Dienstag, 26. Juli 2022

Kiwis, Dinosaurier und andere wichtige Fragen

von Mirjam Lübke...

"Ja, sind Sie etwa eine Sufragette, junge Frau?" wäre 1922 eine Frage gewesen, welche die berüchtigten "alten weißen Männer" gestellt hätten. Zum Beispiel, wenn eine Frau partout das Wahlrecht haben wollte. 2022 klingt die Frage noch immer entsetzt, und sie hat auf gewisse Weise ebenfalls mit einer Wahl zu tun: Wenn eine Frau sich für den klassischen Feminismus entscheidet und darüber hinaus nicht nur "Mensch mit Gebärmutterhintergrund" sein will, dann wird sie auch jetzt wieder als Sufragette bezeichnet. Da schmückt man sein Profil in den sozialen Medien mit der falschen Nuance von grün oder lila - Zack! - jetzt ist man keine polygendernde, objektsexuelle Transelfe mehr, sondern ein Dinosaurier. In diesem Fall allerdings im sprichwörtlichen Sinne, denn klassischer Feminismus, der einfach nur Gleichberechtigung wollte, gilt als furchtbar altmodisch und egoistisch. Die zeitgenössische Feministin weiß nämlich gar nicht mehr, was sie eigentlich will und findet ihre Befriedigung im Vulven-Malen, pro-Abtreibungsprotest und Gendersternchen.
 


Dafür muss sie einen Pakt mit dem Teufel eingehen: Ein Quotenpöstchen gegen Stillschweigen durch Verdrängung in Sport und Politik durch sogenannte Transfrauen. Und immer schön das Kopftuch als Zeichen "weiblicher Befreiung" loben. Die Suffragetten des frühen 20. Jahrhunderts würden das frühe 21. Jahrhundert für vollkommen bekloppt halten - und deshalb ist "Suffragette" heute in "woken" Kreisen wieder ein Schimpfwort. Von Gleichberechtigung bei gleicher Leistung will niemand mehr etwas wissen, es geht nicht darum, was ein Mensch kann, sondern um Selbstpräsentation. Diese Haltung nimmt längst die Züge einer missionarischen Religion an: Es reicht nicht, sie als Meinung unter anderen zu tolerieren, sie gibt keine Ruhe, bis nicht jeder ausnahmslos zum Glauben gefunden hat. Beim "Antirassismus" funktioniert das ganz ähnlich. Gleiche Chancen bei gleicher Qualifikation? Uninteressant, ebenso die Verbesserung der eigenen Lebensumstände. Bis vor ein paar Jahren hätte ich es nicht geglaubt, aber es gibt Menschen, die nicht vom Leiden lassen können - weil es ihre Identität ausmacht. Ohne jemanden, über den sie sich beklagen können, wissen sie nichts mit ihrem Tag anzufangen.

Die "Amadeu-Antonio-Stiftung" ist natürlich ganz vorn mit dabei, wenn es um das "Entlarven" angeblich transfeindlicher und rassistischer "Geheimcodes" geht, als wären hier verschwörerische Illuminaten am Werk. Schließlich muss man zeigen, dass die üppig fließenden Steuergelder einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Also schreitet man über die eigene Hauspostille "Belltower News" ans Werk, um der eigenen Klientel eine Anleitung zu geben, welche Zeichen und Worte auf der schwarzen Liste gelandet sind und von anständigen Menschen um keinen Preis der Welt mehr verwendet werden dürfen. Selbstverständlich muss auch der Benutzer derselben zukünftig gemieden werden wie ein Seuchenträger oder zumindest scharf verwarnt. Wir sollten anfangen, eine Enzyklopädie der verbotenen Worte anzulegen, denn es werden täglich mehr.
 
Zu den Tabu-Wörtern soll nun auch der Begriff "Groomer" gehören. Das sind Erwachsene, in der Mehrzahl Männer, die sich als Kinder oder Jugendliche ausgeben, um im Internet Kontakt mit Minderjährigen aufzunehmen. Und das nicht mit guten Absichten, es geht um Pädophilie. Die Benutzung des Begriffs stigmatisiert angeblich auch queere Menschen, denen damit generell eben jene Neigung unterstellt würde. Ein Griff in die Mottenkiste der Vorurteile - aber wie hätte es die AAS denn gern? Sollen solche Menschen demnächst unerwähnt bleiben wie die Clans in Berlin? Die Gefahr muss benannt werden, um Kinder zu schützen. Sonst sind sie die nächsten, die der Ideologie zum Opfer fallen. Aber in dieser Richtung scheint man keinen Bedarf zu sehen, es gilt einmal wieder, auf die Befindlichkeiten einer winzigen Gruppe Rücksicht zu nehmen.
 
Noch kurioser wird es bei der Verwendung von Emojis in den sozialen Medien. Absolut transfeindlich ist das Benutzen einer Kiwi - denn die Kiwi hält nicht viel von non-binärem Dasein, sondern bringt lediglich zwei Geschlechter hervor: Das männliche und das weibliche. Da sich Theologen noch nicht ganz einig sind, welche verbotene Frucht Adam und Eva im Paradies verzehrt haben, könnte die chinesische Stachelbeere ein neuer heißer Kandidat sein: Wer Kiwis postet, gibt damit ein Statement zur Zweigeschlechtlichkeit in der Natur ab, da noch kein Fall einer Kiwi bekannt geworden ist, die sich als Transkirsche oder nicht-binärer Apfel fühlt. Hätten Kiwis das Wahlrecht, würden sie ihr Kreuzchen mit Sicherheit bei der AfD machen. Trotz grünen Fruchtfleischs. Ein Grund, vor jenen zu warnen, die sie posten!
 
Ist das der berühmte "Kampf gegen Rechts", der in aller Munde ist und der AAS mit Steuergeldern ein auskömmliches Dasein beschert? Vielleicht steckt eine raffinierte Strategie dahinter: Seit Jahren veröffentlicht die Stiftung derlei Unfug, da müssen wir uns nur an die berühmte Kindergarten-Broschüre erinnern, die gemeinsam mit Franziska Giffey ersonnen wurde. Wenn die Mädchen mit Zöpfen von ihren Eltern nun auch noch Kiwis in die Butterbrotdose gelegt bekommen, deren Deckel von einem Dinosaurier geziert wird, dann naht das vierte Reich mit donnernden Stiefelschritten! Das ist so albern, das muss eine Beschäftigungstherapie sein, um uns durch Albernheiten vom Umsturz abzuhalten.
 
Allerdings fürchte ich, dass die AAS es durchaus ernst meint. Vielleicht sind diese Artikel auch ein Test für den politischen Nachwuchs: Wer bereit ist, derlei Ausschnüffel-Konzepte zu verfassen und auch noch glaubt, die Welt besser zu machen, der hat die Aufnahmeprüfung zum willigen Fußsoldaten mit Bravour bestanden. Da freut sich der Vorstand. Es sind wieder ein paar junge Leute aus den eigenen Reihen in Lohn und Brot gebracht - damit ist die Ideologieschmiede auch noch in der nächsten Generation betriebsbereit.


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