Samstag, 28. Januar 2017

MUF - Modulare Unterkunft für Flüchtlinge

von Thomas Heck...

Während der deutsche Obdachlose bei aktuellen Minusgraden eher ums Überleben kämpft und eine harte Zeit hat, ziehen hunderte Flüchtlinge ziehen Anfang Februar in die erste fertiggestellte "Modulare Unterkunft für Flüchtlinge", genannt MUF, in Marzahn-Hellersdorf. Sie kommen vom anderen Ende der Stadt, denn mit dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf waren die Verhandlungen über Unterkünfte schwierig. So werden die armen Flüchtlinge aus ihren Bezirk herausgerissen, wo sie gut integriert sind.




Metallbetten werden ausgepackt und aufgestellt: 300 Frauen, Männer und Kinder sollen am 1. Februar in Berlins erste "Modulare Unterkunft für Flüchtlinge" - kurz genannt MUF - einziehen. Bereits am Freitag fand die offizielle Eröffnung der Wohnanlage in Marzahn-Hellersdorf statt. Die Senatorinnen Elke Breitenbach (Soziales) und Katrin Lompscher (Wohnen) zeigten Pressevertretern die Räumlichkeiten.

In dem modernen Fertighaus-Wohnblock gibt es abgeschlossene Wohnungen für Familien mit Fußbodenheizung. Ein Anbau mit Räumlichkeiten für Betreuer und Sozialarbeiter, sowie Waschmaschinen rundet den Komfort ab. Vom Standard her sind die Unterkünfte also kein Vergleich zur Unterbringung in einer Turnhalle. Einziger Wermutstropfen: Diejenigen die, hierhin umziehen werden, wohnen derzeit noch im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Das neue Zuhause in Marzahn ist also genau auf der anderen Seite der Stadt. Und? Ist etwa der Weg zur Arbeit zu lang? Das erklären Sie doch mal dem Berliner, der jeden Tag quer durch die Stadt hetzt, um für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. 


Genau das sollte eigentlich verhindert werden, denn viele Geflüchtete leben schon über ein Jahr in Steglitz-Zehlendorf, sind dort gut integriert. Fehlt noch, dass ein Bus-Shuttle eingerichtet wird, um die "zarten Banden" mit dem alten Standort zu erhalten. Aber oberste Priorität des Senats sei nun mal, die Menschen besser unterzubringen. "Es ist tatsächlich nicht optimal, wenn die Menschen von einem Ende der Stadt zum anderen Ende müssen. Aber wir können es in dem Fall nicht lösen", erklärt Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke).

Dabei sind berlinweit Containerdörfer und schnell aufgebaute Wohnblöcke geplant. Alle Bezirke waren aufgefordert, passende Standorte zu nennen. Mit dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf seien die Verhandlungen besonders schwierig, heißt es aus der Finanzverwaltung, die mit der Standortauswahl beauftragt war. Verständlich, will doch der Villenbesitzer am Wannsee sicher nicht diese Nachbarn im Containerdorf.

Es habe Bezirke gegeben, erklärt SPD-Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen, die sich nach dem entsprechenden Entschluss gemeinsam mit dem Senat zügig auf den Weg gemacht hätten. "Und es hat andere Bezirke gegeben, die sich weniger zügig auf den Weg gemacht haben", so Kollatz-Ahnen. Zu diesen gehöre auch der Bezirk Steglitz-Zehlendorf.

Cornelia Seibeld, Vizefraktionsvorsitzende der CDU im Abgeordnetenhaus und im Kreisverband Steglitz-Zehlendorf, sieht die Schuld dagegen nicht beim Bezirk. Im Rekordtempo seien neue Standortlisten für Tempohomes und MUFs in Umlauf gebracht worden. "Dies führte zwangsläufig zu großer Verunsicherung in weiten Teilen der Berliner Bevölkerung, wo es stattdessen darum gegangen wäre, Kooperation und Verständnis mit den betroffenen Anwohnern vor Ort herzustellen."

Auch die Anwohner in den Plattenbauhäusern rings um die neue Marzahner Unterkunft seien alles andere als begeistert, sagt ein Wachmann, der seit einem Jahr an der Baustelle aufpasst und seinen Namen nicht genannt haben möchte. Sie seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden.


Der Sprecher des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten, Sascha Langenbach, räumt ein, dass die Kommunikation über bevorstehende Flüchtlingsheimbezüge oft nicht ideal lief. Auch deshalb finde in Marzahn-Hellersdorf ein Tag der offenen Tür statt. "So dass es möglich ist für die Anwohnerinnen und Anwohner einfach mal einen Einblick zu bekommen, wie ihre neuen Nachbarn hier wohnen", erklärt der Sprecher. Auch ein extra Ansprechpartner für Ehrenamtliche sei in der Unterkunft vorgesehen.

Doch genau an der Kommunikation haperte es erneut am Freitag zur Präsentation der Häuser: So korrigierte sich Langenbach, der Tag der offenen Tür für die Anwohner werde erst am Montag stattfinden. Dem rbb gegenüber hatte der Landesamt-Sprecher zuvor angekündigt, die Anwohner könnten bereits beim Presserundgang am Freitag die Räume besichtigen. Am Freitagmittag waren nach Angaben einer rbb-Reporterin bereits zahlreiche Anwohner vor Ort erschienen und warteten vor verschlossenen Türen.

Bezeichnet auch die Äußerung einer Anwohnerin in Marzahn, deren Begeisterung über das neue Vorzeigeprojekt für Flüchtlinge in Grenzen hält. "Wir haben hier schon so viele Flüchtlinge. Warum bauen die nicht mal solche Dinger am Wannsee." Oder zwischen Kanzleramt und Reichstag, da ist auch noch Platz. Fragt sich auch, warum solche Luxus-Lösungen für Flüchtlinge gebaut werden, die nach Ende des Konflikts wieder in ihre Heimatländern gehen. Doch es verdichtet sich mehr und mehr der Eindruck, dass die Gäste Merkels gekommen sind um zu bleiben. Und das kostet.

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