Donnerstag, 20. Oktober 2022

Kopftuch - Berliner Zeitung mit einem kruden Vergleich

von Thomas Heck...

Während im Iran mutig Frauen unter Einsatz ihres Lebens gegen das Kopftuch kämpfen, wird hierzulande das Kopftuch als Mittel der Selbstbestimmung von Frauen angesehen und sogar verteidigt. Und da sind sich deutsche "Qualitätsmedien" auch nicht zu schade, eine Lanze für eine faschistische Ideologie zu brechen, die nicht nur in Deutschland durch Anschläge und Terrorattacken Leid, Angst und Schrecken zu verbreiten sucht, sondern weltweit. Mit zehntausenden von Toten.

Julia Haak von der Berliner Zeitung schlägt mit ihrem Artikel all den abertausenden Frauen ins Gesicht, die auch hierzulande durchaus gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen und vergleicht tatsächlich Einschränkungen z.B. als Richter, oder als Lehrer Kopftuch im Dienst zu tragen mit dem Kampf gegen das Tuch. Unglaublich. Lesen und ärgern Sie sich selbst...

Es ist noch dunkel in Teheran am Mittwochmorgen, als die iranische Klettermeisterin Elnaz Rekabi in einem Taxi durch eine jubelnde Menschenmenge gefahren wird. Es ist ein ohrenbetäubender Lärm. Rhythmisches Klatschen ist zu hören. „Heldin Elnaz“, rufen Menschen immer wieder – Männer und Frauen, mit und ohne Kopftuch. Es gibt eine Vielzahl von Videos dieser Szenen im Internet. Sie werden millionenfach angesehen und geteilt überall auf der Welt, auch bei uns.


Kopftuch: Die Angst vor der freien Frau gibt es nicht nur im Iran

Es raubt einem den Atem, diese Filme anzusehen. Wie wenig es braucht, einen Sturm auszulösen, wie klein die Geste war, die ihn entfacht hat. Eine Sportlerin klettert ohne Kopftuch eine Wand hoch. Und wie groß gleichzeitig die Welle der Begeisterung und die Erschütterung dahinter. Skandierende und jubelnde Menschen im Iran, vielleicht Zwangsmaßnahmen gegen die Sportlerin. Das ist jedenfalls zu befürchten. In jedem Fall gilt ihr aber weltweite Aufmerksamkeit und Besorgnis. Wie groß muss das Problem sein, wenn so eine kleine Geste solche Wirkung zeigt.

Seit die Kurdin Jina Mahsa Amini am 16. September starb, nachdem sie offenbar während ihrer Inhaftierung von der iranischen Sittenpolizei misshandelt worden war, weil sie ihr Kopftuch nicht vorschriftsmäßig getragen hatte, blickt die Welt auf dieses Land und die immer neuen Demonstrationen mutiger Menschen, vor allem von Frauen. Man sieht sie trotz Lebensgefahr ohne Kopftuch, sieht Fotos von Schülerinnen mit langem Haar, den Rücken dem Betrachter zugewandt, wie sie dem Foto ihres Religionsführer den Stinkefinger zeigen und bewundert ihren Mut.

Wie klein die Reaktionen im Ausland im Vergleich dazu sind. Schauspielerinnen und Politikerinnen, die sich die Haare oder auch nur die Haarspitzen abschneiden. Solidaritätsbekundungen aus der Politik von Frauen und Männern, Forderungen, Anteilnahme. Klein, weil das ja außerhalb des Irans gefahrlos möglich ist. Und trotzdem notwendig.

Und wir? Auch hierzulande gibt es ein Problem mit dem Kopftuch. Ein ganz anderes als im Iran und es fehlt natürlich auch die Schärfe in der Auseinandersetzung. Die Art der Unterdrückung ist nicht dieselbe. Es gibt hier keine staatliche Gewalt gegen Frauen, die ihr Haar nicht bedecken. Es gibt aber Ressentiments gegen Frauen, die Kopftuch tragen und staatliche Regulierungen, die sie beispielweise aus den Klassenzimmern von Schulen ausgrenzen. Das Tuch spielt durchaus eine Rolle im Verhältnis zwischen Staat, Gesellschaft und Individuum. Es wird Druck ausgeübt – allerdings in einer anderen Richtung. In vielen Bundesländern dürfen Lehrerinnen, Richterinnen und Mitarbeiterinnen in Teilbereichen des öffentlichen Dienstes kein Kopftuch tragen. Das Tuch wird als Symbol eines politischen Islams gewertet, eines religiösen Fundamentalismus, einer Unterordnung der Frau unter den Mann.

Das sind Fremdzuschreibungen. Es wird den Frauen nicht selbst überlassen, ein Tuch zu tragen, wann immer sie es wollen. Ihre Beweggründe spielen auch gar keine Rolle. Frei sich zu kleiden, wie sie wollen, sind Frauen beim Kopftuch auch im aufgeklärten Deutschland nicht. Sie müssen mit Anfeindungen und Angriffen leben, sich rechtfertigen, sie werden ausgegrenzt.

Weitgehend unbeachtet von der Mehrheitsgesellschaft sind allerdings in den vergangenen Jahren in Deutschland selbstbewusste muslimische Mädchen erwachsen geworden, die ein Kopftuch tragen und sich gleichzeitig als Feministinnen bezeichnen. In den vergangenen drei, vier Jahren haben sich diese Frauen mit anderen Feministinnen, die ihnen absprechen, Feministinnen zu sein, in Debatten auseinandergesetzt. Ein Ende ist da noch nicht abzusehen.

Zeitgleich werden die Proteste im Iran in Deutschland für sexistische und antimuslimische Zwecke instrumentalisiert – etwa von der AfD. So sagt die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch etwa, das Kopftuch sei ein Symbol einer islamisch-fundamentalistischen Gesinnung, das für Unfreiheit und Unterdrückung stehe. Sie inszeniert sich als Freiheitskämpferin für Frauen, die Kopftuch tragen und plädiert mit Verweis auf den Iran für Kopftuchverbote im öffentlichen Dienst. Dabei ist ein Kopftuchverbot letztlich auch frauen- und freiheitsfeindlich. Es verletzt die Religionsfreiheit und das Recht auf Selbstbestimmung.

Im Iran geht es um Macht einer Staatsführung und einer Gesellschaft, die ihre Ordnung auf Kosten der Frauen durchsetzt. Um Macht geht es aber in Deutschland auch. Es ist ein patriarchaler Gedanke, Frauen vorzuschreiben, wie sie mit ihrem Körper umzugehen und sich zu kleiden haben. Frauen sind keine unmündigen Wesen, die nicht imstande sind, für sich selbst einzustehen oder Entscheidungen zu treffen. Das gilt im Iran wie auch hier.





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