Montag, 4. Juli 2022

"Durchhalten, Leute! Sonst hält man uns für Nazis!"

von Mirjam Lübke...

"Sören-Malte, zieh' noch den Norwegerpulli drüber, den Oma dir gestrickt hat - es soll niemand merken, dass du frierst!" - "Aber Mama, der kratzt und riecht wie alte Socken!" - "Jetzt stell' dich nicht so an! Willst du, dass die Nachbarn uns für Nazis halten?"


Winter 2022/23 - entgegen der Prognosen von Klima-Expertin Luisa Neubauer sinkt die Temperatur seit Wochen rapide. Luisa freilich bemerkt davon nichts, sie befindet sich mit Robert Habeck und Annalena Baerbock auf einer Forschungsreise zu den Seychellen, um dort die Folgen der Erderwärmung zu dokumentieren. Bei 32 Grad im Schatten ist schwer nachzuvollziehen, warum die Bürger in Deutschland so jammern. Sollen sie doch froh sein, dass der Klimawandel eine kurze Verschnaufpause einlegt! Robert Habeck sendet Durchhalteparolen in die kalte Heimat: "Wir dürfen jetzt in unseren Bemühungen nicht nachlassen! Werdet nicht kleinmütig, ihr Verzagten! Was sind schon ein paar Frostbeulen an den Zehen, wenn dafür die Gesinnung stimmt? Als Entlastungspaket für die Bevölkerung kann jetzt schon jeder Bundesbürger einen Zuschuss von 20 Euro für einen Strickkurs an der Volkshochschule beantragen - und in spätestens fünf Jahren werden wir das Schlimmste überstanden haben!"

"Schon wieder Steckrübensuppe?", beklagt sich derweil Sören-Maltes Opa. "Jetzt ist es nicht nur so kalt wie in Stalingrad, das Essen ist auch so mies! Aber ihr musstet ja unbedingt die Grünen wählen. Ich hab's gleich gesagt: Von den Spinnern kommt nix Gutes." - "Die Steckrüben waren im Angebot, und wir müssen sparen! Immerhin konnte ich noch ein Viertelpfund Rindfleisch ergattern." - "Für sechs Personen!" - "Sonst hätten wir uns den Strom zum Kochen nicht leisten können!" 

Im Haus gegenüber findet gerade eine Energierazzia statt. Es heißt, die Bewohner hätten wiederholt die erlaubte Duschzeit von einer Minute überschritten. So lange noch nicht in jedem Haushalt eine automatische Wassersperre eingebaut ist, sind die Behörden auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen - weil man zur Belohnung abends eine halbe Stunde heizen darf, haben die Beamten der Energiepolizei alle Hände voll zu tun. Das neue "Energieextremismusgesetz" erlaubt es, die Verschwender in einem Schnellprozess unverzüglich abzuurteilen - es heißt, die Gefängnisse seien mittlerweile so überfüllt, dass man wenigstens im Gedränge nicht mehr so sehr frieren muss. 
Da der Mangel an Wärme letztlich auch das Immunsystem schwächt und Deutschland schnieft, niest und hustet, war es ein Leichtes, auch gleich noch ein paar neue Corona-Maßnahmen durchzusetzen. "Ziehen Sie einfach zwei Masken übereinander", rät Pandemieminister Karl Lauterbach. "Das hält die Nase schön warm und die neue Omega B.23 Variante von Ihnen fern!" Damit die Menschen sich nicht weigern, ihre Pullover auszuziehen, ist es wenigstens in den Impfzentren immer schön warm. Da geht man gerne hin - was sind schon ein paar Nebenwirkungen gegen eine kalte Wohnung?

Wie die Zeiten sich ändern: Als der große "Blackout" noch als eine durch Hacker verursachte potentielle Gefahr galt, herrschte durchaus noch ein Konsens darüber, davor zu warnen. Das Internet und seine dunklen Verzweigungen taugten hervorragend als Feindbild. Nun stehen wir vor einer hausgemachten Energiekrise - wenn man mit Moral Strom und Gas erzeugen könnte, müssten wir uns keine Sorgen machen - und plötzlich ist es "Rechtsterrorismus" darüber zu sprechen. "Rechts" allein reicht als Zuschreibung nicht mehr, da wird jede Warnung gleich zum Terrorakt deklariert, das muss sich unser Journalist von Erdogan abgeschaut haben. Impfskeptiker mussten sich den Vorwurf schon länger gefallen lassen, auch sie wurden als "Terroristen" oder "Geiselnehmer" verunglimpft - mit moderaten Vorwürfen hielten sich Montgomery, Strack-Zimmermann und andere erst gar nicht auf. 

Es reicht auch nicht mehr, die Bundesbürger als einen Haufen Verschwender darzustellen, die hemmungslos alle Heizungen bis zum Anschlag aufdrehen, um ihre Wohnung in eine Sauna zu verwandeln. Um dann vor dem Gang zur Arbeit noch schnell zwei Stunden zu duschen. Offenbar hält man uns darüber hinaus auch für dämlich: Klimapropheten kündigen uns täglich den Weltuntergang an, im Moralkrieg gegen Russland ergehen Sparappelle en masse von der Bundesregierung und die Massenmedien erzählen uns seit Wochen, wie schlecht es um die Gasvorräte in Deutschland bestellt ist. Wahrlich keine rosigen Aussichten. 

Was Corona anbelangt, sieht es nicht anders aus. Die neue Supermutante hat sich Karl Lauterbach offensichtlich schon per Eilbrief angekündigt, er verkündet deshalb schon einmal vorsorglich, welche Maßnahmen er einzuleiten gedenkt. Die FDP protestiert zwar vehement dagegen - noch! - wird aber letztlich zumindest durch Enthaltung wieder alles mittragen. Neue, wie immer nicht langfristig erprobte Impfstoffe warten darauf, den Bundesbürgern per Zwang in die Venen verabreicht zu werden. 

Wenn man lediglich zusammenfasst, was bereits von den Verantwortlichen selbst angekündigt wurde, soll man dann aber Verschwörungstheorien verbreiten und terroristische Absichten haben. Diese Unterstellung ist so dreist, damit kommt man wahrscheinlich nur in Deutschland durch. Die Angst vor der Stigmatisierung als "Verfassungsfeind" oder "Rechter" ist hierzulande stärker ausgeprägt als der Wunsch, zu eigenen Beobachtungen und Wahrnehmungen zu stehen. 

Eins wundert mich jedenfalls nicht mehr: Warum Putin auf Fotos oft so aussieht, als würde er gleich prustend vor Lachen seinen Tee über die Kameras verteilen. Er denkt in diesen Momenten wohl gerade an Deutschland und seine Politiker und Medien. Denn wenn man nicht bis zum Hals in diesem Schlamassel feststeckt, kann man das durchaus kurios finden.



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