Dienstag, 8. Dezember 2020

Kinderbücher über Vielfalt und Rassismus

von Thomas Heck...

Im Auto höre ich gerne Radio und, ich oute mich, ich höre immer noch gerne den Berliner Sender RadioEins, ein öffentlich-rechtliches Format. Ich ertappe mich jedoch immer häufiger, dass ich entnervt das Radio ausschalte, wenn mir die öffentlich-rechtliche Erziehung zu weit geht oder mir diese schlichtweg auf den Sack geht. So auch heute, als es um Kinderbücher über Vielfalt und Rassismus ging, letztlich ging es bei dem ganzen Thema um eine ziemlich üblen Versuch der Indoktrination von Kindern durch zwei schwarze Lady's, die in ihrem Eifer gar nicht bemerken, wie rassistisch sie selbst sind. Ein Ausblick, was uns in einem linken Umerziehungsstaat blüht, der sich gerade mit freundlicher Unterstützung der GEZ-Hetzmedien entwickelt und aufbaut.

So hörte man (die Meinungen des Heck Tickers finden Sie in kursiver, roter Schrift in Klammern): In der Rubrik "Alles andere als pille-palle" geht es um Diversität in Kinderbüchern. Und heute ganz speziell um BiPOC – das ist die Abkürzung von Black, Indigenous, People of Color und bedeutet auf Deutsch Schwarz, Indigen und der Begriff People of Color wird nicht übersetzt.


Tebogo Niminde-Dundadengar zusammen mit Olaolu Fajembol 
Gründerinnen der Plattform tebalou - für mehr Vielfalt im Kinderzimmer


Das Leben ist vielfältig und mitunter schwierig. Aber Kinder wollen alles ganz genau wissen, egal ob knorke oder kompliziert. Und das sollen sie auch. Zum Glück gibt es zu (fast) allen Themen Kinderbücher. Mithilfe von Expert*innen wählen wir die besten für Sie aus und lernen, wie man mit Kindern über den Tod, Rassismus, Behinderung, Religionen und alles andere, was angeblich "nur für Erwachsene" ist, spricht. ("Wir" wählen für die Kinder aus. DAS ist Indoktrination der übelsten Art, wie man es nur in Diktaturen kennt.)

Wiebke Keuneke stellt Kinderbücher über Vielfalt und Rassismus vor.


Wer hat Dich dieses Mal bei der Auswahl der Kinderbücher beraten?

Tebogo Niminde-Dundadengar – kurz: Tebbi. Sie hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Olaolu Fajembol „tebalou“ gegründet. Als Mütter von Schwarzen Kindern hatten sie beide Schwierigkeiten geeignete Spielmaterialien und Bücher zu finden, in denen sich ihre Kinder repräsentiert finden (Ich wette, dass deren Kinder keine Probleme hatten. Ihre Mütter hatten damit Probleme oder machten ein Problem daraus):

"Also wir sind ja selber in Deutschland aufgewachsen und hatten auch kein entsprechendes Spielzeug und keine entsprechenden Bücher und haben gemerkt, dass sich in Deutschland in den letzten 30 Jahren auch nicht soo viel getan hatte zu dem Zeitpunkt und haben darum beschlossen das zu ändern." (Klar, Rassismus prägt)

2018 haben sie dann gemeinsam die Plattform "Tebalou" ins Leben gerufen. Und da gibt es alles - angefangen von Bastelpapier und Stiften in den unterschiedlichsten Hautfarben über Puppen bis hin zu Kinderbüchern. (Wer kennt das nicht, wenn das Kind beim Malen keine Stifte findet, die ausschließlich die eigene Hautfarbe darstellen. Man fragt sich wirklich, wie wir früher als Kinder überhaupt überleben konnten)


Kalle und Elsa von Jenny Westin Verona und Jesús Verona


Quasi alles für mehr Vielfalt im Kinderzimmer. Was ist denn eines ihrer Lieblingsbücher, die sie empfehlen?

Ganz klar "Kalle und Elsa", die verschiedenste Abenteuer zusammen erleben, das passiert immer, wenn sie - Zitat aus dem Buch - "so ein wildes Gefühl im Bauch bekommen" - einfach eine wunderschöne Geschichte:

"[...] Dass Kalle nun zufällig schwarz (Klar, rein zufällig. Wäre Kalle rein zufällig weiß, wäre es schon wieder rassistisch) ist, wird in den Büchern überhaupt nicht thematisiert, das finden wir schön, die Zeichnungen sind wunderschön, was wir auch nicht so oft in Kinderbüchern finden, ist, dass es eine Junge-Mädchen Freundschaft ist, es ist schon oft noch, dass sich die Freundschaften entlang der Geschlechterlinien ziehen."

Tebbi und ihre Kollegin Olaolu sind beide Mädchen Mütter. Und da gibt es natürlich - ganz klar - auch immer mal wieder den Prinzessinnen und Ballerina Wunsch (Merkwürdig, wo doch das Geschlecht ein Soziales Konstrukt ist oder sind etwa Mädchen doch anders als Jungen? Bin etwas verwirrt). Da empfiehlt Tebbi das Musik-Bilderbuch "Schwanensee" von Jessica Courtney-Tickle:

"[...] und es ist für kleine schwarze Mädchen ein Thema, dass die Prinzessinnen und Primaballerinas weiß sind (Ich denke mal eher, es ist ein Thema für die Mamas) und das Schöne an dem Buch ist, dass es sich ganz klar an die Originalgeschichte von Tschaikowsky hält, aber die Tänzerinnen, die Ballerinas nicht alle weiß sind. Es gibt schwarze und weiße Tänzerinnen." (Merken die eigentlich nicht, wie rassistisch die selbst sind? Wenn ich Tänzerinnen sehe, sehe ich Tänzerinnen und da ist es mir auch beim Ballett ziemlich egal, ob die weiß oder schwarz sind)

Außerdem bietet das Buch eine gute Möglichkeit Kinder an klassische Musik heranzuführen.


Peter Tschaikowsky. Schwanensee von Jessica Courtney-Tickle


Das i in BiPOC steht ja für indigene Menschen/Völker, hat sie da noch einen speziellen Tipp?

Ja und zwar das Buch "Als wir allein waren" von David Robertson. Er ist einer von Kanadas Bestseller Autoren und stammt selber von dem indigenen Volk der Cree in Nordamerika ab:

"[...] was ich total schön an dem Buch finde, dass es schafft, diese brutale Geschichte der residential schools, wie sie ja in vielen Ländern, wo Natives und indigene Menschen gelebt haben quasi die Kinder aus den Familien genommen wurden und umerzogen wurden und quasi ihre Kultur ausgetrieben werden sollten auf ganz behutsame Weise für Kinder ab vier, fünf Jahren erzählt wird." (Ja, genau, so bei der indigenen Bevölkerung in Deutschland, denen man seit Jahrzehnten die Identität nimmt. Geiles Thema für Kinder ab vier)



Als wir allein waren von David A. Robertson und Julie Flett 



Dieses Umerziehungssystem damals sprach davon, "den Indianer im Kind zu töten". Schwierig vorstellbar, wie so etwas kindgerecht erzählt werden kann, aber Robertson stellt jedem harten Vorgang, also, dass den Kindern ihre langen Haare abgeschnitten worden sind und sie ihre bunten Kleider abgeben mussten, sie von ihren Geschwistern getrennt wurden, stellt er gegenüber, wie ermächtigend es sein kann, wie stark es einen machen kann, wenn man als Nachfahren der Cree jetzt an diesen Dingen festhält, sie zurückfordert, für sich beansprucht. (Fragt sich, warum man Kindern heute noch solche Horrorgeschichten erzählen muss, wenn ihnen nicht ein schlechtes Gewissen über ihre "weiße Privilegien" eingeredet werden soll)


Little People, Big Dreams: Zaha Hadid von María Isabel Sánchez Vegara 


Harter Tobak, aber gehört zur Wahrheit der Geschichte dazu. (Deswegen fallen auch weltweit Denkmäler, die politisch nicht genehm sind oder altbekannte Straßen werden umbenannt. Weil sie zur Wahrheit der Geschichte dazugehören. Klar.) In Kinderbüchern passiert doch auch viel über Vorbilder. Ich denke da an diese Reihe – Little people-Big dreams: Rosa Parks, Maya Angelou, Ella Fitzgerald.

Genau, ganz neu auch Martin Luther King und die Architektin Zaha Hadid. Klar ein tolles Format. Ähnliches Prinzip sind die "Good night stories for rebel girls" – und da empfiehlt Tebbi den dritten Band "100 Migrantinnen, die die Welt verändern". Ihre Kinder lieben das Format:

"[...] also so einmal 'ne Biographie kurz angeschnitten und total aus dem Häuschen sind, was diese Menschen in ihrem Leben erreicht und gemacht haben und ganz viel Inspiration finden und mit ganz viel Begeisterung diese Geschichten durchlesen."



Good Night Stories for Rebel Girls 
100 Migrantinnen, die die Welt verändern von Elena Favilli



Ich behaupte mal, das Buch ist nicht nur für Mädchen interessant und inspirierend. Wenn ich da so reinlese, dann überkommt mich danach immer so ein "Ärmelhochkrempel" – come-on-let’s-do-it-Gefühl. (Deshalb arbeitest Du auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk)

Du hast noch ein Buch mitgebracht, was so ein bisschen aus der Reihe fällt, weil es nicht richtig ein Kinderbuch ist, aber Du dennoch hier empfiehlst?

Unbedingt. Und zwar heißt es "Das Buch vom Anti-Rassismus". Tebbi und Olaolu kannten das Buch in der englischen Version schon lange, ein New York Times Bestseller. Jetzt ist es auch auf Deutsch erschienen und sie empfehlen es, weil es nicht nur ein Sachbuch ist, sondern eine Handlungsanleitung.


Das Buch vom Antirassismus von Tiffany Jewell und Aurélia Durand 



"[...] also es gibt ja zu jedem Kapitel Übungen, die die Leserinnen durchführen können und dass es ein Buch ist, das sich jetzt nicht explizit nur an ein weißes oder POC oder schwarzes Publikum richtet sondern alle mit diesem Buch arbeiten können und gucken, wo stehe ich eigentlich gesellschaftlich, was weiß ich über Rassismus und wie kann ich antirassistisch werden."

Ich empfehle jedem sich mal mit dem Thema auseinander zu setzen. Dafür finden sie hier auch einen Link zu dem Leitfaden von familiar faces: Wie erkläre ich Kindern Rassismus?

Weitere Buchtipps:
"Alle da! Unser Kunterbuntes Leben" von Anja Tuckermann und Tine Schulz, Klett Kinderbuch

"Du und ich und alle anderen: Was mich und dich und uns alle verbindet" von Marcos Farina, Kleine Gestalten




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