Dienstag, 10. März 2020

Wenn der Neger keine Bahlsen-Kekse mehr isst...

von Thomas Heck...

Der Corona-Virus und die Flüchtlingskrise scheint nicht auszureichen, die Social Media-Community in ihrem Geifer hinreichen zu befriedigen. Da scheint noch Potenzial nach oben zu sein. Und dann greift man gerne mal in die Trickkiste und zieht wie üblich die Rassismuskarte. Nun hat es die Firma Bahlsen getroffen und ihre "Neger-Kekse" aus dem Sortiment Afrika ins Visier genommen. Dass es diese Kekse schon gefühlt eine Ewigkeit gibt, scheint keinen zu interessieren. Dieses Land ist schon so weit dem Irrsinn anheimgefallen, dass eine Firma nicht mal mehr einen braunen Keks in der Verpackung mit dem Namen Afrika verkaufen kann, ohne nicht als rassistische Firma diffamiert zu werden.

Doch die Krönung kommt noch. Anstatt das Thema auszusetzen, knickt Bahlsen ein und, halten Sie sich fest, benennt die Kekse um. Peinlich, wenn das Rückgrat eine Firma mit leckeren Produkten wie ein Keks ins Nichts zerbröselt. Habt Ihr eigentlich einen an der Waffel?


Afrika – so heißt schon seit Jahrzehnten ein Schokoladenkeks der Firma Bahlsen. Bald wohl nicht mehr: Der Konzern ist wegen der Produktbezeichnung im Internet unter Druck geraten und will den Keks umbenennen. 

In Zeiten von Social Media können alte Gewissheiten schnell überholt sein. Wie schnell, hat nun der Lebensmittelhersteller Bahlsen erfahren. Anlass für den Shitstorm im Internet, der die in Hannover ansässige Firma in den vergangenen Wochen erschüttert hat, war ein Post auf Instagram anlässlich des Valentinstags.

Zu sehen auf dem Foto war eine Packung Gebäck der Marke Afrika, darin die bekannte Waffelsorte, die mit Bitterschokolade überzogen ist. Daneben lag ein Zettel mit der Notiz „Weil du mir jeden Tag versüßt“. Was als kleine, unverfängliche Anregung zur Kaffeepause gemeint war, entwickelte sich schnell zu erregten Debatte.

Zahlreichen Nutzern fiel offenbar zum ersten Mal auf, dass es dieses Produkt gibt und wie es benannt ist. „Ein brauner Keks, der Afrika heißt? For Real?“, fragte eine Nutzerin und schob den Hashtag #alltäglicherrassismus nach. Auch andere Nutzer ereiferten sich über den Produktnamen.

Afrika als Kakaoproduzent? Überzeugte viele nicht

Bahlsen bezog wenig später Stellung und schrieb: „Hallo zusammen, wir möchten hier betonen, dass uns rassistische Gedanken mehr als fernliegen. Der Name Afrika wurde ausgewählt, weil Afrika der größte Produzent von Kakaobohnen auf der Welt ist und der Name damit perfekt zu unseren vollschokolierten Waffeln passt. Das Produkt Afrika bieten wir unter diesem Namen bereits seit über 60 Jahren an.“

Beschwichtigen konnte das viele Leser nicht, im Gegenteil. Etliche verwiesen darauf, dass es nun wirklich Zeit sei, den Namen zu überdenken. „Das Argument ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘ zieht nicht mehr so ganz, finde ich. Alle sagen immer, man muss mit der Zeit gehen. Warum dann doch dieser Name? Könnte nach 60 Jahren ja mal aufgefrischt werden, was meint ihr?“, schrieb eine Nutzerin.

Andere verwiesen auf den Anschlag von Hanau und die sich daran anschließende Debatte über Rassismus in Deutschland. Deutlich Fahrt nahm die Diskussion noch einmal auf, als Henning May, ein Bandmitglied von AnnenMayKantereit, den folgenden kritischen Kommentar befürwortete: „@bahlsen anstatt immer nur den gleichen Text abzuleiern, einfach mal drauf eingehen und überlegen, ob das so alles seine Richtigkeit hat. Ist nicht so schwer und nicht so schlimm.“

Mittlerweile hat die Firma ihr Posting noch einmal nachbearbeitet und kommt den Kritikern entgegen.

Nun ist neben dem Foto der Kekspackung zu lesen: „Viele von euch haben sich intensiv mit unserem Produktnamen Bahlsen Afrika auseinandergesetzt und hier kommentiert. Eure Meinungen und die Kritik nehmen wir sehr ernst. Wir distanzieren uns von Rassismus und Diskriminierung in jeder Form. Aus euren Kommentaren haben wir unterschiedliche Meinungen herausgelesen. Einige assoziieren den Produktnamen mit Rassismus, während andere die Diskussion um den Produktnamen nicht nachvollziehen können und finden, dass genau dieses Schubladendenken Rassismus fördert. Wir haben dieses Produkt vor 60 Jahren ins Leben gerufen und damals wie heute lagen uns rassistische Gedanken mehr als fern. Um zu vermeiden, dass unser Produkt Assoziationen mit Rassismus hervorruft, arbeiten wir bereits an einer Umbenennung.“

Das wiederum erzürnt nun andere. „Kann mir irgendjemand sagen, was daran rassistisch ist?“, fragte ein User unter dem Posting in die Runde. Und die Instagram-Nutzerin „Frischwittchen“ kritisierte: „Darf man das Wort Afrika überhaupt noch sagen? Oder darf man Schokolade noch essen, ohne dass man Angst haben muss, als Rassist bezeichnet zu werden? Mann, ist das alles beknackt.“




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