Mittwoch, 7. Dezember 2022

Morden ist nicht immer gleich schlimm, sagt Herr Restle

von Mirjam Lübke...

Warum, so frage ich mich, ist sich Georg Restle eigentlich so sicher, dass der Täter von Illerkirchberg kein Rassist war? Deshalb wahrscheinlich, weil er wie viele seiner Kollegen fest in der Theorie der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" verwurzelt ist. Diese behauptet bekanntlich, Angehörige von Minderheiten - vor allem wenn sie unterdrückt sind - könnten keine rassistischen Motive haben. Deshalb dürfen wir es auch nicht "Generalverdacht" nennen, wenn Weiße kollektiv für alle Spätfolgen des Kolonialismus verantwortlich gemacht werden. Eine Theorie, die für die Freunde des Multikulturellen sehr bequem ist: Sie unterbindet schon im Vorfeld jede Untersuchung darüber, ob ein Täter wie der Eriträer, welcher die Schülerinnen angriff, dies aus niederen Motiven wie etwa Frauenverachtung oder Hass auf Europäer getan haben könnte. Warum eigentlich? Wird uns nicht täglich die Gleichheit aller Menschen gepredigt? Warum also sollte ein Eriträer - oder anderer Migrant - nicht ebenso anfällig für Menschenverachtung sein wie ein Europäer?



 
Aber Restle teilt - wenn auch nur indirekt - zudem Morde in "schlimme" und "weniger schlimme" Taten ein. Auch das ist fester Bestandteil ideologischen Denkens, das erleben wir heute täglich bei allen Straftaten von der Sachbeschädigung bis zur Körperverletzung. Man sagt nicht mehr "der Zweck heiligt die Mittel", das klingt unschön. Vielmehr wird ein "höheres" Ziel erdacht, welches die Regeln der Strafverfolgung außer Kraft setzen soll. Oder man betreibt Täter-Opfer-Umkehr: War es früher die "schwere Kindheit" die jemanden unweigerlich zum Mörder machen musste, so ist es heute das "Trauma von Flucht und Vertreibung". Es gibt Millionen Menschen, welche beides erleiden mussten, aber - oh Wunder! - nicht jeder von ihnen raubt und mordet. Eigentlich sollte das allein die Theorie ab absurdum führen, denn es ist eben kein unabänderliches Schicksal, sondern hängt von den Werten und dem Charakter eines Menschen ab, ob er nun selbst zum Täter wird oder sich auf die Seite der Opfer stellt. Sind diese Werte allerdings von einer kulturellen Umgebung geprägt, welche Gewalt belohnt und mit Anerkennung darauf reagiert, dann sollten wir nicht nach Entschuldigungen für potentielle Täter suchen. Vielmehr gilt es in diesem Fall, genau hinzusehen, was uns erwarten könnte. Aber in Deutschland wird man offenbar aus Erfahrung nicht klug.
 
Es gibt tatsächlich Fälle, bei denen man als juristischer Laie geneigt ist, für einen Mord mehr Verständnis aufzubringen als für einen anderen. Viele haben sich schon einmal die Frage gestellt, ob sie in einer bestimmten Situation in der Lage wären, einen Mitmenschen zu töten. Ebenso vielen ist gewiss auch der Gedanke gekommen "Den könnte ich erwürgen!", wenn sie von jemandem gedemütigt oder gequält wurden, einem Vorgesetzten oder Familienangehörigen etwa. In der Regel bleibt es bei dem Gedanken, weil wir verinnerlicht haben, wie katastrophal es um unsere Welt stünde, wenn wir jedem Gewaltimpuls ungehemmt nachgehen würden - ein Zusammenleben wäre undenkbar, wir stünden unter Dauerstress.
 
Und so können wir für einen Täter - auch wenn die Tat verabscheuenswürdig ist - in Ausnahmefällen Verständnis haben. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Verbindung von Täter und Opfer, welche den Täter glauben ließ, keinen anderen Ausweg als einen Mord zu haben. Etwa, weil ihm keine Hilfe durch die Polizei oder Freunde zuteil wurde. Vor Gericht wird er sich trotzdem wegen Mordes verantworten müssen, auch deshalb, weil geprüft werden muss, ob tatsächlich eine Bedrohungslage vorlag. Dann kann entschieden werden, welche Strafe angemessen ist.
 
Der Täter aus Illerkirchberg jedoch hat kein entschuldigendes Motiv. Die Mädchen, die ihm zum Opfer fielen, hatten ihm nichts getan, er kannte sie wahrscheinlich nicht einmal. Er handelte wohl aus Frust heraus und vergriff sich an den Schülerinnen, weil sie keine Gegenwehr leisten konnten - eine leichte Beute für ihn. Es fiele mir kein Grund ein, der dieses Verbrechen auch nur ansatzweise entschuldigen würde. Dennoch: Irgendein Gutachter wird ihm, das kennen wir zur Genüge, eine Traumatisierung bescheinigen. Dann ist für die Georg Restles die Welt wieder in Ordnung. Vielleicht gibt es noch ein Statement zur "toxischen Männlichkeit", welche man Männern im allgemeinen attestiert, worauf man ebenfalls nach anderen Gründen nicht mehr suchen muss. Besser alle beschuldigen, als sich den Nebenwirkungen der "Open Borders"-Politik zu stellen. Und ein paar Tage später ist wieder alles vergessen.
 
Georg Restle hält sich selbst für einen aufgeklärten und toleranten Menschen - wie viele seiner Kollegen auch. Dabei steckt er bis zum Hals in eigenen Klischees und Gruppendenken fest. Und dieses Weltbild muss verteidigt werden - ohne jede kritische Analyse.




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