-Kräfte schnell zu unterdrücken, und ähnliche Ergebnisse wurden von den französischen Streitkräften in Mali berichtet. Die Ukraine zeigt jedoch den entscheidenden Nutzen dieser Waffen in einem Konflikt unter Ebenbürtigen. Früher wurden diese Waffen häufig in Konflikten ungleicher Gegner eingesetzt, wo die eine Seite besser ausgerüstet war als die andere. Der Einsatz dieser Kanonen in der Ukraine zeigt, dass sie eine äußerst tödliche und nützliche Waffe sind, was auch erklärt, warum die meisten AFVs der NATO diese Waffe jetzt tragen.

Wichtig ist, dass man sich über das Risiko im Klaren ist, das entsteht, wenn Fahrzeuge, die keine Kanonen tragen, auf Fahrzeuge mit Kanonen treffen. Wie wird sich beispielsweise die britische Boxer-Flotte in einem ebenbürtigen Konflikt schlagen, wenn sie nicht mit mittelkalibrigen Waffen ausgerüstet ist?

Die mittelkalibrige Kanone ist eine äußerst nützliche Waffe. Sie kann zur Bekämpfung einer Vielzahl von Zielen eingesetzt werden und verleiht Infanterieverbänden eine große Tödlichkeit. Diese Lehre war bereits bekannt, aber der Krieg in der Ukraine hat bewiesen, dass sie sich in einem hochintensiven Gefecht unter ebenbürtigen Gegnern bewahrheitet.

Schlussfolgerung

Obwohl der Krieg in der Ukraine zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels bereits fast ein Jahr andauert, ist noch immer nicht klar, ob es eindeutige Lehren für Luftplattformen gibt. Gegenwärtig kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Ukraine Analysematerial liefert, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen. Aber es ist noch nicht der Punkt erreicht, an dem das Wissen als Information oder Weisheit betrachtet werden kann. Die obigen Ausführungen zeigen, dass sorgfältige Überlegungen erforderlich sind, um sicherzustellen, dass „neue“ Erkenntnisse nicht einfach ein Aufguss alter Lehren sind.

Natürlich lassen sich aus der Ukraine einige Lehren ziehen. So sind beispielsweise die Auswirkungen von Drohnen auf dem Schlachtfeld weitreichend. Aber auch hier gilt es zu unterscheiden, was an dem Krieg in der Ukraine grundlegend neu ist und was bereits bekannt ist. Cyberkrieger können daraus lernen, wie viel Aufwand und Ressourcen erforderlich sind, um nationale Daten vor entschlossenen und gezielten Cyberangriffen zu schützen. Auch in Bezug auf die Abschreckung und die Art des zwischenstaatlichen Wettbewerbs sowie die Rolle, die Streitkräfte letztlich spielen, müssen neue Lehren gezogen werden. Was gepanzerte Fahrzeuge betrifft, so hat der Ukrainekrieg nach Ansicht des Autors keine grundsätzlich neuen Lehren hervorgebracht, die für die Welt der gepanzerten Kriegsführung grundlegend neu sind. Wie so oft im Krieg haben sich neue und einfallsreiche Taktiken unter Verwendung vorhandener Systeme als fruchtbar erwiesen, und einfallslose Taktiken wurden bestraft, aber nicht jede Taktik der Ukraine oder jede Erfahrung einer russischen Panzergruppe ist auch anwendbar auf andere Konflikte. Nichtsdestotrotz sollte der Ukrainekrieg an den Aufwand erinnern, der nötig ist, um gepanzerte Streitkräfte zu unterhalten und sie in den Krieg zu schicken, sowie an die absolut zentrale Rolle, die sie im Krieg spielen.