Samstag, 3. März 2018

Die Jagd auf ALLE Dieselfahrer ist eröffnet...

von Thomas Heck...

Der Diesel-Fahrer neuerer Modell sollten sich nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts nicht beruhigt zurücklehnen, denn auch Ihnen droht nach der Logik der DUH die kalte Enteignung, sollen denn auch ihre Autos eine Abgasnorm erfüllen, die bei ihrer Zulassung noch gar nicht einzuhalten war. Denn von dem drohenden Verbot von Diesel-Autos in deutschen Innenstädten könnten weitaus mehr Diesel-Modelle betroffen sein als befürchtet. Die Bundesregierung glaubt, dass die Fahrverbote auch für Wagen der Schadstoffklasse 6 gelten könnten. Das berichtet der "Spiegel". Die Jagd ist eröffnet. Was besonders ärgerlich ist. Denn beim Dieselskandal geht es in erster Linie um Stickoxyde. Autobauer haben unbestritten ihre Kunden betrogen und stehe zu Recht am Pranger. Doch was ist mit Kohlendioxyd, was ist mit Feinstaub und anderen Schadstoffen? Sind Dieselmotoren Dreckschleudern und Benziner wirklich sauberer? Einen Überblick über die Schadstoffe finden Sie hier.


Eigentlich sollen die Diesel-Verbote nur für Fahrzeuge bis einschließlich Schadstoffklasse 5 gelten. Doch Tests des Kraftfahrtbundesamts KBA und des ADAC hätten ergeben, dass die Wagen der Schadstoffklasse 6 oftmals ähnlich schlechte Abgaswerte aufweisen. Die Ergebnisse sind schon lange bekannt, der ADAC hatte solche Messungen schon vor Monaten durchgeführt (siehe Grafik).
ADAC InfografikIm realen Verkehr überschreiten viele Dieselfahrzeuge die Grenzwerte. Auffällig: Ausgerechnet die oft gescholtenen deutschen Hersteller schneiden mit ihren aktuellen Modellen mit Abstand am besten ab

"Ein Dieselfahrer mit einem Euro-5-Wagen, der von einem Fahrverbot betroffen ist, könnte mit Verweis auf ein solches, genauso schlechtes Euro-6-Fahrzeug klagen, um weiterhin in die gesperrte Innenstadt fahren zu dürfen", sagte ADAC-Chefjustiziar Markus Schäpe demnach dem "Spiegel". Fahrzeuge der neuesten Abgasnorm Euro 6 d-temp gibt es bislang noch nicht viele, eine Übersicht finden Sie bei FOCUS Online.

Es soll zudem bereits ein Plan existieren, nach dem es eine neue Förderrichtlinie für technische Nachrüstungen gibt. "80 Milligramm Stickoxide pro Kilometer dürfen die modernsten Diesel ausstoßen. Auf diesen Wert, so die Überlegung in Berlin, soll ein gewisser Faktor aufgerechnet werden, den Fahrzeuge im realen Verkehrsgeschehen zusätzlich ausstoßen dürfen. Daraus soll ein Grenzwert irgendwo zwischen 200 und 300 Milligramm festgelegt werden. Schafft es ein Diesel, der technisch nachgerüstet worden ist, diesen Grenzwert einzuhalten, dann würde sich der Staat an der Nachrüstung beteiligen", schreibt der "Spiegel" unter Berufung auf diesen Plan.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die mit ihrem gewonnenen Prozess vor dem Bundesverwaltungsgericht erste Fahrverbote durchsetzte, hat mehrfach betont, dass ausdrücklich nicht alle Euro 6-Fahrzeuge von diesen Verboten ausgenommen sein sollten. Das Problem: Bis auf nachgewiesene Prüfstands-Manipulationen im Volkswagen-Konzern und einigen Verdachtsmomenten bei anderen Herstellern sind die allermeisten Diesel zwar im Realverkehr dreckiger, als es die Grenzwerte eigentlich vorgeben - aber diese Grenzwerte mussten bei der Typzulassung eben nur in festgelegten Fahrsituationen auf dem Prüfstand eingehalten werden. Die DUH verlangt also, dass die nach Euro 5 oder Euro 6 zertifizierten Autos eine Abgasnorm erfüllen, die bei ihrer Zulassung noch gar nicht einzuhalten war.

Nachrüstungen würden praktisch alle Hersteller treffen

Dagegen wehren sich die Autohersteller mit Händen und Füßen. Denn es gäbe eine Menge Diesel-Altlasten, die sie dann aufzuräumen hätten. Und zwar nicht nur bei den deutschen, die ja zumindest schon Software-Updates angekündigt haben und zum Teil schon durchführen. FOCUS Online hat deshalb bei den großen Importeuren nachgefragt, ob sie überhaupt Umrüstungen anbieten wollen. Einige Antworten:

Das sagt Ford: "Gemeinsam mit unseren Händlern haben wir Maßnahmen vereinbart, um auf die sich veränderte Kundennachfrage zu reagieren. Wir sehen die Investition in neue Fahrzeuge mit modernster Benzin- oder Dieseltechnologie als beste Lösung für unsere Kunden und zur weiteren Verbesserung der Luftqualität in unseren Städten. Der Vorschlag, SCR-Systeme nachzurüsten, ist keine geeignete Lösung für die überwiegende Mehrheit der im Markt vorhandenen älteren Diesel-Pkw und würde nicht den erwarteten positiven Effekt auf die relevanten Luftqualitäts-Messwerte haben."

Das sagt Land Rover: "Jaguar Land Rover arbeitet kontinuierlich daran, den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen seiner gesamten Fahrzeugpalette zu senken. Die neuen hochmodernen Ingenium Benzin und Dieselmotoren mit SCR Technologie gehören zu den effizientesten und sparsamsten Triebwerken, die aktuell erhältlich sind. Die aktuellen Dieselmodelle sind ausgestattet mit einem Dieselpartikelfilter, Abgasrückführung und selektiv katalytischer Reduktion (SCR), die Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid und mehr als 99% aller Rußpartikel einfangen." Umrüstungen gibt es aber nicht.

Das sagt Volvo: "Volvo hat im vergangenen November damit begonnen, das gesamte Produktportfolio hinsichtlich der Abgasreinigung zu überarbeiten und auf den höchsten derzeit möglichen technischen Stand zu bringen. Diese Phase der Umstellung geht noch bis Frühsommer, dann sind alle Maßnahmen abgeschlossen. Diesel bekommen einen SCR-Kat und Harnstoffeinspritzung, Benziner bekommen einen Partikelfilter. So sind wir bereits jetzt in der Lage, als einer der ersten Hersteller überhaupt, mehrere Diesel-Modelle mit Euro 6d-Temp anbieten zu können und von Monat zu Monat wird dieses Angebot größer."

Selbst der HerstellerToyota, der gerade die Diesel-Krise zur Vermarktung von Hybridmodellen nutzt, käme beim Thema Nachrüstungen in die Bredouille. Zwar verkaufen die Japaner kaum noch Diesel, doch früher gab es etwa im SUV RAV4 durchaus welche - und für die will man keine Umrüstungen anbieten. Auf Anfrage von FOCUS Online sagte ein Toyota Deutschland-Sprecher: "Die von Toyota in den Verkehr gebrachten Fahrzeuge entsprechen den jeweils gültigen gesetzlichen Anforderungen. Es besteht daher keine gesetzliche Notwendigkeit, diese Fahrzeuge durch technische Anpassungen zu verändern." Eine Argumentation, die quasi alle Hersteller fahren - im Brennpunkt stehen aber derzeit nur die deutschen Autobauer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen