Sonntag, 24. Juli 2016

3.000 Polizisten gegen Ali S.

von Thomas Heck...

Um es vorwegzunehmen. Ich stehe auf unsere Polizei. Sie ist der Prügelknabe der Nation, alle schimpfen und prügeln auf sie ein, die Politik mißbraucht sie. Doch im Falle München sich jetzt auf die Schultern zu klopfen und zu meinen, es sei alles in Ordnung und wir könnten weitermachen wir bisher, das ist es eher nicht.

Da wird unisono die Professionalität der Polizei gelobt. Von der Arbeit des Pressesprecher einmal abgesehen, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wer benutzt heute eigentlich diese alten Uniformen der 70er-Jahre (beige Hose, grünes Jacket)? Selbst das kaputtgesparte Berlin hat neue, blaue Uniformen. Für mich war Bayern noch ein Ort, wo die Welt noch in Ordnung war. The first line of defence. Pustekuchen. Das war wohl einmal.

Ich bin im Gegensatz breiten Öffentlichkeit nicht stolz oder beruhigt. Ganz im Gegenteil, ich bin zutiefst beunruhigt. Wenn diese Polizeiarbeit in München der Maßstab war, Leute, dann sind wir sowas von im Arsch.

Bei der Befreiung der Geiseln der Lufthansa-Maschine Landshut im somalischen Mogadischu durch die GSG 9 im Jahre 1977 war ich stolz. Mir war klar, sollte ich jemals eine Geisel werden, egal wo auf der Welt, diese Jungs würden mich rausholen. Der Einsatz von München hat meine Zuversicht nachhaltig beschädigt.

Deutschland verfügt über ein Heer an Spezialeinsatzkräften: GSG 9 und BFE+ auf Bundesebene der Polizei, das KSK der Bundeswehr, SEK's und MEK's der Polizeien der Länder. Gute, professionelle Einheiten, die gegen Terror gut aufgestellt sind und international einen hervorragende Ruf haben, mit zur Spitze weltweit gehören. Nicht zu vergleichen mit dem Auftreten bei der Geiselnahme israelischer Sportler durch arabische Terroristen 1972 bei der Olympiade in München.


Doch bevor wir uns alle beruhigt zurücklehnen,  muss man die Fragen stellen, wie ein 18jähriger Spinner mit einer Pistole 3 Stunden lang 3.000 Polizeibeamten beschäftigen konnte, zwischenzeitlich 9 Menschen erschoß, bevor er sich selbst seiner natürlich Bestimmung zuführte? Man stelle sich nur vor, wie die Nacht gelaufen wäre, wenn nicht nur dieser 18jährige Vollidiot um sich geschossen hätte, sondern ein Team von IS-Terroristen, ausgestattet mit Kalaschnikows, Pistolen, Handgranaten und weitere Sprengmittel, motiviert bis in die Haarspitzen und Hass auf die ganze Welt? Da kann man sich schon Sorgen machen, denn der IS hat das Personal für solche Aktionen bereits mit dem Flüchtlingsstrom und über andere Wege in dieses Land eingeschleust.

Ich sehe schon den Jubel in islamischen Foren, die Freude darüber, dass ein einsamer Wolf, ein Löwe von der großen Anzahl der Polizisten nicht gestoppt wurde. Das wird Nachahmer finden.

Man stelle sich vor, Ali S. hätte sein schändliches Werk nicht in München, sondern im McDonalds auf dem Jerusalem Boulevard 15 in Tel Aviv begonnen. Ich wette, der Schmutzlappen wäre schneller gestoppt worden und es hätte eher keine 3 Stunden gedauert und es wären keine 3.000 Polizisten notwendig gewesen. Zum Suizid wäre es sich nicht gekommen, dafür hätte der keine Zeit gehabt. Er wäre mit der Waffe nicht mal ins Restaurant gekommen, weil es in Israel vor jeder Mall Taschenkontrollen gibt.

Deutschland wird sich ändern müssen und es muß sich schnell ändern. So wie es doch heute normal ist, dass bei Großveranstaltungen oder bei Gericht Taschenkontrollen durchgeführt werden und Körper abgetastet werden, so muss es normal werden, dass dies bei jedem Einkaufszentrum, jeder Bank oder Post Kontrollen durchgeführt werden. Das ist der Preis der Freiheit. Eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht und umkommen kann man auch, wenn man den Hund ausführt, aber derartige Amokläufe wären schon im Ansatz vorbei. Wir müssen aus solchen Anschlägen, ob islamistisch motiviert, IS-gesteuert und einfach nur durch einen Dummbeutel, lernen und unser Verhalten der Station anpassen. Ich bezweifle jedoch nachhaltig, ob Deutschland dazu in der Lage ist. Vielleicht erst nach Anschlägen, wie sie in Frankreich geschehen sind und selbst da bin ich mir nicht sicher.

1 Kommentar:

  1. Nur mal ganz so nebenbei. Ich glaube kein bisschen, dass er nur ein Dummbeutel war. Dieser Anschlag bedurfte einer längeren Vorbereitung. Wenn er so ein lieber Junge, zwar ein bisschen depri, heutzutage werden alle islamischen Mörder als depri bezeichnet, damit man ja nicht denkt, dass sie etwas anderes wären - nämlich Terroristen, gewesen war, dann hat er schon eine ganze Zeit gebraucht, um sich eine Waffe zu besorgen plus Geld für 300 Schuss Muni. Ich hätte da so meine Schwierigkeiten, mir eine zu beschaffen. Die Waffe selbst hatte eine Serien-Nr., die ausgefeilt war. Er lebte als Schiite in einem sunnitischen Umfeld. Er war kein Dummbeutel.

    AntwortenLöschen