Dienstag, 9. Dezember 2025

Und immer wieder plappern sie das Gastarbeitermärchen vom Wiederaufbau Deutschlands nach

von Stefan Müller

„Content Creator“ Tahsim Durgun (hier bei einem ARD-Auftritt): Steigerung migrantischen Selbstwertgefühls durch erfundene Aneignung deutscher Aufbauleistungen



Bereits zum 25. Mal wurde am vergangenen Freitag der Musikpreis “1LIVE Krone 2025” verliehen, diesmal im Bielefelder Lokschuppen. Dahinter steckt der vom “Westdeutschen Rundfunk” als “Jugendradio” betriebene Sender “1 Live”. Laut WDR ist die „Krone“ der wichtigste Radiopreis Deutschlands. Die Preisträger werden durch Hörervotum bestimmt, die Auszeichnung wird in neun Kategorien vergeben. In diesem Jahr ging die Auszeichnung in der Kategorie „Beste Unterhaltung“ an Tashsim Durgun, einen türkischstämmigen “Content Creator”, eine der vielen professionell klingenden Umschreibungen des Berufsbildes „digitaler Lebenskünstler. Spätestens bei seiner Dankesrede wurde jedoch klar, dass Durgun eher ein Preis in der Kategorie “Bester Märchen- oder Witze-Erzähler” verdient hätte, wenn es diese denn gäbe.

In seiner Dankesrede verstieg er sich zu völlig faktenfreien Aussage: “Ich wünschte, wir hätten einen Bundeskanzler, der begreift, dass auch meine Eltern dieses Land aufgebaut haben.” Er habe nicht das Ziel, „irgendwie hochgradig innovative oder besondere Geschichten zu erzählen”, sagte er außerdem, “sondern unerzählte”. In der Tat, es ist eine Geschichte, die Durgun hier erzählt – doch sie ist weder innovativ noch unerwähnt, denn seit einiger Zeit wird der Mythos der Aufbaulüge Deutschlands durch Gastarbeiter selbst von der Bundesregierung wieder alle Fakten stets aufs Neue bemüht.

Schuld- und Verdammnisnarrative der linken Geschichtsklitterung

Zunächst zum Grundsätzlichen: Das Gastarbeiterabkommen mit der Türkei wurde Oktober 1961 – also sieben Jahre nach dem Höhepunkt 1955 und zwei Jahre nach Auslaufen des “Wirtschaftswunders”) abgeschlossen. Da war Deutschland längst aufgebaut – vom eigenen Volk, dessen historische Leistungen nach den Abgründen des Dritten Reichs heute geleugnet und verhöhnt werden, weil sie nicht zu den Schuld- und Verdammnisnarrativen der linken Geschichtsklitterung passen.

Das ganz große Tabu beim Thema speziell der türkischen Gastarbeiter ist allerdings die Vorgeschichte des entsprechenden “Anwerbeabkommens”, das in Wahrheit eine Art Vertrag zu Lasten Dritter war: Dieses wurde Deutschland nämlich gegen seinen erklärten Willen aufgedrückt – durch politischen Druck der Türkei auf den NATO-Bündnispartner USA, der Ankara als strategischen Partner brauchte. Vor allem ging es der türkischen Regierung darum, arbeits- und perspektivlose Personen aus extrem strukturschwachen und unterentwickelten Regionen des Landes “loszuwerden“ und ins Ausland umzusiedeln, um die Türkei so innenpolitisch zu stabilisieren und so der NATO als zuverlässiger Bündnispartner erhalten zu bleiben. Folgerichtig wurde das entsprechende Abkommen auch nicht vom Bundesarbeits-, sondern vom Bundesaußenministerium (!) abgeschlossen; die damalige Bundesregierung selbst erklärte, dass es keinen personellen und volkswirtschaftlichen Bedarf an diesen Arbeitsplätzen gab (weiterführende Zahlen und Fakten sind in diesem Ansage!-Artikel des Autors zu finden).

Kein Widerspruch dank Bildungnotstand

Noch absurder wird die Äußerung Durguns dadurch, dass er selbst gar keiner typischen Gastarbeiterfamilie entstammt. Als – in der Türkei schon damals diskriminierte – jesidische Kurden kamen seine Eltern 1987 nach Deutschland. Damals gab es lange keine Anwerbeabkommen mehr, Einwanderer aus dieser Zeit kamen fast immer als Asylbewerber nach Deutschland. Das ist nicht ehrenrührig; unverständlich ist, weshalb Durgun nicht diesen Hintergrund erwähnt, sondern stattdessen Unsinn über den Wiederaufbau Deutschlands erzählt. Er selbst ist erst1995 geboren.

Die absurden und erweislich falschen Aussagen des populären Influencers blieben – wohl wegen des gewohnheitsmäßigen Bildungnotstands bei der jugendlichen Zielgruppe sowie der ideologischen Verblendung der WDR-Programmmacher – natürlich unbemerkt und unwidersprochen; sie lösten bei der zu beträchtlichen Teilen migrantischstämmigen Fanbase sogar regelrechte Beifallsstürme aus. Umso wichtiger erscheint es daher, hier nochmals journalistisch nachzujustieren und die Fakten geradezurücken. Auch und gerade im Interesse der türkischstämmigen Community – denn wenn die Identifikation von Gastarbeiternachkommen mit ihrer neuen Heimat auf historischen Lügen gegründet ist, kann es natürlich auch mit der Integration nichts werden.


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