Montag, 10. Oktober 2022

Klaus wartete schon seit Jahren darauf, dass die Altparteien wieder zur Vernunft kommen würden.

von Mirjam Lübke...

Die Selbstmordneigung der Lemminge hat sich zwar als ein von Walt Disney befeuertes Gerücht erwiesen, aber dennoch stehen die possierlichen Tierchen sinnbildlich für einen verhängnisvollen Drang zur Eigenschädigung. Manche Grüne wirken ebenfalls possierlich, vor allem die jungen, die ihre Fäustchen tapfer gegen Faschismus und Klimawandel in die Luft recken, wobei die FFP2-Maske vor dem Gesicht nicht fehlen darf. Wenn das Corona-Virus von ihnen als gefährlicher eingeschätzt wird als ein Faschist, sagt das einiges. Allerdings erklärt es nicht, warum diese Partei trotz aller unseligen Einflüsse auf die deutsche Politik immer noch so zahlreich gewählt wird - oder sogar in der Wählergunst noch zunimmt. Wenn ich frierend im Dunkeln sitzen möchte, kann ich das einfacher haben und muss nicht den Rest des Landes in mein Elend hineinziehen. Ich muss einfach nur die Zahlung an die Stadtwerke einstellen.



Manche Konservative geben sich der Hoffnung hin, bei CDU oder FDP könne eines Tages wieder Vernunft einkehren. Die FDP begehrt ab und an noch einmal ein wenig auf, was Energiewende und Impfpflicht angeht, kneift dann aber regelmäßig, wenn es zur Abstimmung kommt - ein paar tapfere Ausnahmen bringen da auch nichts. Denn so lange der grüne Taumel in Deutschland anhält, werden SPD, CDU und FDP weiterhin versuchen, durch angepasstes Verhalten der Sonnenblumenpartei die Wähler abzujagen. Vielleicht wird eines Tages das große Erwachen kommen - wenn die Geschäfte leer sind und der Blackout eintritt - aber das kann noch Jahre dauern. Die Grünen haben längst die Medien für sich erobert, die noch das größte Desaster zum Geniestreich erklären. Es ist ein Widerspruch in sich, einerseits auf E-Mobilität zu setzen, aber gleichzeitig grundlastfähige Kraftwerke reihenweise abzuschalten? Macht nichts, dann fahren wir eben bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad.

Was tut nun ein Bürger, dem das alles zu bunt wird? Entweder beißt er die Zähne zusammen, weil seine Familie schon immer eine bestimmte Partei gewählt hat und er diese Tradition um keinen Preis brechen möchte. Er schimpft zwar leise vor sich hin, weil diese Partei nicht mehr das ist, was sie vor zwanzig Jahren einmal war - "Ach, Helmut Schmidt, das war noch ein Politiker!" - macht sein Kreuzchen aber dennoch wieder dort. Man kann über ein solches Verhalten zwar den Kopf schütteln, sollte das Gewohnheitstier im Wähler aber nicht unterschätzen. Bei der SPD hat dieser harte Kern in den letzten Jahren ordentlich Federn gelassen, aber die CDU kann zumindest teilweise auf ihn zählen.
 
Oder der geneigte Wähler sitzt da und überlegt, wo er seine neue politische Heimat finden könnte. Hundertprozentige Übereinstimmung wird man bei keiner Partei finden - wenn es 90 Prozent sind, dann reicht es vollkommen aus, schließlich will man die Kandidaten nicht heiraten. Im Falle der AfD picken Aktivisten gern Zitate auf, die irgendjemand mal geäußert hat - es spielt auch keine Rolle, ob der Unhold deshalb längst vor die Tür gesetzt wurde - und präsentieren sie medienwirksam bis zur Erschöpfung in den sozialen Medien. Das funktioniert nach dem selben Schema wie Produktwerbung, es muss einem nur gelingen, diese Zitate bei den Wählern wie einen Ohrwurm zu verfestigen. Manchmal bedienen wir uns auch selbst dieser Methode, aber scheinbar noch nicht penetrant genug. Denn aus linken und grünen Kreisen kommt ebenfalls Abenteuerliches, darauf hinzuweisen gilt allerdings als »Hass und Hetze«.
 
Manchmal denke ich selbst »Was hat den Mann nur geritten, so etwas rauszuhauen?«, zum Beispiel, als AfD-Politiker Roger Beckamp riet, das Atomabkommen mit dem Iran stärker zu unterstützen, auch wenn »Israel sich wieder querstelle«. Auch wenn es Deutsche gibt, die derzeit bereit sind, im Kampf für das Gute den Atomtod zu sterben, müssen die Israelis das sich nicht ebenfalls gefallen lassen. Bekanntlich wären sie das erste Ziel einer iranischen Atombombe, die als Nebenprodukt des Atomabkommens wahrscheinlich abfallen wird, daraus machen die Mullahs kein Geheimnis. Das veranlasste den israelischen Autor Arye Shalicar zu einer wütenden Tirade gegen die gesamte Partei und insbesondere die in ihr aktiven Juden. Da hatte er nur eine Kleinigkeit vergessen: Die aktiven Unterstützer des iranischen Atomprogramms in Deutschland kommen aus den Reihen der SPD, dort ist vor allem Ex-Außenminister Heiko Maas zu nennen. Auch Präsident Steinmeier gilt als Freund der Mullahs, aber ich habe noch keinerlei Aufruf gehört, deshalb nicht mehr die SPD wählen zu dürfen. Es ist ohnehin ein Unding, Bürgern, die einer bestimmten Gruppe angehören, vorzuschreiben, wie sie sich politisch engagieren sollen, vor allem, wenn der Leitfaden dafür klassischen Doppelstandards folgt.
 
Es mag sein, dass sich unter den sogenannten »Rechten« der ein oder andere findet, der nur aus Trotz die Seiten gewechselt hat. Bei mir war das anfangs ganz genauso, als ein bestimmter Punkt erreicht war, ab dem ich mich nicht mehr verschaukeln lassen wollte. Seit der Grenzöffnung durch Angela Merkel sind nun sieben Jahre vergangen und in der Einwanderungspolitik hat sich nichts geändert. Kritik daran ist keine Fremdenfeindlichkeit, sondern der Wunsch, die Lage realistisch zu betrachten und die Schattenseiten der Einwanderung nicht zu vertuschen. Ähnlich sieht es in der Energiepolitik aus: Jahrelange Planlosigkeit, hektischer Aktionismus bei der Abschaltung der Kernkraft und das Vernachlässigen jeglicher Forschung haben uns in die jetzige Misere gebracht, aber der Weg wird unbeirrt weiter beschritten. Man kann es niemandem mehr verdenken, wenn bei ihm die Vorstellung aufkommt, es werde unserem Land absichtlich Schaden zugefügt. Es ist gewiss kein Nationalismus, sich dagegen zu wehren, sondern der gesunde Wunsch nach Selbsterhalt.
 
Man stellt dann irgendwann fest, dass sich »in der rechten Ecke« schon viele Gleichgesinnte zusammengefunden haben, egal, ob ihrer Entscheidung Trotz zugrunde lag oder sie gleich zu Beginn mit Überzeugung dabei waren. Es sind auch Menschen dabei, über deren Ansichten man nur den Kopf schütteln kann, aber schließlich geht es um die Gesamtbilanz. Und die ist bei den traditionellen Parteien nun einmal komplett durcheinander geraten.



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