Montag, 25. Juli 2022

Wo bitte geht's hier nach Moskau?

von Mirjam Lübke...

Diese Pressemitteilung über die Pläne unserer hochgelobten Außenministerin zur Ausbildung künftiger Diplomaten erklärt einiges: Zum einen, warum Annalena Baerbock so emsig in der Weltgeschichte herumreist - und ihre Ablehnung eines Gesprächs mit ihrem russischen Kollegen. Bislang gingen wir alle davon aus, es handele sich um einen symbolischen Akt basierend auf hochentwickelten ethischen Prinzipien. Mit dem Feind zu sprechen, ist rückgratlose Kapitulation! Was Frau Baerbock Israel abverlangt - Friedensverhandlungen mit Organisationen zu führen, die einem ständig das Leben schwer machen - gilt natürlich nicht für einen moralisch überlegenen Staat wie Deutschland.


Vielleicht haben wir uns aber alle von falschen Voraussetzungen leiten lassen? Kann es nicht einfach sein, dass Frau Baerbock den Weg nach Moskau nicht findet? "Wie jetzt? Oslo ist gar nicht die Hauptstadt von Kroatien? Das muss man mir doch sagen! Jetzt hatte ich mich schon so auf eine vegane Paella gefreut!" - bis man dann den Weg nach Deutschland zurückfindet, mit einem Umweg über Palau, kann das schon ein paar Tage dauern. Zum Glück sind die Grünen enorm islamaffin, nicht auszudenken, wenn Frau Baerbock aus Mangel an Allgemeinbildung zum Staatsbesuch in Katar einen original Schwarzwälder Schinken mitbrächte! Mit einem guten Roten von der Mosel, schön süffig. Da wäre es aber aus mit den guten Handelsbeziehungen!
 
Es ist schon auffällig: Bis zu Annalena Baerbocks Berufung ins Amt der Außenministerin galt es als höchst sexistisch, den Kleidungsstil einer Politikerin wohlwollend zu kommentieren. Nun ist die Presse voll des Lobes über das "elegante" Auftreten unserer Außenministerin, doch leider macht auch kein noch so schickes Kleid aus ihr eine zweite Condoleezza Rice. Dennoch wird jedes Wort von Frau Baerbock von der Presse aufgesaugt wie eine Offenbarung. Jetzt hat sie festgestellt, wie wenig wir noch für die Ukraine tun können, wenn uns das Erdgas ausgeht. Denn dann drohten "Volksaufstände". Inzwischen ist auch bei Frau Baerbock die Erkenntnis angekommen, wie schlecht es um die Gasvorräte in Deutschland steht - die Bürger könnten sauer werden. Kollege Habeck verteidigt derweil tapfer die Nicht-Öffnung von Nord Stream 2, weil man nicht noch abhängiger von russischem Gas werden dürfe. Gleichzeitig beklagt er die unregelmäßige Versorgung durch die Schwesterpipeline - das wurde gestern sogar schon von den Hofberichterstattern des ZDF mit Unmut quittiert. Man konnte den Eindruck gewinnen, Putin hätte auf seinem Schreibtisch ein Ventil installiert, um nach Lust und Laune den Deutschen das Gas an- oder abzustellen. Nicht, dass ich ihm das nicht zutrauen würde - aber es wurde im Gespräch sehr deutlich, dass Habeck von den technischen Details ziemlich überfordert war.

Bei diesen Voraussetzungen verwundert es nicht, dass allerorten das Ausbildungsniveau herabgesetzt werden soll, um den intellektuellen Abstand zwischen Herrschern und Beherrschten wieder zu vergrößern. Diplomaten ohne Allgemeinbildung, Fachkräfte ohne Berufsabschluss - da fällt einem nicht mehr viel ein. In einige Berufe kann man sich zwar einarbeiten, muss dann aber in der Praxis zeigen, was man kann. Bei Diplomaten und "Fachkräften" wird nun offenbar die Katze im Sack gekauft - schauen wir mal, was dabei herauskommt. War es in den Neunzigern für russische Kontingentflüchtlinge noch schwierig, ihre Abschlüsse und Diplome überhaupt anerkannt zu bekommen, spielen wir jetzt Lotterie. Früher wurden Zähne schließlich auch beim Hufschmied gezogen - das spart eine Menge Geld ein. Nichts gegen Hufschmiede, so ein Reifenwechsel beim Pferd ist gewiss nicht ohne.
 
Bei der Hausherrin des Auswärtigen Amts weiß man freilich auch nicht genau, welche Ausbildung sie nun tatsächlich hat, immerhin musste sie ihren Lebenslauf mehrfach ändern, bis er wenigstens einigermaßen der Realität entsprach. Irgendetwas mit Völkerrecht eben. Das Schlimmste jedoch ist, dass Frau Baerbock das selbst nicht als Manko empfindet und Anstrengungen unternimmt, um in ihr Amt hineinzuwachsen. Zugegeben: Mir ginge die Muffe, würde ich plötzlich in ein solches Amt gehievt, anfänglich würde ich vielleicht auch ein wenig stottern. Und Angst haben, mich aus Unkenntnis über Sitten und Gebräuche des Landes, das ich besuche, bis auf die Knochen zu blamieren. Da kann man nur schauen, dass man sich möglichst rasch weiterentwickelt. Um Annalena Baerbock hat sich jedoch ein derartiger Personenkult entwickelt, sie dürfte gar keine Notwendigkeit mehr dafür sehen. Die Presse scheint sich nicht entscheiden zu können, ob sie die Ministerin nun stark oder niedlich finden soll - alles was sie tut, ist einfach großartig! Und da Deutschland ohnehin dazu neigt, seinen internationalen Einfluss zu überschätzen, wird das wohl auch so bleiben.
 
Vielleicht sollten Journalisten tatsächlich viel häufiger kalt duschen, das soll schließlich wach machen. Allerdings müsste es dann in Deutschland schon aus der Dusche schneien.




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