von Thomas Heck...
Toleranz gibt es jetzt auch im Islam. Ganz einfach mit einem Kopftuch in Regenbogenfarben. Problem gelöst? So einfach scheint es dann aber doch nicht zu sein.
Jeder Muslim solle seine Identität so ausleben, wie er will, sagt Hayley Carra, "ganz egal, ob es dabei um seine Sexualität geht oder etwas anderes, das ihn zu dem macht, was er ist". Was sie damit sagen will: Wenn du Muslim bist und homosexuell, dann ist das okay. "Jeder verdient es, frei lieben zu dürfen – und auch geliebt zu werden."
Hayley arbeitet für das kleine australische Modelabel Moga. Die Firma entwirft Kopftücher und Kleider für muslimische Frauen, die Designs werden unter anderem bei Asos verkauft.
Um ein Zeichen für mehr Toleranz im Islam zu setzen, hat das Unternehmen nun einen Regenbogen-Schal entworfen – den Muslima als LGBT-Kopftuch tragen.
Ursprünglich sei es nur darum gegangen, die "Ehe für alle"-Bewegung in Australien zu unterstützen, sagt Hayley. Seit Monaten wird in dem Land diskutiert, ob die Ehe – ähnlich wie jüngst in Deutschland – für Schwule und Lesben geöffnet werden soll.
Mittlerweile ist das Kopftuch auch Zeichen für die lokale muslimische Gemeinschaft. "Wir sind stolz darauf, uns für Gleichberechtigung stark zu machen", sagt Hayley.
Vor allem Schwule werden in vielen muslimisch geprägten Ländern verfolgt.
Eigentlich ist Homosexualität im Koran gar nicht verboten, es gibt aber eine Passage, die Sodomie verurteilt. Dennoch ist das Ziegen- und Schafe-Ficken weit verbreitet und wird jetzt auch wieder in Europa hoffähig. Viele konservative Gelehrte nutzen diesen Teil, um Schwule zu verfolgen. Unter anderem in Iran, im Jemen, dem Sudan und Saudi-Arabien steht Homosexualität unter Todesstrafe. In anderem Ländern wie Ägypten werden Schwule immer wieder verfolgt und stigmatisiert.
Erst kürzlich warnte das Auswärtige Amt vor Methoden des ägyptischen Geheimdienstes: Sie erstellen in Dating-Apps Fake-Profile, um Jagd auf Schwule zu machen.
Von solchen Problemen sind die Kunden von Moga natürlich weit entfernt – das Modelabel verkauft vor allem an australische Muslima. Sie können ihren Glauben – und ihre Sexualität – frei ausleben. "Unsere Kunden leben sehr tolerant und werden akzeptiert", schwärmt auch Hayley.
Entsprechend seien auch die Reaktionen auf das LGBT-Kopftuch fast nur positiv gewesen. "Unsere erste Ladung war nach nur wenigen Tagen ausverkauft", sagt Hayley. Weder per Mail noch über ihre Social-Media-Accounts habe es Hasskommentare von konservativen Muslimen gegeben.
Wir haben vor allem viele Mails aus muslimischen Ländern bekommen, in denen uns Fans für das mutige Statement danken.
So ein buntes Kopftuch zu tragen, dürfte dann aber für viele junge Muslima doch nicht leicht sein. Auch Moga empfiehlt seinen Kundinnen, das Kopftuch nur in einer Umgebung zu tragen, in der sie sich sicher fühlen. "Wir wollen ihnen dabei helfen, ihre Identität zu zeigen", sagt Hayley. Und so eine Gesellschaft von Menschen formen, die an Liebe und Toleranz glauben.
Vielleicht kann ein Stück Tuch dabei helfen.
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