von Thomas Heck...
Nur die Tagesschau schafft es, einen Nachruf so zu schreiben, als hätte der Verstorbene den Tod verdient. Shinzo Abe, der Regierungschef, der am längsten seinem Land diente, verkommt unter dem Nachruf der Tagesschau zum Strippenzieher, zum Rechten der als erster ausländischer Gast beim verhassten Trump antrat, sogar mit ihm Gold spielte. So einer verdient geradezu den Tod. Kathrin Erdmann zieht in ihrem Nachruf alle Register. Framing ist da noch das geringste Problem. Der Nachruf ist widerlich.
Shinzo Abe wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung niedergeschossen und starb an seinen schweren Verletzungen. Abe hinterlässt eine Ehefrau.
Der langjährige japanische Premierminister Abe rückte sein Land nach rechts. Dabei schreckte er auch nicht vor der pazifistischen Verfassung zurück. Im Westen wurde er durch seine "Abenomics" bekannt.
"Lets‘ go, let’s go" rief Shinzo Abe 2006. Damals war der Liberaldemokrat zum ersten Mal als Japans Regierungschef vereidigt worden. Es wird nicht das einzige Mal gewesen sein - der rechtskonservative Politiker wird das Land prägen. "Ich habe ein Kabinett eingerichtet, dass ein schönes Land schaffen soll", sagte Abe. Doch daraus wurde erstmal nichts. Nach einer herben Wahlniederlage musste er schon ein Jahr später zurücktreten.
2012, nach der Dreifachkatastrophe von Fukushima und glücklosen Demokraten, kehrte Abe dann als Premier zurück. Er versprach Wirtschaftsreformen, die so genannten Abenomics, die den Bestand als drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt sichern und 126 Millionen Japanerinnen und Japanern ein besseres Leben bescheren sollten.
Erster ausländischer Gast bei Trump
Unter seiner Führung rückte das Land nach rechts. Er änderte die Sicherheitsgesetze und stärkte die Allianz mit den USA. Nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump war er der erste ausländische Gast im Weißen Haus - die beiden Politiker spielten zusammen Golf.
Zu Hause in Japan waren Abe und zum Teil auch seine Frau in diverse Skandale verwickelt. Doch trotz erdrückender Beweise kam er mit einem blauen Auge davon. Es gab Proteste gegen ihn und Rücktrittsforderungen. Doch Abe war immer gut vernetzt und ein Strippenzieher - er blieb im Amt, wurde sogar wiedergewählt.
"Wir haben fünf Wahlen in der Vergangenheit gewonnen, die uns das Mandat für eine stabile wirtschaftliche Basis geben. Durch sie hat jeder einen anständigen Job gefunden und Japan hat sich außenpolitisch behauptet", sagte Abe 2018 selbstbewusst.
Er traf Kanzlerin Merkel, Putin, Xi - mit allen schüttelte er Hände, doch mehr war es dann oft auch nicht. Vom russischen Präsidenten erhoffte er sich zwei der Kurileninseln, die zu Russland gehören, aber von Japan beansprucht werden. Abe gab sich siegessicher, doch Putin ließ ihn eiskalt abblitzen.
Investitionen in Japans Militär
Von Anfang an wollte Abe vor allem eines: Japan aufrüsten. Die Verteidigungsausgaben stiegen jährlich. Und er plante, die pazifistische Verfassung abzuschaffen: "Mit der neuen Regierung, die jetzt antritt, werden wir als Liberaldemokraten eine energische Diskussion über eine Verfassungsänderung führen", kündigte er 2019 an.
Ein Jahr später sollten eigentlich die Olympischen Spiele ausgerichtet werden. Obwohl die Covid-Zahlen auch in Japan stiegen, hielt der damalige Premier an den Spielen fest, bis es nicht mehr anders ging. Und verkaufte den Aufschub dann als seine Idee: "IOC-Präsident Bach hat meinem Vorschlag zugestimmt. Wir verschieben die Olympischen Spiele und die Paralympics auf Sommer 2021."
Dann wurde der Corona-Ausnahmezustand erklärt - und Abe verabschiedete sich, offiziell aus gesundheitlichen Gründen, aus dem Amt. Bis zu seinem Tod zog er aber im Hintergrund die Strippen.
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