von Thomas Heck...
Ab dem nächsten Jahr kann man an der Berliner Humboldt-Universität auch Islamische Theologie studieren. An der Zusammensetzung des neuen Institutsbeirats gab es schon vor dem Gründungsbeschluss heftige Kritik. Und auch ich frage mich, wieso 13,8 Mio. Euro für ein Islam-Institut ausgegeben werden, während an normalen Schulen Kinder sich ekeln, die Toiletten aufzusuchen. Doch für die Religion des Friedens ist immer Geld da.
Nach monatelangen Debatten wird die Berliner Humboldt-Universität (HU) ein Institut für Islamische Theologie gründen. Das Kuratorium der HU stimmte am Freitag bei einer Enthaltung für die Gründung des Instituts, an dem ab dem Wintersemester 2019/2020 Imame und Religionslehrer ausgebildet werden sollen, wie die Universität mitteilte.
Kommilitonen des ersten Studienjahrgangs...
Damit sei nach zweijährigen Vorbereitungen der Weg frei für die Wissenschaftseinrichtung, und das Ausschreibungsverfahren für die vier zu besetzenden Professuren könne starten. Für den Aufbau stellt das Land Berlin bis 2022 insgesamt rund 13,8 Millionen Euro zur Verfügung. Bundesweit gibt es bereits fünf Islam-Institute an Hochschulen.
Das Zentralinstitut wird den Angaben zufolge zunächst mit einer Professur für Islamische Textwissenschaften (Koran und Hadith), einer für Islamische Religionspädagogik und praktische Theologie, einer für Islamisches Recht in Geschichte und Gegenwart und einer für Islamische Philosophie und Glaubensgrundlagen besetzt. Darüber hinaus wurden zwei weitere Professuren und zwei Nachwuchsgruppen beim Bundesforschungsministerium beantragt. Wann die Professur für das schariakonforme Steinigen, wann das Institut für Beschneidung von Mädchen folgen wird, wann die ersten Gaststudenten aus dem Iran und aus der restlichen islamischen Welt eintreffen werden, wann aus dem Hause die ersten Fatwas verhängt werden, weiss nur der Prophet.
Vetorecht aus religiösen Gründen
Umstritten ist vor allem, dass dem Institutsbeirat nur traditionell-konservative Islamvertreter angehören werden. Ihm werden jeweils ein Vertreter der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands, des Zentralrats der Muslime in Deutschland und der Islamischen Föderation in Berlin sowie der für Wissenschaft und Forschung zuständigen Senatskanzlei und der Humboldt-Universität angehören. Dem Beirat wird ein Vetorecht aus religiösen Gründen bei der Besetzung von Professuren eingeräumt. Entschieden werden soll mit Zwei-Drittel-Mehrheit.
Die Universität betonte, „dass keine Personen bestellt werden, von denen bekannt ist, dass sie in der Vergangenheit beispielsweise durch Positionierungen hervorgetreten sind, die mit dem Grundgesetz und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbar sind“. In der Kritik stand zuletzt die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands, da nach Medienberichten einige ihrer Vertreter an einer israelfeindlichen Demonstration teilnahmen.
„Beitrag zur Integration“
HU-Präsidentin Sabine Kunst erklärte, die Universität werde die islamische Theologie in ihr wissenschaftliches Netzwerk einbinden – sowohl in ihrer sunnitischen wie schiitischen Ausrichtung, den zwei großen Strömungen im Islam. Das sei einmalig in Deutschland. Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) sagte, das Institut solle „einen Beitrag zur Integration in unserer Stadt leisten und das Miteinander der Religionen fördern“.
Hintergrund ist die Kritik an dem schiitischen Verband IGS, der jetzt dem Beirat angehören wird. Die Opposition im Abgeordnetenhaus und der Grünen-Politiker Volker Beck hatten von der IGS eine Distanzierung von der jüngsten Al-Quds-Demonstration in Berlin gefordert, an der Verbandsvertreter teilgenommen hatten. An dem vom Iran ausgerufenen „Jerusalem-Tag“ wird immer wieder die Vernichtung Israels gefordert. Die IGS erklärte am Donnerstag, sie verurteile jede Form von Gewalt und Aufrufe zur Zerstörung. Trotzdem werde sie als extremistisch diffamiert.
Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte den Al-Quds-Marsch als „widerlich“ bezeichnet. Antisemitismus werde auch in der islamischen Theologie in Berlin keinen Platz haben, hatte Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Kracht (SPD) erklärt.
Die Anwältin Seyran Ates übt heftige Kritik an dem neuen Islam-Institut an der Humboldt-Universität in Berlin, das heute beschlossen worden ist. Es werde von konservativen Kräften dominiert, sagt Ates - und kündigt die Gründung eines eigenen Instituts an.
Pluralität des Islam sieht anders aus
Die Menschenrechtsanwältin und Gründerin der Berliner Ibn-Ruschd-Goethe-Moschee Seyran Ateş sieht die Pluralität des Islams in Deutschland an diesem Institut nicht abgebildet. Sie hat sich deswegen mit ihrer Gemeinde in einem offenen Brief an die Universität gewandt:
"Als liberale Reformmuslime haben wir einen offenen Brief an die Humboldt-Universität und an die Politik geschrieben. Wir kritisieren, dass an dem Tisch nicht nur nur Verbände sitzen, die konservativ und fundamentalistisch ausgerichtet sind, sondern mit den Schiiten auch ein Verband da sitzt, der jährlich auch den Al-Quds-Tag mitfeiert und damit auch Antisemitismus direkt und indirekt unterstützt und die anderen Verbände verbandelt sind mit Organisationen, die vom Verfassungsschutz überwacht werden wie die Milli Görus."
Nicht im Interesse Humboldts
Sie kritisiert die konservativen Positionen dieser Verbände zum Beispiel bei den Themen Gleichberechtigung der Geschlechter, Religionsfreiheit und dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Sie bedaure das auch im Sinne der Offenheit der Wissenschaft, betont Ateş. Dies sei sicher nicht im Interesse Humboldts gewesen.
Seyran Ateş: "Die Humboldt-Universität will keine Unruhe. Wenn die liberalen Muslime wie Bund der liberalen Muslime oder auch die Ahmadiyya Gemeinde, Gülen-Leute und wir an den Tisch kommen würden, würden wir mit den Verbänden diskutieren und wir würden der deutschen Öffentlichkeit zeigen: Ihr könnt den Islam nicht institutionalisieren wie die Kirchen es sind. Wir haben keine Ordination. Und dann müssten sie sehen, dass der Islam viel pluraler aufgestellt ist. Dieses Institut ist eine Totgeburt. Wir werden unser eigenes Institut gründen. "
Wie die von ihr gegründete Ibn-Ruschd-Goethe-Moschee will Ates auch ein Islam Institut in Berlin ins Leben rufen und hofft auf bundesweite Unterstützung.
Der Abschlussjahrgang 2025 vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität in Berlin...