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Seit dem vergangenen Samstag habe ich überraschend viele Anfragen zu dem „gefundenen Massengrab“ bei Rafah bekommen, per Mail, in Kommentaren und sogar von zwei anderen Content Creators. Noch in der Nacht habe ich angefangen mich im Hotel sitzend einzuarbeiten. | |
Die Story geht so: | |
Das ist zumindest die Punch Line. Nur wer hinsieht, wird merken, dass an der Geschichte einiges nicht stimmen kann. | |
Und um auch das vorweg zu nehmen: Die IDF (Israel Defence Forces) haben nicht willkürlich auf Krankenwagen geschossen oder palästinensische Sanitäter „exekutiert“. Und auch nichts versteckt. Was die palästinensische Propaganda inzwischen daraus gemacht hat. Und was die Medien zumindest so ähnlich erzählen. | |
Die Geschichte um das, was vor drei Wochen in Tel Sultan bei Rafah an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten passiert ist, wird von jedem anders erzählt. Im eigenen Sinne. | |
Zunächst werde ich die Meldungen chronologisch aufarbeiten. | |
Es wird also lang. | |
Drei Anmerkungen vorab. | |
Zunächst bin ich neutral, soweit man das überhaupt sein kann. | |
Zum zweiten berichten die Medien und die NGO üblicherweise aus der Perspektive der Zivilisten. Ich vertrete die Perspektive der Soldaten. | |
Zum dritten wollte ich das Thema im nächsten Newsletter für Mitglieder besprechen. Nachdem immer mehr Anfragen kamen und das Interesse auf Social Media zunahm, habe ich mich entschlossen, es als Werbegeschenk ohne Bezahlschranke zu veröffentlichen. | |
Timeline vor dem Video | |
Uhrzeiten jeweils mitteleuropäische Zeit. | |
Am Sonntag, dem 23.03.25, wurden im Morgengrauen mehrere Palästinenser in Tel Sultan bei Rafah von Soldaten der IDF erschossen. | |
23.03.25, 06:37h | |
Das Palestine Red Crescent meldet auf X, dass mehrere Mitarbeiter von der IDF „belagert“ werden. | |
Die Resonanz war vergleichsweise gering. | |
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In den kommenden Tagen wird der Rote Halbmond täglich Postings dazu veröffentlichen. Es spricht mal von acht Vermissten, mal von neun, mal von zehn. Später wieder von acht. | |
30.03.25, 23:15h | |
Jonathan Whittall, der Chef des Büros des OCHA (Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten) veröffentlicht ein Thread auf X. Mit Fotos und Video, welche die Bergung der Getöteten zeigen. | |
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Er spricht von fünf Ambulanzen, einem Feuerwehrfahrzeug, 10 Mitgliedern des Roten Halbmondes und sechs Mitarbeitern des Zivilschutzes. Letzterer gehört zur Hamas. | |
Whittall spricht hier bereits von einem Überlebenden. Er ist auch der erste, der von einem „Massengrab“ spricht. | |
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Hinweis: Whittall schreibt, Ersthelfer sollten niemals ein Ziel sein. Das ist völlig richtig. | |
31.03.2025, 15:25h | |
Philippe Lazzarini, Kommissar des Palästinenserhilfswerkes, veröffentlicht ein Posting auf X. | |
„Ob an der Front oder in ihrem zu Hause mit ihren Familien, Zivilisten müssen jederzeit geschützt werden.“ | |
31.03.2025, 18:08h | |
Der Account des UNRWA teilt das Posting des Chefs und verfasst nochmal ein eigenes Posting mit dem identischen Text. | |
Alle Ersthelfer seien in flachen Gräbern „achtlos entsorgt“ („dicarded“) worden. | |
Hinweis: Das UNRWA wird als internationale Organisation wahrgenommen. Tatsächlich sind höchstens drei Prozent der Mitarbeiter international. Eher weniger. Wie der Leiter Lazzarini, der in Brüssel sitzt und inzwischen Einreiseverbot in den Gazastreifen über Israel hat. | |
31.03.2025, 19:32h | |
Oberstleutnant Nadav Shoshani, Sprecher der IDF, antwortet auf das Posting des UNRWA auf X. | |
„Die IDF hat am 23. März keinen willkürlichen Angriff auf einen Krankenwagen durchgeführt. Ich schildere die Geschehnisse Schritt für Schritt: | |
1. Am vergangenen Sonntag wurden mehrere unkoordinierte Fahrzeuge gesichtet, die sich ohne Scheinwerfer und Warnblinkanlage verdächtig auf IDF-Truppen zubewegten. IDF-Truppen eröffneten daraufhin das Feuer auf die verdächtigen Fahrzeuge. Zuvor waren bereits Fahrzeuge, die nicht Terroristen gehörten, koordiniert auf derselben Route vorbeigefahren. | |
2. Nach einer ersten Einschätzung wurde festgestellt, dass die Streitkräfte einen Hamas-Militäraktivisten, Mohammad Amin Ibrahim Shubaki, der am Massaker vom 7. Oktober beteiligt war, sowie acht weitere Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad eliminiert hatten. | |
3. Nach Abstimmung zwischen der IDF und internationalen Organisationen wurde die Evakuierung der Leichen durchgeführt. Es ist wahrlich keine Überraschung, dass Terroristen erneut medizinische Einrichtungen und Ausrüstung für ihre Aktivitäten missbrauchen. Wenn Terroristen in einem aktiven Kampfgebiet agieren, werden wir alles tun, was nötig ist, um unsere Zivilisten und Truppen zu schützen.“ | |
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Hier wird bereits erwähnt, dass die IDF die UN über den Verbleib ihrer Leute informiert hatten. Dies wird später mehrfach wiederholt. Und ist indirekt auch durch Jonathan Whittall bestätigt. Zudem veröffentlichte der Rote Halbmond bereits am 28.03.25, dass man versucht hätte, mit der UN den Bereich zu betreten und von den IDF abgehalten worden wäre. Man wusste also, wo die Getöteten sind. | |
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Dennoch findet das in der Berichterstattung der Medien und Stellungnahmen der Palästinenser keine Erwähnung. Obwohl auch Jonathan Whittall von der UN am Tag zuvor erwähnt, dass der Bereich weiterhin unter Kontrolle der IDF ist, mit der man sich über die Bergung austauscht. | |
Zu Missverständnissen hat die Formulierung „unkoordiniert“ geführt. | |
01.04.2025, 04:59h | |
Die Times of Israel berichtet. Die Story gewinnt Reichweite. | |
Darüber hinaus wird Jagan Chapagain, der Chef des Roten Kreuzes zitiert. Die Sanitätsfahrzeuge seien deutlich markiert gewesen. | |
Der Guardian greift die Geschichte auf. In der Schlagzeile: die Getöteten hätten die Hände gefesselt gehabt. Mehrzahl. | |
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Zitiert wird u.a. ein Dr. Ahmed al-Farra, ein führender Arzt beim Nasser Krankenhaus in Chan Junis, der die Leichen hat ankommen sehen. | |
Er beweist dies laut Guardian mit Fotos, auf denen eine Hand (!) zu sehen ist, an der eine schwarze Kordel ist. Wem gegenüber er diese Fotos gezeigt hat, wird nicht erklärt. Mitarbeiter des britischen Guardian waren sicher nicht im Gazastreifen. | |
Das ist die einzige Quelle, die ich ausmachen konnte, die die Behauptung vertritt, die Sanitäter – oder einer von ihnen – sei gefesselt gewesen. Viele werden diese Aussage wiederholen. | |
Ein anonymer Zeuge sagte ebenfalls, die Leichen hätten mehrere Kugeln in der Brust und teilweise im Kopf gehabt. Sie seien exekutiert worden. | |
Ab diesem Zeitpunkt werden alle Berichte mit den Fotos der Beerdigung der geborgenen Sanitäter versehen. Diese wurde in Chan Yunis durchgeführt, eine große Menschenmenge hatte sich versammelt und es waren ausreichend Kameras zugegen. Auch das Titelbild dieses Beitrags stammt daher. | |
03.04.2025 10:39h | |
Oberstleutnant Nadav Shoshani ergänzt die oben genannte Veröffentlichung mit dem Hinweis, dass die Untersuchung des Vorfalls für weitere Ermittlungen an den Stab der IDF übergeben wurde. | |
„Die israelischen Streitkräfte legen größten Wert auf die Aufrechterhaltung der Kommunikation mit den im Gazastreifen tätigen internationalen Organisationen und stehen in regelmäßigem Kontakt mit ihnen.“ | |
03.04.2025 12:39h | |
Die Times of Israel veröffentlicht dazu einen kurzen Hinweis. | |
Es wird deutlich, dass die Times of Israel lediglich die Postings auf X abarbeitet und zitiert. Etwas, was jeder Laie selber tun könnte. | |
04.04.25 (Update 05.04.2025 08:56h) | |
Die New York Times veröffentlicht einen Beitrag und ein Video, dass den Vorfall zumindest in Teilen zeigt. Da der Beitrag selber hinter Bezahlschranke ist, kann ich ihn nur in Teilen rezitieren. | |
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Das Video stammt von einem der getöteten Sanitäter, Refaat Radwan. Sein Handy wurde gefunden und das Video an den Sicherheitsrat der UN übergeben. | |
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Das Video wurde dann von einem anonymen UN-Diplomaten exklusiv an die New York Times gegeben. | |
Der Bericht beschreibt bereits Bekanntes. | |
Dieser Bericht stellt bis zu diesem Zeitpunkt, zehn Tage nach dem eigentlichen Vorfall, die einzige Rechercheleistung eines Mediums dar. | |
05.04.25 02:34h | |
Farnaz Fassihi, eine der Redakteurinnen des Beitrags der New York Times, veröffentlicht das Video in einem eigenen Thread auf X. | |
Sie warnt davor, es sei „verstörend und entsetzlich“. Dabei ist darauf gar nichts zu sehen. | |
Der Urheber des Videos, Refaat Radwan, sei laut Rotem Halbmond in dem Massengrab gefunden worden. Mit Kugeln (Mehrzahl) im Kopf. | |
Das Video | |
Zunächst: Ich halte das Video für authentisch. | |
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Das Video setzt im Fahrerhaus bei der Anfahrt zum Einsatzort ein. | |
Der Konvoi steuert einen ungekennzeichneten und unbeleuchteten Van auf der linken Seite der Straße an. Mehrere Personen springen aus den Fahrzeugen und eilen zu dem dort stehenden Transporter. | |
An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass es mehrere Postings auf Social Media gibt, die an einem der Männer ein Gewehr ausgemacht haben wollen. Dabei handelt es sich um einen Mann, der eindeutig nicht gekennzeichnet ist. Er kam aus dem Feuerwehr-Fahrzeug an der Spitze des Konvois, gehört also vermutlich zum Zivilschutz. | |
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Als das Fahrzeug, aus dem gefilmt wird, zum Stehen kommt (ca. 01:17min), setzt Gewehrfeuer ein. Refaat Radwan scheint aus der Beifahrertür in Deckung zu gehen. Das Bild wird schwarz, die Tonaufnahme läuft weiter. | |
Das unerwähnte Feuergefecht | |
Ich bin kein Fachmann für Handfeuerwaffen. Ich kann das also nicht zuverlässig forensisch beurteilen. Aber ich hatte eine sehr umfangreiche Ausbildung an vielen Waffen und internationale Erfahrungen. | |
Hätte man mir diese etwa fünf Minuten Tonspur ohne Kontext vorgespielt, hätte ich sofort gesagt, dass das ein Feuergefecht zwischen zwei Gruppen ist. | |
Einen weiteren Hinweis gibt nicht nur das Geräusch an sich, sondern auch die Art des Feuers. | |
Das war sicher keine „Exekution“, dafür sind keine Feuerstöße nötig. Soldaten im Einsatz sparen Munition, weil sie sie hinter der nächsten Ecke gebrauchen könnten. | |
In einem solchen „Blindtest“ hätte ich mich sicher nicht weiter festgelegt. | |
Die Hauptwaffe der IDF ist das Tavor TAR-21. Es verfeuert das NATO-Kaliber 5,56, welches auch die Bundeswehr und viele andere nutzen Diese Waffen geben einen sehr hellen, klaren Mündungsknall. | |
Die Hauptwaffe der Hamas, der Palästinenser und aller Terroristen weltweit ist die Automat Kalaschnikow (автомат Калашникова), zumeist in der Version AK-47. Diese feuert mit dem „alten“ NATO-Kaliber 7,62. Das auch das G3 genutzt hat. | |
Das Video ist in der ganzen Länge offen einsehbar, es kann sich jeder einen eigenen Eindruck machen. | |
Am 7.04.25 haben mich mehrere Kommentatoren auf ein Posting des Accounts @CherylWroteIt (166.500 Follower) aufmerksam gemacht. (Danke dafür.) | |
Der Taschenspielertrick | |
Ab diesem Zeitpunkt passiert etwas Interessantes. | |
Mir ist kein Medium bekannt, dass bis einschließlich Sonntag, 06.04.25, auf das für halbwegs erfahrene Soldaten deutlich zu erkennende, wechselseitigen Feuergefecht eingeht. Kein einziges. | |
Ebenso unerwähnt bleibt ein weiterer, ganz entscheidender Aspekt. Den ich bereits erwähnt habe, den Sie aber sicher auch überlesen haben: | |
Alle sind so darauf fixiert, dass die IDF Sanitäter exekutiert haben sollen, dass niemand mehr danach fragt, wohin die Sanitäter, UNRWA und Zivilschutz der Hamas (der übrigens durchaus auch bewaffnet auftritt) überhaupt in den frühen Morgenstunden unterwegs waren. | |
Was ist mit dem geheimnisvollen „Wagen 1“, nach dem niemand fragt, den aber jeder in dem Video gesehen haben muss? | |
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Timeline nach dem Video | |
05.04.25, 10:38h | |
Kurz nach der New York Times und nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung von Fassihi greift die Times of Israel die Geschichte um das Video und die Lichter auf. | |
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Der Spiegel schreibt in seiner Unterüberschrift, das Video würde den Verdacht einer regelrechten Exekution erhärten. Was nur mit viel Phantasie der Fall ist. Mit “regelrecht” ziehtd er Autor sich juristisch aus der Verantwortung. Damit ist es keine Tatsachenbehauptung mehr. Der Rest ist hinter Bezahlschranke. | |
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„Der Konvoi stoppt bei einem Fahrzeug, das am Straßenrand steht, offenbar dem zuvor beschossenen PRCS-Notarztwagen.“ Das ist definitiv falsch, wie wir sehen werden. | |
06.04.25 10:38h | |
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Die Tagesschau berichtet in Schrift und Video. | |
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Makaber: Im Videobeitrag werden Auszüge aus dem Video von Refaat Radwan eingespielt. Dabei wurde die Tonspur verändert. Es sind Schüsse zu hören, die im Original an der Stelle nicht zu hören sind. Vermutlich wollte man mehr Dramatik in der Sache haben. | |
Des Weiteren wird das Wall Street Journal zitiert, bei den getöteten handele es sich um „acht Sanitäter des Roten Halbmonds und sechs des palästinensischen Zivilschutzes“. Vom UNRWA plötzlich keine Rede mehr. | |
„Das Video bricht nach weniger als einer Minute ab, als der Konvoi unter israelischen Beschuss gerät.“ | |
Mein Eindruck | |
In der Nacht von Samstag (05.04.25) auf Sonntag habe ich angefangen, mir die Geschichte anzuschauen. | |
Rafah ist eine aktive Kampfzone. Also „die Front“. Nichts anderes, als beispielsweise die Front in der Ukraine. | |
Dieser Stellung näherte sich am frühen Morgen des 23.04.25 ein Fahrzeug. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Beleuchtung. Die Soldaten haben dieses Fahrzeug bekämpft und mehrere Palästinenser getötet. | |
Die Soldaten werden aber nicht sofort zu dem Fahrzeug gehen, sondern das Gelände großräumig sichern. Da sie immer mit Autobomben und Sprengfallen rechnen müssen. | |
Kurze Zeit später kommt ein Konvoi von Rettungsfahrzeugen an die Stelle. Woher auch immer, gerufen von wem auch immer. | |
Aus irgendeinem Grund begannen die Soldaten dann auf die nun Eintreffenden zu schießen. Ob zu Recht oder Unrecht, konnte ich nicht beurteilen und kann es mit letzter Sicherheit auch jetzt nicht. | |
Sie haben die Eintreffenden als Bedrohung beurteilt. Alleine schon, dass die Einsatzfahrzeuge (die nicht angekündigt waren, wie Shoshani mit „unkoordiniert“ meinte), auf mindestens 50 Meter an ihre Stellungen herankamen. Eher näher, denn man kann sie im Video hören. | |
Aus Sicht der Soldaten war das jedoch nur ein weiteres Gefecht während des gleichen Einsatzes. Das, was sie tatsächlich interessierte und was sie auch sicher als Meldung abgesetzt hatten, war das erste oder die ersten Fahrzeuge. Der eigentliche Auslöser. Das, in dem sich wohl der Terrorist Mohammad Shubaki befunden hatte. | |
Die weiteren Details der IDF | |
Bereits am Samstag, dem 05.04.25, haben die IDF weitere Details veröffentlicht. | |
Soldaten der 14th Armored Brigade („Golani-Brigade“, keine eigentliche Spezialeinheit, sie genießt aber einen gewissen Ruf) haben gegen 04:00h einen Hinterhalt an einer Straße in Tel Sultan eingerichtet. | |
Um 04:30h fuhr ein Polizeifahrzeug der Hamas in den Hinterhalt. Es kam zu einem Feuergefecht. Einer der Insassen wurde getötet, zwei weitere festgenommen. Das Fahrzeug verblieb am Straßenrand. (Wagen 1) | |
Gegen 06:00h näherte sich der angesprochene Konvoi. Dieser war nicht angemeldet. Die Einsatzkräfte wurden durch eine Drohneneinheit vorgewarnt, die den Konvoi beobachtete. | |
Die IDF hat anerkannt, dass die Aussage von Oberstleutnant Shoshani falsch war. Warum es zu dieser Aussage kam und warum das Feuer eröffnet wurde, wird weiter untersucht. Das Posting ist nach wie vor online. | |
Darüber hinaus gaben die IDF bekannt, dass mindestens sechs der Getöteten als Mitglieder der Hamas identifiziert wurden. | |
Es sei daran erinnert, dass der Zivilschutz, der in der medialen Berichterstattung keine weitere Erwähnung fand, Teil der Hamas ist. | |
Darüber hinaus gaben die IDF an, der stellvertretende Bataillonskommandeur habe die Toten sammeln und dann im Sand vergraben lassen. Das sei gängige Praxis. | |
Anschließend seien die Fahrzeuge von der Straße geschoben worden. Wobei sie zerstört wurden. Was wiederum die von der New York Times auf Satellitenbildern ausgemachten Bulldozer erklärt. Auch das ist völlig normal, denn die Straße muss als Einsatzbereich ja weiter frei sein. | |
Gestern hat der Kommandeur des südlichen Distrikts, der quasi der Befehlshaber für die Operation in Gaza ist, General Yaniv Asor den Chef des Stabes General Eyal Zamir gebrieft. | |
Der Chef des Palästinensischen Roten Halbmondes Dr. Younis Al-Khatib wird zitiert, die Getöteten seien aus „sehr naher Distanz“ erschossen worden. Was offensichtlich ist, da diese ja de facto in den Einsatz gefahren sind. | |
Fragen über Fragen | |
Die größte Frage ist also, warum die Soldaten das Feuer auf die Männer des Konvois eröffnet haben. | |
Ohne das bewerten zu wollen ist es naheliegend, dass die Soldaten in dieser Situation, die sich erst nach intensiver Recherche abzeichnet, das Feuer eröffnen. Und dass dabei dann auch auf Männer mit Sanitäter-Westen geschossen wird. | |
Egal, wie man das bewertet und egal, wem man mehr glauben mag, ist das in der Öffentlichkeit angekommene Bild unzutreffend. | |
Darüber hinaus drängen sich nun weitere Fragen auf. Die aber vermutlich nicht mehr öffentlich beantwortet werden, da es dafür keinen medialen Markt gibt. | |
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Unterm Strich | |
Im für die IDF ungünstigsten Fall haben die Soldaten im Einsatzstress Hilfskräfte für den Feind gehalten und aus der üblichen Kampfentfernung wie bei einem Gefecht auf sie geschossen. | |
So oder so macht das für einen Soldaten aber nur einen geringen Unterschied. Auch wenn es für Zivilisten unvorstellbar erscheinen mag. Diese Hilfskräfte sind in eine Kampfzone gefahren. Sie sind quasi in ein Gefecht gefahren. | |
Die IDF haben erneut ihre Unfähigkeit bewiesen, für Laien verständlich zu erklären. Was für mich, angesichts der sonstigen Professionalität der IDF, inzwischen völlig unverständlich ist. Sie geben der Propaganda Raum, der nicht sein müsste. | |
Die Behauptungen der Palästinenser sind aber ebenso unterirdisch, wie die Kommunikation der IDF. Es ist geradezu lächerlich, dass keine der Seiten oder der Medien in der Lage ist, die Anzahl der Getöteten eindeutig zu benennen oder zu welcher Organisation sie gehörten. | |
Es wurden definitiv nicht willkürlich Krankenwagen beschossen. Es gab keine Exekutionen, selbst wenn man das als solche empfinden mag. Und es wurde nicht versucht, die Leichen zu verstecken und irgendetwas zu kaschieren. | |
So oder so wird in der Sache lediglich eine Verkettung unglücklicher Umstände bleiben. Die Bugwelle der negativen Folgen beginnt aber gerade erst sich aufzubäumen. | |
Die Mechanismen der Kommunikation habe ich bewusst so ausführlich dargelegt. Um zu zeigen, dass das Narrativ der Medien immer einseitig ist. Es entspricht immer der Perspektive der Zivilisten. Es entspricht immer dem Ansatz, das Leben der Zivilisten zu schützen, nicht das der Soldaten. Es schildert nie die sicht der Soldaten. | |
Und da die Hamas, der Dschihad und andere sich auch weiterhin hinter Zivilisten verstecken werden, wird es vermutlich auch weiterhin solche Vorfälle geben. |
„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Sie verbieten nicht die Hassrede, sondern die Rede, die sie hassen. Den Sozialismus erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert...
Dienstag, 8. April 2025
Das Sanitäter-Massengrab-Massaker …und was wirklich passiert ist
Sonntag, 6. April 2025
Wie Friedrich Merz die CDU zerstört



Mittwoch, 2. April 2025
Herrschaft der Großväter - Die Unmenschlichkeit des Russischen
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Als Andrei Sytschow nach seiner Ausbildung zum Autoschlosser 2005 mit 18 eingezogen wurde, war er ein gesunder, junger Mann. Als er ein Jahr später in den Gerichtssaal kam, fehlten ihm beide Beine, die Genitalien und der rechte Ringfinger. | |
Ständigt werden auf Social Media Videos veröffentlicht, in denen nicht nur ukrainische Gefangene vor laufenden Kameras getötet werden. Sondern in denen auch russische Soldaten gequält werden. Sie werden an Bäume gefesselt, wo sie Tage ausharren müssen. Sie werden geprügelt, wenn sie nach einem Angriff lebend zurückkehren. Sie werden zur Bestrafung in Gruppen in Löcher gepfercht, wo sie mit Essensresten überleben müssen, in ihrem eigenen Kot stehend. | |
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Screenshot: Mehrere russische Rekruten werden an Bäume gebunden. | |
Häufig werden solche Berichte und Videos als Russland-feindliche Propaganda abgetan. Doch das System ist weit älter als das Russland Putins, sogar älter als die Sowjetunion. | |
Nach den Veröffentlichungen der Rückeroberung von Butscha Anfang April 2022, während der zivile Tote und gefesselte Erschossene offen auf der Straße gefunden wurden, seit Wochen dort liegend, schrieb ich, dass das kein Massaker war. Ich wurde dafür kritisiert. Weil gar nicht verstanden wurde, dass ich damit lediglich zum Ausdruck bringen wollte, dass das die russische Normalität ist. | |
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Foto: Anhand einer Auswertung konnte ich zeigen, dass der Angriff auf die Geburtsklinik in Mariupol im März 2022 kein Unfall gewesen sein konnte. | |
Um das aus europäischer Sicht überhaupt begreifen zu können, muss man die Struktur des russischen Militärs betrachten. Und dann wird man auch viel besser verstehen, was in der Ukraine vor sich geht. | |
Der Unteroffizier | |
Es gab immer spezialisierte Soldaten, seit der Antike. Und es gab immer Vorgesetzte, welche die Soldaten unmittelbar führten. | |
Der Krieg wurde immer technischer, die Waffen immer spezieller. Und dafür benötigte man Soldaten, die länger dabei waren und die man entsprechend ausbildete. Diente ein römischer Legionär noch 20 Jahre, gab es in Angelsachsen später die Fyrd, die freien Bauern, die im Krieg eingezogen wurden. Auch im Japan vor der bei Europäern eher bekannten Edo-Zeit war es üblich, Bauern zu rekrutieren. Das kehrte sich mit dem Dreißigjährigen Krieg wieder um. | |
Aus dieser Entwicklung heraus trennte sich der Weg zwischen dem Zarenreich und der späteren Sowjetunion und dem Westen. Eigentlich bereits im 19. Jahrhundert. | |
Beispiel Kampfpanzer | |
Ein Beispiel ist der Leopard II, der in der Version, die in die Ukraine geliefert wurde, etwa 35 Jahre alt ist. Aus unserer Sicht alt, aber für die ukrainischen Soldaten, die über Wochen darauf ausgebildet werden mussten, ein Zeitsprung. Viele berichten freudestrahlend davon, dass sie einen Beschuss überlebt hatten. Im T-72, der zumeist von Russland eingesetzt wird und den auch die Ukraine hat, ist das nicht so. | |
Was man auch daran sehen konnte, dass viele Besatzungen einfach die Luken wegen der fehlenden Belüftung offenließen. Und die Ukraine es perfektionierte, mit Drohnen Granaten hineinfallen zu lassen. | |
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Foto: Ein zerstörter russischer Panzer. Das Munitionskarusell unterm Turm ist detoniert, der Turm scheint ausgebrannt aber wenig beschädigt. | |
Daran wird deutlich, dass Russland auch heute noch auf Masse statt Klasse setzt. Die angekündigten Superwaffen haben sich alle als Rohrkrepierer erwiesen. Geblieben ist eine russische Kriegsführung wie in den 1960ern. Eigentlich eher wie im Ersten Weltkrieg. | |
Die strukturellen Unterschiede | |
Das bedeutet also zwangsläufig, dass „der Westen“ gut ausgebildete Soldaten braucht. Davon aber weniger. Die Soldaten sind dem Westen etwas wert. Denn man hat in sie investiert. Weshalb die simple Aufrechnung von Rüstungskosten durch selbstbeschriebene Experten völlig absurd ist. | |
Daraus ergibt sich eine völlig andere Struktur des Militärs. Um das zu verdeutlichen, vergleiche ich das russische Militär mit der Struktur der Bundeswehr zu Zeiten der Wehrpflicht: Die Struktur, die Hierarchie, ist sehr mit der der zivilen Arbeitswelt zu vergleichen. | |
Es gibt die „einfachen“ Soldaten, die den Lehrlingen entsprechen. (Ohne Wehrpflicht, also nur mit Profis, verschiebt sich das natürlich etwas.) | |
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Foto: Schematischer Vergleich der Dienstgradgruppen „West“ und „Ost“ | |
Russische Offiziere | |
Wichtig ist, dass in dieser „westlichen“ Struktur nicht jeder mit einem höheren Dienstgrad irgendwem etwas befehlen darf. Ok, versuchen kann er es. Aber ob derjenige das dann macht, ist etwas anderes. Es ist sehr genau geregelt, wer wem wann was befehlen darf. | |
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Foto: Viele „normale“ Soldaten, wenige Unteroffiziere. Die Unterscheidung ist kaum sichtbar, Unteroffiziere marschieren mit den Mannschaften. | |
Und die russischen Offiziere haben auch kaum studiert. Russland hat im Verhältnis viele Offiziere, die in der Regel auf eine Schule gehen, wo sie einen Abschluss machen. Häufig im elektrotechnischen Bereich. Sie werden dann meist „Ingenieur“ genannt, doch diese Abschlüsse sind im Westen nicht anerkannt. Sie sind eher zu vergleichen mit einer theoretischen Berufsausbildung. | |
Diese Struktur, diese Verteilung, zusammen mit der Wehrpflicht (zweimal im Jahr Kontingent) führt also dazu, dass Russland sehr wenige Unteroffiziere braucht. Im Grunde nur für die Ausbildung. Und dort regieren sie dann. | |
Die Stube nicht aufgeräumt | |
Der Wehrpflichtige Andrei Sytschow hatte den Silvesterabend zum Jahr 2006 mit acht anderen Kameraden auf der Stube gefeiert. Sie alle waren keine Rekruten mehr, sie waren nicht neu. | |
Da die medizinische Versorgung der Kaserne zum Jahreswechsel geschlossen war, bekam Sytschow erst am 4. Januar eine ärztliche Versorgung. Zu dem Zeitpunkt waren eines seiner Beine und seine Genitalien bereits nekrotisch, also abgestorben. Es ist der Phantasie überlassen, was mit seinen Genitalien passiert ist. Es wurden mehrere gebrochene Knochen festgestellt. | |
Ein unbekannter Offizier hatte Sytschows Mutter später „viel“ Geld angeboten, würde er nicht vor Gericht gehen. Er ging vor Gericht. Zu dem Zeitpunkt waren ihm beide Beine, die Genitalien und ein Ringfinger amputiert worden. Ein vor Gericht befragte Militärarzt sagte aus, er könne sich auch eine Blutvergiftung zugezogen haben. | |
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Foto: Eines der wenigen Fotos von Andrei Sytschow. Mit seiner Mutter, 2007. | |
Der hauptverantwortliche Alexander Sivyakov, zu dem Zeitpunkt ein 19-jähriger Unteroffizier, wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, wobei ihm drei Jahre der Dienstgrad als Unteroffizier aberkannt wurden. Was bedeutet, er blieb weiter Soldat und konnte mit 24 als Unteroffizier weiter dienen. | |
Dedowschtschina | |
Das ist bei Weitem kein Einzelfall. Schläge und Folter werden als legitime erzieherische Maßnahme betrachtet. Offiziell ist das zwar verboten. Aber in der Realität ist es tägliche Praxis. | |
Es gibt sogar ein russisches Wort dafür. Dedowschtschina (дедовщина), das Prinzip der Herrschaft der Großväter. Dedushka ist der Großvater, kurz Ded oder Dedy ist der Opa (дед). | |
Es ist ein sich selbst erhaltendes System. Diejenigen, die heute gequält werden, sind morgen die Quälenden. Wenn sie so lange durchhalten. | |
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Foto: Ein älterer Soldat posiert lächelnd Arm in Arm mit einem jüngeren mit zwei blauen Augen. | |
Dienstgrad ist Gradmesser der Korruption | |
Roman Suslow fuhr 2010 in die Kaserne, in der er dienen sollte. Von Omsk aus Richtung chinesischer Grenze, weit weg. Blumen, ein letztes Mal seinen kleinen Sohn halten, Winken am Bahnhof. | |
Nicht nur die Eltern vermuten, dass die Offiziere die Organe verkauft haben. Es wurden auch schon Offiziere dafür verurteilt, Blut ihrer Soldaten verkauft zu haben. Leichname wurden nicht an die Familien übergeben. Und ähnliche organlose Befunde hat es auch in der Ukraine gegeben. | |
Weit korrupter als die Ukraine es bis zum Euromaidan war, war immer schon Russland. Das wird gerne vergessen oder durch die Propaganda ignoriert. | |
Der Dienstgrad und die Macht sind ein Gradmesser dafür, was gesellschaftlich akzeptiert ist zu stehlen. | |
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Foto: Putins „Datscha“ während des Baus 2011. | |
Es ist nicht nur Putin. Wie wir es uns gerne einreden. Es ist ein System, ein Verständnis von Gesellschaft, eine Diktatur. | |
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Foto: Der Parteivorsitzende Dmitri Medwedew (Putin ist nicht Mitglied der Partei), ehemaliger Präsident, Ministerpräsident und nun Leiter des Sicherheitsrates. | |
Die Verschwundenen | |
Jedes Jahr fassen die russischen Streitkräfte etwa 1300 Soldaten zusammen, die „verschwunden“ sind. | |
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Screenshot: Russische Soldaten werden in einer Kaserne gezwungen, nackt mit den Händen das Gras zu schneiden. | |
Nach einem „Streit“ im Februar 2003 erschießt ein Soldat vier andere und danach sich selber. | |
Jeder vierte Soldat flüchtig | |
Derzeit geht man von etwa 40.000 Deserteuren aus. Diese Zahlen stammen von „westlichen“ Analysten. Das ist der Durchschnitt. Das bedeutet nicht, dass jetzt gerade 40.000 unerlaubt abwesend sind – so die deutsche Bezeichnung: UA. Sondern seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine dauerhaft. Egal wie viele gefasst oder andere neu eingezogen werden, 40.000 fehlen. | |
Gehen wir einmal von der Hochzeit der russischen Truppen kurz vor dem Überfall auf die Ukraine aus: Das waren geschätzt 175.000. Das bedeutet, dass fast jeder vierte Russe, der eigentlich dienen sollte, fahnenflüchtig war. Heute, drei Jahre später, werden es anteilig weit mehr sein. Russland muss inzwischen Söldner aus Nordkorea kaufen und Menschenhandel aus dem Jemen praktizieren, organisiert von den dortigen Huthi. | |
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Screenshot: Ein abgemagerter russischer Soldat wird gezwungen Stromkabel zu halten. Lässt er sie beim Stromschlag vor Schmerz fallen, wird er geschlagen. | |
Der estländische Analyst Artur Rehi hat 2024 ausgerechnet, dass einem Russen, der sich zum Dienst in der Ukraine meldet, vom Zeitpunkt der Unterschrift durchschnittlich noch ein Monat zu leben bleibt. Durchschnittlich. | |
In Bachmut wurde es zum ersten Mal umfangreich beobachtet: | |
Die vielen Videos zeigen immer wieder den Beschuss von russischen Fahrzeugen, die fluchtartig zurückgelassen werden. Und immer wieder sind Truppen zu sehen, die augenscheinlich ohne Ausbildung sich völlig falsch verhalten und dann tot auf den Äckern der Ukraine liegen bleiben. | |
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Screenshot: Zwei Männer werden bei der Rekrutierung mit Schlagstöcken geprügelt und mit einem Elektroschocker malträtiert. | |
Mehr noch: Russische Kriegsgefangene haben berichtet, dass sie bei der Rückkehr von Offizieren geschlagen und gefoltert wurden, wenn zu viele überlebt haben. Weil sie dann nicht „mutig“ genug gekämpft hätten. | |
Offiziere, die bei uns Kompanien und Bataillone führen („Führen von Vorne“), gibt es dort nicht. Diejenigen, die wir in Drohnenvideos weglaufen oder auf Minen treten sehen, sind Wehrpflichtige, Gezogene, einfache Soldaten. | |
Die Unerträglichkeit der Realität | |
Wenn schon dieser Realitätsabgleich an der psychischen Gesundheit zehrt, sollte man hinterfragen, was das wohl über das russische Selbstverständnis aussagt. Und darüber, was wir als „psychische Gesundheit“ definieren. | |
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Screenshot Drohnenvideo: Ein verletzter russischer Soldat versucht sich mit seiner Kalaschnikow zu erschießen. Als diese auch beim zweiten Versuch nicht funktioniert, bleibt er weinend liegen, das Video bricht ab. Es gibt auch mehrere Videos, in denen Verletzte von Kameraden erschossen wurden und weitere Selbsttötungen. | |
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Die russische Seele scheint für Europäer unergründlich. Denn wie wollen wir, mit unserer als höchstem Ideal angebeteten Individualität, auch nur ansatzweise eine Möglichkeit haben zu verstehen, wie wenig Russen sich selber wertzuschätzen scheinen. Das Volk ist lediglich eine Verhandlungsmasse. Und es scheint sich selber so zu verstehen. | |
Putin ist nichts anderes als ein Zar, der unantastbare Pharao, der Caesar, der Halbgott in seinen Hallen aus Marmor. Geboren aus dem KGB und der St. Petersburger Mafia. Wie schon beim Zaren und den Parteivorsitzenden der Sowjetunion ist es kulturbedingt unmöglich, dass er Fehler machen kann. Und deshalb müssen alle Fehler und Erfolglosigkeiten, die unterlaufen, von anderen unter ihm verursacht worden sein. Deshalb fallen dann auch hochrangige Menschen in ihrem Flugzeug vom Himmel oder vom Balkon. Oder werden wenigstens vor laufenden Kameras zusammengeschissen und erniedrigt, ausgestrahlt zur besten Sendezeit. Und deshalb werden Bürgermeistern und Gouverneuren die Ausweise abgenommen, damit sie sich nicht absetzen können. | |
Wir Deutsche sagen uns gerne Obrigkeitshörigkeit nach. In der russischen Seele scheint sie implizit. | |
Das Problem daran ist, dass es auf russischer Seite über hundertjährige Tradition hat. Das wir uns nicht eingestehen, was doch so offensichtlich ist. Nicht einzelne Unmenschlichkeiten sind entscheidend, sondern wenn sie systemisch sind. | |
Die Frage ist nur, was wir uns erlauben zu sehen und zu verstehen. Wie weit wir uns trauen, die Realität unser europäisches, egozentrisches Weltbild hinterfragen zu lassen. | |
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Foto: Ein weinender ukrainischer Soldat über hastig aufgeschütteten Gräbern seiner Kameraden. |