Dienstag, 23. August 2022

Es gibt nur zwei biologische Geschlechter. Punkt. Deal with it...

von Thomas Heck...

Deutschland ist fest im Würgegriff selbsternannter "Experten", die uns erzählen wollen, dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gäbe. Dass sie dabei Geschlecht und Gender immer unverfrorener durchmischen, geht in der ganzen Diskussion unter, die mit unschönen Szenen von persönlichen Angriffen bis hinzu körperlicher Gewalt, ein typisch linkes Phänomen, garniert ist. Aktueller Fall: Die Biologin Marie-Luise Vollbrecht, die im Rahmen der Langen Nacht der Museen einen Vortrag zu diesem Thema in der Humboldt-Uni nicht halten konnte, es drohten Angriffe von Kritikern. Ihr Counterpart: Dr. Dana Mahr, transsexuelle "Medizinsoziologin" und "Wissenschaftshistorikerin", die seitdem Frau Vollbrecht den Krieg erklärt hat. Und was im Krieg als erstes stirbt, ist bekanntlich die Wahrheit. So auch hier.

Vielleicht sollte man einfach auf die Leute hören, die sich damit auskennen, z.B. Frau Prof. Christiane Nüsslein-Volhard, Nobelpreisträgerin für Physiologie oder Medizin. Das folgende in der Emma erschienen Interview räumt mit diesem Gender-Schwachsinn auf. Und nur, weil jemand darauf steht, in eine Handtasche zu pinkeln, macht ihn das noch lange nicht zu einer Frau. Tessa Ganserer und andere sind keine Frauen. Punkt. Ende der Diskussion. Wir haben andere und gewichtere Probleme zu lösen.



Frau Prof. Nüsslein-Volhard, der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, behauptet: Der Ansicht zu sein, dass es zwei Geschlechter gebe, sei unwissenschaftlich. Es gebe viele Geschlechter.

Das ist unwissenschaftlich! Da hat Herr Lehmann vielleicht den Grundkurs in Biologie verpasst.

Dann holen wir den hier doch mal nach.

Ach herrje. Also gut: Bei allen Säugetieren gibt es zwei Geschlechter, und der Mensch ist ein Säugetier. Da gibt es das eine Geschlecht, das die Eier produziert, zwei X-Chromosomen hat. Das nennt man weiblich. Und es gibt das andere, das die Spermien produziert, ein X- und ein Y-Chromosom hat. Das nennt man männlich. Und wenn sich ein Ei mit einem Spermium vereinigt, entsteht ein neues Wesen.

Es werden immer gern Beispiele aus der Tierwelt angebracht, die die Existenz vieler Geschlechter belegen sollen. Was ist also zum Beispiel mit Schnecken?

Das sind Hermaphroditen. Die haben beides: Spermien und Eizellen. Sie können sich also selbst befruchten. Meist paaren sie sich aber doch mit einer anderen Schnecke. Denn bei der Paarung mit sich selbst sind die Nachkommen absolut erbgleich. Wenn aber zwei verschiedene Organismen ihr Erbgut mischen, hat man eine größere Variationsbreite und dadurch sind die Nachkommen in der Regel lebensfähiger. Deshalb hat es sich dieses Prinzip in der Natur durchgesetzt. Dass es Hermaphroditen gibt, ändert aber nichts daran, dass es diese beiden Keimzellen gibt, Eier und Spermien, und damit auch zwei Geschlechter.

Das Bundesverfassungsgericht hat aber 2017 entschieden, dass es neben „weiblich“ und „männlich“ den dritten Geschlechtseintrag „divers“ für intersexuelle Menschen geben soll.

Intersexualität entsteht durch sehr seltene Abweichungen, zum Beispiel beim Chromosomensatz. Aber auch intersexuelle Menschen haben die Merkmale beider Geschlechter, sie sind kein drittes Geschlecht.

Aber es gibt innerhalb eines biologischen Geschlechtes eine große Bandbreite.

Natürlich. Es gibt sehr „feminine“ Männer und sehr „maskuline“ Frauen, was nicht nur mit kulturellen Faktoren, sondern unter anderem auch mit unterschiedlichen Hormonleveln zu tun hat. Da gibt es ein Riesenspektrum. Das ist ja gerade das Spannende.

Die aktuell politisch korrekte Formulierung lautet allerdings nicht, dass ein biologischer Mann sich „als Frau fühlt“ und dass Gesellschaft und Gesetzgeber ihm die Möglichkeit geben sollten, in seinem Wunschgeschlecht zu leben. Sondern: Dieser Mensch ist gar kein Mann, sondern er ist eigentlich eine Frau.

Das ist Quatsch! Es ist Wunschdenken. Es gibt Menschen, die wollen ihr Geschlecht ändern, aber das können sie gar nicht. Sie bleiben weiterhin XY oder XX. Das Entscheidende dabei ist, dass die Tatsache, ob man ein Y-Chromosom hat, schon in der Schwangerschaft auf die Entwicklung des Embryos wirkt und natürlich auch beim Heranwachsenden. Jungen haben deshalb andere Geschlechtsmerkmale als Mädchen und das kann man nicht rückgängig machen. Menschen behalten lebenslang ihre Geschlechtszugehörigkeit. Natürlich kann man durch Hormongaben erreichen, dass zum Beispiel ein Mädchen, das Testosteron nimmt, eine tiefe Stimme und Bartwuchs bekommt. Aber davon wachsen dem Mädchen keine Hoden und es wird keine Spermien produzieren. Und biologische Männer produzieren auch durch Hormongaben keine Eier und können keine Kinder gebären. Das Problem dabei entsteht, wenn es zu irreversiblen Eingriffen kommt. Bei den Operationen sowieso. Aber man fügt auch mit den Hormonen dem Körper etwas zu, was dort nicht vorgesehen ist. Hormone verursachen im Körper sehr, sehr viel – auf den verschiedensten Ebenen, physisch wie psychisch. Das ordentlich zu dosieren und ständig zu nehmen, halte ich für außerordentlich gewagt. Der Körper kann auf Dauer nicht gut damit umgehen. Jedes Hormon, das man zu sich nimmt, hat Nebenwirkungen. Hormone zu nehmen, ist prinzipiell gefährlich.

Künftig sollen Jugendliche ab 14 ihr Geschlecht selbst bestimmen können.

Das ist Wahnsinn! Mit 14 sind ganz viele Mädchen in der Pubertät unglücklich. Ich kenne das ja selbst. Ich war mit 14 auch unglücklich und wollte lieber ein Junge sein. Ich durfte damals noch nicht mal Hosen anziehen oder mir die Haare abschneiden. Ich habe mich oft verflucht und dachte: Ich wäre lieber ein Mann! Denn wenn man so einen Beruf machen will, in dem Männer dominieren, dann ist man natürlich besser dran, wenn man auch einer ist. Aber dann muss man einen Weg finden, wie man sich durchsetzt. Das ist es doch, was man den Mädchen raten und wobei man sie unterstützen muss.

Finden Sie denn richtig, dass der Gesetzgeber Menschen eine sogenannte Geschlechtsumwandlung ermöglicht?

Der Gesetzgeber kann gar keine Geschlechtsumwandlung ermöglichen. Er sagt nur: Diese Frau darf ab jetzt behaupten, sie sei ein Mann. Und umgekehrt. Die biologischen Grundlagen sind absolut nicht zu ändern. Und wenn jetzt ein Mann behauptet, er sei eine Frau und geht in einen Sportverein, um dort bei den Frauen mitzuspielen, dann ist das ein Problem. Denn aufgrund seiner männlichen Hormone ist dieser Mensch stärker und läuft schneller. Es ist im Grunde wie Doping. Und wenn man das dann noch nicht mal sagen darf – das geht doch nicht.

Das Bundesverfassungsgericht hat mehrere Urteile zur Trans- bzw. Intersexualität gefällt, in denen es um den Geschlechtsbegriff geht. Im Urteil von 2017 heißt es: „In den medizinischen und psychosozialen Wissenschaften besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass sich das Geschlecht nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen oder gar herstellen lässt, sondern von sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt wird.“ Was sagt die Biologin und Nobelpreisträgerin dazu?

Das ist Unfug. Wie man sich fühlt, das lässt sich durch soziale und psychologische Umstände ändern. Das biologische Geschlecht aber eben nicht. Das ist dort, wo wirklich Wissenschaft betrieben wird, auch völlig unstrittig.

Diese Formulierung stammt immerhin von der Bundesärztekammer.

Auch ihr geht offenbar etwas durcheinander: die Unterscheidung zwischen Sex und Gender. Natürlich gibt es beim Gender, dem sozialen Geschlecht, eine Bandbreite, während es beim biologischen Geschlecht nur weiblich oder männlich gibt. Aus. Ende. Natürlich kann sich ein Mädchen wünschen, dass man es mit einem Jungennamen ruft. Das gab es ja schon bei „George“ bei den „Fünf Freunden“.

Als die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht an der Humboldt-Universität in der „Nacht der Wissenschaften“ einen Vortrag zur Zweigeschlechtlichkeit halten wollte, gab es Proteste. Die Uni sagte den Vortrag ab.

Wollen die jetzt etwa auch den Biologie-Unterricht abschaffen? Wollen wir gar nicht mehr wissen, wer wir sind und wie das Geschlecht bestimmt wird? Soll das jetzt niemand mehr lernen, weil das pfui ist? Ich erinnere mich allerdings, dass es schon Ende der 1980er Jahre Hetzkampagnen gegen den Forscher gab, der das geschlechtsbestimmende Gen auf dem Y-Chromosom entdeckt hatte. Man unterstellte ihm offenbar, er würde nur deshalb, weil er das Gen entdeckt hatte, das die Testosteronproduktion anregt, irgendwas Furchtbares mit der Menschheit anstellen. Das war völlig verrückt, ich war entsetzt! Aber da sieht man, dass die Leute keine Ahnung von Biologie haben. Der Mangel an Bildung auf diesem Gebiet ist ganz schlimm.

Haben Sie diese Art Fakten- und Wissenschaftsfeindlichkeit auch selbst schon erlebt?

Natürlich. Allein, wenn man an Embryonen forscht, ist man schon ein Bösewicht, weil einem jeder sofort unterstellt, dass man nichts anderes vorhat, als die Embryonen zu manipulieren. Ich musste nur den Mund aufmachen und sagen, dass ich an Embryonen forsche – auch wenn es nur Fliegen-Embryonen waren –, schon wurde ich angefeindet! Die Wissenschaftsfeindlichkeit in Deutschland ist leider ganz besonders ausgeprägt. Es hat sich durch Corona womöglich ein bisschen gebessert. Da haben viele Menschen gesehen, dass man auf die Wissenschaft hören sollte. Und dass es ungünstig sein kann zu behaupten, das Virus gäbe es gar nicht, nur, weil man das nicht will.

Inzwischen sind wir an einem neuen Punkt. Jetzt heißt es nicht mehr: Welche Art von Wissenschaft dürfen wir betreiben? Sondern: Magisches Denken sticht wissenschaftliche Erkenntnisse.

Es geht grundsätzlich nicht, einen Vortrag zu verbieten, weil man der Ansicht ist, dass daran womöglich etwas nicht stimmt. In diesem Fall wollte die Doktorandin allerdings etwas erklären, was in jedem Schulbuch steht. Diese Mischung aus Befindlichkeit und moralischer Überheblichkeit gepaart mit Unwissenheit ist einfach fatal.

Das Leugnen biologischer Fakten geht erstaunlich weit. Kürzlich wurde aus der transaktivistischen Szene gefordert, man solle weibliche Genitalverstümmelung nicht mehr so bezeichnen. Grund: Die Vulva sei nicht per se ein weibliches Körperteil.

Natürlich ist die Vulva ein weibliches Geschlechtsorgan! Muss man diese Menschen ernst nehmen?

Offensichtlich.

Dass Transsexuelle nicht diskriminiert werden sollen, ist ja völlig klar. Wenn Menschen schlecht behandelt werden, ist das schlecht. Aber sie können doch ihre Vorstellungen nicht allen Menschen als Tatsachen aufdrücken.


Gegen diese Fakten schrieb die Gegenseite... das hier... auf Diskussion lassen diese Leute sich eher selten ein. Auf Twitter sperrt Frau Mahr alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. So auch mich... so what...




Hass gegen Dana MahrTRANSFEINDLICHER MOB AUF TWITTER

Von| 9. August 2022

Dieser Artikel thematisiert Transfeindlichkeit.

Leider scheitert die Plattform Twitter leider immer noch an dem Selbstanspruch, einen sicheren Raum für alle seine Nutzer*innen zu bieten. Gerade in den letzten Wochen scheint der Ton zunehmend rauer geworden zu sein: Immer mehr progressive Menschen verlassen die Plattform, unter anderem die Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl oder der Anwalt Chan-jo Jun. Beleidigungen und Drohungen aus reaktionären Milieus werden häufiger und in ihrem Tonfall brutaler, sodass wichtige Stimmen aus Selbstschutz die Plattform verlassen.

Eine Person, die trotz vehementer Angriffe bleibt, ist die Medizinsoziologin Dr. Dana Mahr. Mahr geriet ins Visier des transfeindlichen Milieus, als sie Kritik an den Thesen der Meeresbiologin Marie-Luise Vollbrecht geübt hatte. Vollbrecht ist Mitautorin eines viel kritisierten Welt-Artikels, der unter anderem das verschwörungsideologische Narrativ einer kinderverführenden „Trans-Lobby“ breit aufrollte. Vollbrechts Twitter-Account war zugleich eine Ansammlung von Polemiken gegen trans Personen. Die Meeresbiologin sollte als Referentin auf der „Langen Nacht der Wissenschaften“ der Berliner Humboldt-Universität sprechen, nach Kritik wurde die Veranstaltung jedoch abgesagt.

Der inzwischen aus den USA sattsam bekannte „Cancel Culture“-Diskurs ließ nicht lange auf sich warten. Er wurde ignorant gegenüber der Tatsache geführt, dass transgeschlechtlichen Menschen die Identität abzusprechen keine legitime Meinung ist, sondern eine Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Auch die Behauptung „Es gibt nur zwei Geschlechter“ entspricht eher dem Stand des Biologie-Unterrichts der siebten Klasse als einer wissenschaftlichen Erörterung. Trotzdem wurde die Kritik an Vollbrechts Thesen als Ausdruck einer totalitären Gender-Diktatur gelabelt. Dies geschah sowohl auf angeblich „radikalfeministischen“ Social Media-Accounts, in bürgerlichen Publikationen wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, rechtsalternativen Portalen wie Tichy’s Einblick oder auf rechtsradikalen Troll-Accounts. Auch auf Twitter diskutierten User*innen aus unterschiedlichen Spektren darüber, ob eine Person das Recht haben sollte, Transgeschlechtlichkeit öffentlich leugnen zu dürfen, ohne dafür Kritik zu erfahren. Auch eine Vortragsabsage ist eine Form von Kritik – und nicht etwa ein Aufruf, die Verfasserin nie wieder sprechen zu lassen.

Um die eigene Seriosität als Wissenschaftlerin zu wahren, begann Marie-Luise Vollbrecht Anfang Juli, einige Tweets zu löschen, inzwischen ist ihr Account auch auf privat gestellt. Vollbrecht betont, dass keiner ihrer Tweets justitiabel sei. Dies ist, in einer Gesellschaft, in der Hass auf trans Personen nach wie vor kaum geahndet wird, vermutlich weitestgehend korrekt. Menschenfeindlich sind die Aussagen aber dennoch.

Marie-Luise Vollbrecht veröffentlicht online Kritiker*innen mit Erwähnungen auf ihrem Twitter-Account und sogenannten „Dogwhistles“. So hat sie ihre Follower und Unterstützer*innen auch auf Dr. Mahr aufmerksam gemacht. Dana Mahr berichtet im Gespräch mit Belltower.News, dass die Angriffe gegen sie begannen, als sie auf Twitter eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Can we embody truth(s)?“ zwischen ihr und der Philosophin und Professorin Paula Irene-Villa bewarb. Vollbrecht teilte den Tweet auf ihrem Account mit der Überschrift „Pssssst, can we embody some truth über diesen pissigen Soziologen“? Daraufhin, so Mahr, erhielt sie zunehmend beleidigende und übergriffige Kommentare.

Dana Mahr beschloss, sich zu wehren. Sie schrieb schließlich auf ihrem Twitter-Account: „Liebe Alle, wenn ihr unter den menschenverachtenden Akteuren um Frau Vollbrecht gelitten habt. Bitte sendet mir Screenshots von den Bedrohungen etc. zu. Sofern ihr diese noch habt. Eine gelöschte Twitter time-line darf nicht zu einer ‚weissen Weste‘ werden.“ Des Weiteren gab sie an, eine Netzwerkanalyse transfeindlicher Accounts anfertigen zu wollen, um zu analysieren und zu verbildlichen, inwieweit es Vernetzungen zwischen sich bürgerlich gebenden und eindeutig rechtsradikalen transfeindlichen Accounts gäbe.

Angesichts der Welle an Hassangriffen gegen trans Menschen ist dies ein Aufruf der Vernetzung und des Informationsgewinns, um all den oftmals grob menschenfeindlichen Beleidigungen vereinte Solidarität entgegenzusetzen. Marie Vollbrecht hingegen bezeichnet diesen Tweet als Teil einer gegen sie gerichteten Kampagne.

In Transfeindlichkeit vereint

Seit der Veranstaltungsabsage der Humboldt-Universität hat Marie-Luise Vollbrecht ein ideologisch transfeindlich motiviertes Unterstützer*innen-Umfeld. Dieses besteht aus Personen, die sich ansonsten politisch durchaus spinnefeind sind, aber sobald es um den Hass gegen transidente Personen geht, ihre Differenzen auch beiseitelegen können.

Nach dem Aufruf von Dana Mahr zur Vernetzung startete Vollbrecht eine inzwischen ausgesprochen erfolgreiche Spendenkampagne – laut Selbstangabe von Vollbrecht, um sich juristisch gegen eventuelle Klagen wappnen zu können. Juristische Beratung erhält sie dabei, wie sie selbst offen gelegt hat, von der Rechtsanwaltskanzlei Höcker, die unter anderem Alice Weidel, Recep Tayyip Erdogan oder Frauke Petry vertreten hat. Solidaritätsbekundungen erhielt Vollbrecht unter anderem auch von Feminismus ansonsten eher abgeneigten Charakteren wie den Publizist*innen Rainer Meyer, besser bekannt unter dem Pseudonym Don Alphonso, Judith-Sevinc Basad, Anna Dobler und der antifeministischen Organisation Demo für alle.

Die Unterstützung von Marie-Luise Vollbrecht ging fast immer mit Attacken gegen Dana Mahr einher: die beiden Frauen wurden zu Symbolen einer größeren, politischen Debatte erklärt, an denen es sich abarbeiten lässt. Dass auch Marie-Luise Vollbrecht auf Twitter beleidigt und angegriffen wurde, verurteilt Dana Mahr entschieden. Gleichzeitig hält sie es für wichtig aufzuzeigen, wie die Strategie hinter einem Shitstorm funktioniert, wie ihn ihre Familie und mit ihr solidarische Menschen gerade erfahren. „Es gibt auf Social Media Menschen, die machen sich nicht die Finger schmutzig, die deuten nur auf die Leute, die angegriffen werden sollen“, so Mahr gegenüber Belltower.News. „Es gibt Menschen, die Opfer aussuchen, und Leute, die Opfer attackieren. Sie suchen sich bewusst vulnerable Menschen aus“, fügt ihre Ehefrau im Gespräch hinzu. Vor allem, nachdem sehr öffentlichkeitswirksame Personen wie Rainer Meyer sich zu dem Fall geäußert hätten, seien die Angriffe signifikant häufiger und heftiger geworden.

Die Angriffe verblieben, wie so oft, nicht im Internet. Die Fensterscheibe in der Familienwohnung von Dana Mahr wurde eingeworfen, sie erhielt „etwas Ekliges“ im Briefkasten. Die Soziologin sah sich genötigt, mit ihren Angehörigen zu ihren Eltern zu fliehen. Eine Twitter-Userin, die es besonders auf Mahr abgesehen hatte, veröffentlichte Hinweise zum Wohnort der Eltern, die seitdem, so Mahrs Partnerin im Gespräch mit Belltower.News, anonyme Anrufe erhalten.

Geschichtsrevisionismus – in Ordnung, solange es gegen trans Menschen geht?

„Godwin’s Law“ ist eine Internet-Weisheit, das voraussagt, dass jede online geführte Diskussion irgendwann unweigerlich bei Nazi-Vergleichen lande. So weit ging es bei der Debatte zwischen Vollbrecht, Mahr und deren Unterstützer*innen zum Glück nicht, aber ohne Geschichtsrevisionismus kam diese Debatte nicht aus. In einem Tweet schrieb Vollbrecht darüber, dass trans Personen aufgrund des sogenannten „Transvestitenscheins“ von der Vernichtung queerer Menschen im Nationalsozialismus verschont geblieben seien. Außerdem hätten trans Personen sich auch einfach die Kleidung, die ihrem zugewiesenen Geschlecht zugeordnet seien, tragen können, um so der Verfolgung zu entkommen. Der Diskurs endete in dem Vorwurf, dass transsolidarische Menschen den Holocaust und dessen Singularität relativieren würden, da sie die Verfolgung queerer Menschen mit der Shoah gleichsetzen würden.

Der Historiker Dr. Bodie A. Ashton, der zu der Verfolgung und Vernichtung queerer Menschen im Nationalsozialismus forscht, sagt dazu: „Es ist einfach nicht glaubwürdig zu behaupten, dass trans* Menschen und Personen, die nicht dem ihnen zugewiesenen Geschlecht entsprechen, nicht unter der gewalttätigen und oftmals mörderischen Verfolgung des nationalsozialistischen Regimes gelitten hätten. Zahlreiche erhaltene Aufzeichnungen, einschließlich derjenigen der NS-Behörden aus dieser Zeit selbst, belegen dies. Dies wird in der Regel mit dem Hinweis darauf bestritten, dass die Verfolgten oft unter anderen bestehenden Gesetzen und Verordnungen litten – so wurden beispielsweise viele als homosexuelle Männer angeklagt, auch wenn sie sich ihrem Umfeld ausdrücklich als Frau präsentiert und jahrelang als solche gelebt haben. Diese Art der Argumentation gegen die Realität der Verfolgung von trans* Personen hat zwei Konsequenzen: Erstens stellt sie historisch gesehen die Stimmen der Täter in den Vordergrund, was dazu führt, dass wir uns nicht an die Opfer erinnern, wie sie gelebt haben, sondern wie sie von ihren Verfolgern und Mördern gelesen wurden; zweitens ist die Verleugnung der Geschichte einer Gemeinschaft ein wesentlicher Schritt im Prozess der Delegitimierung ihrer Existenz. Gegen dieses Vorgehen solidarisiere ich mich mit allen, die von historisch unbegründeten und skrupellosen Aussagen, die das Leid der Opfer des Naziregimes verharmlosen, betroffen waren und sind. Weiterhin solidarisiere ich mich mit all jenen, die im Zuge dieses Diskurses mit Hass und Hetze konfrontiert wurden.“

Auch Ashton wurde für seine Kritik an Vollbrechts Aussagen und seine Solidarität gegenüber Mahr so massiv attackiert, dass er seinen Twitter-Account momentan auf privat gestellt hat.

Täter-Opfer-Umkehr, Dämonisierung und andere Strategien

Sicherheit von Frauen, Indoktrination von Kindern, die Massenvernichtung im Nationalsozialismus: dass transfeindliche Personen derart schwere rhetorische Geschütze auffahren, kann als Teil einer Strategie begriffen werden. Menschen, die schlicht und ergreifend nur für ihr Recht kämpfen, in einem Körper zu leben, in dem sie nicht leiden, werden so zu einer gewaltigen Bedrohung stilisiert. Diese ist notwendig, um die brutale Kampagne gegen trans Personen zu legitimieren. Die Selbstdarstellung transfeindlicher Aktivist*innen und die Angriffe gegen Mahr und andere trans Personen sind Teil einer größeren Kampagne, deren Ziel es ist, transgeschlechtliche und intersexuelle Menschen zu diskreditieren und das inhärent antifeministische Bild einer biologistisch determinierten Zweigeschlechtlichkeit politisch und akademisch zu zementieren. Seit Wochen sieht sich Dana Mahr mit dem Vorwurf der Lüge konfrontiert (Hashtags wie #DanaMahrLügt), weil sie dieser Aussage widerspricht und über Diskriminierung und Wissenschaft spricht. Getroffen werden soll damit aber nicht nur Dr. Mahr, sondern alle trans Personen, die sich für ihre Rechte einsetzen. Es sind Botschaftsangriffe.

Der Kulturwissenschaftler Simon Strick, der unter anderem zu Online-Radikalisierung forscht, analysiert eines aufschlussreichen Twitter-Threads, dass die Diskussion um Vollbrecht so lange anhält, weil sie sämtliche Elemente bedient, die im Kulturkampf von rechts als relevant erachtet werden.

Glücklicherweise kann Dana Mahr auf eine solidarische Struktur zurückgreifen. Der von ihr gestartete Spendenaufruf, der zum Ziel hat, anderen von Shitstorms betroffenen trans Menschen finanziellen Rückhalt zu ermöglichen, hat bereits über 30.000 Euro eingenommen. Die Unterstützungswelle, die Dr. Dana Mahr momentan erfährt, zeigt, dass Solidarität immer stärker sein wird als Hass.

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