Donnerstag, 22. September 2022

Ricarda Lang, bitte sofort an der Front melden...

von Mirjam Lübke...

Nachdem der für seine cholerischen Ausbrüche bekannte Ralf Stegner mein Angebot, ihm einen Yoga-Kurs an der VHS zu spendieren, stets abgelehnt hat, überlege ich nun, Ricarda Lang selbigen zu finanzieren. Marie-Agnes Strack-Zimmermann melde ich gleich mit an, denn sie bezichtigte den armen Herrn Stegner letztens wütend des Pazifismus. Nun hat Frau Strack-Zimmermann immerhin eine gewisse Affinität zur deutschen Waffenindustrie, von den Grünen allerdings sind wir anderes gewohnt: „Keine Waffen in Kriegsgebiete!“, hieß es bei ihnen noch vollmundig im Wahlkampf. Aber da wir politisch längst auf der „Farm der Tiere“ leben, muss man sich nicht wundern, wenn Grundsätze über Nacht plötzlich nach Gusto ergänzt werden: „Es sei denn, wir mögen den Präsidenten!“



Wir dicken Frauen bekommen unterwegs schon einmal den wenig charmanten Satz „Deutsche Panzer rollen wieder!“ zu hören, den ich stets mit „Ich saufe aber keine hundert Liter Diesel!“ quittiert habe. Panzer haben nämlich einen enormen Appetit auf den verpönten Kraftstoff, mit derselben Menge könnte man eine ganze Flotte von Familienkutschen durch die Republik fahren lassen. Der E-Panzer konnte sich mangels geeigneter Ladesäulen auf dem Schlachtfeld bisher noch nicht durchsetzen - und auch Hybrid-Modelle müssen erst noch entwickelt werden. Da muss man für die gute Sache schon einmal Kompromisse schließen und ein wenig CO2-Ausstoß hinnehmen. Was für ein Glück, dass Panzer - im Gegensatz zu Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeugen - kein AdBlue benötigen, denn das wird derzeit knapp. Hat der forderungsfreudige Andrij Melnyk schon angefragt, ob Deutschland auch die Treibstoffkosten für die gewünschten Panzer übernimmt?

Ricarda Lang möchte zudem das Potential der deutschen Industrie ausschöpfen, um möglichst viele Waffen an die Ukraine liefern zu können. Da guckt sie schon wieder um die Ecke, die Farm der Tiere. Einmal ganz abgesehen davon, dass die deutsche Industrie derzeit dank der Energiewende ein massives Problem hat, ihre Produktionskosten zu decken, war sie bisher für die Grünen der Inbegriff des Bösen, ebenfalls ein Höllenschlund, aus dem CO2 wie giftiger Odem in die Umwelt entwich. Auch wenn Deutschland gegenüber manchem asiatischen Schwellenland nur bescheidene Mengen des verteufelten Gases produziert, galt bisher die Devise: „Wir retten die Welt und schaffen das CO2 ab!“ Und man zeigt sich derzeit auch recht gleichgültig gegenüber dem Niedergang der Gewerke, welche Dinge des täglichen Bedarfs produzieren. 

Wohl dem, der noch genug Porzellan im Schrank hat, nicht nur alle Tassen. Bier muss demnächst direkt vom Fass genossen werden, da die nötigen Flaschen knapp werden. Und auch die Chemieindustrie nagt am Energiehungertuch. Sie wird besonders misstrauisch beäugt, und das, obwohl auch Frau Lang ihren Körper bisweilen in Polyester hüllt. Woher ich das weiß? Weil ich selbst stets auf der Suche nach Kleidung in großen Größen bin – meine Empfehlung geht aber in Richtung Naturfasern. Allerdings bedürfen auch diese einer produzierenden Industrie: Bei einer Gasrechnung von 12 Millionen Euro guckt sogar Trigema-Chef Wolfgang Grupp nicht mehr fröhlich. Als noch die CDU regierte, gab er sich nämlich zuversichtlich, dass die Energiewende schon zu schaffen sei. Das Erwachen muss nun bitter sein.
 
Angesichts der Ukraine-Krise redet man uns gern ein, unsere Sorgen seien kleinlich und unberechtigt. Ricarda Lang, die wie viele Linke und Grüne vom iPhone twittert, sorgt sich dabei nur wenig um die Arbeitsbedingungen der Wanderarbeiter, die es in China zusammengebaut haben. Wahrscheinlich fragt sie sich auch nur selten, wer ihre Kleidung genäht hat und zu welchen Bedingungen. Ich will hier nicht überkritisch sein, denn ich stelle diese Fragen meist auch nicht, egal, ob man nun teuer oder billig kauft, die Gefahr besteht immer. Aber gerade geht es um unsere eigenen Landsleute und ihre Arbeitsplätze, daher ist es mir rätselhaft, wie leicht man deren Sorgen verdrängen kann. Das frage ich mich bei den Grünen ständig, denn sogar der Linken ist mittlerweile ein Licht aufgegangen, bevor alles zusammenbricht. Sogar die SPD erinnert sich zaghaft ihrer ursprünglichen Klientel, auch wenn die Innenministerin noch immer jeden Protest gegen die gegenwärtige Politik kriminalisieren will. Das wiederum stürzt die Linke in ein Dilemma – denn „rechts“ demonstriert man bekanntlich gegen die gleichen Missstände. Was noch vor ein paar Wochen als populistische Panikmache verunglimpft wurde, steckt mittlerweile außer den Grünen – und Marie-Agnes Strack-Zimmermann – allen in den Knochen: Die Bürger wissen nicht, wie sie über den Winter kommen sollen und was ihnen zuerst ausgeht, das Geld oder die Energie.
 
Ich habe mich ernsthaft bemüht, jeden historischen Vergleich in meinem Kopf zu unterdrücken, aber so ganz wollte es mir nicht gelingen. Aber was soll man denken, wenn ein deutscher Politiker unsere verbleibenden Ressourcen in die Rüstungsindustrie stecken will? Gewiss unterstelle ich den Grünen keinerlei Angriffspläne auf unsere europäischen Nachbarn, selbst in den Krieg zu ziehen ist derzeit für sie noch zu unbequem, auch wenn sich Robert Habeck schon mit Helm und schusssicherer Weste in der Ukraine blicken ließ. Aber soll die Zukunft der deutschen Industrie in der Rüstung liegen? Müssen dann nach Beendigung des Konflikts erst wieder alle Produktionsprozesse mühsam umgestellt werden, wie nach dem ersten Weltkrieg, als man lernte, aus Stahlhelmen Kochtöpfe zu fertigen, in denen die Bürger ihre Pellkartoffeln garen konnten?
 
Früher, als Teenager, empörte ich mich oft über die Gewissensprüfung für Wehrdienstverweigerer und fand die Fragen an den Haaren herbeigezogen. Aber ein Körnchen Wahrheit ist schon dran: Pazifismus hält offenbar nur so lange vor, bis die „richtigen“ Kriegsteilnehmer aufeinandertreffen. Das berührt nicht das Recht auf Selbstverteidigung der Ukraine, allerdings fällt mir dabei auch immer ein, wie gerade die Grünen Israel mit guten Ratschlägen bedacht haben, wenn es sich gegen Angriffe seiner Nachbarn verteidigen musste. Wenn man mir allerdings vor zwanzig Jahren erzählt hätte, dass ausgerechnet eine Grüne den Ausbau der Rüstungsindustrie forcieren will, hätte ich es nicht glauben können. So wird man eines Besseren belehrt.


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