Sonntag, 20. März 2022

Generation Gehorsam...

von Mirjam Lübke...

Karl Lauterbach hat noch immer eine stabile Fanbase - vor allem im jungen und linken Spektrum. Das wäre schon fast mutig, denn unserem "Pandemie-Genie" schwimmen die Felle davon. Aber auch nur fast, denn hinter der Unterstützung des Panik-Ministers verbirgt sich die pure Angst vor Freiheit. Was ist nur los mit diesen jungen Menschen, die sich für die größten Rebellen aller Zeiten halten, aber tatsächlich nichts anderes können, als härtere Regeln für was-auch-immer zu fordern? Säße ich in der Bundesregierung oder in einer anderen Schaltstelle der Macht, käme ich vor Lachen nicht in den Schlaf: Die scheinbaren Revolutionäre nehmen mir einen großen Teil meiner propagandistischen Arbeit ab - drehe ich die Schraube am Regelwerk für den Bürger noch ein bisschen enger, habe ich damit nicht etwa eigene Interessen verfolgt, sondern bin lediglich auf die Wünsche der Generation Zukunft eingegangen. Das gibt rührende Pressefotos - vielleicht dürfen Claudia Roth und Luisa Neubauer demnächst gemeinsam für die Vogue Designer-Öko-Mode präsentieren. 


Ob Antifa, Fridays for Future oder Lauterbach-Junkie: Bis in ihre Zwanziger hinein - manchmal sogar darüber hinaus - zeigen unsere "Aktivisten" zwar eine Menge Pubertätsrenitenz, aber diese dient nicht, wie von der Natur vorgesehen, der Abnabelung von den Eltern. Die Nabelschnur wird lediglich umgepropft auf den Staat, der sich von nun an um die Bedürfnisse der Generation Fahrradhelm kümmern soll. Man zeigt zwar die Bockigkeit und Aggression des "Pubertiers", aber damit ist keineswegs der Wille verbunden, sich ins Erwachsensein freizuschwimmen - was nicht nur bedeutet, eigene Entscheidungen zu treffen, sondern auch deren Konsequenzen zu tragen. Dabei kommt dann allerlei Kurioses zustande: Antifanten, die sich über kaltes Wasser aus den Gerätschaften der Polizei beschweren, Umweltdemos, nach denen Unmengen von Wohlstandsmüll die Städte zieren oder eben junge Menschen, welche sich vor dem Wegfall von Corona-Maßnahmen fürchten, als sollten sie ohne Fallschirm aus einem Flugzeug springen. Letzteres lässt einen nur noch den Kopf schütteln, denn die angebliche Rückkehr zur Freiheit ist mit unzähligen Hintertüren verknüpft, zum Beispiel der zwischenzeitlichen Einführung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Bei näherer Betrachtung bleibt von der Freiheit nicht viel übrig, von einer Rückkehr zur Normalität wie in anderen europäischen Ländern sind wir weit entfernt. Während junge Menschen in Schweden die ersten Sonnenstrahlen im Freien maskenlos genießen, empfinden die deutschen Coronistas es als Zumutung, derlei Gefahren erdulden zu müssen. Wenn Karl behauptet, die Zahl der Toten würde wieder nach oben schnellen, dann wird das schon stimmen - also muss dem Bürger die Maske faktisch angetackert werden. 

Wir könnten es hier mit dem Ergebnis zweigleisiger Helikopter-Eltern-Erziehung zu tun haben. Einerseits wird dem Kind alles verboten, was auch nur im Entferntesten eine Gefahr bedeuten könnte. Da wird der Supermarktkeks zum Giftanschlag auf Malte-Tobias, weil er kein Bio-Siegel hat. Holt sich Dörte-Elisa beim Spielen im Kindergarten einen blauen Fleck, möchte man die Erzieherin am liebsten wegen fahrlässiger Körperverletzung verklagen, weil sie nicht alle Tischbeine mit Schaumgummi ummantelt hat. Niemand möchte, dass seinem Nachwuchs Böses wiederfährt, aber so lange sich das Risiko in vertretbaren Grenzen hält, zählen kleine Blessuren normalerweise zu den Erfahrungen, die Kinder nun einmal sammeln, wenn sie die Welt erkunden. Man fragt sich, wie wir allerhand aufgeschlagene Knie und Ellbogen überstanden haben, ohne auf der Stelle zu sterben. 

Aber wir mussten auch lernen, mit Kritik umzugehen (was mir bis heute, um ehrlich zu sein, nicht besonders gut gelingt). Das Bildungssystem hat sich dank linker Pädagogik allerdings eher an die schwächsten Schüler angepasst, um nur niemanden zu kränken, achtet aber auch nur wenig auf praktische Begabung, die ihrerseits entwertet wurde. Es ist daher kein Wunder, dass sich all die Luisas und Malte-Sörens für kleine Intellektuelle mit philosophischer und naturwissenschaftlicher Hochbegabung halten. Nichts gegen ein gesundes Selbstbewusstsein - aber unsere Superkids merken gar nicht mehr, wie leicht man sie auf diese Weise für politische Ziele einspannen kann. Man muss sie nur ein wenig bauchpinseln und sie geben gern das frische Gesicht für Windkraftlobby, grüne Lastenrad-Fantasien - und eben auch für Karl Lauterbachs Panikpropaganda. 

Ist das nicht ziemlich schräg? Eine Generation, die davon überzeugt ist, nach ihr käme nichts mehr und wegen des Klimawandels keine Kinder bekommen will, hängt dann doch so am eigenen Dasein, dass sie sich vor einem Virus in Grund und Boden fürchtet. Obwohl dieses Virus gerade ihrer Altersgruppe kaum schadet - im Gegensatz zu den üblichen Impfstoffen. Und wie man es vom Elternhaus gewohnt ist, soll nun der Staat alle Gefahren von einem fern halten. Und wenn es nur Halsschmerzen und eine laufende Nase sind. Dabei muss natürlich die gesamte Bevölkerung mitmachen, so wie sie auch bei allem anderen mitziehen muss: Veganem Essen, politischer Korrektheit und Autoverzicht (nur die eigenen Eltern dürfen ihres für Notfälle behalten).
  
Da kann man nur sagen: Werdet erwachsen und kümmert euch um euch selbst. Tragt eure Maske, wenn ihr es für richtig haltet und lasst euch so viele Impfungen verpassen, bis der Hausarzt euch genervt vor die Tür setzt. Fahrt mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter die dreißig Kilometer zur Arbeit oder zur Uni und erforscht eure Ahnenreihe, ob euer Urgroßonkel Koch auf einem Sklavenschiff war. Esst nur noch Erbsenschnitzel, wenn es euer Gewissen beruhigt. Ihr dürft auch freundlich für diese Lebensweise werben. Aber ihr seid nicht der Mittelpunkt der Welt, vor dem sich der Rest der Menschheit verneigen muss. Ebenso wenig, wie Karl Lauterbach der Mittelpunkt des Medizinuniversums ist - also lasst uns einfach unser Leben genießen und wachst aus der Pubertät heraus - eure Umgebung wird es euch danken.



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