Samstag, 3. Dezember 2022

Kommt jetzt die Öko-Bombe?

von Mirjam Lübke...

Das blaue Häkchen bei Twitter, mit dem sich ein Konto als "echt" ausweist, soll zukünftig etwas kosten, trotzdem war ich mir zunächst nicht sicher, ob sich nicht doch ein Spaßvogel für ein paar Euro Gebühr den Bundeswehr-Account zugelegt hat. Da sich allerdings die Grenzen zwischen Realität und Satire in Deutschland immer häufiger verwischen, kam ich letztlich zum Schluss, es müsse sich um eine authentische Äußerung aus der PR-Abteilung unserer tapferen Recken handeln. Da dürfte sich allerdings auch mancher gestandene Soldat verwundert die Augen gerieben haben - Bundeswehr goes Greenpeace! Für die Jüngeren unter uns: Das war die Urmutter der Aktivisten von "Mit Uhu den Planeten vor dem Untergang retten!", besser bekannt als Fridays for Future oder "die letzte Generation".



Nun könnte eine Zusammenarbeit zwischen beiden Gruppen zu extrem effektiven Straßenblockaden führen, so eine Panzerhaubitze bekommt kein Polizist vom Asphalt gelöst, wenn sie dort erst einmal ordentlich festgeklebt ist. Damit legt sich auch kein verzweifelter Autofahrer an. Und an Krankenwagen muss zukünftig wohl vorn eine Baggerschaufel angebracht werden, um der Dringlichkeit ihres Anliegens Nachdruck zu verleihen. Wenn die Division "Carla Hinrichs" und das Bataillon "Luisa Neubauer" in den Umweltkampf ziehen, kann sich der Klimawandel warm anziehen!
 
Aber wahrscheinlich ist das nicht das strategische Ziel, von dem hier die Rede ist. Nachhaltige Kriegsführung, darauf muss man erst einmal kommen. "Herr Selenskij, wir können Ihnen die zugesagten Panzer leider nicht liefern, da in der Ukraine keine hinreichende Ladesäulen-Infrastruktur vorhanden ist", könnte Olaf Scholz erklären und die Grünen ins Schwitzen bringen. "Zudem haben wir von Ihnen bisher keine Bestätigung bekommen, dass die Munition ordnungsgemäß recycelt wird." Mir kommen dabei so makabre Bilder in den Sinn, dass ich sie nicht schriftlich niederlegen möchte. Wenn nach einem Krieg die Trümmerfrauen jeden verwertbaren Stein aus den Ruinen holen, um den Ausgebombten wieder ein Dach über dem Kopf bauen zu können, ist das dann nachhaltig? Gezwungenermaßen vielleicht, aber es macht die Lage kein bisschen erträglicher für die Betroffenen.

Man fragt sich unwillkürlich, welche Leute in der PR-Abteilung der Bundeswehr sitzen und sich diese Meldungen ausdenken. "Lass uns mal was mit Umwelt machen, das liegt im Trend!" Ist es eine bewusste Strategie der Verharmlosung des Krieges oder bloße grüne Umnachtung? Zwar kämpfen auch deutsche Soldaten wieder im Rahmen von NATO-Operationen wieder in aller Welt, aber die meisten heute lebenden Bundesbürger kennen - zum Glück! - Kriegshandlungen nur aus den Medien. Wenn dabei "ressourcenschonend" vorgegangen wird, hat das Gründe, die mit Umweltschutz nur selten etwas zu tun haben, sondern eher mit Materialkosten. Erhält man Infrastruktur, dann deshalb, weil man noch selbst darauf zurückgreifen will. Übrigens rührten internationale Umweltschutzorganisationen keinen Finger, als die Hamas im Zuge der von ihr verursachten Kampfhandlungen israelische Naturschutzgebiete in Brand steckte. Das Entscheidende jedoch ist: Die menschlichen Opfer des Krieges kann man nicht "recyceln" - sie sind für immer verloren. Aber vielleicht sollen wir gerade das vergessen: Was kümmern uns die Menschen, wenn man doch wenigstens seine Ideologie ausgelebt hat?

Wie weit soll das noch getrieben werden? Tatsächlich bis zur Öko-Atombombe? "Das Uran dafür ist ausschließlich in solarbetriebenen Zentrifugen angereichert worden", könnte uns das Schwellenland stolz verkünden, welches gerade plant, seinen Nachbarn von der Landkarte zu fegen. Und in Deutschland nickt man beifällig zu dieser Entscheidung, weil der ökologische Fußabdruck gewahrt bleibt.
 
Niemand mit etwas Realitätssinn will die Bundeswehr abschaffen, denn Verteidigungsbereitschaft gehört, nüchtern betrachtet, zu den Kernaufgaben des Staates, um seine Bürger zu schützen - und sei es nur, um nach außen zu signalisieren, dass man keine leichte Beute ist. Allerdings ist die Bundeswehr durch Sparmaßnahmen und Missmanagement zur leichten Beute gemacht worden, es fehlt an allen Ecken und Enden. Bevor man sich dort also Sorgen um "nachhaltige Kriegsführung" macht, wäre es sinnvoll, erst einmal das eigene Arsenal in einen gebrauchsfähigen Zustand zu versetzen und fähigen Nachwuchs auszubilden. Sonst bleibt die Bundeswehr tatsächlich nachhaltig - weil sie gar nicht erst ausrücken kann.




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