Dienstag, 31. Dezember 2024

Energiewende: Von China lernen

von Hans-Günter Appel 

Preiswerte Energie im Überfluss im Reich der Mitte



China hat für seinen wirtschaftlichen Aufstieg an die Weltspitze viel von Europa und den USA gelernt. Wir sollten nun von China lernen, wie wir den wirtschaftlichen Niedergang umkehren können. Energie ist der Schlüssel. Der wirtschaftliche Aufstieg von China geht immer weiter. Deutschland und Europa treiben dagegen in die Rezension. Betriebe werden geschlossen oder wandern in andere Länder ab. Viele zehntausende Arbeitsplätze gehen verloren. Gründe sind viele nicht erforderliche staatliche Vorschriften und hohe Energiepreise. Beide beruhen auf einseitigen politischen und ideologischen Vorstellungen. Sie verhindern eine Marktwirtschaft mit Wettbewerb und günstigen Preisen.

Die grünen Ideologen in fast allen Parteien wollen Deutschland ohne fossile Brennstoffe weitgehend mit Strom aus Wind und Sonne versorgen. Das kann nicht gelingen. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Dieser Strom ist wetterabhängig und daher unzuverlässig! Er kann nicht auf den Verbrauch geregelt werden, und er kann daher kein Stromnetz mit einer stabilen Frequenz aufbauen und halten! Um das immer wieder klar herauszustellen, wird dieser Strom an dieser Stelle weiterhin als Fakepower (“Fake” für “Täuschung”) bezeichnet. Ein stabiles Stromnetz gibt es nur mit regelbarem Strom aus Kraftwerken, wo die erzeugte Strommenge exakt dem Abruf an Strom durch die Verbraucher entspricht.

Nach dieser Definition sollen auch die Energiequellen zur Stromversorgung in China und in Deutschland bewertet werden:

 
Der Energiemix in China im Vergleich zu Deutschland 
(US-EIA-Daten 2022) 



China hat demzufolge ein Netz mit 86 Prozent regelbarem Strom (Fossil, Hydro, Nuklear). Die knapp 14 Prozent Fakepower (Wind und Solar) können die Wasserkraftwerke stützen; gibt es viel Fakepower, werden die Wasserkraftwerke einfach gedrosselt. Dies ist allerdings ausschließlich in der Kombination von Fakepower und Wasserkraft aus Talsperren und Pumpspeicher-Seen sinnhaltig möglich, da nur in dieser Kombination keine Leerlauf- oder Teillast- Betriebskosten oder Wartungskosten entstehen. Die Stauseen bleiben gefüllt für Trockenperioden, die Versorgungssicherheit aus den Wasserkraftwerken wird dadurch besser. Jede in dieser Kombination erzeugte Kilowatt-Stunde Strom kann als vollwertige Arbeitseinheit angesehen werden, wenn man von dem relativ geringen Nachteil der fehlenden Regelstromleistung absieht. Weil diese fehlt, ist aber trotzdem die Bezeichnung als Fakepower gerechtfertigt. Spitzfindig könnte man auch noch den fehlenden Deckungsbeitrag aus dem reduzierten Nutzungsgrad geltend machen, allerdings erreichen Wasserkraftwerke durchaus ein biblisches Lebensalter, so dass kalkulatorische Abschreibung nicht mehr anfällt.

Deutschland hat dagegen 26 Prozent Fakepower im Netz mit Leistungsschwankungen zwischen 0 Prozent bei Dunkelflaute und über 100 Prozent bei Starkwind und Sonnenschein – und weist eine absolut unbedeutende Wasserkraft-Leistung auf. Strom aus überschüssigen Fakepower-Leistungen muss daher also immer wieder kostenpflichtig entsorgt werden – gegebenenfalls sogar über negative Börsenpreise, als Verwertungsanreiz bei den Beziehern. Mit jeder weiteren Fakepower-Anlage muss mehr Strom und öfter entsorgt werden. In diesem Jahr gab es über mehr als 500 Stunden Überschussstrom mit Entsorgungskosten in Milliardenhöhe. Umgekehrt müssen bei Dunkelflaute Kraftwerke die wegfallende Stromversorgung übernehmen. Nach Abschalten der Kernkraftwerke und der ersten Kohlenkraftwerke fehlt Kapazität in Deutschland; der fehlende Strom wird aus den Nachbarländern teuer importiert. Importspitzen liegen bei 30 Prozent des Bedarfs und Kosten bei bis zu einem Euro pro Kilowattstunde. Ein Wahnsinn.

China setzt vor allem auf Kohle

Als fossilen Brennstoff zur Stromerzeugung nutzt China fast ausschließlich Kohle, die im Land gefördert wird. Jede größere Stadt hat inzwischen ein Kohlekraftwerk. Der Ausbau geht weiter. Jede Woche gingen in Spitzenzeiten bis zu zwei neue Kraftwerke ans Netz. Über 400 weitere Kohlekraftwerke sind noch im Bau oder geplant. Die Strecken zu den Verbrauchern sind kurz. Es geht wenig Leitungsenergie verloren. Die Abwärme kann zum Heizen genutzt werden.

Deutschland hingegen will alle Kohlekraftwerke in den nächsten 10 Jahren stilllegen. Abgeschaltete Kraftwerke werden von der Ampelregierung möglichst schnell unbrauchbar gemacht. Ein Beispiel ist das Kraftwerk Moorburg bei Hamburg: Dieses war das modernste und sauberste Kohlekraftwerk in Deutschland mit einem Wirkungsgrad von 46 Prozent (zum Vergleich: der mittlere Wirkungsgrad europäischer Kraftwerke liegt bei 40 Prozent; Moorburg hat aus der gleichen Kohlenmenge also 15 Prozent mehr Strom erzeugt, als dies durchschnittliche Kraftwerke anderer Länder vermocht hätten). Nach wenigen Betriebsjahren wurde es abgeschaltet – und sofort durch Sprengung der Schornsteine unbrauchbar gemacht. Das ist grüne Energiepolitik. Auch die mit heimischer Braunkohle laufenden Kraftwerke sollen abgeschaltet werden. Dann gibt es gar keinen Strom mehr aus deutschen Energieträgern.

Kernenergie

Chinas Ziel war die Versorgung mit Kernenergie. Es sind über 50 Reaktoren in Betrieb; geplant sind 250, wie mir ein Kollege für Elektrotechnik bei einem Besuch der Universität in Xian bereits vor 15 Jahren berichtet. Dieser Plan wird weiterhin verfolgt, wenn auch verzögert, nachdem die Baukosten für Kernkraftwerke stark angestiegen sind. Der Bau von Kohlekraftwerken ist da wesentlich preiswerter. Die Forschung und Entwicklung zur Nutzung der Kernenergie wurde ausgeweitet. China ist auf dem besten Weg, bald weltweit die günstigsten Kernkraftwerke der neuesten Generation liefern zu können.

Deutschland hat hingegen seine die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet und sofort wesentliche Teile demontiert, um ein Wiedereinschalten zu verhindern. Nach Einschätzung Manfred Haferburgs, des ehemaligen Betriebsleiters der ehemaligen acht DDR-Kernkraftwerksblöcke in Lubmin, müssten zum Wiederanfahren dieser Kraftwerke Milliarden aufgewendet werden. Haferburg nennt das Abschalten und sofortige Zerstören der Kraftwerke “Sabotage an Deutschland”. Auch eine Förderung der Kernenergie-Forschung ist in Deutschland bisher nicht geplant; die technischen Herausforderungen und “Kinderkrankheiten” dieser Technologie – Überwindung des Endlagerproblems durch rückstandsfreie Nutzung der Brennelemente, immer weiter verbesserte Sicherheit – werden anderswo gelöst, Deutschland ist an der Weiterentwicklung nicht mehr beteiligt (und die hiesige Politik nimmt diese auch nicht zur Kenntnis, sondern schürt weiter irrationale Ängste mit denselben Argumenten wie vor 50 Jahren). Unser Land wird zu gegebener Zeit dann wohl die nächste Kraftwerks-Generation aus China importieren müssen – wenn sich Deutschland den Kauf von Kraftwerken noch leisten kann und der Bedarf daran überhaupt noch besteht, sofern bis dahin nicht alle Industrie abgewandert ist. Auch wir private Verbraucher beziehen wegen der schon seit bald zwei Dekaden sprunghaft ansteigenden Strompreise immer weniger Strom – Wärmepumpen- und Batterie-Auto-Verbrauch einmal außen vorgelassen.

Chinas Energiepolitik

Das vom NAEB herausgegebene Buch „Energie – Schlüssel zum Wohlstand“ wurde ohne mein Wissen nach Internet-Angaben in China übersetzt. Es mag durchaus sein, das es maßgeblich die chinesische Energiepolitik beeinflusst hat; die Entscheidungswege in China sind undurchsichtig. Nach Präsident Xi Jinping baut China Fakepower-Anlagen weiter aus, der Bau wurde in den letzten Jahren jedoch stark verringert. Eine echte “Energiewende” ohne fossile Brennstoffe soll dort wenn, dann erst erfolgen, wenn Fakepower, Kernenergie und Wasserkraft das Land vollständig versorgen können. Dieses Ziel wird China in diesem Jahrhundert absehbar nicht erreichen. Als noch immer ausgewiesenes Entwicklungsland braucht es zudem seine CO2-Emissionen nicht einzuschränken. Damit gibt es in China auch keine CO2-Zertifikate, die in Europa und den USA die Energie massiv verteuern.

In China kostet die Kilowattstunde Strom 8 bis 9 Cent. In Deutschland ist sie drei- bis viermal so teurer. Rechnet man die vielen Subventionen aus Steuergeldern und die Kosten für CO2-Zertifikate hinzu, liegen die Strompreise hierzulande sogar bei deutlich über 50 Cent pro Kilowattstunde. Bei diesen hohen Energiekosten (und die verdeckten Subventionen sind da noch nicht einmal berücksichtigt) kann kein Betrieb in Deutschland mit China konkurrieren. Die deutsche “Energiewende” ist grandios gescheitert. Es wird daher höchste Zeit, China in der Energiepolitik zu folgen. Das heißt: Schluss mit der grünen Transformation im Energiesektor! Kein weiteres Abschalten von Kohlekraftwerken! Ausbau der Braunkohleverstromung – mit dem einzigen verfügbaren heimischen Energieträger als Brennstoff! Fracking nach Öl und Gas in Deutschland erlauben! Subventionen einstellen! Nur so kann der wirtschaftliche Niedergang in Deutschland gestoppt und ein Aufstieg eingeleitet werden. Werden die kommenden Wahlen eine Wende bringen? Es sieht schlecht aus. Denn fast alle Parteien wollen mit ihrer “Energiewende” das Weltklima retten – und zerstören damit jede wirtschaftliche Energieversorgung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen