Donnerstag, 29. September 2016

Wie der Islam Potsdam erobert

von Thomas Heck...


In Potsdam versucht die AfD, mit Bildern von Moslems Stimmung zu machen. Jetzt spricht Imam Kamal Abdallah: "Darum müssen wir auf der Straße beten." Tausend Flüchtlinge kamen seit 2015 in Brandenburgs Landeshauptstadt. Die meisten sind Moslems, die zum Beten in die Moschee gehen. Doch viele beten inzwischen auf der Straße. Ein Umstand, mit dem die AfD inzwischen Stimmung gegen Flüchtlinge macht.

Jetzt der Potsdamer Imam Kamal Abdallah (48). Darum müssen die Gläubigen seit Jahren auf der Straße beten. Jeden Freitag am 13 Uhr spielt sich die Szene mitten in Potsdam ab. Neben der Hauptstraße „Am Kanal“ werfen sich Hunderte Menschen auf den Boden, rufen: „Allah u Akbar!“ („Gott ist groß“). Passanten reagieren erschrocken, manche schimpfen verärgert. Ich würde an einen Selbstmordattentäter denken. 

Nicht Mossul, sondern Potsdam. Das Potsdam in Deutschland... 

„Es sieht so aus, als hätte der Islam Potsdam erobert“, sagt Kamal Abdallah, der Imam (Geistliche) der Al-Farouk-Gemeinde, „aber es gibt nur rund 1000 Moslems unter den 170.000 Einwohnern der Stadt.“ Würde man sich mal die Zahlen im gottlosen Brandenburg anschauen und benennen, wie viele Christen in die Kirche gehen oder wie viele Juden in die Synagoge, würden sich die Zahlen anders anhören. Und so erobert sich der Islam Stück um Stück des öffentlichen Raumes. Das Gebet ist nicht mehr Privatsache, sondern dringt in die Öffentlichkeit ein. 

Er nennt den Grund für das Straßen-Gebet: „Für die 500 Gläubigen, die freitags kommen, ist unsere Moschee mit 120-Quadratmetern zu klein. Deshalb müssen sie draußen beten.“ Schon vor einem Jahr versprach Oberbürgermeister Jann Jakobs (62, SPD) der Gemeinde Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Ort. Abdallah: „Aber es kam kein Angebot. Wenn die Stadt uns nicht hilft, schwächt das unsere Position, Räume zu finden.“

Letzten Freitag nutzte die AfD erstmals den Notstand aus, machte mit Flugblättern Stimmung vor der Moschee. Abdallah: „Die AfD geht mit Hetze auf Stimmenfang. Erst jetzt erkennt die Stadtverwaltung das Problem.“ Am Mittwoch lud Potsdams Sozial-Beigeordneter Mike Schubert (43, SPD) den Imam ins Rathaus, versprach: „Bis Freitag machen wir ein Raumangebot für die Wintermonate. Aber für eine langfristige Lösung steht das Land in der Pflicht.“

Doch der Bürgersteig wird morgen wieder voller frommer Moslems sein. Abdallah: „Wir können nicht sofort umziehen.“ Die AfD kündigte bereits neue Aktionen an. Und das ist ihr gutes Recht gegen öffentliche Allah u Akbar-Rufe.

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