von Thomas Heck...
Der Lebensmitteleinzelhändler Edeka steht mit seinem neuen Weihnachts-TV-Spot in der Kritik. In den vergangenen Jahren hatte Deutschlands größter Einzelhändler viral großen Erfolg, in diesem Jahr läuft es genau andersherum: In dem Spot werden offenbar Nazi-Codes verwendet. Da muss man aber auch schon Experte sein, um das perfide Spiel der Nazis vom Edeka aufzudecken. Doch dafür gibt es ja gottlob Extremismusexperten wie Sabine Bamberger-Stemmani, die nicht an einen Zufall glaubt. Achtung, es folgt keine Satire. Die meint das ernst:
mm.de: Sie haben sich den neuen Edeka-Spot angesehen, was haben Sie entdeckt?
Bamberger-Stemmann: In dem Spot sind zwei Autokennzeichen zu sehen, die gängige Codes der rechtsextremen Szene zeigen.
mm.de: Welche sind das?
Bamberger-Stemmann: Das ist das Kennzeichen "MU SS 420" Die Buchstaben SS sind gerade wegen der Anlehnung an die NS-Zeit in Deutschland im Autokennzeichen verboten. Da das verboten ist, ist es nicht vertretbar, das in einem Werbespot zu nutzen, auch wenn es sich um ein fiktives Kennzeichen handelt. Die 420 ist eine aus dem angelsächsischen Raum stammende, in rechten Kreisen auch hierzulande gängige Abkürzung für Hitlers Geburtstag am 20. April.
mm.de: Für diese beiden Codes ist Edeka bereits kritisiert worden. Manche sagen, die Zahlenkombination könne auch auf den Cannabis-Tag hindeuten, der ebenfalls mit der Zahl 420 arbeitet. Was haben Sie noch gefunden?
Bamberger-Stemmann: Den Verweis auf den Cannabis-Tag halte ich im Zusammenhang mit den Buchstaben SS, den wir vor uns haben, für konstruiert. Denn das zweite Autokennzeichen, das im Spot zu sehen ist, zeigt ebenfalls Zahlenkombinationen, die in der rechtsextremistischen Szene verwendet werden. Das Nummernschild laut "SO LL 3849".
mm.de: Was bedeutet das?
Bamberger-Stemmann: Die Zahl 84 steht für "Heil Deutschland". Sie ist umrahmt von den Zahlen 3 und 9. Die 39 steht für "Christliche Identität" oder "Christian Identity". Dies bedeutet in rechten Kreisen im Umkehrschluss Antisemitismus. Damit ist die Aussage klar. Diese rechtsextremen Codes sind leicht im Internet recherchierbar. Werbung für rechtsradikale Produkte und Ideen nutzt die Codes oft. Die Verwendung in einem nicht diesen Kreisen angehörigen Spot ist erschreckend.
mm.de: Glauben Sie an einen Zufall? Edeka spricht von einem Versehen und hat sich entschuldigt. Von der verantwortlichen Werbeagentur Jung von Matt war noch nichts zu hören.
Bamberger-Stemmann: Ich glaube nicht an einen Faux pas, wie es ja im Netz zum Teil auch diskutiert wird. Angesichts der Häufung von rechtsradikalen Codes ist das verharmlosend und unglaubwürdig. Sowieso vermittelt der Spot besonders am Anfang eine heile Welt und transportiert Werte, die auch für die Neue Rechte stehen. Die Kinder spielen zum Beispiel auch eine altmodische Version von "Mensch ärgere dich nicht".
mm.de: Das allein ist sicherlich nicht zu kritisieren.
Bamberger-Stemmann: Stimmt, im Gesamtbild wird es aber auffällig, ebenso wie die Buchstabenkombinationen MUSS und SOLL. Wenn die Nutzung der Codes nicht Absicht ist, dann zeigt sich darin doch ein tiefstes Unverständnis der deutschen Historie. Es ist erschütternd, dass einem so großen Konzern wie Edeka so etwas unterlaufen kann.
Sabine Bamberger-Stemmann ist seit 2004 Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg. Sie ist Historikern und Slawistin mit den Spezialgebieten Minderheiten- und Migrationsforschung sowie Ostmitteleuropa und deutsch-polnische Beziehungen und offensichtlich mental inkompetent.
Und hier eine nette Analyse der Geschehnisse...
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