Samstag, 2. Dezember 2017

Eigensicherung im Rahmen der Nachwuchsgewinnung... oder: mit der Knarre ins Bewerbungsgespräch...

von Thomas Heck...

Vor wenigen Wochen stellte sich bei der Bundespolizei ein junger Mann vor, der angeblich Polizist werden wollte. In seinem Auswahlverfahren im niedersächsischen Walsrode fiel er nach Informationen des SPIEGEL mit kruden Ansichten auf; inhaftierte Dschihadisten pries er als Märtyrer. Gut, dass der Bewerber schon im Vorfeld durch Dummheit auffiel. Eine Überprüfung ergab, dass er bereits wegen Körperverletzung aufgefallen war. Warum das der Polizei nicht schon durch einen Auszug aus dem Strafregister auffiel, bleib rätselhaft.


Ein Begleiter gab sich als Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes aus und soll einen gefälschten Dienstausweis vorgezeigt haben. Später hieß es dann, er habe seine Zugehörigkeit zum Dienst nur behauptet und sich nicht ausgewiesen. Der vermeintliche Agent ließ sich jedenfalls nicht mehr ermitteln - niemand hatte seine Personalien notiert. Was wie eine Provinzposse klingt, gibt den aktuellen Zustand unserer Sicherheitskräfte wieder. Eine Truppe, die verarscht wird und die sich verarschen lässt.

Der Präsident der Bundespolizei-Akademie ordnete daraufhin jedoch an, dass Einstellungsberater künftig bewaffnet sein sollten. Der Knüppel unterm Tisch sollte dagegen schon reichen, um den potentiellen Bewerber ggf. den Arsch versohlen zu können. Allerdings sei es nicht ratsam, in jedem Bewerber einen Gefährder zu sehen, heißt es in seiner Weisung zur "Eigensicherung im Rahmen der Nachwuchsgewinnung".

Einstellungsvoraussetzungen gelockert

Die Bundespolizei muss wachsen. 2015 hatte sie für die folgenden Jahre 3.000 zusätzliche Stellen zugesagt bekommen, allein 2017 sollten 1970 neue Stellen hinzukommen. Um für Bewerber attraktiv zu sein, lockerte die Behörde ihre Einstellungsvoraussetzungen - und öffnete sich unter anderem für Tätowierte.

Tatsächlich wäre mehr Personal dringend notwendig. In den ersten sieben Monaten des Jahres machten die etwa 40.000 Frauen und Männer bei der Bundespolizei 2,4 Millionen Überstunden, wie der SPIEGEL unter Berufung auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen berichtete. Damals sagte Jörg Radek, der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei: "Dies zeigt, dass die Bundespolizei viel zu wenig Personal hat, um ihre gesetzlichen Aufgaben zu erfüllen." 

Zu blöde für die Polizei 

Mehr Bewerber allein helfen aber auch nicht weiter. Das musste das Bundeskriminalamt erfahren. Im vergangenen Jahr machte der Bund Deutscher Kriminalbeamter öffentlich, dass viele Stellen unbesetzt blieben, weil Aspiranten am Rechtschreibtest scheiterten. Deshalb wird diskutiert, das sprachliche Niveau der Tests abzusenken, weil zu wenige Bewerber den bisherigen Anforderungen gewachsen sind. Wohl eher, um noch mehr Migranten in den Polizeidienst zu schleusen. Wozu denn auch im Zeitalter von Schreibprogrammen mit Autokorrekturfunktionen? "Ey Alder, isch Polizei. Isch nehm Dich fest..." bedarf keiner Grammatik.

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