von Thomas Heck...
Am Mittwoch, den 16.11.2016 fand im Audimax der Universität Hannover die diesjährige Studentische Vollversammlung statt. Neben durchaus löblichen Ansinnen, wie der Ablehnung der antisemitischen BDS-Bewegung, die israelische Produkte boykottieren will, hier wird auch gegen die antisemitische Linkspartei argumentiert, was ich der Asta gar nicht zugetraut hätte und üblichen Sender- und Flüchtlingsgeschwafel auch ein überaus wichtiges Thema#: Dem Schachverbot auf dem Campus:
Antrag an die studentische Vollversammlung am 16.11.2016
Antragssteller*: Markus Erhardt (Pflanzenbiotechnologie) und Oliver Till (Master Lehramt Ma/Ch)
Die studentische Vollversammlung möge beschließen: Das Schachspiel ist auf dem
gesamten Gelände der Leibniz Universität Hannover ausnahmslos verboten. Alle
Studierenden* sind dazu aufgefordert dafür zu sorgen, dass Zuwiderhandelnde*
weinend das Gelände verlassen.
Begründung:
1. Cultural Appropriation (kulturelle Aneignung)
Bei dem Schachspiel handelt es sich um ein Produkt kultureller Aneignung aus dem
persischen Kulturraum. Das Spiel wird dadurch aus seinem sozio-kulturellen
Zusammenhang gerissen und völlig verfremdet.
2. Rassismus
Im Schach existieren nur zwei, jeweils in sich homogene, Gruppen von
Spielfigur*innen, die sich lediglich durch ihre Färbung unterscheiden. Die Vernichtung
der jeweils anderen Gruppe* als einzige Siegmöglickeit ist eine starke Parallele zu
rassistischen und anderen menschenfeindlichen Ideologien.
3. Sexismus und patriarchale Strukturen
Die Figur/innenkonstellation*, bzw. FigurInnenkonstellation* ist im Schach nicht
quotiert. Es existiert lediglich eine weibliche* Figur, die den König beschützen muss
und im Gegensatz zu diesem geschlagen werden kann. Insofern ist weder ein
zahlenmäßiges noch ein rechtliches Gleichgewicht zwischen den angeblich einzigen
beiden existierenden Geschlechtern gegeben.
4. Gewaltverherrlichung / Förderung der gewaltbasierten Konfliktlösung
Schach ist ein gewaltbasiertes Spiel, in dem zur Eliminierung gegnerischer
Figur_Innen* keine Alternative besteht und das nicht auf eine harmlose Art spielbar
ist.
5. Kriegsverharmlosung
Beim Schach erleben die SpielerInnen* den Krieg in einer abstrahierten und
konsumierbaren Form. Dadurch entsteht ein positiv verzerrtes Bild, welches eine
kritische Haltung langfristig erschwert.
6. Förderung des Klassendenkens
Die Bauern werden im Schach immer zuerst vorgeschickt und geopfert. Die einzige
Möglichkeit zum Aufstieg besteht im Erreichen des gegnerischen Spielfeldrandes.
Hierdurch wird der Eindruck vermittelt, dass ein persönlicher und gesellschaftlicher
Aufstieg nur durch bedingungslose Aufopferung für das System erreicht werden
kann.
7. Stärkung monarchistisch-militaristischer Denkstrukturen
Das gesamte Weltbild innerhalb des Schachspiels ist auf eine einzige Person* und
deren militärische Erfolge ausgerichtet und nicht auf das höchstmögliche
Gemeinwohl. Belange von Benachteiligten oder Minderheiten* sind nicht von
Interesse.
8. Förderung eines beschränkten Weltbildes
Das Schachspiel findet in einem leicht überschaubaren Rahmen in vorgegebenen
Mustern statt. Die Fähigkeit, neue Sachverhalte in das eigene Weltbild zu integrieren
und altbekannte Muster zu durchbrechen, wird durch das Schachspiel konsequent
abtrainiert.
10. Bipolares Weltbild
Das Schachspiel führt zu einem Verlust der Differenzierungsfähigkeit durch
Schwarz-Weiß-Denken durch die konsequente Einübung und Anwendung eines
bipolaren Weltbildes. Da weiß* immer anfangen darf, wird dem Spieler*in auch noch
das letzte bisschen Entscheidungsfreiheit abgenommen.
11. Diskriminierung
Das Schachfeld ähnelt vom Muster her dem gefliesten Boden eines Küchenbereichs.
Nur in diesem Bereich ist es der Dame* gestattet, sich frei zu bewegen.
Dieser Umstand stellt eine feste Positionierung der Frau* in eben diese Bereiche des
gemeinsamen Zusammenlebens dar. Daher ist ein emanzipiertes Weltbild in der Welt
des Schachs weitgehend eingeschränkt.
12. Pervertierung von Transsexualität
Im Schachspiel kommt ein Wechsel des Geschlechts nur dann in Frage, wenn ein
Bauer* das gegnerische Ende des Spielfeldes erreicht und zur Dame* wird. Die
Umwandlung des Geschlechts dient ausschließlich der Erweiterung der
Bewegungsmöglichkeiten der Figurx und damit der militärischen Stärkung des
Spielerx. Dadurch wird assoziiert, dass sich die Wahl des Geschlechts dem Nutzen
für die Gesellschaft* unterzuordnen habe.
→ Insgesamt erschafft das Schachspiel also einseitig denkende Mensch/innen mit
geschlossenem Weltbild, starken Vorurteilen und einer völlig verzerrten Vorstellung
davon, wie die Gesellschaft* funktioniert. Gerade eine Universität muss die
Fähigkeiten, die für die Erhaltung und Weiterentwicklung einer liberalen und
demokratischen Zivilgesellschaft so wichtig sind, wie z.B. Diskussionsbereitschaft und
geistige Flexibilität aktiv fordern und fördern und verhindern, dass diese durch eine
bipolare, menschenfeindlich-militaristische Weltvorstellung ersetzt werden.
Schachverbot jetzt! - für eine gerechtere Welt!!!
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*alle Peronengruppen, die so sind, sich so fühlen wollen oder so gesehen werden wollen/können oder so ...
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