Montag, 15. August 2022

Nicht gendern, ich muss... oder gendern, ich muss? Das ist hier die Frage...

von Thomas Heck...

Wie groß der Druck auf Moderatoren mittlerweile in Genderfragen sein muss, lässt sich an kleinen Beispielen im Alltag ablesen. So entschuldigte sich ZDF-Fernsehgarten Moderatorin Andrea Kiewel live, dass sie gendern muss, offensichtlicher ging es schon gar nicht mehr. Nach einer kurzen medialen Aufregung auf Twitter ruderte sie schnell zurück. Auch der Sender "ordnete" sicherheitshalber den Vorgang für sie ein, vermutlich zur Schadensbegrenzung. Eine weitere Posse in Sachen Gender...

»Nicht das Gesicht verziehen, ich muss«, sagte Andrea Kiewel in der aktuellen Folge des ZDF-Fernsehgartens, nachdem sie einen Satz gendergerecht gesprochen hatte. Nun heißt es: Alles nur ein Missverständnis. Nur, logisch ist das nicht, denn warum sollte sie sagen "ich muss", wenn sie nicht muss?

Moderatorin Andrea Kiewel entschuldigt sich fürs Gendern – und rudert zurück


ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel steht mit ihrem Mikrofon in der Zuschauermenge des »ZDF-Fernsehgartens« und liest von einer briefumschlaggroßen Karte ab: »Das ›Fernsehgarten‹-Team hat den Eindruck, dass jede Menge Positives los ist in der deutschen Singer-Songwriter:innen-Szene.«

Beim ersten Teil des Satzes formt sie mit den Spitzen von Daumen und Zeigefinger der linken Hand ein »Okay«-Zeichen, wie es Taucherinnen und Taucher verwenden. Zwischen »Singer-Songwriter« und »innen« macht sie eine Pause und wedelt wild mit der Hand, wie um auf diese aufmerksam zu machen. Dann redet sie weiter, schaut nach rechts, unterbricht sich und fügt hinzu: »Nicht das Gesicht verziehen, ich muss.«

Anweisung zum Gendern?

Wer die Szene zum ersten Mal sieht, muss davon ausgehen, dass Kiewel sich hier für den sogenannten Glottisschlag entschuldigt, die Pause an der Stelle des Genderzeichens. Entsprechend groß war deshalb die Aufregung auf Twitter.
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte die ZDF-Redaktion anschließend mit: »Es gibt definitiv keine Anweisung zum Gendern im ›ZDF-Fernsehgarten‹. Andrea Kiewel ist es ein persönliches Anliegen alle anzusprechen, daher verwendete sie diese Formulierung im Zusammenhang mit ›muss‹.«

Das ZDF möchte diskriminierungsfrei kommunizieren, hieß es weiter: »Redaktionen, Moderatorinnen und Moderatoren entscheiden selbst, welche Form der Ansprache für das jeweilige Format am besten geeignet ist.« Vorgaben und Regelungen gebe es nicht.

Gegenüber der »Bild«-Zeitung bestätigte Kiewel, dass sie selbst sich das Gendern auferlegt habe: »Niemand, nicht das ZDF und sonst auch niemand, sagt mir, dass ich gendern muss. Ich benutze den männlichen und weiblichen Plural schon seit langer Zeit, weil ich es unbedingt will und es mir sehr wichtig ist. Es liegt mir am Herzen. Und so meinte ich es auch in der Livesendung. Kann schon mal vorkommen, dass in einer zweistündigen Livesendung nicht jedes Wort maßgeschneidert passt. Aber es ist so. Ich will es. Ich muss es nicht.«

Das Gendern im TV-Programm ist immer wieder Streitthema, vor allem in den sozialen Medien. Vor Tagen hatten dort Posts für Gesprächsstoff gesorgt, weil im WDR-Programm das Wort »Krankenschwesterin« gesagt worden war. Der ARD-Sender hatte das als Versprecher eingeordnet, was Unsinn ist, wurde das Wort doch in verschiedenen Sendungen mehrfach "versprochen"...


 

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