Montag, 8. August 2022

Lächeln, Ihr Nazis!

von Mirjam Lübke...

In Japan gibt es elektronische Schiebetüren mit Lächel-Erkennung: Wenn der Kunde nicht zufrieden ist und muffelig guckt, dann kommt er nicht aus dem Laden hinaus. Hoffentlich ist das System nicht auf Mikromimik programmiert, um den Gesichtsausdruck des Käufers auf Echtheit prüfen zu können - erreicht das Lächeln auch die Augen? So hat man immerhin die Chance, auch mit gespielter Zufriedenheit aus dem Geschäft zu entkommen, ohne sich durch den Erwerb von fünf elektrischen Zahnbürsten und einem Heimtrainer freikaufen zu müssen. Vielleicht wäre dieses System auch etwas für deutsche Geschäfte: Angesichts der gestiegenen Preise könnte an der Tür eine automatische Gesinnungsprüfung erfolgen.


Das Päckchen Kaffee kostet plötzlich so viel wie ein Quadratmeter Kaffeeplantage? Für den Preis eines Päckchens Salami konnte man früher ein komplettes Rind kaufen? Die Flasche Öl - so sie denn erhältlich ist - ist so teuer wie ein Barrel Rohöl aus Saudi-Arabien? Dazu fallen immer wieder leere Regale auf, dort, wo sich früher die Lieblingsnudeln oder die Frischpizza befand. Lächeln, lieber Kunde! In Deutschland lässt dich die Tür sonst bald auch nicht mehr hinaus - und wenn es nach Nancy Faeser ginge, fiele ein Käfig von der Decke, der den der Unzufriedenheit Bezichtigten bis zum Eintreffen eines Spezialkommandos festhält. Es könnte sich schließlich um einen potentiellen Rechtsextremisten handeln.
 
Braucht es tatsächlich Rechtsextreme, um die Bürger in Sorge zu versetzen? Dann hält die Innenministerin uns offenbar allesamt für blind und taub. Man sieht es an den Preistafeln der Tankstellen, in den Supermärkten und an den Nebenkosten der Wohnung: Alles wird teurer, und das nicht im üblichen Maße, sondern deutlich spürbar. Bei Lebensmitteln kleckert sich die höhere Summe an der Kasse noch zusammen, aber wie sagt man auf Jiddisch: "A bissl und a bissl gibt a volle Schissel". Auch wer in diesen Tagen Post vom Vermieter bekommt, in der eine präventive Erhöhung der Nebenkosten angekündigt wird, muss sicherlich nicht von "Populisten" darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich hier etwas zusammenbraut, was die Familienkasse deutlich leeren wird. Wenn es an derart elementare Bedürfnisse geht, dann ist Panikmache überflüssig: Die Sorgen stellen sich ganz von allein ein.
 
Mittlerweile leugnen weder Medien noch Politik die Krise, selbst in den Hauptnachrichten kommen Bürger zu Wort, die von ihren Ängsten erzählen und ihre Rechnungen in die Kamera halten. Wer auf Hartz IV oder Sozialhilfe angewiesen ist, hat keine Chance, diese präventive Gaspreiserstattung ersetzt zu bekommen, weil noch nicht geklärt ist, ob diese gesetzlich erlaubt ist. Menschen mit kleinem Einkommen gucken ohnehin in die Röhre. Und wer noch das Glück hat, ein Häuschen zu besitzen, soll eben auf eine Wärmepumpe umrüsten. Das kostet schlappe 30.000 Euro und bedeutet je nach Bauart, den eigenen Garten nur noch beschränkt nutzen zu können. Irgendwo müssen die nötigen Rohre schließlich hin. Vielleicht ist die Gasheizung, auf die man vor ein paar Jahren umrüsten sollte, noch gar nicht abbezahlt.
 
Das ist die Lage - und sie wurde nicht von "Populisten" herbeigeführt. Nach dem Willen von Frau Faeser sollen die Bürger sie wohl als gottgegeben hinnehmen und geduldig ertragen wie schon den Lockdown. Da war (und ist) es die Bundesregierung, die mit der Angst der Bürger arbeitete, auch indem man sich auf allerhand "Experten" berief. Beim Klimawandel funktioniert das ebenfalls prächtig. Beide Themen eignen sich durch ihre Komplexität hervorragend für den Aufbau von Schreckensszenarien, bei denen man viel recherchieren muss, um sich ein klares Bild zu machen. Da ist es leicht, die Bürger mit angeblicher Wissenschaft zu blenden.
 
Die Folgen der Wirtschaftskrise treffen die Bürger jedoch viel direkter auf Schritt und Tritt im Alltag. Natürlich muss eine Bundesregierung davor Angst haben, dass die Menschen wütend werden - und einen Schuldigen finden, der angeblich für diese Wut verantwortlich ist. Was früher ganz normale Oppositionsarbeit war, nämlich das Aufzeigen von Irrwegen der Regierung, soll dann plötzlich Panikmache sein. Vor allem, wenn die Opposition Wege aufzeigt, wie eine Entlastung der Bürger gelingen könnte, die aber aus ideologischen Gründen nicht gewollt ist. Man müsste dann nämlich zugeben, selbst für die Zustände verantwortlich zu sein, etwa durch eine seit Jahren in die falsche Richtung laufende Energiepolitik. Da hat man sich bis zuletzt darauf verlassen, die europäischen Nachbarn würden es schon abfangen, wenn es in Deutschland mal knapp wird mit Strom und Gas - aber die können oder wollen nicht. Man kann noch nicht einmal behaupten, sie hätten uns nicht gewarnt.

Jetzt machen übrigens schon erste Aufrufe die Runde, das Internet nicht mehr so häufig zu benutzen, denn das koste zu viel Strom. Vielleicht sollten unsere Umweltaktivisten von Fridays for Future sich das zu Herzen nehmen - da reicht ein eilends herangeschaffter Dieselgenerator nicht mehr aus. Allerdings dürften sich diese Appelle auch weniger an Umwelt- und Diskriminierungsaktivisten richten - es steht eher zu befürchten, dass es sich um eine verklausulierte Attacke gegen jene handelt, die sich in den sozialen Medien mit kritischen Meinungen vernetzen. Bekanntlich sind diese Bürger Nancy Faeser schon länger ein Dorn im Auge. Auf den Einsatz von Meldeplattformen wird sie jedenfalls nicht verzichten wollen - die arbeiten wahrscheinlich mit Ökostrom. In Deutschland wird es nicht nur teurer, sondern wieder einmal unfreier. Vor ein paar Jahren galt es nämlich noch als vollkommen normal, zu regierungskritischen Protesten auf die Straße zu gehen. Heute ist es schon verdächtig, auch nur darüber nachzudenken. Da ziehen wir uns doch alle eine Smiley-Maske vors Gesicht!



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