Dienstag, 10. März 2020

Die sicherste oder die mörderischste aller Zeiten...

von Thomas Heck...

„Wir leben in den sichersten aller Zeiten“ titelte die ehemals große FAZ, die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Und fährt fort: Die registrierte Kriminalität in Frankfurt ist leicht zurückgegangen. Die Zahl der festgestellten Fälle sank 2019 im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent:.

Na, dann ist ja alles, denkt der gemeine Deutsche mit seichten Gemüt und blättert erleichtert um. Doch es lohnt sich, einmal den ganzen Artikel zu lesen, um wenigstens die Informationen zu erhalten, die uns der Titel noch verwehrt.

Denn während die Straßenkriminalität zurückging, was die Gesamtstatstik etwas verfälscht, sind Straftaten gegen das Leben um gut ein Drittel gestiegen. Und eigentlich gehört DAS in die Schlagzeile. Doch das FAZ titelt "Wir leben in den sichersten aller Zeiten"... ist das noch Framing oder fällt es schon unter den Bereich Lüge?


In Frankfurt ist die registrierte Kriminalität zurückgegangen. Allerdings zeigt die Bilanz auch eine besorgniserregende Auffälligkeit bei „Straftaten gegen das Leben“.

Die registrierte Kriminalität in Frankfurt ist leicht zurückgegangen. Die Zahl der festgestellten Fälle sank 2019 im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent auf 114.421. Die Aufklärungsquote liege auf einem Höchststand von 69,2 Prozent, sagte Polizeipräsident Gerhard Bereswill bei der Präsentation der Zahlen am Montag. Besonders erfreulich sei der Rückgang bei der Straßenkriminalität und bei den Wohnungseinbrüchen, da sich dieser Bereich besonders auf das subjektive Sicherheitsgefühle der Menschen auswirke.

Erschreckend ist jedoch die Zunahme bei den versuchten oder vollendeten „Straftaten gegen das Leben“ - also Mord, Totschlag oder fahrlässige Tötungen - die auf dem höchsten Niveau seit fast 30 Jahren liegen. Insgesamt wurden 78 Fälle registriert (davon lag bei 17 die Tatzeit vor 2019). Das entspricht einem Zuwachs von 34,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Erschreckende Zunahme

In 21 Fällen sei es zur Vollendung gekommen, sagte der Leiter der Kriminaldirektion Hanspeter Mener. Dazu gehöre auch die tragische Tat am Hauptbahnhof. Ein Mann hatte im Juni einen Achtjährigen und dessen Mutter vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Der Junge starb im Gleisbett, seine Mutter konnte sich noch retten.

Einen Zuwachs gab es auch bei der Verbreitung pornografischer Schriften, wo eine Verdoppelung auf 94 Fälle registriert wurde. Auch bei Betrugsfällen zum Nachteil älterer Menschen habe es einen Anstieg gegeben. So seien alleine bei 34 Fällen mit „falschen Polizisten“ eine Million Euro von ergaunert worden, sagte Mener.

Laut der Frankfurter Polizei gab es zudem einen markanten Zuwachs bei der politisch motivierten Kriminalität, wo sich die Fallzahlen auf 460 verdoppelten. Das betreffe sowohl die Kriminalität von Rechts als auch von Links, sagte Bereswill.

Rückgang der Straßenkriminalität

Erfreulich sei hingegen, der Rückgang im Bereich Straßenkriminalität. Dort sanken die Fallzahlen in den letzten fünf Jahren um rund 25 Prozent. Insgesamt wurden 15.829 Delikte registriert, ein Minus von 3,9 Prozent im Vergleich zu 2018. Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat sich seit 2014 mehr als halbiert und liegt nun auf dem historischen Tiefstand von 1072 Fällen. „Wir leben in den sichersten aller Zeiten, die wir je hatten - in Deutschland und in Frankfurt“, bilanzierte Bereswill.

Wie bereits 2018 waren die Zahlen von einem Großverfahren zu Warenbetrug beeinflusst worden, dessen Nacherfassung auch noch die Auswertung von 2019 beeinflusste. Ohne dieses Verfahren gegen drei Beschuldigte, die mit ihrem Fake-Shop bundesweit rund 30 000 Kunden prellten, wäre die Kriminalstatistik noch besser ausgefallen.

Hessenweit hatte sich die Sicherheitslage 2019 deutlich verbessert. Mit 364 833 Straftaten wurden knapp 8000 Fälle weniger (minus 2,1 Prozent) als im Jahr zuvor gezählt, wie das Innenministerium im Februar mitteilte. 65,2 Prozent der polizeilich bekannt gewordenen Delikte wurden 2019 aufgeklärt, so viele wie noch nie seit Einführung der Kriminalstatistik im Jahr 1971.


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