Freitag, 9. Dezember 2022

Rio Reiser trifft die Truman-Show!

von Mirjam Lübke...

"Das alles und noch viel mehr, würd' ich machen, wenn ich König von Deutschland wär'!", sang Rio Reiser 1986 und bekannte sich damit offen zu seinen Sympathien für die Reichsbürgerszene. Unter dem Management von Claudia Roth kann man schon auf merkwürdige Gedanken kommen - hat man eigentlich geprüft, ob sie auch mit dem aktuellen Versuch, die Monarchie in Deutschland wieder einzuführen, in Verbindung steht? Auch wenn Herr Reiser die jüngste Razzia nicht mehr miterleben musste, kann eine gewisse Kontaktschuld doch nicht geleugnet werden: Es wäre zumindest angebracht gewesen, ein Dutzend der 3000 dabei eingesetzten Polizisten einmal bei Frau Roth vorbeizuschicken, um einen Blick in ihren Plattenschrank zu werfen: Beherbergt dieser noch ein Exemplar des verdächtigen Liedguts? Können Nachbarn bezeugen, ob sie es gar ab und zu vor sich hingeträllert hat? Gefahr ist in Verzug - man lasse Nancy Faeser einen Notfallplan ausarbeiten!



 
Um ehrlich zu sein, bin ich ein bisschen beleidigt. Wieder einmal hat eine Gruppe in Deutschland den Umsturz geplant und mich nicht eingeladen. Mich, die Vorsitzende der jüdischen Weltverschwörung Sektion Niederrhein. Ein Posten als Ministerin für Einhorn-Angelegenheiten wäre doch das Mindeste gewesen, was meiner Erfahrung entsprochen hätte. Aber erneut ging ich leer aus. Diese Reichsbürger sind schon ein egoistischer Haufen - und so kann ich meine Hoffnungen nur noch darauf setzen, dass Björn Höcke die Weltherrschaft ergreift, bevor sich Claudia Roth zur Thronerbin von Rio Reiser erklärt oder Janine Wissler und Kevin Kühnert gemeinsam den hundertsten Versuch starten, das sozialistische Paradies auf Erden zu schaffen. Auch Annalena Baerbock träumt bekanntlich von einer Führungsrolle Deutschlands in der Welt, und wenn es nur die moralische ist. Nachweislich unterhält sie Kontakte zu Claudia Roth - wer weiß, was sich da in den Hinterzimmern Berlins zusammenbraut.
 
Auch wenn die Medien sich alle Mühe geben, eine riesige Drohkulisse zu entwerfen - der Spiegel wusste sogar zu berichten, dass die USA Amtshilfe angeboten haben - gerät die Razzia gegen Prinz Heinrich und seine Mannen mittlerweile zu einer unfreiwillig komischen Seifenoper. Die Presse fand gar heraus, es gäbe verwandtschaftliche Beziehungen zu Ani-Fried, Pop-Ikone und Mitglied von ABBA. Auch mit der letzten russischen Zarenfamilie ist man verschwägert, das bringt noch mehr Glamour in die Sache. Die Journalisten lechzen nach Details. Währenddessen geben sich Politiker wie Lars Klingbeil und Georg Maier alle Mühe, die AfD als Mitverschwörerin an den Pranger zu stellen. Der Beweis: Bei einer öffentlichen Veranstaltung hat sich ein Thüringer AfD-Abgeordneter mit Prinz Heinrich unterhalten und es offenbar vorher fahrlässig versäumt, ihn polizeilich auf seine Gesinnung abklopfen zu lassen. Mit eben jenem Abgeordneten habe ich auch schon während einer Klausur zu Abend gegessen - wenn jetzt noch herauskommt, dass wir beide schon einmal ABBA gehört haben, sind wir staatsfeindlicher Umtriebe überführt. Zwar weiß ich nicht mehr, worüber wir gesprochen haben, aber die Übernahme der Weltherrschaft war es nicht.
 
Und noch eines ist seltsam: Außer der royalen Rentnergang wusste offenbar so ziemlich jeder über die geplante Razzia schon seit zwei Wochen Bescheid. Damit ist zwar der Vorwurf vom Tisch, es handele sich um ein reines Ablenkungsmanöver von der Tat in Illerkirchberg - wobei die Innenministerin wahrscheinlich heilfroh über die Möglichkeit derselben war. Allerdings ist es schon seltsam, warum diese gefährlichen, gut vernetzten Putschisten vollkommen ahnungslos ihr übles Treiben weiterführten und nicht mit dem Traumschiff nach Neuschwabenland flohen. Da führten die Reporter des MDR eventuell schon Beleuchtungsproben vor dem Verschwörerschloss aus - "Euer Hoheit, haben Sie den Park wieder für eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung vermietet?" - und keiner bemerkt etwas. Zum Glück ist niemandem wie weiland Jim Carrey in der "Truman-Show" ein Scheinwerfer vor die Füße gefallen, sonst hätten die ruchlosen Royalisten ihren Staatsstreich womöglich vorgezogen und würden, vom Volk bejubelt, in offenen Kutschen unter dem Brandenburger Tor hindurchfahren.
 
Es mag sein, dass Prinz Heinrich und sein Hofstaat tatsächlich an seinem fürstlichen Stammtisch von der Machtübernahme träumten, und wahrscheinlich ist auch der ein oder andere Geselle dabei, mit dem nicht zu spaßen ist. Aber nehmen wir einmal an, die Damen und Herren hätten es auf einen Versuch ankommen lassen, wie weit wären sie wohl damit gekommen? Man kann natürlich auch mit nur fünfzig Mitgliedern eine Menge Schaden anrichten, aber uns wird hier eine Dimension suggeriert, als hätte Deutschland tatsächlich kurz vor der Wiedereinführung der Monarchie gestanden. Und damit es auch richtig dramatisch wirkte, zog man gleich 3000 Polizisten zusammen - warum schafft man das nicht bei der Bekämpfung von Clankriminalität?
 
Es scheint, als ob Nancy Faeser einfach die Muskeln spielen lassen wollte. "Ich kann, wenn ich will, meine Lieben!" Man soll schließlich nicht den Eindruck bekommen, sie säße den ganzen Tag untätig herum. Zum Beispiel bei der Bekämpfung des importierten Antisemitismus oder dabei, den schwarzen Block der Antifa in seine Schranken zu weisen. Dabei ist Nancy Faeser sicherlich nicht die Königin von Deutschland, sondern eher ein scheues Reh.




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