Mittwoch, 13. Dezember 2017

Mit Bratwurst und Glühwein gegen Terrorismus...

von Thomas Heck...

Knapp ein Jahr nach dem Terroranschlag hat Bundeskanzlerin Merkel den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche besucht. Sie wollte zwischen Glühwein und Bratwurst ihre Solidarität ausdrücken. Der Hunger hatte sie wohl zum Weihnachtsmarkt getrieben. Die Familienangehörigen der Terroropfer hätten wohl besser angeboten, was zum Essen ins Kanzleramt mitzubringen, um so früher von Mutti mit einem warmen Händedruck und tröstenden Worten zu erhalten.

Mit einem Besuch des Weihnachtsmarkts an der Berliner Gedächtniskirche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der Opfer des Terroranschlags vor einem Jahr gedacht. Sie kam am Dienstagabend für eine rund 30-minütige Visite zum Breitscheidplatz, wo sie auch den Weihnachtsmarkt besuchte. Hinterbliebene der Opfer des Terroranschlags hatten sich zuvor über die aus ihrer Sicht mangelnde Fürsorge des Staates nach dem Anschlag beklagt. Sie warfen Merkel in einem offenen Brief Untätigkeit und politisches Versagen vor.

An der Stelle des Anschlags, wo immer wieder Blumen abgelegt und Kerzen angezündet werden, verharrte Merkel zusammen mit dem Chef des Berliner Schaustellerverbandes, Michael Roden, und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft City, Klaus-Jürgen Meier. Anschließend legte jeder eine weiße Rose nieder. Ob Sie anschließend auch noch ihre berühmten Merkel-Legos (nach ihr benannte Betonpolller zur Terrorabwehr) handsignierte, ist nicht überliefert.

Auf dem Weihnachtsmarkt unterhielt sich die Kanzlerin mit Passanten, Besuchern und Budenbetreibern. Sie wollte zwischen Glühweinständen und Bratwurstbuden auch ihre Solidarität mit den Betroffenen ausdrücken. Merkel sprach dabei auch mit Susanne Wollenschläger, an deren Stand zwei Menschen getötet wurden, sowie mit dem Schausteller Max Müller, dessen Stand komplett zerstört worden war. 



Bei dem nicht angekündigten Besuch informierte sich Merkel auch bei Polizisten der mobilen Wache. Nach dem Attentat waren auf vielen Weihnachtsmärkten die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden. 

Bei dem Anschlag mit einem entführten Lastwagen tötete der islamistische Terrorist Anis Amri am Abend des 19. Dezember vergangenen Jahres 12 Menschen und verletzte etwa 70. Amri wurde vier Tage später auf der Flucht in Italien von Polizisten erschossen.

An der zentralen Gedenkveranstaltung zum Terroranschlag nimmt neben Merkel in der kommenden Woche auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Steinmeier wird bei der religionsübergreifenden Andacht am Morgen des 19. Dezembers in der Gedächtniskirche direkt am Tatort sprechen. Merkel gehört nicht zu den Rednern. Besser so.

Kommende Woche wird des Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gedacht. Der Beauftragte der Bundesregierung, Beck, forderte im Interview mit tagesschau24 einen deutlich besseren Umgang mit den Opfern. Es brauche mehr Geld, aber auch mehr Schutz.

Fast ein Jahr ist es her, dass der Islamist Anis Amri mit einem gestohlenen Lastwagen auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz raste, zwölf Menschen tötete und etwa 70 verletzte. Es folgten Berichte über Behördenversagen, Ermittlungspannen und Klagen der Angehörigen, die sich weitgehend allein gelassen fühlten.

Kurt Beck als eigens von der Bundesregierung eingesetzter Opferbeauftragter soll helfen, das Leid der Angehörigen zu lindern. Der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz wird am Mittwoch seinen Abschlussbericht zum Anschlag in Berlin vorlegen. Im Gespräch mit tagesschau24 räumte er ein, dass im Umgang mit den Hinterbliebenen Fehler gemacht worden seien. Die Erkenntnis, dass man mehr für die Opfer hätte tun müssen, sei zu spät gekommen.

Nun aber wolle die Bundesregierung es besser machen, unter anderem sei er dafür als Opferbeauftragter eingesetzt worden. Und Beck erläuterte, was sein Bericht im Kern enthalten wird: Die Forderung, die finanziellen Entschädigungen deutlich aufzustocken, Gesetzeslücken für einen besseren Schutz von Opfern und Hinterbliebenen zu schließen und eine dauerhafte Hilfe für die Opfer zu installieren. Deutschland bewege sich, was die finanziellen Hilfen betrifft, international nur im unteren Mittelfeld. Was umso erbärmlicher ist, dass andere im Gegensatz zu Deutschland eher alle tun, um Terroranschläge verhindern, während Deutschlands Regierung unter Merkel fortwährend potentielle Täter weiter importiert.

Beck betonte, dass die Politik wirklich Konsequenzen aus dem Anschlag ziehen müsse. "Das ist eine Pflichtschuld gegenüber den Opfern", sagte er. Zugleich kritisierte er die Arbeit der Behörden bei der Aufklärung des Anschlags. "Dass versucht worden ist, diese Fehler im Nachhinein in Polizeiberichten zu kaschieren oder gar ins Gegenteil zu verkehren, empört die Menschen", so Beck.

Er selbst will bis Ende März weiter als Opferbeauftragter arbeiten, um die politische Umsetzung seiner Vorschläge zu begleiten. Dauerhaft möchte Beck den Job aber nicht machen. "Da würde man selber seelisch zerbrechen."

Kommende Woche finden in Berlin die zentralen Gedenkveranstaltungen an den Terroranschlag statt - und Bundesregierung sowie Berliner Senat wollen dieses Mal alles richtig machen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird sprechen, neben Kanzlerin Angela Merkel nehmen zahlreiche Bundesminister und der komplette Berliner Senat an der Veranstaltung teil. Bisschen spät die Anteilnahme.


"Wo geht es denn hier zur Trauerfeier? Ach, die war schon letztes Jahr?"

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