Montag, 9. Dezember 2024

Assad gestürzt – Taqiya-Moslems an der Macht?

von Julian Marius Plutz

 
Fast so gute Stimmung wie nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023: Spontane syrische- und arabische Straßenfeste heute Abend in der Berlin-Neuköllner Sonnenallee nach dem Sturz Assads



Ich bin ja ein großer Fan von Einzeilern. „Die Börse hat freundlich auf die Bombardierung Kiews reagiert“ zum Beispiel. Oder: „Betritt ein Sprachbehinderter einen Twitter-Space...“ Manche Einzeiler präsentieren in einer wunderbaren Präzision einen fundamentalen Widerspruch, der wie der rosa Elefant im Raum oder die Bäume im Wald eigentlich für jeden sichtbar ist – aber eben weil das Paradoxon so immanent ist, wird es von den Protagonisten gar nicht wahrgenommen.

Dieser Tage, die als “historisch” anmoderiert werden, formiert sich ein neuer Einzeiler: „Gemäßigte Islamisten stürzen den Diktator Assad und in Berlin gehen Syrer für Frieden und Freiheit in ihrem Land auf die Straße.“ Die Schwierigkeit dieses Satzes besteht allenfalls darin, dass man bei soviel Schlichtheit und Unsinn gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Zunächst ist festzustellen, dass „gemäßigte Islamisten“ sich wohl für das Oxymoron des Jahres qualifiziert hat. Ein Islamist, also ein definitionsgemäß radikaler Moslem, kann de facto ebenso wenig gemäßigt sein wie ein Fiat Panda für einen neuen Rundenrekord auf dem Nürburgring tauglich ist.

Die Feierlaune des Westens ist schleierhaft

Ebenso wenig ist zu erwarten, dass die „Widerstandskämpfer“, die in Wahrheit Dschihadisten sind, „Frieden und Freiheit“ in Syrien bringen. Umso erstaunlicher erscheinen die frenetischen Reaktionen aus dem Westen, als wäre es bereits ausgemacht, dass die HTS – so nennen sich die radikalen Moslems – freie Wahlen, Gewaltenteilung und Bürgerrechte einführen. Nichts davon, außer leere Worte ihres Führers Muhammad al-Dscholani – deutet darauf hin. Diese Worte können jedoch auch auf Taqiya verweisen – also das bewusste Verschleiern des Glaubens (in diesem Fall des radikalen Islam), um Vertrauen zu gewinnen und Stück für Stück die Scharia à la Islamischer Staat 2.0 einzurichten.

Vielleicht muss man es so deutlich sagen, wie es ist: Radikale Muslime hassen Menschenrechte. Sie hassen Christen und wollen sie töten. Sie wollen Frauen in Stoffgefängnisse zwingen. Sie hassen Juden und wollen sie töten. Deswegen hat Israel auch mit ersten Luftschlägen auf Damaskus reagiert, um zu verhindern, dass Dschihadisten schnell an Giftgas gelangen, welches sie gegen den jüdischen Staat einsetzen könnten. Die Liebe des Westens zu al-Dscholani, einem Terroristen, ist schleierhaft. Weniger schleierhaft erklärt sich dagegen die Feierlaune der sogenannten Exil-Syrer, auch auf deutschen Straßen. Denn die Syrer, die seit 2011 und in Massen seit 2015 nach Deutschland kamen, waren erklärte Gegner des Islamistengegners Assad.

Nur Fans des radikalen Islams können sich wirklich freuen

Um eines klarzustellen: Man muss Assad für seine Herrschaft, die eine diktatorische war, scharf kritisieren. Er ist verantwortlich für eine unfreie, unplurale Schreckensregentschaft, die keine moralische Unterstützung vom Westen verdient hat. Aber was Assad nicht war, ist ein Machthaber, der sich dem politischen Islam verschrieben hat. Er galt als wesentlicher Faktor, den IS aus der Region zu verbannen. Und nun feiert der Westen, dass ein ideologischer Ableger des Islamischen Staates die Macht in Syrien übernommen hat?

Aber wenn schon die Millionen Syrer, die nach Europa, aber auch in die Türkei migriert sind, nun feiern, weil in ihrem Land ihre Dschihadisten an der Macht sind, dann ist es Zeit für sie, Deutschland, Europa und Syrien zu verlassen. Denn das ewige, in Teilen vorgeschobene Argument, der „Schlächter Assad“ habe ihr Leben bedroht, ist jetzt vom Tisch. Na dann: Bon Voyage! In jedem Fall wird – das kann ich jetzt schon sagen – die Phrase „gemäßigte Islamisten“ in die Annalen der Bullshit-Begrifflichkeiten eingehen, die allenfalls für einen Einzeiler taugen und auf einem vergleichbaren Niveau wie „kinderschändende Kindergärtner“ oder „frauenschlagende Feministen“ stehen. Eines ist jedenfalls sicher: Ein Grund zur Freude ist dieser 8. Dezember nicht. Außer, man ist Fan des politischen Islams.

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