Montag, 7. November 2022

Das Comeback der Berliner Wärmestube...

von Thomas Heck...

Diesen Staat muss man nicht verstehen, man kann ich nicht verstehen. In Sachen Corona machen wir uns das dritte Jahr in Folge auf Geheiß von Oben Sorgen vor immer neuen Wellen, denen wir mit den alten bekannten Maßnahmen begegnen, die schon die letzten Jahren nicht so geholfen haben, wie man sich das dachte: Masken, Impfung, Abstand... Letzteres, den Abstand, einhergehend mit der Verringerung sozialer Kontakte, konterkariert ausgerechnet der Berliner Senat diese Bestrebungen und führt angesichts der Energiekrise die "gute" alte Wärmestube wieder ein, wo sich bereits vor 130 Jahren der arme und frierende Pöbel um bollernde Öfen scharte, um Wärme zu tanken, aber auch stickige Luft, Zigarettenqualm, Schweißgeruch und vor allem Krankheitserreger jedweder Coleur. 

So wird wohl dieses Jahr der Besuch der Wärmestube nur mit negativem PCR-Test und mit Maske möglich sein, was uns netterweise schon mal vor dem Schweißgeruch des Nachbarn befreit, den man in seiner Freizeit eigentlich als letztes sehen möchte. So ist davon auszugehen, dass man mich niemals in derartigen Wärmestuben antreffen wird. Nicht dass mir am Ende noch die Regierende SPD-Bürgermeisterin (ohne demokratische Legitimation, weil mit Wahldebakel gewählte) Franziska Giffey oder die linke Sozialsenatorin Katja Kipping wohlwollend mit den Worten "das wird schon" auf die Schulter klopft, mir einen Muckefuck und ein Stück russischen Zupfkuchen serviert und mich dabei gleich mit Covid-19 ansteckt, unterdessen ich Muckefuck und Kuchen gegen einen übergriffigen Migranten verteidigen muss, der immer sein Kuchenmesser mit sich führt.


Der rot-grün-rote Senat und sein Kampf gegen die Teuer-Energiekrise im Winter. Es ist ein kleines Comeback der historischen Wärmstube …

Menschliche Wärme gegen beißende Kälte – damit will Rot-Grün-Rot in Zeiten der Energiekrise bei bedürftigen Berlinern punkten. Am Freitag startete das Projekt „Netzwerk der Wärme“.

Im Wappensaal des Roten Rathauses unterzeichneten die Regierende Franziska Giffey (44, SPD) und Sozialsenatorin Katja Kipping (44, Linke) sowie 20 Vertreter von Vereinen, Wirtschaft und Kultur die „Charta der Wärme“.In der kalten Jahreszeit sollen Räume zum Aufwärmen und für Begegnung offenstehen. Zum (kostenlosen) Angebot gehören Kaffee, Tee und Suppe. Sozusagen ein Comeback der altbekannten Wärmestuben.

Die Caritas betreibt bereits seit 20 Jahren eine Wärmestube am Bundesplatz, serviert Kaffee, Tee und belegte Brote


Die Einrichtungen werden sich aber von den historischen Vorbildern von vor 100 Jahren unterscheiden. Große Öfen oder gar offene Feuerstellen zum Wärmen klammer Finger gibt’s nicht. „Keine brennenden Mülltonnen“, so Giffey zur B.Z. „Es ist sinnbildlich gemeint, es geht um menschliche Wärme!“

Die Rathaus-Chefin verspricht: „Die Energieversorgung ist sichergestellt, jetzt kommen die Entlastungen.“ Warum dann das Netzwerk? „Man merkt, dass es Unsicherheiten gibt und sich die Leute Sorgen machen. Dem wollen wir etwas entgegensetzen. Orte, wo man mit anderen ins Gespräch kommt, wo man eine gute Zeit haben kann.“

Die Regierende Franziska Giffey (l.) und Sozialsenatorin Katja Kipping (r.) mit den Unterzeichnern der „Charta der Wärme“ 


Am „Netzwerk der Wärme“ beteiligen sich Clubs, Kirchen, Sozialeinrichtungen und sogar das Technikmuseum sowie die Neue Nationalgalerie. Allerdings sind das bisher meist Absichtserklärungen: Zum Start der Aktion waren gestern nur Bibliotheken und Nachbarschafts-Treffs aufgelistet.

Grund: Der Senat stellt zwar elf Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung, aber der Nachtragshaushalt muss erst vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden …

Auch die Neue Nationalgalerie will sich an der Wärme-Aktion beteiligen


Kritik kommt von der Opposition. „Diese Einrichtungen als ‚Begegnungsstätten‘ zu verniedlichen, ist übler Zynismus“, so die AfD-Abgeordnete Jeannette Auricht (52).

Tobias Bauschke (35, FDP): „Es drängt sich massiv der Eindruck auf, als sei das ganze Vorhaben mehr als PR-Show der Sozialsenatorin geplant, weniger als tatsächliches Hilfsangebot.“

1891 wurde die erste Wärmestube gebaut

Wärmestuben gehörten in Berlin seit der Kaiserzeit zur Armenfürsorge wie Volksküchen oder Nacht-Asyle für Obdachlose. Vor 100 Jahren gab es rund 60 in der Stadt.

Am 27. Mai 1891 beschloss der Vorstand des Zentralvereins für Arbeitsnachweis in einer Sitzung die Errichtung von Wärmestuben für den kommenden Winter.

Die erste wurde am Alex eröffnet und hatte Platz für 500 Menschen. Männer und Frauen waren räumlich getrennt.Es folgten Wärmestuben in den Stadtbahnbögen an der Dircksenstraße. Dort fanden in den Wintermonaten 1250 Menschen Platz, täglich von 7 bis 18 Uhr. „Begegnungsorte“ waren sie nur bedingt. Man begegnete dort stickiger Luft, Tabakqualm, Schweißgeruch und im Gedränge allerlei Krankheitserregern.

Dafür konnten Wärmehallen von jedermann ohne Ausweispapiere oder Aufenthaltsgenehmigung aufgesucht werden und es gab eine heiße Suppe.

Nicht zu vergessen: Klassische Wärmestuben waren in Berlin immer Kneipen und Kaffeehäuser. Für wenige Pfennige konnte man sich mit Molle oder Kaffee am Bollerofen aufwärmen.




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