Sonntag, 18. Dezember 2022

Bundeswehr: Der Pannenpanzer wird zum Totalausfall

von Thomas Heck...

Als alter Zugführeroffizier der Panzergrenadiertruppe blicke ich mit Sorge auf die Bundeswehr. Sicher war zu meiner aktiven Dienstzeit von 1985 bis 1997 auch nicht als gold was glänzte, doch die Einsatzbereitschaft unseres Großgerätes war  immer hoch. Da wurde man schon als Materialverantwortlicher angezählt und musste antreten, wenn die Einsatzbereitschaft unter 80% sank. Dabei waren es oftmals Mängel, die mehr die Verkehrssicherheit betrafen, das Gerät wäre im Kriegsfall dennoch einsatzbereit gewesen. Es waren auch immer die selben Panzer die ausfielen, bei freilaufenden Übungen meist bereits kurz nach dem Verlassen der Kasernen auf dem Marsch in die Verfügungs- und Einsatzräume. 

Nun hatten wir damals den Schützenpanzer Marder in der Version 1A3. Wenn der lief, dann lief der. Sehr zuverlässig, weil robust und bewährt. Die Kinderkrankheiten, die sicher auch der SPz Marder hatte, waren 20 Jahre nach seiner Einführung nur noch in geringer Ausprägung vorhanden. Es bleibt zu hoffen, dass in 20 Jahren Veteranen wie ich mit ähnlicher Wehmut an den SPz Puma denken werden. Aktuell überwiegen da wohl eher Frustration. In der Theorie ein fantastisches Fahrzeug, mit Fähigkeiten, von denen anderen Armeen nur träumen können. Das was nutzt ein Gerät phänomenalen Fähigkeiten, welches keine Einsatzbereitschaft herstellen kann? Vielleicht sollte man länger bei bewährtem Gerät bleiben. Wollte man etwa auch hier die eierlegende Wollmilchsau?

Zu befürchten ist auch, dass die amtierenden Verteidigungsministerin nicht die Kompetenz hat, die sicher lösbaren Probleme um die Puma lösen zu können. Denn das Problem liegt mit ziemlicher Sicherheit nicht am Puma selbst, sonst in der mangelnden Fähigkeit und den Kapazitäten in der Gefechtsinstandsetzung.

Der Puma ist der schwerste und teuerste Schützenpanzer der Welt. Und sicher auch einer der besten weltweit. Und er soll im neuen Jahr zur "Speerspitze" der NATO werden. Doch nach einer Schießübung der Bundeswehr sind 18 von 18 Panzern nicht mehr einsatzfähig. Ohne Feindeinwirkung, was an der  Brauchbarkeit und den Nutzen des Geräts dennoch grundsätzlich zweifeln lässt. 

Infanterist steht vor seinem Schützenpanzer Puma


Die Bundeswehr ist bei Übungen mit dem Schützenpanzer Puma auf schwere technische Probleme gestoßen. Bei einem Training mit 18 Gefechtsfahrzeugen sei die Einsatzbereitschaft binnen einiger Tage auf null gesunken, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Das gehe aus einer "Brandmail" des Kommandeurs der 10. Panzerdivision Generalmajor Ruprecht von Butler an die Führung des Heeres und an das Bundesverteidigungsministerium hervor. Das Manöver fand nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Schießübungszentrum der Panzertruppe statt.

Das Schreiben sorgt seit Freitag im Verteidigungsministerium für Wirbel, denn die neuen Pannen betreffen Fahrzeuge in einer speziellen Konfiguration, mit der sich Deutschlands Panzergrenadierbrigade 37 ab dem neuen Jahr an der Schnellen Eingreiftruppe (Very High Readiness Joint Task Force) des NATO-Bündnisses beteiligen soll.

Elektronikdefekte und ein Brand im Fahrerraum

Von einem Totalausfall berichtet der "Spiegel" nach Lektüre des Briefes. Die letzten beiden noch einsatzbereiten Pumas seien "am gestrigen Schießtag nach anderthalb Stunden mit Turmdefekten" auch noch ausgefallen, schrieb General Buttler demnach. Vor allem die Elektronik der Hightech-Panzer sei anfällig, in einem Panzer habe es sogar einen schweren Kabelbrand im Fahrerraum gegeben.

Die Art der Mängel seien der Truppe bereits bekannt gewesen, heißt es in der Mail, sie seien "allerdings noch nie in dieser Häufigkeit" aufgetreten. Dabei seien die Systeme nur auf Schießbahnen in der norddeutschen Tiefebene bewegt und dort "nicht übermäßig beansprucht" worden. Nach Einschätzung des für den Betrieb der Panzer zuständigen Schirrmeisters der betroffenen Kompanie, sei davon auszugehen, dass die volle Einsatzbereitschaft der Kompanie erst wieder in drei bis vier Monaten hergestellt werden kann. Diese Einschätzung halte er für sehr glaubhaft, schreibt der General.

Schützenpanzer Marder


Sollte der Puma nicht wie geplant bis Ende April 2023 zur Verfügung stehen, werde er bei der schnellen Eingreiftruppe der NATO "bis auf Weiteres" durch den bewährten Schützenpanzer "Marder" ersetzt.

Kostenexplosion und Jahre zu spät

Der von zahlreichen technischen Problemen geplagte Schützenpanzer Puma sollte schon längst seinen Vorgänger Marder ersetzen. Im Juli 2009 hatte das Bundesverteidigungsministerium insgesamt 405 Stück zu einem Gesamtpreis von 3,1 Milliarden Euro bestellt. Inzwischen ist die Bestellung auf 350 reduziert, der Stückpreis allerdings von rund 7,6 Millionen auf etwa 17 Millionen Euro gestiegen. Erst vor wenigen Tagen hatte das Bundesverteidigungsministerium 600.000 Schuss Munition für den Puma im Wert von 576 Millionen Euro nachgeordert.

Das von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) entwickelte und produzierte Gefechtsfahrzeug war erst im vergangenen Jahr für gefechtstauglich erklärt worden. Zuvor hatte der Puma bereits als "Pannenpanzer" Schlagzeilen gemacht.



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