Samstag, 3. September 2022

Moment mal, Frau Baerbock...

von Mirjam Lübke...

Ist das nun ehrlich oder einfach nur dreist? Normalerweise haben Politiker immer nur unser Bestes im Sinn, das sagen sie zumindest, weil wir es von ihnen hören wollen. Wenn wir uns dann entschließen, sie zu wählen, hoffen wir auf einen zumindest rudimentär vorhandenen Wahrheitsgehalt der Aussage - und vielleicht hat derjenige tatsächlich die besten Absichten, scheitert aber an der politischen Realität. Annalena Baerbock gibt offen zu, dass ihr die Meinung der deutschen Bevölkerung zu ihrer Ukraine-Politik gleichgültig ist - dazu muss man schon viel Selbstvertrauen haben. Oder sich darauf verlassen können, dass sich trotz allem wieder genug Wähler finden werden, die ihr Kreuzchen bei den Grünen machen.


Schon oft haben wir gehört "Wenn dies oder jenes eintritt, dann sind die Grünen Geschichte!", aber die Anhängerschaft ist zäh, weil sie noch immer glaubt, mit der Wahl der "Ökos" könne man nichts falsch machen. Das sind die Guten, die setzen sich für flauschige Kaninchen und wandernde Kröten ein. Tatsächlich verfolgen die Grünen eine vorgebliche Umweltagenda, die rein zufällig zur aktuellen Energiekrise passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Denn ihre Vordenker halten die Deutschen für ein Häuflein von verantwortungslosen Energieverschwendern. Sogar der Tankrabatt war einigen ein Dorn im Auge, angeblich förderte er den sorglosen Umgang mit fossilen Brennstoffen. All diese Deutschen, die zum puren Vergnügen vier Stunden im Kreisverkehr herumfahren und sich am CO2 aus den Abgasen laben, das ist offensichtlich das Bild, welches diese Vordenker von den Bürgern im Kopf haben, auch wenn das nur in einer Parallelwelt stattfindet. Eigentlich ist das die vielkritisierte "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit", von der in den Medien stets die Rede ist: Man unterstellt einfach mal was, auch wenn es keine Beweise gibt.

Wenn die Meinung der Bevölkerung Annalena Baerbock egal ist, dann frage ich mich ernsthaft, wer ihr nicht egal ist. Manchmal erscheint mir ihr Verhalten wie eine missglückte Selbstfindungstherapie: Die niedliche Annalena, der niemand Härte zugetraut hat, haut plötzlich international auf den Putz, um endlich einmal ernst genommen zu werden. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Frau längst nicht so harmlos und naiv ist, wie sie uns bislang glauben lassen wollte. Immerhin plagiierte sie ohne Hemmungen ihr Buch zusammen und fertigte einen "kreativen" Lebenslauf an, der sie akademisch aufwerten sollte. Zudem führte sie sogar den ebenfalls nicht auf den Mund gefallenen Robert Habeck dem Publikum vor. Grüne sind ihrem rauen Charme offenbar hilflos verfallen. Man schwärmt von ihr.

Ehrgeiz und Entschlossenheit sind per se nichts Falsches, aber kommt Selbstüberschätzung dazu und ein gewisses Maß an Sturheit, dann verwandelt sich der Betroffene in eine menschliche Dampfwalze. Geht es ihr tatsächlich noch um Widerstand gegen Putin? Es ist zwar so, dass in ihren Kreisen jeder, der auch nur andeutet, die Deutschen dürften auch ein wenig an ihre eigenen Interessen denken, zur fünften Kolonne Moskaus erklärt wird. Sogar die Kritiker der Aussage Baerbocks betreiben angeblich eine Desinformationskampagne - dabei konnte man den Interview-Ausschnitt, in dem sie ihre Solidarität mit der Ukraine auch gegen den Willen ihrer Wähler bekundet, mittlerweile sogar in den Hauptnachrichten bewundern. Hat sie geglaubt, es würde hier nicht bemerkt, weil sie es auf Englisch sagte?
 
Allerdings glaube ich nicht, dass sich Annalena Baerbock davor fürchtet, als Putin-Freundin gesehen zu werden, wenn sie von ihrem Kurs abweichen würde. Wahrscheinlich ist ihr vielmehr die Lobhudelei der Medien zu Kopf gestiegen, vermischt mit der auch bei Klimaaktivistinnen wie Luisa Neubauer vorhandenen Überzeugung, die Welt von Deutschland aus retten zu wollen. Es ist eine Generation mehr oder minder junger Frauen, die so in sich selbst und ihre Ideen verliebt sind, dass sie bereit sind, die Interessen anderer entweder komplett auszublenden oder gar bereit sind, sie Armut und Mangel erleben zu lassen. Es dient angeblich dem Gemeinwohl, was immer ein gewisses Mißtrauen hervorruft: Beinahe jedes Regime begründet so seine Zwangsmaßnahmen.
 
Während durch die deutsche Sanktionspolitik und die damit verbundenen Preissteigerungen ein Unternehmen nach dem anderen aufgeben muss, wird jeder Protest dagegen diffamiert. Wieder einmal kommt die allgegenwärtige Verschwörungstheorie ins Spiel. Aber ist es nicht normal, sich die Frage nach dem "Warum?" zu stellen? Warum macht niemand den Mund auf und stellt sich dem in den Weg? Warum wird es als kompetent wahrgenommen, wenn Habeck und Baerbock unser Land an die Wand fahren? Ich würde den Grund dafür allerdings weniger bei den Großmächten suchen, sondern bei den Ideologen im eigenen Land wie etwa der "Frankfurter Schule", die seit Jahrzehnten das Bildungswesen beeinflussen. Dabei kommt herum, was wir jetzt gerade erleben: Eine Generation, die das kritische Denken verlernt hat.


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