Manchmal wird eine fünfte Karte hinzugefügt, mit dem Datum 1920 versehen; sie zeigt die Gesamtheit dessen, was einst das britische Mandatsgebiet Palästina war, in einer einzigen Farbe mit der Bezeichnung „palästinensisch“. Das vollendet das scheinbar Unmögliche und macht die Serie der Karten sogar noch verlogener als zuvor.
Ob es nun vier oder fünf Karten sind, die Botschaft der Serie ist klar: Die Juden Palästinas haben beharrlich mehr und mehr „palästinensisches Land“ geschluckt, sich wie eine Art Pilzinfektion verbreitet die irgendwann ihren Wirt verschlingt.
Allerdings gibt es in diesen Karten einige unverblümte Lügen. Die ungeheuerlichsten Unwahrheiten gehen über bloße Lügen hinaus. Sie entstammen einer allgemeineren und ziemlich bewussten Ablehnung zwischen Privatland und Staatsland zu unterscheiden; ebenso wird jeder politische Kontext völlig gelöscht.
Dieser letzte Punkt ist besonders wichtig. Er führt zu der Frage, ob die Palästinenser tatsächlich dieses Land „verloren“ und wie der Kontext des angeblichen „Verlustes“ aussieht. Wir könnten z.B. recht leicht eine Tafel mit Landkarten erstellen, die deutschen „Landverlust“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigen. Das wäre geografisch korrekt, aber ohne den politischen Kontext würde es einen völlig irreführende Geschichte erzählen, die auf eine glatte Lüge hinausläuft. Und das ist genau das, was diese Landkarten sind: ein Lüge.
Nimmt man sich eine der Karten nach der anderen vor, dann kann man leicht demonstrieren, dass die erste die bei weitem verlogenste der Gruppe ist. So weit ich festzustellen in der Lage war, gründet sich auf einer Karte über Landerwerb durch den Jewish National Fund (JNF), die in etwa aus den 1920-er Jahren stammt. Der JNF war gegründet worden, um Land für jüdische Einwohner und Einwanderer in das damalige Palästina zu kaufen; er wurde zum Teil durch Spendendosen finanziert, die man einst in fast jeder jüdischen Schule und Organisation im Westen vorfand. Ironischerweise zierte oft diese Landkarte diese allgegenwärtigen Kästchen.
Die Verlogenheit eine veraltete Landkarte für jüdischen Landerwerb vor 1948 zu benutzen ist eigentlich relativ nebensächlich. Anders ist es beim Auslasen des politischen Kontextes: Nach 1939 war es den Juden seitens der britischen Behörden verboten irgendwelches weiteres Land zu kaufen, eine Maßnahme, die als Beruhigungsgeste gegen den arabischen Terrorismus getroffen wurde. Selbst der irreführende Gebrauch von JNF-Land und nur JNF-Land als Stellvertreter für die gesamte jüdische Präsenz in Palästina ist nur eine Belanglosigkeit, vergleicht man sie mit der gewaltigen Lüge, die diese Landkarte darstellt: Sie verbindet bewusst privaten Landbesitz mit politischer Kontrolle.
Die sind überhaupt nicht dasselbe. Die schlichte Tatsache ist die, dass nichts vom Palästina vor 1948 unter der politischen Gewalt von Arabern oder Juden war. Es wurde von der britischen Mandatsregierung regiert, die vom Völkerbund für den ausdrücklichen Zweck der Schaffung einer „jüdischen nationalen Heimstatt“ eingerichtet worden war. Das war auch – entgegen den Behauptungen unzähliger propalästinensischer Aktivisten – das erste Mal, dass in der modernen Geschichte eine eigenständige politische Instanz namens „Palästina“ existierte. Und diese Einrichtung wurde gegründet, um ein Ziel zu realisieren, das vom Wesen her zionistisch war.
Doch diese Lüge wird von etwas verstärkt, das in seinem Ausmaß noch gewaltiger ist: Jedes einzelne Stückchen Land, das nicht dem JNF gehörte, wird als arabisch oder palästinensische bezeichnet. Das war schlicht nicht der Fall. Wir haben unvollständige Daten zum Landbesitz im modernen Palästina und noch weniger zu arabischem Landbesitz als zu jüdischen, zum Teil wegen der sehr komplizierten Beschaffenheit des Landbesitzrechts in ottomanischer Zeit. Doch jede Karte über privaten Landbesitz im Mandat Palästina aus dieser Zeit wäre weitgehend leer – die Hälfte des Landes ist immerhin Wüste. Sie würde kleine Flecken privaten jüdischen Landes zeigen – wie es diese Karte tut – neben kleinen Flecken privaten arabischen Landes zeigen, wie es diese Karte ganz dreist nicht tut.
Die nächste Karte ist mit „1947“ beschriftet. Das ist ungenau, wie es mit jedem anderen Datum auch wäre, denn die Landkarte stellt weder die Situation vor Ort 1947 noch zu irgendeiner anderen Zeit dar. Stattdessen repräsentiert sie den von der UNO-Vollversammlung 1947 als Resolution 181 verabschiedeten Teilungsplan. Dieser forderte die Bildung zweier unabhängiger Staaten nach dem Ende des britischen Mandats, einen jüdischen und einen arabischen.
Es muss gar nicht erst gesagt werden, dass die Resolution nie umgesetzt wurde. Sie wurden von einer palästinensisch-arabischen Führung abgelehnt, die erst zwei Jahre zuvor noch mit Nazideutschland verbündet gewesen war. Am Tag nach ihrer Verabschiedung begannen Araber gegen jüdische Geschäfte randalieren, gefolgt von tödlichen arabischen Angriffen auf jüdische Zivilisten. Die Ereignisse eskalierten schnell in einen uneingeschränkten Krieg, in dem die Araber wichtige jüdische Bevölkerungszentren belagerten – alle Versorgung abschnitten, auch Lebensmittel und Wasser. An einigen Orten funktionierte die Belagerung, aber zum größten Teil wurde ihr erfolgreich Widerstand geleistet.
An diesem Punkt, als die Teilung von den Arabern abgelehnt war und keine Hilfe der internationalen Gemeinschaft in Sicht war, erklärten die Juden die Unabhängigkeit und bildeten das, was die Israelischen Verteidigungskräfte werden sollten. Die arabischen Staaten begannen sofort eine groß angelegte Invasion, deren Ziele – abhängig davon, welchen arabischen Führer zu zitieren man sich entscheidet – von der Vertreibung bis zum unverblümten Völkermord reichten. Und die Araber verloren. Am Ende des Krieges, 1949, sah die Lage in etwa so aus, wie auf der dritten Karte der Serie – die erste der Gruppe, die überhaupt an eine Beschreibung der politischen Realität vor Ort heran kommt.
Ich sage „nahe heran“, weil auch sie bemerkenswert verlogen ist. Nur weil einem das Maß der Verlogenheit durch die vorhergehenden soweit gedehnt wurde, erscheint sie fast wahr. Das ist sie aber leider Gottes auch nicht. Die Karte ist mit „1967“ beschriftet. Was sie zeigt sind die sogenannten „Waffenstillstandslinien“, d.h. die Gebietsbegrenzungen, an denen die israelischen und die arabischen Armeen 1949 aufhörten zu kämpfen. Diese Linien hielten mehr oder weniger bis 1967. Was Israels Grenzen angeht, stellt diese Karte also die Lage während dieser 19 Jahre richtig dar.
Doch was auf der anderen Seite der Linie liegt, in den Gebieten, die heute die Westbank und der Gazastreifen genannt werden, ist wiederum auf radikal verlogene Weise dargestellt. Dieses Land war nicht – weder vorher, noch nach 1967 – „palästinensisch“ in dem Sinne, dass es von einem palästinensisch-arabischen Gebilde kontrolliert wurde. Beide Gebiete waren von eingedrungenen arabischen Armeen besetzt, als 1949 der Waffenstillstand erklärt wurde – der Gazastreifen von Ägypten und die Westbank von Jordanien. Letztere wurde bald annektiert, während der erstere unter ägyptischer Militärverwaltung blieb. Dieser Status quo dauerte bis 1967, als beide von Israel erobert wurden.
Im Sechstagekrieg von 1967, der von arabischer Rhetorik gekennzeichnet war, die manchmal noch völkermörderischer war als die von 1948, nahm Israel zudem Syrien die Golanhöhen und Ägypten den Sinai ab, womit es die Landmasse unter seiner Kontrolle mehr als verdreifachte. Israel hat sich seitdem aus mehr als 90 Prozent des von ihm besetzten Landes zurückgezogen – größtenteils mit dem Abzug aus dem Sinai, der zum Frieden mit Ägypten führte. Es überrascht nicht, dass es keine tief empfundenen Landkarten des „israelischen Landverlustes“ gibt, die das darstellen.
Die ersten drei Karten bringen ethnische und nationale Kategorien durcheinander (jüdisch und israelisch, arabisch und palästinensisch), zudem Landbesitz und Souveränität und die palästinensische Nationalbewegung mit arabischen Staaten, die eine Generation lang über besetztes Territorium herrschten. Sie sind ein Meisterwerk schamloser Irreführung.
Wenn wir zur vierten Karte weitergehen, ist Irreführung das einzig Beständige. Diese Karte wird gewöhnlich mit „2005“ oder „heute“ beschriftet; sie gibt vor die Verteilung der poltischen Kontrolle nach dem Oslo-Prozess und den israelischen Abzug aus dem Gazastreifen zu zeigen. Die Flecken palästinensischen Landes in der Westbank sind Bereiche, die der PA in den 1990-er Jahren übergeben wurden, zumeist unter dem Oslo II-Abkommen von 1995. Geht man auf die nach den früheren Vereinbarungen des Oslo-Prozesses seit 1993 ein, schuf diese ein komplexes Flickwerk an Verwaltungs- und Sicherheitszonen, die die Westbank in Bereich ausschließlicher palästinensischer Kontrolle, gemeinsamer Kontrolle und israelischer Kontrolle aufspaltete. Das war als fünf Jahre dauerndes Interim-Arrangement gedacht, nach dem eine Endstatus-Vereinbarung verhandelt werden sollte.
Endstatusverhandlungen fanden tatsächlich statt. Aber es wurde keine Vereinbarung erreicht. Wie 1947 war der Hauptgrund palästinensische Verweigerung. Diesmal lehnte die Palästinenserführung einen Staat auf mehr als 90 Prozent der Westbank und 100 Prozent des Gazastreifens ab. Sie brach dann ihr Versprechen nicht zum „bewaffneten Kampf“ zurückzukehren und begann eine Kampagne der Selbstmord-Bombenanschläge und anderer terroristischer Gräueltaten, die nicht nur moralisch unentschuldbar waren, sondern sie die Insignien der Souveränität verlieren ließe, die sie im Verlauf des vorangegangenen Jahrzehnts gewonnen hatte.
Nachdem die schlimmste Gewalt unterdrückt war, entschied sich Israel den Gazastreifen zu verlassen, den es ein Jahrzehnt zuvor nicht evakuiert hatte. Der Abzug fand 2005 statt. Zwei Jahre später übernahm die islamistische Gruppe Hamas den Strip in einem gewalttätigen Staatsstreich. Seitdem hat es zwei palästinensische Regierungen gegeben – das Hamas-Regime in Gaza und das von der Fatah geführte Regime in der Westbank.
Beide Regime sind auf dieser vierten Landkarte mit derselben Farbe gekennzeichnet, womit man darin versagt die Spaltung zwischen den beiden Regimen anzuerkennen, obwohl es die erste Karte ist, die die Bereiche unter politischer Kontrolle der palästinensischen Araber korrekt markiert. Dennoch unterscheidet sie nicht zwischen dem souveränen Territorium des Staates Israel – oder im Fall von Ostjerusalem Territorium, das Israel ohne internationale Anerkennung als souverän beansprucht – und Territorien in der Westbank, die entsprechend der von beiden Seiten bestätigten Vereinbarungen bis zu einem Endstatus-Abkommen unter israelsicher Kontrolle stehen.
Was wir hier zusammengenommen haben, sind nicht vier Landkarten in chronologischer Abfolge, sondern vier unterschiedliche Kategorien territorialer Kontrolle, die mit variierendem Grad an Ungenauigkeit darstellen. Diese Kategorien sind privater Landbesitz („1946“), politische Kontrolle („1967“ und „2005“) und internationale Teilungspläne („1947“). Sie werden auf eine Art dargestellt, die entweder tendenziös falsch („2005“), im wesentlichen verlogen („1947“ und „1967“) oder radikal unwahr ist („1946“).
Eine ehrliche Herangehensweise würde völlig anders aussehen. Sie würde jede dieser Kategorien nehmen und beschreiben, wie sie sich im Lauf der Zeit entwickelte. Zum Beispiel könnten wir auf Grundlage der am unverfroren betrügerischsten Karte, 1946, die chronologische Entwicklung der Verteilung von privatem Landbesitz zeigen. Aber zuerst müssten wir die Karte „1946“ der Originalserie korrigieren, indem wir nur arabischen Landbesitz als arabisch kennzeichnen, statt einfach das gesamte Land mit der gewünschten Farbe zu füllen. Es gäbe eine Menge Daten zu sammeln und dann müssten wir die Bemühungen für die anderen für die Diskussion angemessenen Jahre wiederholen: Vielleicht 1950, nachdem Israel und Jordanien beide Eigentumsrechte für nicht Anwesend einführten; 1993, direkt bevor die palästinensische Selbstregierung begann; oder 2005, direkt nach der Entkoppelung von Gaza und der nördlichen Westbank. Die Karten müssten ebenfalls stimmig sein und arabischen Landbesitz innerhalb Israels wie auch jüdischen in der Westbank und dem Gazastreifen zeigen. Ich weiß nicht, ob irgendjemand sich darum gekümmert hat all diese Daten zu sammeln und ich bin nicht sicher, was die Karte überhaupt zeigen würde. Welches Argument würde sie voranbringen? Dass Juden und Arabern verboten sein sollte von einander Land zu kaufen?
Andererseits sind die Kategorien der politischen Kontrolle und der internationalen Teilungspläne im Verlauf der Zeit recht einfach als Karte auszuarbeiten. Da das Anliegen derer, die diese Kartes oben veröffentlichen, darin besteht, dass das Land palästinensisch kontrolliert wird, können wir das mit einer ehrlicheren Reihe von Karten illustrieren, die Bereiche politischer Kontrolle zeigen und dazu dieselben Jahre benutzen wie das Original – und für Klarheit eine hinzufügen.
Wie oben zu sehen war, hat 1946 genau Null Land unter palästinensisch-arabische Kontrolle – nicht autonom, nicht souverän, gar nichts – da alles unter britischer Obrigkeit stand. Wir könnten zeitlich weiter zurückgehen, z.B. in die ottomanische Zeit, und die Karte würde sich nicht im Geringsten ändern. 1947 sieht keine Veränderungen in der Karte, da sich Palästina immer noch unter britischer Kontrolle befand. Vor dem Krieg im Juni 1967 ist die Kontrolle zwischen drei Staaten aufgeteilt und keiner davon ist palästinensisch. Die Karte 2005 würde genau so präsentiert wie in der ursprünglichen Reihe, die ersten von palästinensischen Arabern als palästinensische Araber regiert. Um das ein wenig zu klären habe ich eine Landkarte 1995 hinzugefügt, die die Abzüge zeigt, die während der ersten beiden Jahre des Oslo-Prozesses vorgenommen wurden, bis kurz vor, aber ohne die Protokolle von Hebron im Jahr 1997.
Fakt ist: Würden wir ein wenig stärker hineinzoomen, sähen wir, wie der Friedensprozess in den 1990-er Jahren das erste palästinensisch-arabische Regime zum Ergebnis hatte, die über irgendein Stück Land herrschte. Das geschah 1994 mit der Gründung der palästinensischen Autonomiebehörde in Gaza und Jericho. Diese Kontrolle dehnte sich im Verlauf der Jahre über mehr und mehr Land aus, was zu den fehlgeschlagenen Endstatus-Gesprächen weiter ging. Ein Großteil davon ging dann durch die zweite Intifada verloren, aber schließlich wiedergewonnen, als die Gewalt sich legte und die Abkoppelung von Gaza sie leicht ausweitete. Alle diese palästinensischen Landgewinne haben in den letzten 20 Jahren stattgefunden und jeder Quadratmeter davon kam nicht von der Türkei oder Großbritannien oder Jordanien oder Ägypten, sondern allein von Israel; und fast alles davon durch Friedensverhandlungen.
Es stimmt, dass dies eine kleinere Menge Land ist als das von Israel kontrollierte – das nach globalen Standards trotzdem ein extrem kleines Land ist. Wichtiger ist jedoch, dass es im Vergleich zu dem klein ist, was von einem Palästinenserstaat regiert würde, hätten die Palästinenser 1947 und erneut im Jahr 2000 den Teilungsplan und den Frieden nicht abgelehnt. Heißt: Wären die Palästinenser von den Interessen ihres eigenen Volks motiviert gewesen statt von dem Wunsch ein anderes Volk zu vernichten.
Man könnte sehr leicht eine theoretische Serie Landkarten schaffen, die 1947 beginnt und die Verteilung der politischen Kontrolle zeigt, nicht wie sie existierte, sondern wie sie existiert haben könnte. Im Gegensatz zu der vorhergehenden Serie, die die politische Kontrolle über die Jahre hinweg kartierte, würde diese Serie die internationalen Vorschläge zur Teilung des Landes abbilden. Es begänne mit dem Teilungsplan der Peel-Kommission von 1937, würde mit der Teilungsresolution der UNO-Sonderkomitees zu Palästina (UNSCOP) weitermachen und bei den Clinton-Parametern des Jahres 2000 enden – die sehr nahe an dem vom israelischen Premierminister Ehud Barak früher im selben Jahr gemachten und abgelehnten Angebot und von Ehud Olmert acht Jahre später weiderholten lagen. Doch diese internationalen Bemühungen das Land zu teilen wären unvollständig ohne ein oder zwei Worte über die Reaktionen jeder Seit auf den Vorschlag.
Auch hier gibt es einen anhaltenden Trend der Verluste für die palästinensische Seite. Kein Verlust an Land, sondern Verlust an Potenzial. Jeder der aufeinander folgenden Zurückweisungen ließ den Palästinenser weniger und weniger übrig, mit den sie verhandeln konnten. Darin liegt sicherlich eine Lektion. Doch es scheint so, dass die Palästinenser, sollten sie jemals daraus lernen, dies nicht mit Hilfe ihrer westlichen Unterstützer geschehen wird.
Wir könnten auch einen Satz Karten anfertigen, die die Geschichte jüdischen „Landverlustes“ darstellen. Dieser würde mit dem ersten Durchlauf des britischen Mandats beginnen, bevor Transjordanien abgespalten wurde und jüdischer Landkauf und jüdische Einwanderung verboten wurden. Wir werden auf ewig daran erinnert, dass die Palästinenser angeblich bereits 77 Prozent ihres historischen Anspruchs eingeräumt haben, was implizit sagt, dass ganz Kern-Israel irgendwie eigentlich ihnen gehört. Doch territoriale Maximalisten auf der israelischen Seite liegen nicht falsch, wenn sie dasselbe Maß nutzen, um zu sagen, dass sie bereits 73 Prozent dessen abgegeben haben, was ihnen versprochen wurde, einschließlich Transjordanien. Es ist das Geschäft der propalästinensischen Aktivisten einen dieser Ansprüche dem anderen überzuordnen; doch in Wirklichkeit sind beide gleichermaßen falsch: Die Vorstellung, dass das israelische „Zugeständniss“ Transjordanien Israel zu 100 Prozent der Westbank berechtigt, ist genauso absurd wie die Behauptung der Palästinenser, ihr „Zugeständnis“ Haifas berechtige zu genau demselben.
Eine Serie tatsächlicher israelische Rückzüge könnte jedoch eine ziemlich lange Reihe an Landkarten füllen. Dazu würde der Abzug aus dem Sinai 1957 gehören, die Entflechtung der Streitkräfte von 1974 und 1975, die stufenweisen Abzüge infolge des israelisch-ägyptischen Friedensvertrags von 1979 und 1982, der Abzug aus dem größten Teil des Libanon 1985, die stufenweisen Abzüge gemäß der Oslo-Vereinbarungen von 1994 bis 1997, der einseitige Abzug aus dem südlichen Libanon 2000 und der komplette Abzug aus dem Gazastreifen 2005. Diese Landkarten haben, anders als die von den propalästinensischen Aktivisten genutzten, den Vorteil korrekt zu sein, aber ich bin nicht sicher, dass die Sache der „israelischen Landverluste“ irgendjemanden außer die parteiischsten und ignorantesten Unterstützer Israels überzeugen würde.
Der vielleicht beste Weg die Pleite des Mythos der „palästinensischen Landverluste“ zu veranschaulichen ist der Vergleich mit ähnlichen Situationen andernorts.
Ein gleichermaßen absurder Satz Landkarten könnte vom indischen Subkontinent vor und nach dem Ende der britischen Herrschaft gefertigt werden. Er könnte mit einer Karte des gesamten Subkontinents 1946 beginnen und alles von Hindus privat besessene Land als „indisch“ und den Rest als „pakistanisch“ bezeichnen. Hindus stellen heute immerhin 80 Prozent der indischen Bevölkerung, so wie Juden 80 Prozent in Israel stellen. Es ist absurd, alles, was sich unter britischer Herrschaft nicht in indischem Privatbesitz befindet, als „pakistanisch“ zu bezeichnen, als der Staat Pakistan noch nicht einmal existierte, doch das ist in etwa dasselbe, wie alles, was unter dem Mandat nicht in jüdischem Privatbesitz war, als „palästinensisch“ zu bezeichnen.
Wir könnten dann eine Teilungskarte von 1947 anfertigen, auf der West- und Ostpakistan direkt neben einem viel größeren Indien liegen; ebenso eine Landkarte nach der Teilung – vielleicht von 1955 mit den Landverlusten entlang der Radcliffe-Linie. Schließlich könnten wir eine Karte von 1971 zeichnen, auf der Ostpakistan in Bangladesch abgesplittert wurde. Ein leidenschaftlich unehrlicher Mensch könnte diese Serie „pakistanische Landverluste“ nennen, doch es wäre ein derart offensichtliches Stück Fiktion, dass niemand sie ernst nehmen könnte.
Und kein denkender Mensch kann „palästinensischen Landverlust“ ernst nehmen. Der ist so absurd und genauso eine Fiktion. Doch er ist auch auf seine eigenen Art extrem destruktiv. Denn diese Karten und die von ihnen propagierten Lügen ermutigen nur die palästinensische Verweigerung und Gewalt; und wie oben gezeigt, haben diese den Palästinensern immer weniger übrig gelassen, als sie vorher gehabt hätten.