von Mirjam Lübke...
Die Eisbären wälzen sich vor schierer Freude im Schnee, während die Polarwölfe vor Begeisterung den Mond anjaulen. Pinguine führen einen fröhlichen Stepptanz auf: Das Klima ist in Berlin wieder einmal vor dem Kollaps gerettet worden. Alles was es dazu brauchte, waren eine Säge, eine Hebebühne und natürlich einen geschmückten Weihnachtsbaum. Das germanische Phallussymbol, sinnbildlich für den klimaschädlichen Einfluss des alten weißen Mannes stehend, wurde medienwirksam "kastriert". Und das unter den Augen der Polizei - ein Husarenstück, das selbst Robin Hood nicht besser hätte vollführen können.
Zumindest sehen das die Klimaaktivisten so oder ähnlich. Größenwahn hat schließlich in Deutschland gerade wieder Hochkonjunktur: Gerade hat Annalena Baerbock Nigeria zur deutschen Kolonie erklärt und großzügig einige Bronzen zurückgegeben - das ist doch eigentlich ein guter Tausch, oder? Warum also sollte es nicht auch möglich sein, durch das Absägen eines Weihnachtsbaumes das Weltklima zu retten, obwohl dieses sich gar nicht für Deutschland interessiert? Natürlich werden die Aktivisten sagen, sie wüssten sehr wohl, wie wenig ihre Aktion auf das Klima einwirken könne, und es ginge ihnen lediglich darum, die Dringlichkeit ihres Anliegens mit Nachdruck der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dann bleibt es dennoch Größenwahn: Selbst wenn man von menschengemachtem Klimawandel als Tatsache ausgeht, dürfte dies die Hauptproduzenten von CO2 kaum interessieren. Vielleicht kann sich China nun endlich einmal mit einem Spruch für den ständig vom Rad fallenden Sack Reis revanchieren: "In Deutschland wird gerade ein Tannenbaum geköpft!"
Gehen wir hingegen davon aus, dass sich das Klima nun einmal wandelt, wie es das auch schon vor Jahrmillionen ohne menschliches Zutun getan hat, wird es noch abstruser. Mich persönlich wundert auch das offensichtlich gestörte Verhältnis der Klimaschützer zu Bäumen, die schließlich eine natürliche "CO2-Vernichtungsmaschine" darstellen. Wenn so ein Baum im Weg steht, kann er weg, denn Naturerhalt ist in diesem Falle irgendwie "Nazi" und bietet nur die Kulisse für deren dubiose Wanderungen. Ebenso wäre es möglich, sich über die erfolgte Sachbeschädigung zu empören, denn ohne den ideologischen Hintergrund würde man schlicht von Vandalismus sprechen. Man macht kaputt, was anderen Freude bereiten könnte - denn im Weltbild der Klimaschützer hat diese keinen Platz. Während Jesus in seiner Endzeiterwartung wenigstens noch gefordert hat, den Armen und Schwachen etwas Gutes zu tun, ist die grüne Endzeiterwartung auf Randale und Depression ausgelegt.
Man kann eventuell den Klimaaktivisten eine gewisse religiöse Verblendung als mildernden Umstand zugestehen - und vielleicht müssen sie ihren Geldgebern auch eine gewisse Anzahl von Aktionen nachweisen, um weiterhin auskömmlich gefördert zu werden. Meine Empörung gilt daher auch eher diesen Geldgebern, die fernab ihrer gemütlichen Villen und Lofts junge Menschen zu so etwas anstiften. Aber auch unsere Behörden halten wieder einmal die Füße still - so eine Hebebühne lässt sich schließlich nicht am helllichten Tag unbemerkt herumfahren - jedoch kam keiner der anwesenden Polizisten auf die Idee, einmal nachzufragen, was die Aktion solle. Als Berliner Polizist braucht man offenbar stoische Ruhe, wenn eine vom Senat gebilligte Gruppe eine Straftat verzapft - es könnte schließlich jemand in seinen Gefühlen verletzt werden. Den Bayern ist das mittlerweile zur Freude der Bürger egal: Wer klebt, sitzt bald auch - in Haft.
Denn es geht noch unverschämter: Ebenfalls in Berlin setzten Klimaschützer einen fingierten Hilferuf an die 112 ab, angeblich habe es ein Gasleck gegeben. Vor Ort mussten die ausgerückten Helfer dann feststellen, dass sie sich umsonst auf den Weg gemacht hatten. Aber auch das finden Aktivisten - neben der Gefahr, die Hilfe für einen echten Notfall eventuell verzögert zu haben - vollkommen in Ordnung. Schließlich sei der Planet auch in Not. Man kann nur hoffen, dass die Gerichte weniger Verständnis für diese Aktion haben, denn damit wurde nun deutlich eine der sprichwörtlichen roten Linien überschritten. Sympathisanten der "Letzten Generation" empören sich über die Bezeichnung "Klima-RAF", jedoch hat das "Original" auch einmal klein angefangen und sich einer ähnlichen Rechtfertigung bedient: Vor dem großen Endziel, das beliebig austauschbar ist, werden alle Straftaten kleingeredet. Als die Aktivisten Gemälde beschädigten, bediente sich sogar die Presse an diesem Narrativ: Die Bilder wären durch den Klimawandel ohnehin irgendwann zerstört worden. Wird es irgendwann heißen "er wäre ohnehin in ein paar Jahren gestorben", wenn der erste im Namen des Klimas erschossen wird? Wundern würde es mich nicht - die aus Fanatismus geborene Kaltschnäuzigkeit ist nämlich jetzt schon vorhanden.
Niemand will der "Letzten Generation" das Demonstrieren verbieten, denn das ist ihr Recht, ebenso wie es das Recht von Gegnern der aktuellen Energiepolitik ist, ihren Protest auf die Straße zu tragen. Während letztere aber auch ohne das Begehen von Straftaten immer wieder als "Demokratieverächter" gebrandmarkt werden, denen man "Umsturzfantasien" unterstellt, hat die "Letzte Generation" längst den Pfad des Gesetzes verlassen. Man lässt sie größtenteils gewähren - an den Bundestag kleben sie sich schließlich nicht. Aber wie weit lässt man sie noch gehen? Bis die erste Bombe für das Klima fliegt? Das erscheint längst nicht mehr abwegig.
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