Montag, 13. Februar 2023

Kulturelle Aneignung ist demokratisch!

von Mirjam Lübke...

Noch bis vor ein paar Jahren wurde uns die zahlreiche Einwanderung aus aller Herren Länder als ein einziges Festival der Kulturen verkauft. Texte kamen in Umlauf, die uns vermittelten, ohne die Segnungen durch exotische Länder würden wir lediglich trockenes Brot knabbern, Apfelschalentee statt Kaffee trinken und vor Schmutz starrend unserem Tagwerk nachgehen. Da unsere Migranten vor allem aus dem arabischen Kulturkreis stammen, wurden alle diese Segnungen natürlich dem islamischen Kulturkreis zugeschrieben, so als hätten die Römer keine Badekultur gekannt, die alten Ägypter auf dem nackten Boden geschlafen und die Chinesen den Kompass nicht erfunden. Kulturelle Aneignung stellte in diesem Fall offenbar kein Problem dar - frei nach dem Motto "Besser gut geklaut als schlecht erfunden".
 


Jetzt ist plötzlich Schluss mit dem multikulturellen Straßenfest. Da der Normalbürger wenig gewillt ist, die sogenannte "Event-Szene" nebst ihrem Vandalismus totzuschweigen oder zu dulden, dürfen wir offenbar auch nicht mehr von den schönen Seiten des Kulturaustauschs profitieren. Auf Rasta-Zöpfe bei einem Weißen reagieren woke Aktivisten mittlerweile ungefähr so duldsam wie die Nazis auf die Musik von Benny Goodman: Das muss alles verboten werden! Dabei sollten gerade Linke, die es doch so sehr lieben, von oben nach unten zu verteilen, froh sein, dass es heute für jeden Bürger möglich ist, sich ein bisschen fremde Kultur ins Haus zu holen. Handelswege nach Nordafrika existieren schließlich schon seit dem Mittelalter. Reisegemeinschaften trotzten den Gefahren die durch Wegelagerer, die raue See und Krankheiten drohten, um Stoffe und Teppiche aus Marokko nach Mitteleuropa zu bringen - leisten konnten sich die Waren nur die Begüterten, als Statussymbol.
 
Da geht es heute demokratischer zu. Kamen früher aus China Porzellan und edle Seide zu uns, so sind es heute eher billige Küchenutensilien und anderer Schnickschnack, an dem die Bevölkerung Freude findet. Jeder kann die Musik hören, die er liebt oder an einem Kurs für afrikanische Erntetänze an der VHS teilnehmen, wenn das Geld für eine Fernreise nicht ausreicht. Ich habe es selbst ausprobiert und mich danach gewundert, wie man es schafft, nach dieser Kraftanstrengung auch noch die herbeigetanzte Ernte einzuholen. Auch ein Bauchtanz-Seminar bei einem ägyptischen Trainer und seinem Trommler habe ich absolviert und dabei einiges über die menschliche Anatomie erfahren - der Muskelkater breitete sich an Stellen aus, über die ich vorher niemals auch nur nachgedacht hatte. Das spricht zwar auf den ersten Blick nicht dafür, dass ein mitteleuropäischer Körper für kulturelle Aneignung gemacht ist - aber es hat Freude gemacht. Von daher gehen alle meine Sympathiepunkte an Helge Schneider, wenn er sich von nicht-europäischer Musik inspirieren lässt.
 
Ideologen sind Sauertöpfe, die das Konzept "Lebensfreude" nicht begreifen. Solange bis nicht jeder ihre Weltsicht angenommen hat, muss der Mensch im Dauerzustand der hyperventilierenden Empörung verharren. Es findet sich stets ein Problem, dessen man sich annehmen kann - zur Not wird eines konstruiert, wie etwa der "menschengemachte" Klimawandel. Das ist eine Katastrophe nach dem Geschmack der Ideologen, denn dank des natürlichen Klimawandels unseres Planeten, auf den wir nur wenig Einfluss haben, kann man sich unendlich damit beschäftigen. Wie wenig das mit Empathie und Anstand zu tun hat, konnte man während der Corona-Zeit beobachten: Das Konzept der Schadenfreude ist den Covid-Jüngern nämlich durchaus vertraut. Wenn sich ein Maßnahmen-Kritiker ansteckte, brachen sie in Triumphgeheul aus, verlief die Infektion harmlos, konnte man die Enttäuschung darüber geradezu mit Händen greifen. Ein paar Tage auf der Intensivstation mussten mindestens drin gewesen sein, um die Rachegelüste des Publikums zu befriedigen.
 
Auch im Ausland eignet man sich gerne Deutsches an - neben Nobelkarossen auch klassische Musik. Bach und Beethoven sind in Asien beliebt - soll man den Chinesen etwa verbieten, "Für Elise" zu spielen? Es ist schließlich ein Kompliment an unsere Kultur. Niemand eignet sich etwas an, das er nicht respektiert und bewundert. Eigentlich sehen das auch die meisten Menschen so, egal, aus welcher Kultur sie kommen - oder stören sich zumindest nicht daran. Nur eben ein paar lautstarke Aktivisten wollen uns zwingen, die dunklen Seiten der Migrationspolitik zu ignorieren - und auf das Schöne in anderen Kulturen zu verzichten. Kann man noch deutlicher ausdrücken, dass man uns im Grunde lediglich bestrafen will? Man muss schon voller Selbsthass sein, um mit seinen Mitbürgern so umzugehen.




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