Donnerstag, 1. September 2022

Hätte Schönheit einen Namen so hieße sie Richard... Richard Precht...

von Roy Bergwasser...

Es ist der 12. Juli 2022. Noch zwei Stunden bis zum Tagesende. Doch um 22 Uhr hört man an anderen Tagen noch den Motorenlärm auf den Straßen. Heute nicht. Und wenn doch noch ein Mensch auf der Straße zu sehen ist, dann trägt er jedenfalls ein Y-Chromosom. Denn Frauen sitzen längst vor dem Fernseher. Ein Mann, der für seine Schönheit nichts kann. Sie ist ihm in die Wiege gelegt. Sein leicht silbermeliertes kinnlanges Haar trägt er hinter den Ohren. Wie Kurt Cobain, nur cooler.

Hätte Schönheit einen Namen so hieße sie Richard.

Richard David Precht.


Womöglich ist er der intelligenteste Mensch unserer Zeit. Und dieser unserer Zeit ist er um Längen voraus. Eine Gesellschaft, die diesen Mann nicht zu ihrem Präsidenten, zu ihrem König, zu ihrem Kaiser macht, die kann vieles sein; aber nicht vollkommen. So gibt es viele Menschen, die ihn für den Heiland halten. Jedenfalls das Gegenteil konnte nie bewiesen werden. Teilweise wird gesagt, er mache bessere Schnitzel als Schuhbeck.
 
Googelt man nach seinem Namen, wird einem schnell die am häufigsten gestellte Frage angezeigt: „Hat Precht eine Freundin?“ Welche Frau hat noch nicht von ihm geträumt? Doch wie oft wurde dem Philosophie-Titan der nötige Sachverstand aberkannt, wie oft wurde seine Expertise infrage gestellt? Aus Neid, aus Missgunst, einfach weil er schön ist. Doch zukünftige Generationen werden seinen Namen neben Aristoteles und Kant nennen.

Dieser Richard, dieser David, dieser Precht.

Precht weiß alles. Und so konnte er in der Vergangenheit zu unterschiedlichen Themen wie Fitness-Wahn, Liebe, Egoismus, Zukunft der Arbeit, Fleischkonsum oder auch Schulsystem Bestseller schreiben. Den Menschen dürstet es, Prechts Meinung - die eigentlich nicht als Meinung sondern Wahrheit bezeichnet werden sollte - zu erfahren.

Und eben weil Precht alles weiß und dies ein unumstößlicher Fakt ist, wäre es geradezu Blasphemie, ihn nicht zu allen Themen unserer Zeit anzuhören.

Welche Generation hatte schon das Glück, ein allwissendes Orakel unter sich zu haben? So befragt ihn Markus Lanz zu allem was die Menschen derzeit umtreibt. Gebannt schaut der Zuschauer nun auf sein Übertragungsgerät und darf Einsicht halten in ein Gespräch zwischen „Markus“ und „Richard“ - wie sich beide nennen. Als würden beide in Prechts Lesezimmer vor dem offenen Kamin sitzen, um die Probleme der Welt zu lösen und der Zuschauer dürfe beiden heimlich lauschen.
 
Nachdem Precht - zumindest auf dem Papier - alle Probleme rund um Welthunger, Weltordnung und Weltwirtschaft gelöst hat, leitet Lanz das Thema Krieg in der Ukraine ein. Doch hören wir mal rein.

Precht: Wie viel hat die Ukraine?

Lanz: 30.000 ungefähr.

Precht : 30.000? Von denen jede Woche, wie du gerade erzählt hast, 7.000 sterben.

Lanz: 7.000 verwundet werden. 1.500 sterben.

Precht: Ja sozusagen aus dem Gefecht rausgehen. Das würde ja bedeuten, in vier Wochen ist die Armee weg.“
 
Lanz: Alle 14 Tage. Ungefähr.

Precht: „Ja, also. Und dann ist es halt nicht in vier Wochen, dann ist es in sechs Wochen oder in acht Wochen, dürften da eigentlich bei der bisherigen Form der Kriegsführung keine Soldaten mehr leben.“

Lanz: „Genau. Tun sie aber Richard, tun sie aber. Tun sie aber.“

Precht: „Darf ist das ausreden?“

Lanz: „Ja.“
 
Selbst in der militärischen Mathematik scheint Precht zuhause zu sein. Wer mag nach solche Dialogen noch Zweifel an der Notwendigkeit des Rundfunkbeitrags haben?
 
Nach 75 Minuten ist die Sendung beendet und der Zuschauer - insbesondere der weibliche - bleibt zwar taumelnd vor Erkenntnis doch letztlich hungernd zurück. Zumindest bis sich der Leonardo da Vinci unserer Zeit erneut dazu entschließt, Krümel seines Wissens der Allgemeinheit zu spenden.


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