Zur Entstehung von Nancy Faesers neuestem Bericht bezüglich des "guten Sicherheitsgefühls" der deutschen Bevölkerung habe ich eine Theorie entwickelt, die eventuell einiges erklären könnte:
Seit ein paar Monaten durchstreifen auffällig unauffällig gekleidete Männer und Frauen die Weiten Ostfrieslands. Es ist offensichtlich, dass sie sich als Einheimische tarnen möchten, aber entgegen anderslautender Gerüchte sind Ostfriesen längst nicht so dumm, wie es in einschlägigen Witzen dargestellt wird. Selbst mein Vater, der nur zufällig auf der Durchreise in Ostfriesland zur Welt kam, hätte erkannt, wie wenig authentisch ein Friesennerz und Gummistiefel an einem strahlenden Sommertag wirken. Hinzu kommt die regional vollkommen untypische Gesprächigkeit der seltsamen Gäste, welche der indigenen Bevölkerung indiskrete Fragen stellen:
"Wann wurde Ihnen das letzte Mal ein Schaf gestohlen?" - "Hat auf Ihrer Hallig schon einmal ein Trecker absichtlich eine Kuh gerammt?" - "Fehlt im Dorfladen gelegentlich eine Tüte Kandiszucker?" Nachdem sich herausstellte, dass sich das Schaf lediglich verlaufen hatte, das Opfer des Treckers ein bedauernswerter Wattwurm war, den Opa Hein versehentlich überrollt und Tante Svenja das Geld für den Kandis in der Kasse deponiert hatte, nickten die Fremden zufrieden. Bald klärte sich auf, was hinter der seltsamen Fragerei steckte: Innenministerin Nancy Faeser suchte für die Erstellung ihres Kriminalitätsberichtes die harmlosesten Gegenden Deutschlands. Die Bürger sollten schließlich nicht den Eindruck bekommen, hierzulande ginge es zu wie im Chicago der wilden Dreißiger, als Schmugglerbanden und Mafia-Clans die Stadt unsicher machten.
So oder ähnlich muss es gelaufen sein, anders kann ich mir die von Frau Faeser verkündeten Ergebnisse nicht erklären. Die Deutschen fühlen sich sicher? Wo wurden diese Daten erhoben? Einmal abgesehen vom allgemeinen Unsicherheitsgefühl, welches durch Energiekrise und Inflation erzeugt wird, kann ich mir diese gute Stimmung auch sonst nicht erklären. Bürger in deutschen Ballungsgebieten dürften nicht befragt worden sein, dort lauerten schon immer gewisse Gefahren. An jedem deutschen Bahnhof hängen Warnschilder aus, man solle sich vor Taschendieben hüten. Und das ist auch berechtigt, wie ich am eigenen Leibe erfahren habe. Da passt man eine Sekunde im Gedränge nicht auf, schon ist die Geldbörse weg.
Wenn mir jemand erzählt, es habe Zeiten gegeben, in denen sich eine Frau nachts auf der Straße aufhalten konnte, ohne etwas befürchten, dann halte ich das für eine verklärte Erinnerung. Frauen schließen sich nicht umsonst gerne zu Gruppen zusammen, auch wenn sie nur zur Toilette gehen wollen. Eine Gruppe wird seltener attackiert. Nachts alleine durch einen Tunnel zu gehen, macht uns nervös. Das war schon so, als ich noch zur Schule ging. Heute scheint die Gefahr eher am Tage zu lauern, mitten in der Stadt, selbst wenn viele Menschen unterwegs sind. Im dunklen Tunnel habe ich mir stets gesagt "Warum sollte gerade hier jemand auf mich lauern? Der friert sich doch die Füße ab, bis jemand vorbei kommt!"
Doch Drogendealern aller Couleur, "traumatisierten" Zuwanderern mit Vorliebe zu Küchengeräten, aber auch dem deutschen Biertrinker-Adel kann man genauso gut auch am helllichten Tag begegnen, eigentlich an jedem Ort in der Stadt, wo Bänke zur Rast einladen. An manchem Bahnhof ähnelt der Weg zum Zug einem Hindernisparcours, und wenn man nur in verschiedenen Sprachen allerlei Unflätigkeiten an den Kopf geworfen bekommt. Man möchte sich zur Wehr setzen, aber auch nicht den Helden spielen, denn viele dieser Menschen freuen sich über jeden Anlass zur Gewaltanwendung. Auch wenn die Bedrohungslage eventuell objektiv gesehen eher harmlos ist, so spürt man doch instinktiv, dass eventuell ein falsches Wort zu fliegenden Fäusten führt. Oder Schlimmerem.
Manchmal rutscht auch den Verantwortlichen eine Bemerkung heraus, die erahnen lässt, wie wenig sie ihren eigenen Beteuerungen Glauben schenken: So wie der Berliner Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann, die im Görlitzer Park "Parzellen" für Dealer einrichten ließ. Nun wagt Frau Herrmann es nicht mehr, abends den eigenen Stadtteil mit dem Fahrrad zu durchqueren. Die feurige Unterstützerin der "Letzten Generation" scheint auch dem gesellschaftlichen Klima in ihrem Viertel zu misstrauen.
Wir könnten alle zusammenlegen und Nancy Faeser eine Monatskarte für die Berliner U-Bahn schenken - oder einen anderen beliebigen Nahverkehrsservice. Sie könnte aus eigener Erfahrung erkennen, wie sicher man sich als Bürger fühlt, wenn man viel unterwegs ist. Denn mich würde wirklich interessieren, wo sie ihre Daten hernimmt. Vielleicht ziehe ich in diese Gegend um - es wäre schön, mal wieder sorglos unterwegs zu sein.
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