Sonntag, 27. März 2022

Der Dings hat nichts dem Dings zu tun, ehrlich!

von Mirjam Lübke...

In Afghanistan kämpfen mutige Mädchen für ihr Recht auf Bildung. Afghanistan - was war da noch mal? Ach ja, die Taliban. Wilde Kerle mit Strubbelbärten und Turbanen, mit denen nicht gut Kirschen essen ist. Bis heute habe ich nicht herausgefunden, wie weit die Sympathien der afghanischen Bevölkerung für "Allahs Machine Gun Preachers" gehen, denn mit der Einführung der Scharia im Land der blühenden Mohnfelder schien sie durchaus einverstanden zu sein. Vielleicht nicht ganz so hoch dosiert wie von den Taliban durch offensive Religionsbekundungen - Berliner Lehrersprech! - eingefordert, aber doch so sehr, dass man sich mit vielen Unterdrückungsmechanismen, welche vor allem Frauen betreffen, gut arrangieren kann. Auch wenn es in den deutschen Medien gern verschwiegen wird: Diese Einstellung zu den Rechten und der Bewegungsfreiheit der Frau reist auch im Gepäck der vor den Taliban Geflohenen mehr oder minder stark ausgeprägt in unser Land ein und schlägt Wurzeln. 


Durch die Irrungen und Wirrungen, denen wir durch Corona ausgesetzt sind - inklusive der noch immer geplanten Impfpflicht - oder die Ukraine-Krise vergessen wir gerne, dass es in Deutschland ein massives Integrationsproblem gibt. Auch wenn die meisten Migranten aus muslimischen Ländern weit davon entfernt sind, sich wie die Taliban aufzuführen, gibt es doch regelmäßig das, was ich als "untersuchungsbedürftige statistische Ausreißer" einstufen würde, eine über dem Durchschnitt liegende Zahl von Straftaten nicht nur gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen. Afghanistan ist weit weg, da ist es wohlfeil, sich über den Ausschluss von Mädchen vom Schulunterricht zu empören. 

Schlimm genug, dass der Import von Frauenfeindlichkeit die Errungenschaften bedroht, welche wir uns mühsam erkämpft haben - und das von der deutschen Gendersternchen- und Quotenlobby komplett unter den Gebetsteppich gekehrt wird. Noch schlimmer sind nur die ständigen Klimmzüge muslimischer Verbände, sich hierfür aus jeglicher Verantwortung zu schleichen. "Das hat nichts mit dem Islam zu tun", behaupten sie und lassen uns glauben, dass jeder, der mit einem herzhaften "Allahu Akbar" auf Un-, Weniger oder Nichtmehrgläubige Jagd macht, einen Koran aus einem Paralleluniversum besitzt, der mit dem eigenen so gar nichts gemein hat. Er wird nicht etwa nur anders oder falsch ausgelegt, sondern heißt nur zufällig so wie das eigene heilige Buch. Wenn die Ungläubigen das doch endlich begreifen würden! Stattdessen werden Stellungnahmen erwartet, Distanzierung und Verurteilung von religiös motivierter Gewalt - dafür gibt es nur eine Erklärung: Islamophobie. Da kann man schon verstehen, warum der ein oder andere sich dem Koran aus dem Paralleluniversum zuwendet - er ist zum Opfer der westlichen Vorurteile geworden. Auch dafür kann man nichts. 

Nun ist es menschlich verständlich, die eigene Religion, in der man aufgewachsen ist, vor äußeren Angriffen in Schutz zu nehmen, das würden Juden und Christen ebenso tun. Aber es gibt dabei einen großen Unterschied: Letztere haben eine lebendige interne Diskussionskultur. Gerade was das Rollenverständnis der Frau innerhalb der Gemeinschaft angeht, hat sich viel bewegt. Das sollte man jenen Relativierern, die sich beständig im "Ihr aber auch!"-Sandkastenmodus befinden, möglichst deutlich hinter die Ohren schreiben. In den meisten Strömungen des Juden- und Christentums können Frauen heute das Rabbiner- bzw. Priesteramt ausüben oder es wird über eine größere Beteiligung von Frauen nachgedacht. In Deutschland machte sich das orthodoxe Judentum schon vor über hundert Jahren für weltliche Frauenbildung stark. 

Lobbyistinnen - und es sind meist Frauen, die hier öffentlich auftreten - des Islams hingegen erklären uns, wie sehr ein Kopftuch zur Wertschätzung der Frau beitragen würde, auch wenn sie es selbst nicht tragen, weil sie von den eigenen Lobpreisungen offenbar auch nicht überzeugt sind. Oder bewusst westlich auftreten, um uns von ihrer Aufgeschlossenheit zu überzeugen. Denn es wird von der eigenen Internetblase durchaus überwacht, was die "Schwestern" tun. Das musste diesmal auch Sawsan Chebli erfahren, die immerhin noch einen Tweet nachschob, in dem sie eine große muslimische Organisation aufforderte, den Taliban deutlich zu machen, dass auch muslimische Mädchen in die Schule gehören. Der Shitstorm setzte prompt ein - sie solle gefälligst gegen die Israelis vorgehen, welche den Mädchen in Gaza die Schulbildung verweigerten! Die Kuh, die man eigentlich triumphal schlachten will, soll vorher noch ordentlich gemolken werden - und Europas Linke stellt schon einmal den Melkschemel durch korrekte Haltung parat. 

Einmal abgesehen davon, dass Israel weder für das Schulsystem in Gaza verantwortlich ist und auch sicherlich nicht daran interessiert, das von der EU für solche Zwecke an die Palästinenser gespendete Geld in Form von selbstgebastelten Raketen auf den Kopf zu bekommen: Es greift auch hier wieder das "alle anderen sind schuld"-System, das wir nur zu gut kennen. Die Mädchen und Frauen in Afghanistan, die für ihre Bildungschancen kämpfen, verdienen unseren größten Respekt. Schon allein deshalb, weil sie begriffen haben, wie wichtig es ist, für sich selbst zu kämpfen, anstatt andere das für sie erledigen zu lassen. Für Deutschlands Schulen sehe ich hingegen schwarz. Denn unsere politisch korrekten Verantwortlichen stellen sich blind und taub. Und so wird ein Hauch Afghanistan bald auch durch unsere Klassenzimmer wehen. Und das hat dann wieder nichts mit dem Islam zu tun.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen